Mit dem Gummiboot über die Donau. Unterrichtsentwurf im Fach Geographie in einer 6. Klasse


Unterrichtsentwurf, 2011

26 Seiten, Note: 14


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1) Ziele der Stunde
1.1) Grobziel
1.2) Feinziele

2) Situation der Lerngruppe
2.1) Allgemeine Situation der Lerngruppe
2.1.1) Entwicklungs- und lernpsychologische Voraussetzungen
2.1.2) Sozial-kulturelle Voraussetzungen
2.1.3) Sozial-kommunikative Voraussetzungen
2.2) Äußere Lernbedingungen
2.3) Eigene Lehrsituation

3) Didaktische Überlegungen und methodisches Herangehen
3.1) Einordnung der geplanten Unterrichtssituation in die Unterrichtseinheit
3.2) Einbettung der geplanten Unterrichtssituation
3.3) Sach-Struktur-Diagramm
3.4) Sachanalyse
3.5) Didaktische Reduktion
3.6) Didaktische Überlegungen und methodische Entscheidungen

4) Geplanter Unterrichtsentwurf

5) Anhang (Auszüge)
5.2) Besondere Funktionen in der Gruppe
5.1) Sitzplan
5.2) Besondere Funktionen in der Gruppe
5.3) Material
5.3.1) Material der Infoexperten
5.3.2) Material der Länderexperten
5.3.3) Material der Landschaftsexperten
5.3.4) Material der Pflanzen- und Tierexperten
5.3.5) Material der Wirtschaftsexperten
5.4) Beobachtungsbogen

Literatur- und Quellenverzeichnis

1) Ziele der Stunde

Die Zielstellungen der vorliegenden Unterrichtsstunde orientieren sich an der aktuellen Klassensituation sowie am Kenntnisstand und den Lernvoraussetzungen der Schüler1. Folgende Zielformulierungen gehen auf das Kompetenzmodell des Thüringer Lehrplans für das Fach Geographie zurück2.

1.1) Grobziel

Die Schüler gewinnen einen Überblick über Europa mit seinen wirtschafts- und sozialgeographischen Merkmalen sowie der physischgeographischen Vielfalt. Diese werden verschiedenen Großregionen und Ländern zugeordnet, um daran deren spezifischen Charakter zu verdeutlichen. Die Lernenden setzen sich anhand ausgewählter Beispiele mit topographischen und wirtschaftlichen Faktoren näher auseinander. Dabei eignen sie sich verstärkt die Methodenkompetenz an, indem sie sich mithilfe von einfachen Texten und Karten informieren und einfache Schaubilder, Diagramme sowie Profile auswerten. Die Schüler gewinnen zunehmend Fertigkeiten, ihre Arbeitsergebnisse abwechslungsreich darzustellen.

1.2) Feinziele

Lernziel im Bereich der Sachkompetenz

(1) Die Schüler erhalten in Form von fünf Schülervorträgen einen Überblick über allgemeine Informationen zum Fluss, die Donauländer, ausgewählte Landschaften, welche der Fluss durchfließt, Beispiele der Tier- und Pflanzenwelt entlang der Donau sowie der wirtschaftlichen Bedeutung des Stroms.

Lernziel im Bereich der Methodenkompetenz

(2) Die Lernenden entnehmen mit teilweise Hilfestellung der Lehrerin in einer Zeit von 15 Minuten einem Sachtext, einer Karte und/ oder einem Bild die im Expertenauftrag geforderten Informationen.

(3) Die Heranwachsenden stellen ihre Arbeitsergebnisse mithilfe ihrer Aufzeichnungen in Form eines Schülervortrages anschaulich und inhaltlich richtig dar.

Lernziel im Bereich der Sozialkompetenz

(4) Die Lernenden festigen ihre Fertigkeiten zur Arbeit in Gruppen, indem sie mithilfe weniger Hinweise der Lehrerin die vereinbarten Verhaltensregeln akzeptieren und einhalten.

Lernziele im Bereich der Selbstkompetenz

(5) Die Heranwachsenden übernehmen zunehmend Verantwortung für den eigenen Lernprozess, indem sie das Arbeitsblatt mithilfe des Schülervortrages eigenverantwortlich vervollständigen.

(6) Die Schüler entwickeln ihre Fertigkeit und Bereitschaft weiter, den individuellen Lernzuwachs mit eigenen Worten am Ende der Stunde wiederzugeben.

2) Situation der Lerngruppe

2.1) Allgemeine Situation der Lerngruppe

2.1.1) Entwicklungs- und lernpsychologische Voraussetzungen

Die Schüler der Klasse 6c befinden sich im Alter zwischen 12 und 13 Jahren. Entwicklungspsychologisch und -physiologisch lassen sie sich demzufolge in die Phase der frühen Adoleszenz einordnen. In diesem Lebensabschnitt vollzieht sich für die Heranwachsenden ein bedeutender körperlicher, kognitiver und psychosozialer Reifeprozess3.

Zimbardo spricht bezüglich der physischen Entwicklung von einem „präadoleszenten Wachstumsspurt“4. Dabei bezieht er sich auf die Veränderung der Körpergröße, des Gewichts sowie der Ausprägung der Geschlechtsmerkmale der Jugendlichen. Bezogen auf die Klasse 6c lässt sich dahingehend eine differente Entwicklung konstatieren. So sind O, B, I und A körperlich weiter entwickelt als ihre Mitschüler.

Desgleichen ist eine kognitive Entwicklung bei den Lernenden zu verzeichnen. Sie nutzen zunehmend ihre Kenntnisse und Erfahrungen, um Vorgänge und Tatsachen strukturiert zu realisieren. In diesem Zusammenhang festigen sie ihre motorischen und kreativen Fertigkeiten im Umgang mit Medien und Materialen, setzen eigene Begabungen um und fördern ihre Konzentrationsfähigkeit. Sie entwickeln im Arbeitsprozess ein individuelles Zeitmanagement, welches an die organisatorischen Rahmenbedingungen des Lernorts angepasst ist. Darüber hinaus betrachten sie eigene Defizite und Konflikte unter verschiedenen Blickpunkten und versuchen nachhaltige Lösungen zu finden5. Ferner entwickeln sie sukzessive ein Bewusstsein für die Bedeutung von Lerninhalten, obgleich nicht immer eine intrinsische Motivation vorherrscht. Heranwachsende, wie B, E, M und H haben diese „formal-operationale Phase“6 bereits erreicht und bewegen sich allmählich auf die Jugendphase zu. Ihre Mitschüler befinden sich noch in einem frühen Stadium der „adoleszenten Phase der kognitiven Entwicklung“7 und verfügen demnach in Ansätzen über diese psychische Reife. Diese entwicklungspsychologische Divergenz ist unter anderem auf individuelle Förderbedarfe einzelner Schüler zurückzuführen. A und O verfügen über Schwächen im emotionalen Bereich. Dies äußert sich bei beiden unter anderem häufig in der Form der Redeverweigerung. Das Schweigen ist zum Teil auch bei F zu beobachten. O besitzt zudem ein pädagogisches Gutachten im Bereich des Lernens.

2.1.2) Sozial-kulturelle Voraussetzungen

Die Schüler der Klasse 6c kommen aus dem Einzugsgebiet der Schule. Im Hinblick auf die sozialen Hintergründe herrscht eine starke Divergenz in der Klasse. Zwar stammen die Schüler überwiegend aus gut bis sehr gut situierten Familien, hingegen gibt es Lernende, deren Eltern aufgrund von Arbeitslosigkeit finanzielle Nöte aufweisen. Bezüglich der familiären Bedingungen der Schüler sind ebenfalls Unterschiede festzustellen. Sechs Schüler der Klasse wachsen in intakten Familienverhältnissen auf. Der Großteil lebt jedoch in Patchworkfamilien oder bei nur einem Elternteil. Alle Schüler der Klasse 6c sind in Deutschland geboren. Vier Lernende haben jeweils ein Elternteil, das einer anderen Nationalität angehört. Dies ist jedoch ausschließlich am Aussehen der Schüler zu erkennen (z. B. dunkle Hautfarbe).

2.1.3) Sozial-kommunikative Voraussetzungen

Kennzeichnend für das Wesen der Klasse ist ihre nette und aufgeschlossene Art. Dies sorgt im Allgemeinen für eine angenehme Atmosphäre zwischen der Lehrerin und den Schülern im Unterricht und in den Pausen. Das nette Verhältnis und der Zusammenhalt zwischen den Klassenkameraden sind vor allem in kleinen Schülergruppen nachzuvollzie- hen. Darüber hinaus herrscht oft ein rauer und kühler Umgangston sowie Geschlechter- kampf zwischen Jungen und Mädchen. Daraus hervorgehend lässt sich bezüg- lich der Gruppendynamik eine klare Geschlechtertrennung konstatieren.

Eine sehr enge, freundschaftliche Bindung besteht zwischen I und Q sowie zwischen N und P. Bei den Jungen lässt sich eine größere Gruppe erkennen, zu der F, D, C, E und M zählen. Eine kleine Jungengruppe setzt sich aus K, J und A zusammen. G, L, H und R können nicht konkret einer bestimmten Gruppe zugeteilt werden. Sie suchen zu vielen Mitschülern Kontakt.

Prinzipiell sind die Heranwachsenden der Klasse 6c lernwillig. Das ist anhand folgender Faktoren ersichtlich. Die Schüler akzeptieren das Ritual des individuellen Glockenschlags als Kennzeichen für den Unterrichtsbeginn und halten es ein. Daneben sind ihnen die Regeln zur Art und Weise des Meldens, für die Arbeitsweise in Formen des offenen Unterrichts sowie Gesprächsregeln bekannt, welche sie versuchen zu beachten8. Jedoch ist es zeitweise notwendig, verbale Impulse zur Einhaltung dieser Regeln zu geben. Diese nimmt ein Großteil der Heranwachsenden stets an und richtet ihr Handeln daran aus. Die Anzahl der negativ auffallenden Schüler beschränkt sich auf I und L. Sie ziehen es in Abhängigkeit ihrer Stimmung des Öfteren vor, private Gespräche zu führen und andere Mitschüler durch Zwischenkommentare vom Lernen abzulenken. Durch individuelle Zuwendung oder Ermahnung können sie jedoch beruhigt und zur Weiterarbeit an ihren Aufgaben motiviert werden.

Trotz der bestehenden Lernbereitschaft ist das Arbeitstempo der Klasse als sehr langsam einzustufen. Auch die Arbeitsweise der Schüler in offenen Unterrichtsformen kann noch verbessert werden. So fehlen ihnen weitestgehend Mut, Selbstbewusstsein sowie Elan, Problemstellung selbstständig zu bewältigen. Sie bevorzugen es, die Lehrerin um Rat zu fragen.

2.2) Äußere Lernbedingungen

Der Klassenraum der 6c befindet sich im Erdgeschoss. Es ist ein mittelgroßer, heller Raum, der durch die farbigen sowie mit Bildern bzw. Plakaten behangenen Wände und Pflanzen auf dem Fensterbrett sehr freundlich wirkt. Die lange Fensterfront zeigt frontal auf eine stark befahrene Straße. Zudem steht auf der gegenüber- liegenden Straßenseite eine Kirche, die zu jeder vollen Stunde ein Glockenspiel erklingen lässt. Das Öffnen des Fensters ist somit mit einem erhöhten Geräuschpegel verbun- den, der in Arbeitsphasen oder Unterrichtsgesprächen einen Störfaktor darstellen kann. Für die vorliegende Unterrichtsstunde werden ein Beamer sowie ein Laptop benötigt. Diese Geräte sind in dem Raum nicht fest installiert und eine Befestigungsvorrichtung ist dafür ebenso nicht vorhanden. Deshalb werden die Geräte provisorisch auf einer Schulbank in der Mitte des Raumes aufgestellt und der Beamer mithilfe von Schulbüchern höhenspezifisch ausgerichtet.

Um den Raum für die Lehrprobe vorbereiten zu können, wechseln die Schüler in der vorangehenden Stunde den Unterrichtsort. Zudem findet die Geographiestunde aus organisatorischen Gründen außerplanmäßig in der zweiten Unterrichtsstunde statt. Da in der Schule der Blockunterricht umgesetzt wird, gibt es zwischen der ersten und zweiten Stunde keine Pause. Diese genannten Besonderheiten können sich negativ auf das Verhalten einzelner Schüler sowie den pünktlichen Unterrichtsbeginn auswirken.

2.3) Eigene Lehrsituation

Ich habe den Geographieunterricht der Klasse 6c im Januar 2011 übernommen. Da die Schüler dienstags und mittwochs in diesem Fach unterrichtet werden, verbringe ich wöchentlich eine Unterrichtstunde mit den Heranwachsenden. Hospitationen, Pausenaufsichten und die Projektwoche ermöglichten es mir den Kontakt zu vielen Schülern der Klasse 6c zu intensivieren. Die offene Unterrichtsform der Freiarbeit trägt weiterhin dazu bei, den Lernprozess der Heranwachsenden zu beobachten und den Schülern auch in anderen Unterrichtsfächern bei Bedarf Unterstützung anzubieten. Die aufgezeigten Aspekte verdeutlichen, dass sich durch den Kontakt über den eigenen Unterricht hinaus im Laufe der Zeit ein angenehmes Lehrer-Schüler-Verhältnis entwickelte. Exemplarisch hierfür stehen die freundlichen Begrüßungen vieler Schüler beim Betreten des Klassenraums oder die Kontaktaufnahme zu mir in den Pausen seitens der Mädchen und einiger Jungen.

Die Schüler können meine Rolle und Funktion innerhalb der Klasse einordnen und haben mich als Lehrerin akzeptiert. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mich sehr wohl in der Klasse fühle.

Es schlagen sich drei persönliche Schwerpunkte meiner Ausbildung in der vorliegenden Unterrichtssituation nieder. Zum Einen erziele ich die Aktivierung aller Schüler im Unterricht. Durch selbstständiges Erarbeiten und Vorstellen von Unterrichtsinhalten kann ein positiver Lernzuwachs verzeichnet werden. In diesem Zusammenhang ist auf den zweiten Schwerpunkt, der Förderung der Selbst- und Sozialkompetenz hinzuweisen. Offene Unterrichtsformen bieten sich diesbezüglich an. Letztlich möchte durch die abwechslungsreiche und anschauliche Gestaltung des Unterrichts die Motivierung der Schüler erzeugen, sodass sie sich aktiv am Geschehen beteiligen.

[...]


1 Aus sprachökonomischen Gründen werden die Bezeichnungen Schüler, Heranwachsende und Lernende für beide Geschlechter verwendet.

2 Vgl. Thüringer Kultusministerium (Hrsg.): Lehrplan für die Regelschule und die Förderschule mit dem Bildungsgang der Regelschule Geographie. Erfurt 1999.

3 Vgl. Zimbardo, Philip G.: Psychologie. 4. neubearbeitete Auflage. Berlin/ Heidelberg 1983. S. 147.

4 Zimbardo. S. 147.

5 Vgl. Zimbardo. S. 147.

6 Ebd.

7 Ebd.

8 Die Lernenden sind mit offenen Unterrichtsmethoden, wie zum Beispiel Freiarbeit, Lerntheke, Lernen an Stationen oder Galeriespaziergang vertraut.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Mit dem Gummiboot über die Donau. Unterrichtsentwurf im Fach Geographie in einer 6. Klasse
Note
14
Autor
Jahr
2011
Seiten
26
Katalognummer
V194693
ISBN (eBook)
9783668259409
ISBN (Buch)
9783668259416
Dateigröße
597 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gummiboot, donau, unterrichtsentwurf, fach, geographie, klasse
Arbeit zitieren
Franziska Sobania (Autor:in), 2011, Mit dem Gummiboot über die Donau. Unterrichtsentwurf im Fach Geographie in einer 6. Klasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194693

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