Die objektiven Lehrgegenstände des Deutschunterrichts sind durch den Lehrplan vorgegeben: die Schüler sollen einen Eindruck bekommen von der „Vielfalt und Widersprüchlichkeit moderner Literatur [und dazu ermutigt werden,] sich anhand literarischer Werke mit sich selbst und ihrer Zeit und Umwelt auseinanderzusetzen“. Im Sinne eines schülerzentrierten Unterrichts ist es daher sinnvoll, zu untersuchen, welche literarischen Themen möglichst lebensnahe Probleme darstellen, was allerdings angesichts der Aktualität vieler expressionistischer Themen nicht schwer fallen wird.
Gerade das Thema der Liebe ist ein eigentlich „zeitloses“ Thema und wurde, seit es Literatur gibt, immer wieder verarbeitet; bereits das hebräische Hohelied der Liebe im Alten Testament ist ein Lobgesang auf die sinnlich-erotische Liebe, und nicht erst seit Freud weiß man, dass sexuelle Wünsche und Vorstellungen Dichter und Künstler in ihrem Schaffen erheblich inspirieren können. Aufgeschlossenheit der Schüler für das Thema dürfte somit „garantiert“ sein, denn die Liebe ist ein Phänomen, das über die Zeit der Pubertät hinaus jeden jungen Menschen in seinem Leben beschäftigt. Der „Kampf“ der jungen expressionistischen Generation um (nicht nur sexuelle) Befreiung hat einige Ähnlichkeit mit der sexuellen Revolte der 68´er Generation, welche auch Nachgeborenen noch ein Begriff sein dürfte. Ein knappes Jahrhundert später mag es für junge Menschen zunächst schwer nachzuvollziehen sein, was es bedeutet, in einer Gesellschaft aufzuwachsen, in der bürgerliche und „katholische“ Moralvorstellungen auf die Erziehung großen Einfluss haben und Sexualität öffentlich tabuisiert ist; einige gute Möglichkeiten, um hier den SchülerInnen „Vorstellungsbildung“ und historisches Verstehen zu ermöglichen, wird in den Abschnitten 3.2 und 3.3 gezeigt.
Handlungs- und produktionsorientierte Unterrichtselemente sowie eine Reihe erfrischender Texte aus Dada und Expressionismus für Grund- oder Leistungskurse sollen zur wechselseitigen Erhellung von Literatur und bildender Kunst und auf diesem Wege zur Förderung ästhetischer Kompetenz in der gymnasialen Oberstufe beitragen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Liebe als Thema in Literatur und Kunst des Expressionismus - Zur Aktualität und Schülerorientierung
- Expressionismus - ein komplexes Phänomen der Literaturgeschichte im Deutschunterricht der Oberstufe
- Die didaktische Problematik des Epochenbegriffs
- Zum Verhältnis exemplarischen und orientierenden Lernens
- Die „Spielarten“ der Liebe im Expressionismus
- Texte, Bilder, Dokumente als „Türöffner“ zur Unterrichtsthematik
- Was bedeutet „Expressionismus“?
- Die junge Generation
- „Aufbruch der Jugend“
- „Der junge Dichter“
- Exkurs: Kulturelle Sexualmoral und „moderne Nervosität“ am Beginn des 20. Jahrhunderts der Beitrag Sigmund Freuds
- Ein produktionsorientierter Zugang zu den Eigenarten moderner Lyrik am Beispiel der Liebesgedichte August Stramms
- Zur Methodik und der Situierung im Unterrichtsgeschehen
- Produktionsaufgaben und Bildmaterial
- Mit vorgegebenen Wörtern des Gedichts Verabredung ein eigenes Gedicht schreiben
- „Restaurieren“ des Gedichts Trieb
- Visuelle Umgestaltung des Gedichts Freudenhaus
- Zur Begründung des produktionsorientierten Ansatzes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Darstellung von Liebe im Expressionismus unter einem literaturdidaktischen Aspekt. Ziel ist es, den Expressionismus als komplexes Phänomen für den Deutschunterricht der Oberstufe aufzuarbeiten und zugängliche Unterrichtsansätze zu entwickeln, die die Schüler aktiv einbeziehen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung von Texten, Bildern und produktionsorientierten Methoden.
- Darstellung der Liebe im Expressionismus
- Didaktische Herausforderungen des Expressionismus im Unterricht
- Entwicklung schülerorientierter Unterrichtsmethoden
- Der Einfluss gesellschaftlicher und moralischer Normen auf die Darstellung von Liebe
- Produktionsorientierter Ansatz im Literaturunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Liebe als Thema in Literatur und Kunst des Expressionismus - Zur Aktualität und Schülerorientierung: Dieses Kapitel beleuchtet die Relevanz des Themas Liebe im Expressionismus für den heutigen Schulunterricht. Es argumentiert, dass die "zeitlose" Thematik der Liebe, verbunden mit dem Aufbegehren der jungen Generation gegen gesellschaftliche Normen, einen starken Bezug zur Lebenswelt der Schüler herstellt. Die Parallele zur sexuellen Revolution der 68er Jahre wird gezogen, um die Aktualität der expressionistischen Thematik zu verdeutlichen. Der Kapitel betont die Notwendigkeit, die geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontexte zu berücksichtigen, um ein fundiertes Verständnis bei den Schülern zu fördern.
Expressionismus – ein komplexes Phänomen der Literaturgeschichte im Deutschunterricht der Oberstufe: Das Kapitel diskutiert die Schwierigkeiten, den Expressionismus als Epoche im Deutschunterricht zu behandeln. Es betont die Vielschichtigkeit und die Herausforderung, der Komplexität des Epochenbegriffs gerecht zu werden und die Vielfältigkeit des Expressionismus für den Unterricht nutzbar zu machen. Die Problematik des Epochenbegriffs wird anhand der zeitlichen Eingrenzung und des Konstruktcharakters beleuchtet, wobei die Verknüpfung mit anderen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen hervorgehoben wird.
Texte, Bilder, Dokumente als „Türöffner“ zur Unterrichtsthematik: Dieser Abschnitt präsentiert verschiedene Zugänge zum Expressionismus, indem er Texte, Bilder und Dokumente als „Türöffner“ für die Schüler verwendet. Er beschreibt, wie die Thematik des Aufbruchs der Jugend und der Rolle des jungen Dichters im Expressionismus durch geeignete Materialien vermittelt werden kann. Ein Exkurs zu Sigmund Freud und der kulturellen Sexualmoral des frühen 20. Jahrhunderts vertieft das Verständnis des gesellschaftlichen Kontextes.
Ein produktionsorientierter Zugang zu den Eigenarten moderner Lyrik am Beispiel der Liebesgedichte August Stramms: Dieses Kapitel beschreibt einen produktionsorientierten Ansatz, um die Eigenarten moderner Lyrik, speziell der Liebesgedichte August Stramms, im Unterricht zu vermitteln. Es werden konkrete Methoden vorgestellt, wie Schüler durch eigene kreative Schreibaufgaben und die Auseinandersetzung mit Bildmaterial ein tieferes Verständnis für die Thematik entwickeln können. Die Begründung dieses Ansatzes betont die aktive Beteiligung der Schüler und die Stärkung ihrer literarischen Kompetenz.
Schlüsselwörter
Expressionismus, Liebe, Literaturdidaktik, Oberstufen-Unterricht, Produktionsorientierung, Schülerorientierung, August Stramm, Sexualität, Gesellschaftliche Normen, Epochenbegriff, Moderne Lyrik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Liebe als Thema im Expressionismus - Literaturdidaktische Analyse
Was ist der Hauptfokus dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Darstellung von Liebe im Expressionismus aus literaturdidaktischer Perspektive. Ziel ist die Aufbereitung des Expressionismus für den Deutschunterricht der Oberstufe und die Entwicklung schülerorientierter Unterrichtsansätze, die Texte, Bilder und produktionsorientierte Methoden verbinden.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung der Liebe im Expressionismus, den didaktischen Herausforderungen des Expressionismus im Unterricht, der Entwicklung schülerorientierter Unterrichtsmethoden, dem Einfluss gesellschaftlicher und moralischer Normen auf die Darstellung von Liebe und einem produktionsorientierten Ansatz im Literaturunterricht. Besonders August Stramm und seine Liebesgedichte werden analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem einzelnen?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Das erste Kapitel beleuchtet die Aktualität des Themas Liebe im Expressionismus für den Schulunterricht und betont den Bezug zur Lebenswelt der Schüler. Das zweite Kapitel diskutiert die didaktische Problematik des Epochenbegriffs "Expressionismus" und die Herausforderung, seine Komplexität im Unterricht zu vermitteln. Das dritte Kapitel präsentiert verschiedene Zugänge zum Expressionismus mittels Texte, Bilder und Dokumente, inklusive eines Exkurses zu Sigmund Freud. Das vierte Kapitel beschreibt einen produktionsorientierten Ansatz am Beispiel der Liebesgedichte August Stramms, mit konkreten Methoden und Beispielen für Schüleraktivitäten.
Welche Methoden werden zur Vermittlung des Expressionismus vorgeschlagen?
Die Arbeit plädiert für einen schülerorientierten und produktionsorientierten Ansatz. Konkrete Methoden umfassen die Verwendung von Texten, Bildern und Dokumenten als „Türöffner“, kreative Schreibaufgaben (z.B. Gedichte verfassen mit vorgegebenen Wörtern), das „Restaurieren“ von Gedichten und die visuelle Umgestaltung von Gedichten. Der Fokus liegt auf der aktiven Beteiligung der Schüler und der Stärkung ihrer literarischen Kompetenz.
Warum ist der Expressionismus für den Deutschunterricht relevant?
Der Expressionismus bietet durch die "zeitlose" Thematik der Liebe und den Aufbegehren gegen gesellschaftliche Normen einen starken Bezug zur Lebenswelt der Schüler. Die Parallele zur sexuellen Revolution der 68er Jahre unterstreicht die Aktualität. Die Auseinandersetzung mit dem Expressionismus fördert das Verständnis komplexer Epochen und die Entwicklung kritischer Denkfähigkeiten.
Welche Rolle spielt August Stramm in dieser Arbeit?
August Stramm dient als Beispiel für einen produktionsorientierten Zugang zur modernen Lyrik. Seine Liebesgedichte werden genutzt, um konkrete Methoden der Schüleraktivierung und des kreativen Schreibens zu demonstrieren.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Expressionismus, Liebe, Literaturdidaktik, Oberstufen-Unterricht, Produktionsorientierung, Schülerorientierung, August Stramm, Sexualität, Gesellschaftliche Normen, Epochenbegriff, Moderne Lyrik.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Deutschlehrer der Oberstufe, die ihren Unterricht zum Thema Expressionismus und Liebe gestalten und verbessern möchten. Sie bietet didaktische Anregungen und konkrete Methoden für einen schülerorientierten und produktionsorientierten Unterricht.
- Quote paper
- M.A. Matthias Reim (Author), 2003, 'Spielarten' der Liebe im Expressionismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19479