Jacques Le Goff (*1924), einst Präsident der Haute Etudes en Sciences Sociales und Herausgeber der führenden Historiker-Fachzeitschrift „Annales“ ist einer der wichtigsten Geschichtswissenschaftler des 20. Jahrhunderts. In seinem Werk „Gedächtnis und Gedächtnis“ (Originaltitel: „Storia e memoria“, Turin 1977) wagt sich der Autor an die „Reflexion über Geschichte aus der Gesamtschau“ heran. Le Goff stellt in seinem Buch eine große Anzahl sich ergänzender und widersprechender Konzepte vor, zitiert sie, kommentiert sie jedoch sparsam.
Das Buch besteht aus vier Kapiteln:
Kapitel I: Vergangenheit/Gegenwart
Kapitel II: Antik (alt)/Modern
Kapitel III: Erinnerung
Kapitel IV: Geschichte
Im ersten Kapitel zeigt Le Goff auf, wie die Rezeption, oder besser Konzeption, von „Vergangenheit“ und „Gegenwart“ sowohl in verschiedenen Epochen und Kulturkreisen einerseits und in Zweigen der Geisteswissenschaft (z.B. Psychologie, Linguistik) andererseits erfolgt.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Dialektik von Gewesenem und Stattfindendem im gesellschaftlichen und zeitgeschichtlichen Kontexten.
Das dritte und vierte Kapitel thematisieren die Wechselwirkung von „gelebter“ Geschichte von Menschen in Gesellschaften (kollektive Erinnerung) und „geschriebener“ Geschichte, die aus den Schreibstuben und Forschungsstätten von Historikern kommt und, wie Le Goff mehrmals erwähnt, erst in letzter Zeit ansatzweise den Anspruch auf Objektivität und Unparteilichkeit erheben kann.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- A. Einleitung
- B. Hauptteil I - Darstellung von Geschichte im Buch „Geschichte und Gedächtnis“
- Erinnerung
- C. Hauptteil II - Das Buch im Spiegel des Fragebogens
- C.1. Negativbefunde
- C.2. Uneindeutige Befunde
- C.3. Positivbefunde
- D. Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Literaturstudie untersucht Jacques Le Goffs Werk „Geschichte und Gedächtnis“ und analysiert, wie der Autor das Konzept des kollektiven Gedächtnisses in gesellschaftlichen Kontexten beleuchtet. Die Studie widmet sich den zentralen Fragen der Rezeption von Vergangenheit und Gegenwart, der Dialektik von Gewesenem und Stattfindendem sowie der Wechselwirkung von „gelebter“ Geschichte und „geschriebener“ Geschichte.
- Die Rolle der Erinnerung in der Konstruktion von gesellschaftlicher Identität
- Die Bedeutung von Sprache und Medien für die Formierung des kollektiven Gedächtnisses
- Die Anfälligkeit des kollektiven Gedächtnisses für Manipulation
- Die historische Entwicklung des kollektiven Gedächtnisses von der ethnischen Erinnerung zur schriftlichen Erinnerung
- Die Frage nach Objektivität und Unparteilichkeit in der historischen Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel beleuchtet Le Goff die unterschiedlichen Konzeptionen von „Vergangenheit“ und „Gegenwart“ in verschiedenen Epochen, Kulturkreisen und Disziplinen. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Dialektik von Gewesenem und Stattfindendem im gesellschaftlichen und zeitgeschichtlichen Kontext. Im dritten Kapitel, das sich mit „Erinnerung“ befasst, analysiert Le Goff die „nichtwissenschaftliche“ Geschichte, die eine Grundlage für die Identität von Gesellschaften bildet. Dieses Kapitel befasst sich insbesondere mit der kollektiven Erinnerung, die als Grundlage für die Identität von Gesellschaften dient.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet zentrale Konzepte wie kollektives Gedächtnis, Erinnerung, Geschichte, Sprache, Medien, Manipulation, Objektivität, Unparteilichkeit und gesellschaftliche Identität. Die Untersuchung analysiert den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Formierung und Interpretation des kollektiven Gedächtnisses, wobei die historische Entwicklung der Erinnerung vom ethnischen bis zum schriftlichen Gedächtnis eine wichtige Rolle spielt.
- Arbeit zitieren
- Karl Mittenzwei (Autor:in), 2003, Geschichte und Gedächtnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19501