Gegensatz der Autorität: Soziologische Betrachtung des autoritären und antiautoritären Erziehungsstils und Untersuchung ihres Einflusses auf die Entwicklung des Kindes


Hausarbeit, 2011

17 Seiten, Note: 2,3

Ines Noller (Autor:in)


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Erziehung?

3 Zwei gegensätzliche Erziehungsstile
3.1 Der autoritäre Erziehungsstil
3.1.1 Merkmale des autoritären Erziehungsstils
3.1.2 Die Entstehung eines autoritären Charakters
3.2 Der antiautoritäre Erziehungsstil
3.2.1 Der liberalistische antiautoritäre Erziehungsstil
a) Wachstums und Selbstentfaltungs-Pädagogik nach Jean Jacques Rousseau
b) Summerhill School nach Alexander S. Neill
3.2.2 Der sozialistisch antiautoritäre Erziehungsstil

4 Der Zusammenhang zwischen Autorität und Freiheit
4.1 Definition des Begriffs Autorität
4.2 Der autoritäre Erziehungsstil
4.2.1 Die institutionelle Autorität
4.2.2 Die Sachautorität
4.2.3 Die persönliche Autorität
4.3 Polarität von Freiheit und Autorität

5 Der Zusammenhang zwischen Autorität und Freiheit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Autorität ist in der modernen Erziehung ein meist negativ konnotierter Begriff. Sie nimmt in unserer Vorstellung eine übergeordnete Rolle ein, steht in Verbindung mit Macht und Verboten. Im Folgenden sollen zwei Erziehungsstile vorgestellt werden, die beide ein sehr extremes Bild der Autorität vertreten. Einmal die autoritäre Erziehung, welche die Dominanz des Erziehungsberechtigten und seine Machtstellung betont, die in Misshandlung gipfeln kann. Und zum anderen die antiautoritäre Erziehung, die jegliche Art von Autorität ablehnt und das Kind sich in seiner natürlichen Entwicklung, ohne direkte Einmischung, frei entfalten lassen will. Kann diese Unterlassung von Lenkung jedoch nicht auch Zügellosigkeit und Verwahrlosung des Kindes zur Folge haben? Aufgrund der Betrachtung dieser beiden extremen der Erziehung müssen wir uns im weiteren Verlauf des Textes damit befassen, wie viel Autorität nötig ist um dem Kind Orientierungshilfen zu geben. Welche Form der Erziehung vermittelt dem Kind ein Gefühl der Freiheit? Und ist es Möglich eine Balance zwischen den beiden Begriffen Freiheit und Autorität zu finden?

Zunächst müssen wir uns jedoch fragen was genau Erziehung eigentlich ist.

2 Was ist Erziehung?

Um sich der Rolle von Autorität in der Erziehung des heranwachsenden Menschen bewusst zu werden, muss zunächst der Begriff Erziehung selbst untersucht werden. Erich Weber behauptet, „der Mensch sei das von Natur aus auf Lernen und Erziehung angewiesene Wesen“[1]. Dem Kind ist die menschliche Lebensweise also nicht angeboren, er muss die Lebensform, „die er in der Kultur der ihn umgebenden Gesellschaft vorfindet“[2], erlernen. Die Erziehung ist es die diese Lernvorgänge herbeiführt und begünstigt.

Mit Lernen ist hierbei eine andauernde Veränderung im menschlichen Verhalten gemeint. Wobei damit weniger das schulische Lernen im Sinne von intellektuellem Kenntniserwerb im Mittelpunkt der Betrachtung steht, sondern viel mehr „die durch Lernprozesse entstehenden Veränderungen (…) [wie] Neuerwerbungen oder Abwandlungen von Verhaltensweisen“[3]. Lernen im Rahmen von Erziehung meint also den Erwerb sämtlicher Verhaltensweisen, Einstellungen, Fähigkeiten und das verinnerlichen gesellschaftlicher Normen und Werte. Aufgrund der Hilfsbedürftigkeit und Unsicherheit des jungen Kindes, ist es Aufgabe der Erziehung ihn im Erwerb dieser Verhaltensweisen durch die „Herbeiführung und Unterstützung optimaler förderlicher Lernprozesse“[4] zu unterstützen. Erziehung wird im allgemeinen auch als Enkulturationshilfe bezeichnet. Der Mensch benötigt umso mehr erzieherische Lernhilfen, je komplexer und pluralistischer die modernen Lebensverhältnisse werden, in denen er sich befindet. Umso öfter kommt es dann auch vor, dass das Individuum unter sogenannten Lernhemmungen leidet. Es kann dann erstrebenswerte oder notwendige Lernprozesse nicht allein bewältigen und benötigt Enkulturationshilfe. Ein verantwortlicher Erzieher wird jedoch immer schon im Voraus versuchen, „unproduktive Lernschwierigkeiten bereits gedanklich vorwegzunehmen und durch (…) vorbeugende (…) Lernhilfen zu vermeiden“[5].

Es kann zwischen einer informell-situativen Erziehungsform und einer formell-institutionalisierten Erziehung unterscheiden werden. Erstere hat nur einen geringen Grad pädagogischer Reflexion inne, da sich das erzieherische Verhalten aus zufälligen Situationen heraus ergibt. Es umfasst also nur einen Teilbereich einer umfassenderen sozialen Rolle, ein Beispiel hierfür wäre ein Kommilitone, der einen auf das Rauchverbot in den Vorlesungssälen aufmerksam macht. Formell-institutionalisierte Erziehung hingegen findet in einer dafür explizit eingerichteten Institution statt, in der sich Erzeihung zu einer Berufsrolle spezialisiert hat.

Bekanntestes Beispiel ist die Schule, mit dem Lehrer in der Rolle des Erziehers.[6]

Weiter muss bei der, in sozialer Interaktion erfolgenden, Enkulturationshilfe zwischen indirekter und direkter Erziehung differenziert werden. Die direkte Erziehung findet in „unmittelbar interpersonaler Kommunikation“[7] statt. Durch „mittelbare Einflussnahme auf den Erfahrungsbereich des Lernenden, (…) [oder] über vermittelnde Medien“[8] findet indirekte Erziehung statt. Sie bedient sich dabei mehrerer Gestaltungsmethoden, wie zum Beispiel das Schaffen einer förderlichen Lernatmosphären, das Bereitstellen von Beschäftigungsmaterial oder die Nutzung bildhafter Medien wie Bücher.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Erziehung das Bestreben der Einflussnahme, der älteren Generation auf ihre Kinder und Jugendliche, in zweierlei Hinsicht ist. Zum einen sollen Kulturwerte und Formen des Gemeinschaftslebens vermittelt werden und zum anderen möchte Erziehung Hilfestellung bei der Entwicklung von Anlagen und Fähigkeiten der jungen Generation geben.[9] Das Größte Ziel der Enkulturationshilfe ist die Selbstständigkeit und Mündigkeit des Lernenden. Erzeihung hat also das Endziel, „sich selbst überflüssig zu machen“[10].

3 Zwei gegensätzliche Erziehungsstile

Ein bestimmter Erziehungsstil besitzt „relativ ausgeprägte Möglichkeiten erzieherischen Verhaltens, die sich durch typische Komplexe von Erziehungspraktiken charakterisieren lassen“[11]. Der bestimmte Erziehungsstil eines Erziehers wirkt sich auf die Form des Erlebens und des Verhaltens des Kindes und sowohl auf die Atmosphäre im Lernumfeld, als auch auf die Gruppendynamik aus.

Da in dieser Arbeit untersucht werden soll, ob Autorität in der Erziehung notwendig ist, werden im Folgenden zwei Formen von Erziehung vorgestellt, die ein sehr extremes Verständnis von Autorität haben.

3.1 Der autoritäre Erziehungsstil

Im autoritären Erziehungsstil wird von einer allumfassenden Autorität des Erziehers ausgegangen. Die autoritäre Einstellung der Bezugsperson kann durch mehrere Faktoren und ihrere Kombination miteinander bestimmt werden. Sie wird beeinflusst durch persönliche Umstände und Erfahrungen, oder durch ein übertriebenes Verständnis der eigenen Überlegenheit und Würdigkeit. Aber auch die vorherrschende politisch-gesellschaftliche Ordnung oder das aktuelle kulturelle Klima, können der Grund für eine autoritäre Einstellung sein.[12]

[...]


[1] Erich Weber: Erziehungsstile, S. 17

[2] Ebd.

[3] Erich Weber: Erziehungsstile, S. 23

[4] Erich Weber: Erziehungsstile, S. 24

[5] Erich Weber: Erziehungsstile, S. 26

[6] Erich Weber: Erziehungsstile, S. 27

[7] Ebd.

[8] Ebd.

[9] Vgl. Reidar Myhre: Autorität und Freiheit in der Erziehung, S. 22

[10] Reidar Myhre: Autorität und Freiheit in der Erziehung, S. 56

[11] Erich Weber: Erziehungsstile, S. 33

[12] Vgl. Reidar Myhre: Autorität und Freiheit in der Erziehung, S. 23

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Gegensatz der Autorität: Soziologische Betrachtung des autoritären und antiautoritären Erziehungsstils und Untersuchung ihres Einflusses auf die Entwicklung des Kindes
Hochschule
Universität Augsburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
17
Katalognummer
V195133
ISBN (eBook)
9783656210627
ISBN (Buch)
9783656212232
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gegensatz, autorität, soziologische, betrachtung, erziehungsstils, untersuchung, einflusses, entwicklung, kindes
Arbeit zitieren
Ines Noller (Autor:in), 2011, Gegensatz der Autorität: Soziologische Betrachtung des autoritären und antiautoritären Erziehungsstils und Untersuchung ihres Einflusses auf die Entwicklung des Kindes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195133

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