Bei der vorliegenden Primärquelle handelt es sich um ein Dokument, die Rede des deutschen Unternehmers und Politikers Hugo Maximilian Wesendonck (1817–1900), die am 19. Juni 1848 von ihm in der Frankfurter Nationalversammlung vorgetragen wurde.
Hugo Maximilian Wesendonck
Rede vor der Frankfurter Nationalversammlung, 19. Juni 18481
Analyse und Interpretation von Tim Blume
Bei der vorliegenden Primärquelle handelt es sich um ein Dokument, die Rede des deut- schen Unternehmers und Politikers Hugo Maximilian Wesendonck (1817-1900), die am 19. Juni 1848 von ihm in der Frankfurter Nationalversammlung vorgetragen wurde.
Aus der Tatsache, dass die Rede in der Nationalversammlung vorgetragen wurde, lässt sich schließen, dass Wesendonck die gesamte Versammlung damit anzusprechen versuchte, damit möglichst viele Abgeordnete von seinen Ansichten und Zielen überzeugt werden konnten. Die Rede thematisiert Wesendoncks Haltung zur Gestaltung eines gesamtdeutschen Staates als Bundesstaat mit demokratisch gewählten Parlament als Regierung. Wesendonck ist es wichtig, dass die Gestaltung des Staates nach dem Prinzip der „Volkssouveränität“ geschieht.
Wesendoncks Rede entstand nach Beginn der Märzrevolution 1848, der Revolution vorangegangen waren einige Ereignisse, die Wesendoncks politische Haltung und Zielsetzungen sicherlich beeinflusst haben.
So war Wesendonck Mitbegründer der Studentenkorps Saxonia (Gründung ca. 1834), obwohl bereits 1819 derartige Verbindung durch die Karlsbader Beschlüsse verboten wurden.
Nach studentischen Protesten während des Hambacher Festes 1832, wurde die Pressezensur (die ebenfalls 1819 durch die Karlsbader Beschlüsse in Kraft getreten war) durch Metternich 1833/34 wieder deutlich verschärft. Es ist also davon auszugehen, dass Wesendoncks Studentenkorps sich bald Metternichs Gesetzen zu beugen hatte.
Nach der Märzrevolution 1848, die beispielsweise Presse- und Redefreiheit als Ergebnis hatte, stand Deutschland bald schon vor der Frage, wie die zukünftige Regierung auszu- sehen hatte. Im Zuge der Frankfurter Nationalversammlung (ab 1848) sollten politik- fremde Akademiker über diese neue Regierung entscheiden und sie schaffen. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Ansichten und Wünsche - es galt zu entscheiden, ob es eine Demokratie oder eine konstitutionelle Monarchie, großeutsche Lösung mit ganz Österreich, kleindeutsche Lösung nur mit deutschbesiedelten Gebieten Österreichs oder die kleindeutsche Lösung ohne Österreich geben sollte - scheiterte die Nationalversammlung jedoch in ihrer Regierungsbildung.
Auch Wesendoncks Rede war Bestandteil der Nationalversammlung, die Inhalte der Re- de soll nachfolgend kurz wiedergegeben werden. Nachdem die Revolution 1848 einen politischen Neustart möglich gemacht hat, sollte dieser nach Ansicht Wesendoncks be- nutzt werden, um eine gänzlich neue Regierung zu schaffen. In der Nationalversamm- lung sollte dabei einzig eine Verfassung für Deutschland als Bundesstaat, nicht für die einzelnen Staaten geschaffen werden. Der Ansicht des Verfassers nach, ist es dabei nicht von Interesse, ob in den jeweiligen Staaten die Bewohner für oder gegen konstitutionelle Monarchie oder Demokratie sind.
Wesendonck ist der Ansicht, dass die Volkssouveränität gewährleistet sein müsse, damit die Souveränität an niemanden anders - einen Kaiser beispielsweise - übertragen wer- den könne. Seinen weiteren Aussichten zufolge, entspräche es nicht dem Volkswillen, würde ein Kaisertum geschaffen werden. Dem Verfasser zufolge sei es problemlos mög- lich, eine Demokratie - also die Volksherrschaft - zu schaffen. Die Demokratie stelle da- bei auch keinen Übergang zur „république une et indivisible“ da, wie es sie in Frankreich gab.
Wesendonck selbst liegt das Prinzip der Volkssouveränität und der Demokratie sehr am Herzen. Man kann ihn damit als republikanische bezeichnen. Im Gegensatz zu liberalen Politikern stellt sich Wesendonck gegen die konstitutionelle Monarchie, da nur so die Volkssouveränität „gerettet“ werden könne.
Betrachtet man Wesendoncks Lebenslauf, stellt man fest, dass dieser Mitbegründer ei- ner Studentenkorps zwar. Durch Karlsbader Beschlüsse und Zensur unter Metternich war Wesendoncks Korps von Zensurmaßnahmen und Verboten betroffen. Der „Ge- samtwillen des Volkes“ - das selbstverständlich Rede- und Presse- sowie Versamm- lungsfreiheit gewährleistet haben wollte - wurde durch diese Maßnahmen, die Deutsch.
[...]
1 Zu finden in: Sten. Ber. I, Bd. I, S. 377 ff.
- Arbeit zitieren
- Tim Blume (Autor:in), 2011, Hugo Maximilian Wesendonck: Rede vor der Frankfurter Nationalversammlung, 19. Juni 1848 – eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195264