Phänomen „Discothek“

in der Popkultur des 20. Jahrhunderts


Hausarbeit, 2004

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

Einleitung

1. Begriffsklärung „Discothek
1.1. Begriffsklärung „Discjockey“

2. Begriffsklärung „Popularmusik“ des 20. Jahrhunderts
2.1. Begriffsklärung „Discomusik“ oder „Disco Sound“

3. Ursprung- und Entwicklungsgeschichte in Europa und Amerika
3.1. Die europäische Vorgeschichte seit der 20er Jahre
3.1.1 Jazz- und Swing-Bewegung der 20er Jahre
3.1.1. Erste Discotheken in Frankreich seit der 40er Jahre
3.2. Die amerikanische Vorgeschichte seit der 30er Jahre
3.2.1. Die Jukebox der 30er Jahren
3.2.2. Hops
3.2.3. Platter parties
3.2.4. American Bandstand in den 50er Jahren
3.2.5. Erste Discotheken in Amerika und die anfängliche Disco- Begeisterung der 60er Jahre
3.2.6. Die 68er-Hippie-Bewegung

4. Disco in der Subkultur in den 60er und 70er Jahre
4.1 Die afro-amerikanische Disco-Szene der 60er Jahre
4.2 Die homosexuelle Disco-Szene Ende der 60er Jahre
4.3 Die homosexuelle afro-amerikanische Disco-Szene der 70er Jahre

5. Erster großer Disco-Boom Anfang der 70er Jahre
5.1 Disco gewinnt an Popularität Anfang der 70er Jahre
5.2 Jugendkulturelle Hintergründe der 70er Jahre
5.3 Disco als Wirtschaftsfaktor in den 70er Jahren

6. Zweiter großer Disco-Boom Mitte der 70er Jahre
6.1 Das Studio
6.2 Saturday Night Fever

7. Das Schicksalsjahr 1979 und Disco seit der 80er Jahren bis heute
7.1. Das Schicksalsjahr 1979
7.2. Marketingkonzept der Discothek bleibt bestehen
7.3. Disco nach der Euphorie seit der 80er Jahre bis zur heutigen Zeit

8. Zusammenfassung/ Resümeé

Quellenverzeichnis

Einleitung

In dieser schriftlichen Ausarbeitung möchte ich das „Phänomen Discothek“ in der Popkultur des 20. Jahrhunderts und sein Stellenwert im gesamtgesellschaftlichen Kontext der Clubkultur darstellen.

In den folgenden Hauptabschnitten der Hausarbeit möchte ich zunächst eine Klärung der Begriffe „Discothek“, „Discjockey“, „Populärmusik“ und „Discomusik“ in ihrer Entwicklungsgeschichte vornehmen. Eine Darlegung des Ursprungs der Clubkultur und die Grundabrisse von Entwicklungsformen einzelner Musik- und Massenbewegungen in Europa und Amerika werden eine Grundstruktur zur Verdeutlichung des Phänomens Disco sein.

Wichtige Details und Fakten liegen hierbei in den Anfängen und Wirkungen der Discothek in der Subkultur. Eine von einer Minderheit bzw. von Randgruppen exzessiv gefeierte Musikkultur stellt einen zentralen Kern in der Vorgeschichte der Disco dar.

Warum erlangt die Discothek an Popularität? Aus welchen Gründen ist die Discothek ein Phänomen? Wie funktioniert das Konzept Disco? In den folgenden chronologisch aufeinanderaufbauenden Kapiteln der Clubkulturgeschichte werden diese Kernfragen dieser Hausarbeit behandelt, erläutert und zur Veranschaulichung des Phänomens Disco in der Popkultur des 20. Jahrhunderts beitragen.

Durch unterschiedliche Musikepochen und Zeitgeistströmungen verwandelte sich auch die Bedeutung der Discothek in der Jugendkultur und in der Gesellschaft. Politische und soziale Faktoren werden hierbei eine relevante Rolle bei der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte spielen. Die Discothek erlebt Höhen und Tiefen durch verschiedene Musikstile und Musikbewegungen, die im Prinzip ihre Wichtigkeit in der Freizeitkultur manifestiert und sich ins alltägliche Leben vieler Menschen integriert hat.

„Kein Vergnügungsort ist so perfekt kompatibel zu allen denkbaren Zeitgeistströmungen, wird zwanglos von Ravern und Rockern, Punks und Poppern, Ökos und Yuppies, Christen und Grufties okkupiert“ (MÜHLENHÖVER 1999, S. 7). Die Discothek etabliert sich zur religiösen und spirituellen „Vereinigungsplattform“. Hier entsteht ein Gemeinschaftsgefühl aller Discobesucher und Musikliebhaber, die Tanzfläche wird ein Bestandteil der Versenkung und der Selbsterkenntnis. Die Tanzenden schwingen sich in Ekstase mit oder ohne Einnahme von weichen oder harten Drogen, wobei Alkohol immer eine zentrale Rolle in unserer heutigen Zeit spielt, um den gewünschten Spaßpegel zu erreichen.

Die Discothek ist ein Tanztempel der gleichermaßen Künstler, Musiker, Tänzer und Modeschöpfer zu kreativen Ideen inspiriert und nimmt somit einen starken Einfluss auf die Jugend. Jugendliche möchten sich mit ihrer Musik, ihrer Kleidung und ihrer besuchten Discothek identifizieren und demonstrieren es mit ihrer unbekümmerten Weltanschauung.

Vergangene Jugendkulturen des letzten 20. Jahrhunderts konnten die Entstehung und die Entwicklung hautnah miterleben und zu einem bestimmten Grad sogar mit beeinflussen. Ihr konstantes Verlangen nach Spaß und Vergnügen prägte die Freizeit- und Musikkultur.

1. Begriffsklärung „Discothek“

Die Discothek als Tanzveranstaltungsort entstand in seiner Begrifflichkeit im engen Zusammenhang mit der Schallplatte. Im Jahre 1890 waren erstmalig Schallplatten in geringeren Stückzahlen auf dem Musikmarkt erhältlich. Vertrieben und ausgestattet wurden die Schallplatten mit Schellack im Jahre 1898. Das Format des Tonträgermediums wurde 1903 nach internationalen Richtlinien genormt. Zu Beginn des Jahrhunderts legten Liebhaber des neuen Tonträgermediums Sammlungen an. Diese Schallplattensammlungen wurden in Archivierungsstätten aufbewahrt die sich Discothek nannten. „Diskos“ leitet sich aus dem griechischen Begriff ab. Es ist eine Bezeichnung für eine flachrunde Wurfscheibe aus unterschiedlichem Material und „theke“ benennt einen Aufbewahrungsort oder einen Behälter.

Mit einer Discothek wurde mindestens drei bis vier Jahrzehnte solch ein „Scheibenaufbewahrungsort“ in Verbindung gebracht. In den folgenden Kapiteln wird die Manifestierung dieses Begriffs in der Freizeitkultur in ihrer Entwicklungsgeschichte in Europa und Amerika noch genauer dargestellt und erläutert.

1.1 Begriffsklärung „Discjockey“

Die Musik in einer Discothek wird von einem Discjockey durch Bedienung von Musikanlagen aufgelegt. Diese Berufsbezeichnung entstammt aus der Moderation im amerikanischen Rundfunk. „Disc“ steht hierbei wieder für diskos und „jockey“ aus der englischen Sprache für „Handlanger, Fahrer“ (vgl. POSCHARDT 1996, S. 39). Der Discjockey ist in seiner Kurzform DJ jedem Discogänger bekannt und verbreitet auf internationaler Ebene. Die Bedeutung eines DJ`s: „entwickelte sich seine Rolle innerhalb des Funktionszusammenhanges Discothek zum mitentscheidenden Qualitätskriterium der freizeitkulturellen Örtlichkeiten und hatte insofern einen entscheidenden Anteil an dem gegen Mitte der siebziger Jahre von den Vereinigten Staaten ausgehenden weltweiten Discotheken-Boom“ (vgl. MÜHLENHÖVER 1999, S.11).

In der homosexuellen Subkultur-Disco-Szene, die dominiert wird durch House-Musik, wird der Stellenwert des DJ`s mit mystischen Kräften verglichen und definiert. „Dieser nahm die Stellung eines Zeremonienmeisters, eines Schamanen, eines Priesters der Nacht ein“ (MÜHLENHÖVER 1999, S. 48).

Den künstlerischen, technischen und gesellschaftlichen Durchbruch erlangte der DJ in der Anfangzeit der Hip-Hop-Ära Ende der siebziger Jahre. Durch innovativere Sound- und Mischpultsysteme konnte der DJ seinen Ideen und Inspirationen freien lauf lassen. Der DJ wurde zum Musiker, Komponisten, Autor, Urheber und Künstler in einer Person. Die Anhänger einer bestimmten Musikrichtung, insbesondere in der Hip-Hop und Techno-Szene vergöttern ihn, unteranderem auf Live-Gigs, als Idol mit seiner eigenen Weltanschauung und Persönlichkeit.

Eine Discothek und der Discjockey gehören zusammen, wie ein Tonträgermedium und ein Abspielgerät. Wobei sich durch Zeitgeistströmungen und technische Innovationen die Bedeutung, Popularität und Entwicklungen der Populärmusik geprägt wurde.

2. Begriffsklärung Populärmusik des 20. Jahrhunderts

Die Definition von Populärmusik in der Musikwissenschaft kann in zwei Sparteneinteilungen erfolgen. Zum einen ist die Unterhaltungsmusik gemeint und zum anderen Ernste Musik. Bei der Popularität dieser Musikgenres ist es sehr schwer eine engere Eingrenzung zu ziehen. Populärmusik kann, ob unterhaltend oder ernst, einen hohen Wiedererkennungswert bei der Bevölkerung haben, ist aber nicht zwingend ein Kriterium.

„Populär war schon im 19. Jahrhundert das, was von möglichst vielen Menschen gekannt, geliebt und konsumiert wurde, z.B. Salonmusik, Operetten und Singspiele bzw. Teile daraus, Gassenhauer, Schlager, Tänze aller Art, vor allem die jeweils gerade in Mode befindlichen Tanzformen“ ( SCHOENEBECK 1996, S. 264).

Im Kontext der Populärmusik zur Discothek ist hier die unterhaltende Musik gemeint. In unserem Zeitalter und in den Medien ist im alltäglichen Sprachgebrauch die Pop- und Rockmusik gemeint.

Die Musikindustrie hat im 20. Jahrhundert, durch langfristige Marketingstrategien für die Populärmusik einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Popkultur sich in der Gesellschaft und Wirtschaft etablieren konnte. „Die Pop-Industrie prägt in ihrer Gesamtheit den Geschmack der Weltbürger und wirft dazu täglich Hunderte von neuen CDs auf den Markt. Da Pop-Musik dabei zur Universalsprache geworden ist, die selbst in völlig fremden Kulturkreisen auf Anhieb verstanden wird…“ und „Pop hat den Alltag des 20. Jahrhunderts so nachhaltig verändert wie kein zweites Kulturphänomen“ (RUMPF 1996, S. 9, 10).

Mit der Entstehung und Verbreitung der Popmusik erlangte die Discothek einen undenkbaren Status in der Freizeit- und Unterhaltungskultur. Eine Discothek kann ohne Musik nicht bestehen, und für die Musikstile stellt die Disco eine Plattform des Vergnügens dar. So wie eine Operette zur Aufführung einen Opernsaal benötigt, um sich ausdrücken zu können.

Musikgattungen und Stile der unterhaltenden Musik haben ihre Wurzeln des Weiteren im 20. Jahrhundert. Verschiedene Populärmusikstile wie z.B. Jazz, Swing, Blues, Rock´n´Roll, Soul, R&B, Hard Rock, House, Hip Hop, Techno verliefen und entwickelten sich, zu meist aufeinander aufbauend und/ oder parallel in ihrer Entstehungs-History und beeinflussten konsequent die Jugendkultur und die Institution Discothek.

2.1 Begriffsklärung „Discomusik“ oder „Disco Sound“

„Discomusik oder Disco Sound ist eine Mischung aus Elementen verschiedener afroamerikanischer Stilrichtungen, die um die Mitte der 70er Jahre in New York entstand. Von Anfang an war sie in den Discotheken beheimatet und erhielt dort auch Impulse zur weiteren stilistischen Entwicklung durch die Discjockeys. Charakteristische Merkmale der Discomusik der 70er Jahre sind der starre, gleichmäßig durchgehaltenen Beat im 4/ 4- Takt (auf jeder vollen Taktzeit durch den die Bass Drum markiert, mit meist Clap Hands hervorgehobenen Zählzeichen 2 und 4), Einsatz der Hi-hat (Schlag auf dem 2. Achtel jeder Zählzeit), abgehackte, springende Basslinien, Streicherarrangement (Synthesizer), kurzgliedrige, meist monotone Melodik. Alle Gestaltungsmittel der Discomusik zielen auf einen einzigen Zweck: Tanzen“ (vgl. SCHOENEBECK 1996, S. 83).

3. Ursprung- und Entwicklungsgeschichte in Europa und Amerika

3.1 Die europäische Vorgeschichte seit der 20er Jahre

Eine Freizeit- und Unterhaltungskultur existierte bereits in westeuropäischen Metropolen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beeinflusst und geprägt durch die afro- bzw.- lateinamerikanische Tanz- und Musikkultur. Vom Cakewalk, der Boston, der Turkey Trot, der Onestep, der Two Step, der Foxtrott, der Quickstep und der Tango veränderten die Tanzlandschaften in Westeuropa grundlegend. Große Popularität erlangte der Tango, der sich rasant von Paris aus in ganz Europa ausbreitete. Diese ausdrucksstarke Tanzform verbreitete ein neues und frisches Lebensgefühl, die sich im Mode und Ausgehverhalten Ausdruck verschaffte.

„Die neuen Tänze und die neue Musik führten zu einem regelrechten Boom des großstädtischen Nachtlebens. Seit den zwanziger Jahren eröffneten zahlreiche neue Tanzlokale, die ob ihrer prachtvollen Inneneinrichtungen und ihrer geräumigen Säle als ‚Tanzpaläste’ deklariert wurden und ihren Besuchern neben der Tanzmusik ein – mehr oder minder – abwechslungsreiches Potpourri diverser Kleinkunst und Revuenummern darboten“ (MÜHLENHÖVER 1999, S.15).

3.1.1. Jazz- und Swing-Bewegung der 20er Jahre

Der Jazz und die Swing-Bewegung nahm ebenfalls in den zwanziger Jahren sein Siegeszug in Europa ein. Ein durchschlagender Erfolg kam durch diverse Konzertaufführungen von Paul Whiteman und seinem Showorchester Tin Pan Alley zustande. Im Rundfunk wurde vermehrt Jazz ausgestrahlt, die die Popularität zuzüglich steigerte. Wie beim Tango entstand eine Verbreitung eines neuen Lebensgefühls, die mit dieser Musik vermittelt und empfangen wurde. Eine Jazz-Generation die Leichtigkeit wiederspiegelte und unbekümmert ihre neue Musik feierte schlug eine neue Epoche der Tanzkultur ein. Aus der neuen amerikanischen Jazz-Spielart, den Swing, formierte sich, der damaligen politischen Situation 1929, eine Swing-Bewegung.

Diese Jugendbewegung traf sich regelmäßig in selbstgegründeten Clubs und Vereinen, um zu neusten Produktionen ausgiebig im ‚Hot-Stil’ zu tanzen und Spaß zu haben. Nie fehlte es bei ihren Aufenthaltsorten an Musik. An Örtlichkeiten wo keine Live-Musik gespielt wurde, hatten die Swinger stets ein Koffergrammaphon mit, samt allen Schallplatten, und mühten sich nicht es überall, in Parks, Eisdielen, Badeanstalten usw. mitzuschleppen. Die Swinger, die zum größten Teil zwischen 14 und 18 Jahren alt waren, eiferten stets ihren Idolen nach. Zum Ausdruck brachten sie es mit ihrem Verhalten, Kleidung und Lebensart.

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Details

Titel
Phänomen „Discothek“
Untertitel
in der Popkultur des 20. Jahrhunderts
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg  (Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement)
Veranstaltung
Musik des 20. Jahrhunderts
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
32
Katalognummer
V195537
ISBN (eBook)
9783656214694
Dateigröße
569 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Discothek, Diskothek, Clubkultur, Subkultur, Tanzclub, Disco, Clubkulturgeschichte, Popkultur
Arbeit zitieren
Yildiz Fluksik (Autor:in), 2004, Phänomen „Discothek“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195537

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