Betty Grable - Der Kassenmagnet der 1940-er Jahre


Fachbuch, 2012

61 Seiten


Leseprobe


Beliebtestes Pin-up-Girl der US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg war die amerikanische Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin Betty Grable (1916–1973), eigentlich Elizabeth Ruth Grable. Die lebhafte Blondine konnte weder hervorragend schauspielern noch besonders gut singen oder tanzen und behauptete sich trotzdem ein Jahrzehnt lang als Publikums- und

Kassenmagnet.

Elizabeth „(„Betty“) Ruth Grable kam am 18. Dezember 1916 als jüngstes von drei Kindern des Ehepaares John Conn Grable (1883–1954) und Lillian Rose Hofmann (1889–1964) in St. Louis (Missouri) zur Welt. In der Literatur wird der Vater als Buchhalter oder Getreidehändler bezeichnet, manchmal auch als Börsenmakler oder Lastwagenfahrer. Eigentlich hatten die Eltern kein drittes Kind gewollt. Bettys Schwester Marjorie (1909–1980) war damals sieben Jahre alt und ihr Bruder John kurz zuvor gestorben.

Die herrische Mutter träumte davon, Tänzerin zu werden. Weil sie selbst zum Tanzen aber kein Talent hatte, beschloss sie, an ihrer Stelle solle zumindest eine ihrer Töchter ein Tanzstar werden. Als sie mit Betty schwanger war, brach sich die Mutter eine Hüfte. Da sie die Behandlung ihrer gebrochenen Hüfte während ihrer Schwangerschaft ablehnte, litt die Mutter ihr ganzes Leben lang gesundheitlich unter den Folgen.

Weil ihre Schwester Marjorie keine Karriere im Show-Business anstrebte, wurde stattdessen Betty von der ehrgeizigen Mutter zur Schauspielerei angetrieben. Die Mutter brachte ihr bei, zu singen, zu tanzen und Witze zu erzählen. Außerdem lernte Betty, Saxophon und Ukelei zu spielen.

Auf Wunsch der Mutter besuchte Betty bereits im Alter von drei Jahren die Tanzschule „Clarks Dance School“. Um ihre Tochter beim Tanzunterricht bei Laune zu halten, bestach die Mutter sie mit Besuchen in Pferdeställen, weil Betty Pferde liebte.

Gegen den Willen ihres Ehemannes, der nicht wollte, dass seine Tochter auf der Bühne vorgeführt wurde, ließ die Mutter die siebenjährige Betty in einer Amateur-Talentshow auftreten. Als Betty in der Endrunde nur den dritten Platz erreichte, schlug ihr die Mutter ins Gesicht. Die Mutter zeigte auf ihre kranke Hüfte und schimpfte, sie habe Qualen gelitten, um Betty zur Welt zu bringen. Sie solle es nicht wagen, sie im Stich zu lassen.

Als der Vater mehr verdiente, konnte die Familie Grable in eine bessere Wohnung in St. Louis umziehen. Nach einem Urlaub der Familie im Jahre 1929 in Kalifornien entschied die Mutter, sie wolle mit Betty dort bleiben, um in Hollywood die Künstlerkarriere ihrer jüngeren Tochter voranzubringen. In Hollywood besuchte Betty die „Hollywood Professional School“ und nahm Tanzunterricht an der „Ernest Blecher Academy“ sowie an der „Albertina Rasch School“ der aus Österreich stammenden Tänzerin Albertina Rasch (1896–1967).

Im Alter von zwölf Jahren erhielt Betty Grable ihre erste Filmrolle als Revuetänzerin in „Happy Days“ („Tanzbeine aus Hollywood“, 1929). Darin und auch später noch mehrfach wurde sie im Abspann nicht erwähnt. Nach dem Gesetz mussten damals Mädchen über 15 Jahre alt sein, um in einem Chor tanzen zu dürfen. Betty galt mit zwölf noch zu jung hierfür. Da die Tänzerinnen in „Happy Days“ mit einem schwarzen Gesicht auftraten, konnte man aber ihr Alter nicht erkennen. Später verhalf ihr die Mutter durch Make-up und Färben ihrer Haare in Platinblond zu einem älteren Aussehen. Der Vater war von den Auftritten seiner Tochter in Filmen weniger begeistert als deren Mutter.

Für den nächsten geplanten Auftritt von Betty in einem Film fälschte deren Mutter sogar ihr Alter. Doch dieser Betrug fiel auf und Betty wurde gefeuert.

Im Alter von 13 Jahren erhielt Betty 1930 einen Filmvertrag bei „Metro-Goldwyn-Mayer“ („MGM“). Sie war eines von 20 „Goldwyn-Girls“, zu denen unter anderem auch Lucille Ball (1911–1989), Virginia Bruce (1910–1982), Ann Dvorak (1912–1979) und Paulette Goddard (1910–1990) gehörten.

Als „Goldwyn-Girl“ spielte Betty 1930 in „Let’s Go Places“ und „New Movietone Follies of 1930“ noch Nebenrollen. Danach erhielt sie neben Eddie Cantor (1892–1964) eine kleine Rolle in „Whoopee!“ (1930). Dieser Film trug in Österreich den Titel „Alles ... nur nicht heiraten!“. „Whoopee!“ handelt von einer weißen Frau, die einen Indianer liebt. Doch ihr Vater glaubt, er könne sie mit dem Sheriff zusammenbringen. Erst nach allerlei Aufregungen stellt sich heraus, dass der vermeintliche Indianer das Kind eines verstorbenen weißen Ehepaares ist. Nun können die beiden Liebenden heiraten.

In „Crashing Hollywood“ (1931) trat Betty Grable erstmals unter dem Pseudonym „Frances Dean“ auf. Diesen wohlklingenden Künstlernamen hatte ihr der „MGM“-Produzent Samuel Goldwyn (1879–1974) vorgeschlagen. Der Name „Frances Dean“ erschien auch in anderen Filmen von 1931 und 1932 im Abspann.

In „Kiki“ (1931) trat Betty Grable neben der 22 Jahre älteren Mary Pickford (1893–1979), welche die Hauptrolle spielte, kurz auf. Im Gegensatz zu „Amerikas Sweetheart“ Pickford erwähnte man die Grable erneut nicht im Abspann. Im Abspann aufgeführt wurde Betty dagegen in „Probation“ (1932).

Neben Fred Astaire (1899–1987) und Ginger Rogers (1911–1995), einem Traum-Tanzpaar auf der Kinoleinwand, sah man Betty Grable in „The Gay Divorce“ (1934). In Deutschland hieß dieser Streifen später „Scheidung auf Amerikanisch“ und in Österreich „Lustige Scheidung“. Im Musikfilm „Student Tour“ (1934) trat Betty zusammen mit dem Komiker Jimmy Durante (1893–1980) sowie mit Charles Butterworth (1896–1946) und Maxine Doyle (1915–1973) auf.

1935 begegnete Betty Grable dem bekannten ehemaligen Kinderstar Jackie Coogan. Mit ihm zusammen ging sie mit der Show „Hollywood Secrets“ auf Tournee und machte sich einen Namen. Coogan spielte auch in ihrem Privatleben eine wichtige Rolle, wovon später noch die Rede sein wird.

Ein Wiedersehen mit Fred Astaire und Ginger Rogers gab es für Betty Grable in „Follow the Fleet“ (1936). Dieser Film kam in Deutschland unter dem Titel „Marine gegen Liebeskummer“ und in Österreich als „Die Matrosen kommen“ in die Kinos. In „Pigskin Parade“ (1936) wirkte außer Betty auch Judy Garland (1922–1969) mit.

1937 wechselte Betty Grable zum Filmstudio „Paramount“, wo man ihr etwas bessere Rollen anbot. Doch ihre Filmkarriere verharrte weiterhin auf dem Niveau einer Nebendarstellerin. Man sah sie unter anderem in „Thrill of a Lifetime“ (1937), mit Bob Hope in „Give me a Sailor“ (1938) und in „Million Dollars Legs“ (1939).

„Million Dollar Legs“ von 1939 hat nichts zu tun mit dem gleichnamigen Streifen aus dem Jahre 1932 von W. C. Fields (1880–1946). Bei den „Millionen-Dollar-Beinen“ handelte es sich nicht um die rassigen Beine von Betty Grable, wie man meinen könnte, sondern um diejenigen eines Rennpferdes. In jenem Film setzten Studenten, deren College sich in finanziellen Schwierigkeiten befand, auf die Pferdebeine ihre ganze Hoffnung.

In einem Interview, das sie 1940 gab, erklärte Betty Grable, sie fühle sich müde und krank und wolle sich vom Show-Business zurückzuziehen. Doch ein gutdotierter und langfristigerVertrag, den ihr das Filmstudio „20th Century Fox“ anbot, bewirkte einen Sinneswandel.

Bei „Fox“ stieg Betty Grable bereits mit ihrer ersten Rolle als Glenda Crawford in „Down Argentine Way“ (1940) zur nationalen Berühmtheit auf. In Deutschland hieß dieser Film später „Caramba“ oder „Galopp ins Glück“ und in Österreich „Argentinische Nächte“. Das „Lexikon des Internationalen Films“ bezeichnete diesen Streifen als „knallbuntes Filmmusical mit rasanten Frauen, Pferden und Melodien“, hielt ihn aber nur mäßig amüsant. Mit von der Partie waren Don Ameche (1908–1993), Carmen Miranda (1909–1955) und Charlotte Greenwood (1890–1977).

Die platinblonde Betty Grable war 1,63 Meter groß, wog zeitweise knapp 50 Kilogramm und hatte eine gute Figur. Nach eigenen Angaben aus dem Jahre 1940 hatte sie folgende Körpermaße: Busen 84 Zentimeter, Taille 57 Zentimeter, Hüfte 86 Zentimeter. Ihre betörenden Beine erreichten am Oberschenkel 44,4 Zentimeter, an der Wade 28,8 Zentimeter und am Knöchel 18 Zentimeter.

Während der 1940-er Jahre brachten einige Farbfilme die weiblichen Reize von Betty Grable besonders zur Geltung. Aus dieser Zeit stammen die Streifen „Song of the Islands“ (1942), „Four Jills in a Jeep“ (1944), „Pin Up Girl“ (1944) und „The Dolly Sisters“ (1945).

In „I Wake Up Screaming“ (1941) bewies Betty Grable mit ihrer Hauptrolle neben Victor Mature (1913–1999) überraschendes dramatisches Talent. Ihre erste ernste Hauptrolle spielte sie in dem Kriegsfilm „A Yank in the R.A.F.“ (1942). Dabei handelte es sich um einen Propagandafilm aus der Zeit, in der England gerade die „Schlacht um England“ („Battle of Britain“) überstanden hatte und die USA noch nicht in den Zweiten Weltkrieg verwickelt waren. Im Film ging es um eine Dreiecksbeziehung, in der sich Carol Brown (gespielt von Betty Grable) zwischen Tim Baker (Tyrone Power) und Wing Commander Morley (John Sutton) entscheiden muss.

Bereits 1943 löste Betty Grable die mollige und blonde Aktrice Alice Faye (1915–1998) als „Königin des Fox-Studios“ ab. Während der 1940-er Jahre stieg „20th Century Fox“ zu einem der erfolgreichsten Filmstudios auf.

Von 1942 bis 1951 war Betty Grable – von einer Unterbrechung abgesehen – jeweils unter den höchstdotierten Stars der USA vertreten. Vergleichbares gelang später nur noch der Schauspielerin und Sängerin Doris Day.

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges sah man Betty Grable oft in aufwändigen Musicals an der Seite von Carmen Miranda (1909–1955) und John Payne (1912–1989), aber auch in Kurzfilmen für die US-Army. Damals präsentierte sich Betty in Streifen wie „Moon Over Miami“ („Allotria in Florida“, 1941), „Springtime in the Rockies“ („Frühlingsrausch“, 1942) oder „Coney Island“ (1943) in leicht freizügigen Kostümen und mit mehr oder minder eingängigen Songs. In „Springtime in the Rockies“ trat sie sie zusammen mit ihrem späteren Ehemann Harry James auf. „Coney Island“ war einer der erfolgreichsten Filme von 1943.

Der Fotograf Frank Polowny (1901–1986) schuf 1943 das berühmteste Pin-up-Foto von Betty Grable im Badeanzug. Es zeigt die Rückansicht von Betty mit rechts nach hinten gedrehtem Kopf und tadelloser Frisur. Ihr Oberkörper ist rechts nach hinten gedreht. Die beiden Arme sind in die Hüften gestemmt. Zwischen dem abgewinkelten rechten Arm kann man die rechte Busenhälfte erahnen. Bekleidet ist sie mit einem einteiligen Badeanzug mit dünnen Trägern und großem Rückenausschnitt. Die makellosen, langen Beine stecken in hohen Stöckelschuhen. Diese Aufnahme wurde vom Magazin „LIFE“ als eines von 100 Fotos bezeichnet, die angeblich die Welt veränderten.

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Details

Titel
Betty Grable - Der Kassenmagnet der 1940-er Jahre
Autor
Jahr
2012
Seiten
61
Katalognummer
V195646
ISBN (eBook)
9783656214311
ISBN (Buch)
9783656216629
Dateigröße
2809 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Betty Grable, Film, Filmstars, Filmschauspielerinnen, Schauspielerinnen, Frauenbiografien, Kurzbiografien, Biografien
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2012, Betty Grable - Der Kassenmagnet der 1940-er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195646

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