Beschäftigt man sich mit der Reformation und dem Zeitalter der Konfessionalisierung, so
trifft der Interessierte bald auf eine geistige Be wegung dieser Zeit, die in der Literatur nur als
Randerscheinung Erwähnung findet. Gemeint ist die Bewegung der Täufer, oder
Wiedertäufer. Beginnt man sich dieses Thema zu vertiefen, so entdeckt man, dass die
Historiker seit den 1960iger Jahren differenzie rter mit diesen Begrifflichkeiten umgehen. Es
wird eine Unterteilung der verschiedenen „Täuferbewegungen“ vorgenommen und
zusammenfassend wird diese Strömung der Reformation als „linker Flügel der Reformation“
bezeichnet. Da die Bezeichnungen in der Lehre und Forschung nicht eindeutig eingesetzt
werden, soll in dieser Arbeit, der Begriff der „Täufer“ Verwendung finden.
Im Studienalltag gehen die Dozenten meist nur sehr knapp auf das „Täuferreich zu Münster“
ein. Dies scheint dem Studierenden um so unverständlicher, als es sich bei Bewegung der
Täufer um eine Erscheinung handelte, welche die konfessionellen Kämpfe der beiden großen
Parteien, der Katholiken und der Protestanten, fast ein Jahrhundert begleitete. Dabei blieb sie
nicht nur auf Deutschland beschränkt, sondern strahlte in einige europäische Staaten der
Frühen Neuzeit aus.
Die nun folgende Arbeit will sich im bescheiden Umfang einer Hausarbeit mit dem Thema
der Täufer befassen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Deutschland und der Schweiz in der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Aber auch die Entwicklung und Ausbreitung der
Täuferbewegung innerhalb Europas über 1600 hinaus wird Beachtung finden. Der erste
Abschnitt soll einen allgemeinen Überblick über die Anfänge der Geschichte der Täufer im
16. Jahrhundert geben. Anschließend werden die Teilströmungen dieser Bewegung definiert
und im Kontext des konfessionellen Zeitalters dargestellt. Schließlich wird die Bewertung der
Täufer durch ihre Zeitgenossen und im Spiegel anderer Epochen betrachtet. Im letzten
Abschnitt der Arbeit werden Argumente angeführt, die belegen sollen, dass es sich bei den
Täufern nicht nur um eine geschichtliche Randerscheinung handelt. Stattdessen soll gezeigt
werden, dass diese Bewegung im Zeitalter der konkurrierenden Konfessionen durchaus als
eine Erscheinung neben den großen Polen der Katholiken und Protestanten bewertet werden
kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeiner Überblick
- Differenzierung der Täuferbewegungen
- Züricher Ursprünge – Die Schweizer Brüder
- Süddeutschland / Straßburg – Spiritualisten
- Das Norddeutsche/Niederländische Täufertum - Schwärmer
- Das Täufertum in Mähren
- Das Obrigkeitsverständnis der Täufer
- Die Unterschiede im Obrigkeitsverständnis der Täufer
- Vertreter der Schwertler
- Die Stäbler
- Die Stellung der Obrigkeit zum Täufertum
- Das Verhalten der Obrigkeit beider großen Konfessionen
- Probleme der evangelischen Stände gegenüber der Täuferverfolgung.....
- Luthers Einstellung zum Täufertum
- Die Erforschung des Täufertums
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Täufertum im konfessionellen Zeitalter. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland und der Schweiz in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wobei auch die Entwicklung und Ausbreitung der Täuferbewegung in Europa über 1600 hinaus berücksichtigt wird. Die Arbeit untersucht die Anfänge des Täufertums, differenziert die verschiedenen Teilströmungen und analysiert das Obrigkeitsverständnis der Täufer sowie die Reaktion der Obrigkeit auf die Bewegung. Schließlich werden Argumente für die Bedeutung des Täufertums als eigenständige Erscheinung neben den großen Polen der Katholiken und Protestanten vorgestellt.
- Die Entstehung und Entwicklung des Täufertums im 16. Jahrhundert
- Die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Täuferbewegung
- Das Verhältnis der Täufer zur Obrigkeit und deren Reaktion auf die Bewegung
- Die Bedeutung des Täufertums im Kontext des konfessionellen Zeitalters
- Die Relevanz des Täufertums über eine geschichtliche Randerscheinung hinaus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Täufertums im Kontext der Reformation und Konfessionalisierung ein und stellt die zentrale These der Arbeit vor: Das Täufertum war keine Randerscheinung, sondern eine eigenständige Kraft neben den großen Konfessionen. Der zweite Abschnitt liefert einen allgemeinen Überblick über die Entstehung des Täufertums als Reaktion auf die Kirche Roms und die reformatorischen Kirchen. Kapitel 3 analysiert die unterschiedlichen Teilströmungen innerhalb der Täuferbewegung, beginnend mit den Züricher Ursprüngen und den "Schweizer Brüdern" und anschließend den Spiritualisten, Schwärmern und den Täufern in Mähren.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Obrigkeitsverständnis der Täufer und unterscheidet zwischen den "Schwertlern" und den "Stäblern". Kapitel 5 beleuchtet die Reaktion der Obrigkeit, insbesondere die des katholischen und protestantischen Lagers, auf das Täufertum. Die Schwierigkeiten der evangelischen Stände in der Verfolgung von Täufern und die Einstellung Luthers werden dabei ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Täufer, Reformation, Konfessionalisierung, Wiedertäufer, Schweizer Brüder, Spiritualisten, Schwärmer, Obrigkeitsverständnis, Schwertler, Stäbler, Freikirche, Glaubenstaufe, Säuglingstaufe, Bauernkrieg, Zwingli, Luther, Erasmus, Waldshut, Hubmaier, Europa, Deutschland, Schweiz, 16. Jahrhundert, 17. Jahrhundert
- Arbeit zitieren
- Torsten Wieland (Autor:in), 2003, Das Täufertum im Europa des konfessionellen Zeitalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19573