Goethes Gestaltung von Kindheit zu untersuchen ist grade deshalb produktiv, weil bei ihm, wie in kaum einem anderen Werk, die verschiedenen Vorstellungen und Bilder der Epoche aufgenommen und entsprechend der eigenen Konzeption gewandelt werden. Zudem verfolgt Goethe ohne Zweifel die öffentliche Diskussion um Kindheit, als Beleg kann man die Bekanntschaften mit bedeutenden Pädagogen des Jahrhunderts heranziehen.
Kindheit ist sowohl in ,,Wilhelm Meisters theatralischer Sendung" als auch in den Lehrjahren" eine bedeutende Größe. In beiden Romanen gelangt die Kindheit der Hauptfigur in unterschiedlicher Erzählperspektive und Akzentuierung ins Bild. Die Bedeutung des ,,Wilhelm Meister" zeigt sich gerade in der Aufnahme unterschiedlicher Ausschnitte des kindlichen Alltags, von Kindheitssichten, Bildungsvorstellungen und Erziehungskonzepten und in dem Versuch, aus der Kenntnis all dieser eine eigene Position zu entwickeln. Wilhelm Meisters Kindheit und Erwachsenwerden soll daher in Kapitel 1 in Augenschein genommen werden.
Die dominierende Erziehungsidee der ,,Lehrjahre" soll auch vor dem Hintergrund eines breiten Spektrums unterschiedlicher Kindheitsbilder und Vorstellungen über Bildung und Erziehung aus anderen sozialen Milieus entfaltet werden. Auf die Familienpraxis der anderen sozialen Milieus wird daher in Kapitel 2 näher eingegangen werden.
Das Schicksal des Helden ist eng mit zwei Kindern verwebt, deren antithetische Anlage das Kindheitsbild im wesentlichen mitbestimmt: Mignon und Felix. Aus diesem Grund wird in Kapitel 3 die besondere Kindheit Mignons herausgearbeitet. Mignons Geschichte wird begleitet von ,,schwarzer" Pädagogik, von brutalen Erziehungsmaßnahmen bis zu den subtilen Methoden aufklärerischer Pädagogik. Im Kapitel 4 wird versucht die Kindheit Felix zu analysieren und seine Bedeutung für den Helden des Romans heraus zu arbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Wilhelm Meisters Kindheit und Erwachsenwerden
- 1.1 Die Kindheitsgeschichte Wilhelm Meisters
- 1.2 Wilhelm Meisters Familie
- 1.3 Die Aufgaben des Erziehers
- 2. Familienpraxis anderer sozialer Milieus
- 2.1 Körperliche Züchtigung
- 3. Mignon
- 4. Felix
- 5. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Kindheit im Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Johann Wolfgang von Goethe. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der verschiedenen Kindheitsbilder und Erziehungskonzepte, die in der Epoche Goethes präsent waren, sowie auf Goethes eigener Positionierung in dieser Debatte.
- Die Kindheitsgeschichte Wilhelm Meisters und ihre Darstellung im Roman
- Das Verhältnis von Familie und Erziehung in verschiedenen sozialen Milieus
- Die Rolle von Mignon und Felix als kindliche Figuren im Roman
- Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Erziehungsideen und -praktiken
- Goethes Beitrag zur öffentlichen Diskussion um Kindheit und Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Diese Einleitung stellt Goethes Beschäftigung mit dem Thema der Kindheit im Kontext der gesellschaftlichen Debatte seiner Zeit vor. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung von Kindheit in Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“.
Kapitel 1: Wilhelm Meisters Kindheit und Erwachsenwerden: In diesem Kapitel wird die Kindheitsgeschichte Wilhelm Meisters im Kontext des Romans analysiert. Dabei wird auch auf die Unterschiede zwischen der ursprünglichen Fassung und der späteren Fassung „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ eingegangen. Der Fokus liegt insbesondere auf der Gestaltung der Kindheitserzählungen im Roman und deren Funktion für Wilhelms Selbstfindung.
Kapitel 2: Familienpraxis anderer sozialer Milieus: Kapitel 2 untersucht verschiedene Familienpraktiken und Erziehungsideen in unterschiedlichen sozialen Milieus der Epoche. Dabei wird der Fokus auf die Praxis der körperlichen Züchtigung gelegt.
Kapitel 3: Mignon: Dieses Kapitel befasst sich mit der besonderen Kindheit Mignons im Roman. Hier wird die „schwarze Pädagogik“ und die brutalen Erziehungsmaßnahmen, denen Mignon ausgesetzt ist, analysiert.
Kapitel 4: Felix: Im vierten Kapitel steht die Kindheit Felix im Mittelpunkt der Analyse. Es werden die Bedeutung und die Funktion von Felix für den Helden des Romans, Wilhelm Meister, untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen der Kindheit, Erwachsenwerden, Erziehung, Bildung, Familie, soziale Milieus, Pädagogik, „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, Mignon, Felix.
- Arbeit zitieren
- Korina Solbach (Autor:in), 2001, Das Bild der Kindheit in Goethes Roman ´Wilhelm Meisters Lehrjahre´, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1960