Bewusstsein und Kommunikation: Person und Gesellschaft als Bereiche menschlicher Entwicklung


Diplomarbeit, 2008

126 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Abstract

I.Aufgabenstellung
I.1. Persönlichkeitsentwicklung als Gegenstand kulturwissenschaftlicher Arbeit und Forschung
I.2. Die Arbeit als solche
I.2.1. Form und Aufbau
I.3. Vorgehensweise

II. Das Ausgangsproblem
II.1. Begriffe und Phänomene 1: Persönlichkeitsentfaltung und Persönlichkeitsentwicklung
II.1.1. Die beiden Modelle
II.1.2. Synthese von „Entfaltung“ und „Entwicklung“
II.2. Begriffe und Phänomene 2: Lernen und Sozialisation

III. Neuformulierung
III.1. Kommunikation als strukturelle Kopplung
III.2. Verstehen und Handeln – Kommunikations-/Sprechaktmodelle
III.2.1. Synthese der Kommunikationsmodelle
III.3. Das System „Gesellschaft“
III.3.1. Person und Identität
III.3. 2. Die Konstruktion der Person
III.3.2.1. Entscheidung und Organisation
III.3.3. Die Konstruktion der Identität
III.4. Assimilisation und Akkomodation

IV. Hypothese der doppelten Evidenz der Persönlichkeitsentwicklung im Bewusstsein und in der Kommunikation
IV.1. Die Personalisierung des Sozialen
IV.2. Interpenetration als Kopplung von Bewusstsein und Kommunikation
IV.3. Leben und Tod
IV.4. Riten 1: Funktion
IV.5. Intentionalität
IV.5.1. Intention, Sprache, Gesellschaft
IV.5.2. Vom Aufbau gesellschaftlicher Ordnungen
IV.5.3. Vom Aufbau zur sozialen Erscheinungsweise der Persönlichkeit
IV.6. Die Transformation von Ereignissen in Kommunikation
IV.7. Grenzen der Kommunikation
IV.8. Kommunikation als Bewusstseinsinterpunktion
IV.9. Interaktionsmedien
IV.9.1. Macht
IV.9.2. Liebe
IV.10. Riten 2: Kategorien
IV.11. Liebe als Evidenzkriterium der Persönlichkeitsentwicklung

V. Deduktion
V.1. Konsequenzen und Anwendungen
V.1.1. Das Nicht-Tun der Kommunikation
V.2. Intuition und Vernunft
V.3. Emotion und Verstand
V.4. Instinkt, Intuition und Emotion
V.4.1. Instinkt
V.4.2. Intuition
V.5. Ausblick
V.6. Zusammenfassung

VI. Quellenangaben

Literatur

Links

Filme

Musik

Abstract

This paper is dealing with personal development in its social context. It shows how personal development is working and appearing in communication. Therefore an analysis based on system-theoretical propositions in the social sciences will be implemented which reveals the reciprocal relationship of consciousness and communication. The evidence of communication will be explained in different models and under different aspects, e.g. learning and socialization, paradoxical operations and forms of development. The constructive character of identity and reality will be discussed in its sociobiological origins. As a result „knowledge“ will be redefined as an intentional and contingent way of perceiving and acting.

It leads to the conclusion that personal development is an irreversible process which becomes evident by the expansion of personal choices in the code of truth and love as ecological criterias.

I. Aufgabenstellung

Die vorliegende Arbeit beschreibt Modelle prozesshafter[1] Veränderungen der Persönlichkeit bzw. Identität im Rahmen von Theorien des Geistes, der „Philosophy of Mind“ und neueren epistemologischen Ansätzen (insbesondere der ursprünglich aus der Evolutionsbiologie entstandenen Evolutionären Epistemologie, der allgemeinen und soziologischen Systemtheorie, der Kybernetik und des Konstruktivismus). Gehen viele theoretischen Ansätze von einer allgemeinen Begriffsbildung von Identität und/oder Persönlichkeit, einer Art synchronisch dargestellten Bestandsaufnahme des Bestehenden[2] aus, so widmet sich diese Arbeit einer konzeptuellen Beschreibung, die die Verwendung von Zeit berücksichtigt und integriert[3]. Entwicklungen lassen sich nur als kausale Verkettungen von Veränderungen unter der Bedingung des Vergehens von Zeit beobachten. Personen als soziale Konstruktionen und Identitäten als Konstruktionen des Bewusstseins lassen sich, und das ist ein Anliegen dieser Arbeit, nur im Rahmen von Veränderungen als zeitlichen Markierungen bzw. Aktualisierungen auf Grundlage des Vergleichs von vorher und nachher, beobachten und bezeichnen. Das macht es notwendig, dass diese Studie interdisziplinär betrieben wird[4] und auch und insbesondere reziproke Bezüge zwischen Natur- und Geisteswissenschaften herstellt. Den Anspruch bildet also weniger der Nachweis der Faktizität der Grundlagen der hier vorgenommenen Beschreibungen oder gar der Beschreibung als solcher, sondern ihre Brauchbarkeit für eine endliche und befristete Bestandsaufnahme[5].

Noch vor der Eingrenzung des Gegenstandes und einer Einführung in die Terminologie dieser Arbeit wird die Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse nach Maturana erklärt. Die Zirkularität seiner Gedankenführung soll in und mit dieser Arbeit nachvollzogen werden[6], da sich die Form der Selbstreferenz zur Verdeutlichung des Themas der Arbeit anbietet. Escher liefert mit einigen seiner Bilder Veranschaulichungen dieser Zirkularität: die Ameisenmatrix „Moebius Strip II“ oder auch das Treppenhaus „Relativitheit“ (als Auflösung von Sinn in der Form, also als Auflösung des Raumgefüges in Funktionsgefüge rein ästhetischer Natur)[7]. Auch die Mythologie liefert mit dem Bild der sich selbst verzehrenden Schlange oder der Hydra, einem Ungeheuer, das an der Stelle jedes abgeschlagenen Kopfes jeweils zwei neue hervorbringt, bildliche Entsprechungen von Differenzierung und Zirkularität. Allgegenwärtige Grenze dieser Prozesse bildet die in Wittgensteins Tractatus[8] beschriebene andere Seite, über die sich nur schweigen, nicht aber reden lässt. „Wissen“ wird im Folgenden scharf unterschieden von den gleichfalls kognitiven Ahnungen als sprachlich nicht realisierter[9] Erkenntnisform ereignishaften Charakters. Manchmal fehlen einfach nur die Worte. Worte kanalisieren und beschränken auf neuronaler Ebene die Bewusstseinsprozesse, deren Struktur sie bilden. Unterschiedliche Sprachen generieren unterschiedliche Strukturen, wie auch umgekehrt unterschiedliche Semiosphären[10] unterschiedliche Sprachen und unterschiedliches Sprechen generieren. Das bedeutet aber nicht, dass sich darüber nicht reden lässt, wofür es in einer Sprache noch nicht die Worte gibt, deren Beschränkungen die neugewonnenen Freiheiten nicht betreffen. Wird die Erlangung der Sprache als Fortsetzung von Verhaltenskoordinierungen[11] betrachtet, dann ist Sprache im Kognitionsprozess etwas Motorisches, das die ganze physische Ausformung der Existenz (inklusive der Wahrnehmungskanäle[12] und -ordnungen) umfasst. Mindell geht davon aus, dass die Sinne Medien für Ereignisse primär nicht- oder vorsprachlicher Natur bilden, die erst zu einem relativ späten Zeitpunkt des Kognitionsprozesses zu Bedeutungseinheiten synthetisiert werden. Das Wesen der Worte besteht somit in seiner Kontingenz und das Wesen der (geistigen) Freiheit in der latenten Mitpräsenz kognitiver Strukturen als Bedingung der Möglichkeit genannter kontingenter Verbalisationsprozesse und, damit einhergehend, der sinnhaften Konstitution des Erlebens. Die lateralen Abläufe, die hier als in den Wahrnehmungskanälen ablaufende Ereignisse bezeichnet werden, trotzen den Beschreibungen der sie stets voraussetzenden Verbalgerinnungen und unterstützen die prägnante Formulierung Wittgensteins[13]. Allerdings lassen sie sich als elektrochemische Wellen und Stimulationen durchaus beobachten, wenn auch auf einer Ebene, die nicht in der Lage ist, sie von anderen (elektrochemischen) Abläufen zu differenzieren und somit als irgendwie spezifisch zu charakterisieren.

I.1. Persönlichkeitsentwicklung als Gegenstand kulturwissenschaftlicher Arbeit und Forschung

Die Cognitive Sciences bilden etwas wie einen großen Schmelztiegel natur- und geisteswissenschaftlicher Epistemologien. Die Kulturwissenschaften hingegen schließen naturwissenschaftliche Ansätze nicht explizit ein. Allerdings ermöglicht die scharfe inter- und intradisziplinäre Grenzziehung der Kulturwissenschaften eine Form von Korrespondenz zwischen den Disziplinen, die in den synthetisierenden Cognitive Sciences konzeptuell nicht realisiert werden kann. Seit Knorr-Cetinas Untersuchungen[14] setzt sich mehr und mehr die Perspektive durch, die Naturwissenschaften nicht als Gegensatz zu den Geisteswissenschaften zu begreifen, sondern als ethnographisches Feld, sprich als kulturell eigenständiges Milieu, das in der Anwendung seiner Methodik strenger, in der Überprüfung der in die Arbeit einfließenden Vorannahmen lockerer operiert als im geisteswissenschaftlichen Milieu[15]. Insofern ermöglicht es die Kulturwissenschaft, den Standpunkt des Beobachters in seiner Genese und der durch seine Beobachtung erfolgenden Modifikation des Beobachteten in den Vordergrund ihrer Disziplin[16] zu stellen, was die Voraussetzung für die vorliegende Arbeit bildet. Die Arbeit an Prämissen und an (Kor)relationshypothesen bildet die eigentliche Grundlage für den Versuch der Eingrenzung und Bestimmung der Kausalfaktoren von Phänomenen im Sinne wissenschaftlicher Untersuchungsgegenstände, wie sie vom Lehrstuhl für Philosophische Grundlagen Kulturwissenschaftlicher Analyse wahrgenommen wird. Die Beibehaltung von Subdisziplinen in den Kulturwissenschaften erleichtert deren Sondierung und Inanspruchnahme für die Ausarbeitung wissenschaftlicher Beiträge[17].

Demgegenüber erweist sich nach von Glasersfeld die Kybernetik als eine Art Metawissenschaft nicht disziplinär zu- oder beizuordnen[18]. Vielmehr stellt sie Theorien und Methoden für alle Disziplinen bereit und erkennt darin auch ihre Aufgabe. Insofern kann auch der von Rickert konstatierte Unterschied von Kulturwissenschaften als idiographisch, besonders, und von Naturwissenschaften als nomothetisch, allgemein, als überholt angesehen werden[19]. Die Kybernetik bzw. Systemtheorie stellt für die Natur- und Geisteswissenschaften gleichermaßen valide Theoriegrundlagen und Termini bereit. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Art der Fragestellung die naturwissenschaftliche Forschung und ihre möglichen Ergebnisse bereits enthält, ist auch hier Kreativität im Denken der jeweiligen Forscher gefragt. Darüber hinaus halte ich es im Hinblick auf die gegen unendlich gehende mögliche Generierung von Wissen für unangemessen, Forschungen allein inhaltlich und anhand ihres Beitrages im und für den aktuellen Diskurs zu bestimmen und seine Einfügung in das herrschende (Wissenschafts-)Paradigma und gesamtgesellschaftliche Werden, also alles übrige und weitere, auszublenden[20].

I.2. Die Arbeit als solche

Das Thema speziell dieser Arbeit ist allgemein genug gehalten, unterschiedlichste Ansätze zulassen zu können und andererseits konkret genug, auf den kybernetischen Charakter ihrer Ausgangskonzeption hinzuweisen. Weiter stellt diese Arbeit als solche exemplarisch eine Selbstreferenz auf, die wissenschaftlich hergeleitet und in ihrer Kontingenz begründet und ausformuliert ist. Sie erhebt den Anspruch, sowohl ein stringentes Gerüst für eine Kontextualisierung möglicher Persönlichkeitsentwicklungen bereitzustellen, als auch als Katalysemechanismus dergleichen auf der Annahme kognitiver, adaptativ gerichteter und zirkulär evoluierender Selbstreproduktionen einsetzbar zu sein. Sie ist selbst ein Teil dessen, was sie beschreibt. Somit lässt sich die Arbeit in zweierlei Hinsicht lesen: als den Konventionen des Binnensystems Wissenschaft entsprechende Abhandlung, die bestimmten, noch zu definierenden Wahrheitskriterien unterworfen ist und auch als Geschichte ihrer eigenen Hervorbringung, als Mysterium eines Universums, in das sie als sprachliche Endlichkeit ihrer existenzstiftenden Paradoxien eingeschlossen ist und das sie letztlich nicht wird erklären, wohl aber spüren lassen können. Dieses zu leisten sind Worte durchaus in der Lage, was im Bereich der Poesie und Literatur auch gewusst wird[21]. Der Philosoph Gaston Bachelard betrachtete sowohl Wissenschaft als auch Kunst als divergierende Möglichkeiten, Methoden und Formen menschlichen Wachstums im Sinne einer Sensibilisierung für und Praxis von neuartigen Unterscheidungsvollzügen[22]. Und auch Bieri sondiert zwischen der Philosophie als einer Inszenierung der Gedanken und der Literatur (Poesie, Kunst usw.) als einer Vergegenwärtigung von Erfahrung[23] als zwei Bereichen, die einander ergänzen. Eine Form, die beides nicht kombiniert, aber beiden Bereichen zu entsprechen in der Lage ist, soll die systemtheoretische Auffassung von Wahrheit als Kommunikationsstil und -mittel[24] verdeutlichen. Damit wird im Erfolgsfall eine Verbindlichkeit der Behandlung ihrer Themen erreicht, die sich ihrer Grenzen bewusst ist.

I.2.1. Form und Aufbau

Die Fußnoten erfüllen in dieser Arbeit die Funktion der Veranschaulichung und Spezifizierung bestimmter Gedanken. Außerdem verweisen sie auf Quellen und weiterführende Arbeiten. Überdies finden sich in den Fußnoten Zitate, die aus strukturellen Gründen im Text keinen Platz fanden und als Fußnote den Lesefluss zumindest nicht behindern.

Der Bezug der wesentlichen in den Literaturangaben aufgeführten Werke zu dem Thema dieser Arbeit wird jeweils durch eine kurze Erläuterung verdeutlicht. Da auch im Text auf jede Angabe mindestens einmal verwiesen wird, ist somit eine wechselseitige Referenz hergestellt, die die Einordnung der Arbeit in ihrer wissenschaftlichen „Nische“ plausibilisiert. Ziel ist es, die Arbeit in ihren Bezügen auf die sie speisenden Quellen soweit als möglich transparent zu gestalten und eine gedankliche Tiefe und Dichte zu erreichen, die nicht auf Kosten ihrer Klarheit entsteht. Zirkularität und Reziprozität sind nicht nur Themen der Arbeit, sondern auch Bedingungen ihres Zustandekommens und Merkmale ihres intendierten kohärenten Aufbaus. Die Arbeit wird dadurch gewissermaßen exemplarisch zum Anwendungsfall der hier vorgestellten und zusammengeführten Theorien.

Der Autor achtet auf sprachliche Dissoziiertheit zu der Arbeit. Dies soll nicht nur dem Rezipierenden ermöglichen, das Thema als wissenschaftliche Vorstellung zu erleben, sondern auch und vor allem eine Objektivierung der vorgestellten Gedanken als Grundlage des wissenschaftlichen Interaktionsmodus herzustellen[25]. Dies hält der Autor umso mehr für notwendig, da kybernetische Überlegungen zentralistische Perspektiven ausschließen[26]. Die Standpunktgebundenheit des Beobachters und die aus ihm resultierende Relativität seiner Observationsoperationen bedeutet nicht, dass die von ihm kombinierten und examinierten Wahrheiten keine Objektivität besitzen könnten. Die Trag- oder Reichweite der Objektivität besagter Wahrheiten bildet den Gegenstand jedweder wissenschaftlichen Forschung, der sich diese Arbeit unterwirft und zu der sie ihren bescheidenen Anteil beitragen möchte. Objektivität wird nicht infrage gestellt, wohl aber gründlich in ihren Konstitutionsbedingungen untersucht. Objektivierung ist eine notwendige Bedingung einer Kontextualisierung der Beobachtung und des Erlebens von Persönlichkeitsentwicklungen.

Der Autor möchte die Erlebens-und Erfahrungsebene nicht ausschließen[27]. Im Gegenteil wird ein Großteil der vorgestellten Arbeit darauf verwendet, die Bedingungen dieser Ebenen zu klären. Ziel ist es, eine Beschreibung anzufertigen, die sich als Interaktionsrahmen für Komplexitätsreduktionen bei kontinuierendem Strukturdrifting verwenden lässt, also wie eine Art Landkarte[28]. Daher ist die zugrunde gelegte Leitunterscheidung nicht die Trennung von Beobachtung und Erfahrung, sondern die von Erscheinung und Wesen (oder Synthese), die aus der Phänomenologie Edmund Husserls stammt[29]. Beobachtung und Erfahrung verschmelzen zu ein und derselben Operation, da das Beobachtete durch die Art der Beobachtung entsteht, die sich aus der Erfahrung als habitualisierten Verhaltenskoordinationen ergibt.

I.3. Vorgehensweise

Die Vorgehensweise orientiert sich, wie oben angegeben, an Maturanas Definition. Dazu gehört in der ersten Phase die Auswahl eines zu erklärenden Phänomens und die Beschreibung des Kontextes, die es etabliert und gegenüber anderem abgrenzt. Im zweiten Schritt wird eine Neuformulierung des Phänomens auf der Grundlage eines angenommenen generativen Mechanismus (Hypothese) vorgenommen, die es hervorbringt. Darauf folgt eine Art Generalisierung oder logische Schlussfolgerung, die durch die Annahme des generativen Mechanismus als verursachender Faktor gelten müsste und im vierten Schritt dann die entsprechende Übertragung auf andere Fälle, auf die es auch zutrifft. Poppers Aussage[30] von der Unmöglichkeit der Verifikation von Theorien steht dazu insofern nicht im Widerspruch, als dass verursachende Faktoren andere verursachende Faktoren nicht ausschließen und der Beweis eines Zusammenhanges zwischen Ursachen und Wirkungen für sich Geltung besitzt, ohne die Richtigkeit einer Theorie als Reflektionen zweiter Ordnung endgültig belegen (wohl aber sie in Frage stellen) zu können, die die Hypothese dieses Zusammenhanges überhaupt erst nahe legte[31]. Anspruch auf Geltung erlangt eine Theorie also nicht nur durch erfolgreich vollzogenes Induzieren (Schritt 1 und 2) und Deduzieren (Schritt 3 und 4), sondern in der Reduktion größerer Komplexität im Vergleich zu konkurrierenden Theorien, d.h. als Erklärungsmuster eines „Mehr“ an Zusammenhängen, die im Vergleich zu früheren quantitativ und/oder qualitativ einen größeren Erklärungswert besitzt[32]. Beschreiben zwei komplexe Theorien den gleichen Sachverhalt, ist nach dem Prinzip von „Ockhams Rasiermesser“[33] die im Vergleich einfachere vorzuziehen.

Um nichts Anderes geht es in der vorliegenden Arbeit. Die Vorteile eines solchen Vorgehens zeigen sich im Abgleich z.B. mit der Problemlösungsmethodik des Konnektionismus[34]. Im ersten von vier Schritten werden Informationen erhoben, im zweiten wird ein Modell konzipiert, dessen Modifizierung oder vorläufige Annahme anhand von Prognosen (3) und deren mögliches Zutreffen anhand der Prüfung der durch Testung dieses Modelles entstehenden Ergebnisse (4) vorgenommen wird.

Maturana geht in seinem Modell über die unbestreitbar vorhandenen Strukturisomorphien beider Modelle einen Schritt weiter und fordert die Fähigkeit eines Modelles zu Übertragungsleistungen (Deduktion). Wird die von Kuhn konstatierte Paradigmenrevolution als eine Art Wissenschaftsbewusstsein methodisch zusammengezogen, ließe sich ein weiterer Schritt fordern: jenseits der Deduktionen erfolgreicher Modelle als ökologisch effizient operierender Reduktionsleistungen von Komplexität sollten sich vor allem Grenzen und Widersprüche als vernachlässigte Größen entsprechender Modelle im „Ausblick“ niederschlagen. Erst dadurch lassen sich die Leistungen wissenschaftlicher Modelle versuchsweise adäquat einschätzen. Paraphrasiert ließe sich sagen, dass eine Arbeit ebenso wie die Vorwegnahme bzw. Andeutung möglicher Konsequenzen und ihrer Einordnung in den aktuell geltenden wissenschaftlichen Diskurs im Ausblick zum Widerspruch und zum Aufbau einer kritischen Position anregen sollte.

II. Das Ausgangsproblem

Das Leben der Menschen bringt immer auch Veränderungen mit sich. Vom Standpunkt beispielsweise des Buddhismus[35] ist das Leben / das Sein in ständigem Wandel begriffen[36]. Als erleuchtend werden die Augenblicke erlebt, in denen die Wandlung als solche identitätsstiftend erfahren wird[37]. Eine Welt, die sich, inzwischen auch gestützt auf Erkenntnisse der Quantenphysik[38] und Chaostheorie[39], in Erscheinungen und Illusionen von Endlichkeiten und festen Formen auflöst, ist der Wandel die einzige Konstante. Sie liegt dem Erleben einer jeden Realität zugrunde und stellt als Voraussetzung Bedingungen für das Erleben und der Selektion von als beständig und im Wandel Begriffenem auf.

Gemäß den kybernetischen Grundsätzen von Foersters[40] können Wandlungen und Entwicklungen nur als die Beschreibung eines Beobachters zwischen mindestens zwei Zeitpunkten (bei Entwicklungen über Zeiträume) zum Gegenstand einer wissenschaftlich geführten Auseinandersetzung werden. Beobachtungen dieser Art betreffen in Bezug auf die Entwicklung der Persönlichkeit im Allgemeinen die Physiologie (Genesen wie von der Kindheit zur Adoleszenz, also Veränderungen der Körpergröße, Motorik usw. und Modifikationen wie Piercings, Tattoos, Haarschnitte usw.) und das Verhalten/die Kommunikation (wobei hier zwischen Lern- und Anwendungsverhalten unterschieden werden kann). Beides lässt sich allerdings nicht gänzlich voneinander separieren[41] und dient vor allem dem Zwecke der Veranschaulichung und Übersicht. Bevor diese Unterscheidung jedoch wieder aufgegeben wird, soll eine andere Art der Darstellungsweise aufgezeigt werden, die auch die Annahme der Unterscheidung von Genese und Modifikation einschließt.

Unter dem gleichen Vorbehalt läuft auch die Unterscheidung von willentlich induzierten und unwillkürlich ablaufenden Entwicklungen. Auch hier wird sich zeigen, dass Ereignis, Handlung und Erleben mitnichten über den Vollzug der Einteilung in bewusst/unbewusst, die auf die klassische Psychoanalyse zurückgeht[42], in Opposition zueinander stehen als vielmehr als graduelle Variationen, wie die Farben innerhalb des Spektrums des Regenbogens, zu bewerten sind.

Einen weiteren Bereich der alltagsweltlichen Phänomenologie bilden die Anlässe, die eine Veränderung induzieren und irgendwie die Persönlichkeitsentwicklung beeeinflussen. Auch hier wird zunächst unterschieden zwischen soziopersonalen (kommunikativ katalysierten) Fällen, unter die sich auch Unfälle, Zufälle u.ä. subsummieren, da sie erst in der neuronalen Verarbeitung eine eigenständige Realität innerhalb des neuronalen Trägersystems erlangen, die eine solche Kategorisierung ermöglicht[43], und den physikalischen Dispositionen[44], die prä- bzw. averbal wirken. Der Zusammenhang von genetisch-systemischen Vorgaben und phänotypisch evidenter Kommunikation bildet das Kernstück dieser Arbeit. Freiheit und Determination werden damit zu einer Frage des Standpunktes des Beobachters.

In aktuellen Diskursen über personale Transformationen erweisen sich vor allem psychologische Standpunkte als zunehmend problematisch: ihre transdisziplinären Entsprechungen, wie z.B. die Mikrosoziologie in den Sozialwissenschaften und hierbei insbesondere der Rational-Choice-Ansatz[45], lösen das Individuum gänzlich aus seinen sozialen Bezügen, die sie als Handlungs- bzw. Entscheidungsfaktoren nachträglich wieder theoretisch hineinkonstruieren. Entsprechende Theorien verlieren damit nicht nur ihre intuitive Schlüssigkeit. Sie stehen auch in unverträglicher Weise (makro)soziologischen Ansätzen gegenüber[46]. Erst in den vermittelnden Ansätzen von Bourdieu oder auch Luhmann wird die Eingebundenheit und wechselseitige Bezogenheit von Individuum und Gesellschaft beleuchtet[47]. Und erst die Abstrahierungen der Systemtheorie lenken die Diskussion von Menschenbildern ab auf Handlungshorizonte, Kontexte und Selektionen[48]. Das hat zwei weitreichende Konsequenzen: zum Einen werden die Menschenbilder kontingent. Wer sich auf die eigene gesellschaftliche Prägung beruft, hat genauso recht wie jemand, der eigene Möglichkeiten wahrnimmt und sie auch als solche betrachtet. Zum Anderen ändert sich damit das Verständnis von Wahrheit schlechthin[49]. Es wird jetzt nicht mehr über das Gebiet[50] gestritten. Vielmehr werden Landkarten abgeglichen, Theorien synthetisiert und anhand ihrer Brauchbarkeit[51] benutzt oder verworfen. Theorien werden wie Folien übereinandergelegt, deren Komplexität weniger das Gebiet beschreibt als vielmehr die faktoriellen Variablenkonstitutionen und -kombinationen der sie verwendenden Fragestellungen. Das führt zu Synergieprozessen und einer zunehmenden Epherimisierung[52]. Die dadurch gewonnenen Spielräume versetzen in die Lage, auf immer größere Komplexität zu reagieren, was eine zunehmende Sensibilisierung und leichtere Irritierbarkeit zur Folge hat. Denn auch das Störungspotential und die sie konstituierenden Zusammenhänge nehmen proportional zur Differenzierung soziopersonaler Perspektiven zu. Gesellschaftliche Differenzierung, Vervielfältigung des Denkens und der Perspektiven, Globalisierung und Vernetzung von Erkenntnisstrukturen, Problembewusstsein, Krankheiten und darauf reagierende Strukturen lassen einen Raum entstehen, der totalitaristische Strömungen wie Ideologien, Fanatismus u.a. gleichermaßen sprengt wie entlarvt. Auf der anderen Seite geraten viele Maßstäbe von Bewertungen zu kulturrelativen Konstruktionen, die sich im Zuge von Säkularisierung und emanzipatorischen Bestrebungen selbst als adaptationsfähig zu erweisen haben[53]. Die Frage, was normal ist, trennt sich von der Frage, was gesund und was krank ist. Wenn psychotische Symptome, Besessenheit und Schizophrenie in Kulturen wie Brasiliens oder Nepals Naturreligionen als besondere Begabungen betrachtet werden, zeigt das einmal mehr die Ethnozentrizität hiesiger gesellschaftlicher Krankheitsauffassungen. Wird z.B. „Krankheit“ am individuellen Leidensdruck gemessen und nicht an einer unreflektierten Auffassung von Konventionalität, individualisiert sich die Kultur und es entsteht Toleranz. Allerdings sind jetzt die institutionell legitimierten Katalysanten personaler Transformationen[54] auch gefordert, mindestens ebenso individuelle Lösungen zu finden, die der Komplexität der Probleme selbst wie auch der sie manifestierenden Personen gerecht werden.

Unter diesen voraussetzungsvollen Verhältnissen können personale Entwicklungen im Prinzip alles Seiende, alles Vergangene und alles Werdende betreffen. Therapien können sich nicht mehr darauf beschränken, ein Gebiet vorzugeben und die Landkarte eines „Kranken“ darauf zu konditionieren[55]. Stattdessen geht es darum, Kriterien und Orientierungen unter Annahme individueller Realitätskopplungen herauszuarbeiten, die das Leiden sinnhaft integrieren und als Wachstumschance hervortreten lassen[56]. Die Bewährung einer erweiterten Landkarte im Alltag zeugt dann von dem jeweiligen therapeutischen und/oder wissenschaftlichen Erfolg der Intervention. Daher besteht das Problem nicht darin, eine Realität herauszufinden und ihrer Wahrheit aufzusitzen, sondern in der Suche nach Kriterien, an denen sich personale Transformationen entlanghangeln können, um eine individuelle Äquilibration zu erreichen bzw. aktualisieren und die personalen Adaptationsstrategien ökologisch[57] einzubinden[58]. So gibt die Stimme des singenden Kashinawa-Schamanen den berauschten Indios den Halt, sich durch die Visionen und drogeninduzierte Entdifferenzierung der Welt hindurchzufinden[59]. Es stellt sich also die Frage, wie sich derart durchgreifende Transformationen in der funktional differenzierten Gesellschaft generieren und kontrollieren lassen, die die innergesellschaftliche Kommunikation wie auch ihren Zusammenhalt nachhaltig stabilisieren und fördern, oder dem zumindest nicht entgegenwirken.

Ein weiteres Bündel von Problemen ergibt sich aus den quasi inflationären und ubiquitären Verwendungen von Begriffen wie „Lernen“ und „Sozialisation“ vor allem in der Psychologie und Soziologie, aber natürlich auch im Alltag, mit denen personale Transformationen/Entwicklungen benannt und beschrieben werden[60]. Da sie oftmals unterschiedliche Phänomene bezeichnen und unterschiedlichen Theorien ihre semantische Tragweite abtrotzen, werden sie mit den diese Arbeit liefernden Unterscheidungen untersucht und reformuliert. Ein besonderes Feld bildet die Gegenüberstellung von Lehren und Lernen. Die Einheit dieser terminologischen Opposition zerfällt, wenn in Rechnung gestellt wird, dass eine Übermittlung von (Lehr-)Inhalten in konstruktivistischen Kommunikationsmodellen gar nicht möglich ist und sich nur mit den früheren, als weitgehend überholt geltenden Überlegungen zur Kommunikation, wie beispielsweise dem Sender-Empfänger-Modell von Shannon und Weaver[61], begründen lässt[62].

Personale Transformationen werden in der Psychologie weitgehend vom Bewusstsein her verstanden und nicht von der Kommunikation her behandelt. Als Integrationskonstrukt wird dabei die Psyche betrachtet, ein aus der griechischen Mythologie stammender Begriff, der den menschlichen Geist und/oder Seele bezeichnen sollte. Die Annahme und Erklärung der Psyche, die Gegenüberstellung von Geist und Körper/Gehirn und das Verhältnis dieser Seele zu einem Schöpfer/einem Schöpfungsprinzip sind Themen, die viele Wissenschaftler und möglicherweise sogar die Wissenschaften als solche zu überfordern scheinen[63]. Das mag daran liegen, dass in den genannten Aufgabenstellungen Ebenen vermischt werden, die unterschiedliche Behandlungen und deren Synthese erst in Darstellungen axiomatisch erweiterter Modelle und Theorien erfordern, die nach der Modelltheorie ihre Widersprüche aufzulösen oder zu erklären in der Lage sind[64].

Die Annahme einer gegen unendlich gehenden Weltkomplexität impliziert die konstante Unvollständigkeit systemintern reduzierter Komplexität, nicht aber der Widerspruchsfreiheit der ihr zugrunde liegenden Annahmen. Daher wird in Berufung auf das Gödelsche Unvollständigkeitstheorem, demnach ein Modell nur entweder unvollständig oder widersprüchlich sein kann, der Unvollständigkeit der Vorzug gegeben[65]. Es sollen Widersprüche beschrieben und ggf. aufgelöst, nicht aber aufgestellt werden[66]. Deshalb wird im Folgenden von den genannten Themen Abstand genommen und Termini wie „Psyche“ und „Seele“ mit Vorsicht gebraucht. Ihre Reformulierung ergibt sich implizit aus den weiteren Schritten, ist aber nicht Thema der Arbeit.[67]

II.1. Begriffe und Phänomene 1: Persönlichkeitsentfaltung und Persönlichkeitsentwicklung

II.1.1. Die beiden Modelle

Der Cartoonist Erik Liebermann hat für die beiden Modelle von Persönlichkeitsentfaltung und Persönlichkeitsentwicklung eine bildliche Darstellung gefunden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1:

(Faulstich-Wieland 2000, 39)

Die Persönlichkeitsentfaltung setzt den Entwurf einer Persona bereits voraus. Im Laufe des Lebens durchläuft die Person Situationen, in denen der Facettenreichtum ihrer Fähigkeiten sichtbar wird. Unbewusste Kompetenzen treten in diesen Triggersituationen zutage. In der Persönlichkeitspsychologie wird dabei auch vom Eigenschaftsmodell gesprochen.

Das andere Modell ist das der Persönlichkeitsentwicklung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2:

(Faulstich-Wieland 2000, 40)

Die Persönlichkeitspsychologie nennt es das situationistische Modell. Die Person entwickelt sich dabei im Laufe des Lebens auf der Grundlage der Situationen, in denen sie sich bewähren muss. Die Persönlichkeit misst sich an der Vielfalt der Situationen und Rollen, die sie bereits durchlaufen hat.

II.1.2. Synthese des Entfaltungs- und Entwicklungsmodelles

Der interaktionistische Ansatz der Persönlichkeitspsychologie geht von einer Synthese beider Modelle aus. Auch eine Neurobiologie der Sozialisation stützt sich auf eine Kombination beider Modelle. Die Person kann kein Verhalten für etwas entwickeln, für das es keine genetische Disposition gibt. Die genetische Disposition bestimmt die Eigenschaften, die die Ausprägung eines bestimmten Verhaltens ermöglichen. Umgekehrt bestimmen die Lebenssituationen maßgeblich, welche Verhaltens- und Wesenszüge sich ausprägen.

Diese vor allem von der Entwicklungspsychologie thematisierten wechselseitigen Bezüge sind allerdings noch nicht erschöpfend erforscht. Roth (2003) meint, dass das Verhältnis von genetischer Disposition und Sozialisation bei 40 zu 30 liegt, also 40 % Disposition, 30 % Sozialisation in den ersten drei Lebensjahren und 30% durch Erfahrungen im Laufe des Lebens, die die Fähigkeiten, Lernräume und Verhaltensmuster als Parameter der Persönlichkeit des Menschen bestimmen.

Festzuhalten ist, dass die Persönlichkeit anteilig entwickelt, anteilig entfaltet wird. Eine „Persönlichkeitsentfaltung“ impliziert allerdings, dass das, was ent-wickelt wird, vorher schon „verpackt“ in der Person geschlummert hat. Lernen und Modellierungen von Fähigkeiten / Eigenschaften / Prozessen in der Umwelt assimilierender Systeme werden durch Zielsetzungen deutlich erleichtert. Im Folgenden wird dem Begriff der „Persönlichkeitsentwicklung“ der Vorzug geben, da er dem Autor weniger voraussetzungsvoll erscheint. Vorausgesetzt wird hier, dass persönliche Ziele und deren methodische Realisierung einen Kontext bilden, in dem Entwicklungen stattfinden. Es wird gezeigt, dass dieser „Kontext“ der Setzung und Organisation von Zielen und Wegen/Erfahrungen ein kommunikativer ist. Es wird nicht vorausgesetzt, dass eine Persönlichkeit vom Menschen quasi mit in die Welt gebracht wird und im richtigen Kontext zur Blüte gelangt. Diese Perspektive ist wohl zulässig, aber nicht Thema dieser Arbeit.

II.2. Begriffe und Phänomene 2: Lernen und Sozialisation

Die Aufschlüsselung oder Neubestimmung der mit „Lernen“ und „Sozialisation“ bezeichneten Prozesse wird mit der Aufstellung der Hypothese von der Geltung der wechselseitigen Bezüge von Bewusstsein und Kommunikation (in IV.2.) vorangetrieben.

So wird es dadurch ersichtlich, dass die intentionale Steuerung personaler Transformationen gemeinhin als Lern- bzw. Lehrvorgänge beobachtbar werden. Wünsche und Ziele stellen ganz allgemein notwendige Bedingungen von Lernprozessen dar. Wünsche und Ziele sind die Bedingungen der Möglichkeit von Absichten. Und diese Ausrichtung ist für die Kreation und Entscheidung/Selektion von Strategien und Taktiken[68] notwendig.

Wünsche, Ziele, daraus abgeleitete Absichten und Strategien stellen auch präverbale Voraussetzungen der Genese von Sprache bzw. Kommunikation dar. Genetische Dispositionen alleine reichen dafür bei weitem nicht aus[69]. Da das Soziale in seiner biologischen Definition als Orientierungsverhalten kanalisierend, verstärkend und kondensierend wirkt, entscheidet es über das Ob und Wie von Ausprägungen genetischer Veranlagungen.

Lernen und Lehren stehen sich in der Alltagsverwendung gegenüber und bezeichnen die Konzeption einer asymmetrischen Beziehung[70]. Wird von der Reziprozität menschlicher Beziehungen aus konstruktivistischer Sicht ausgegangen, dann ergibt sich ein Schema, in dem Lehren und Lernen in jeder Interaktion stets bei allen an ihr Beteiligten erfolgt. Je nach Intelligenzgrad und -typ[71] und den von Bateson unterschiedenen Lernebenen „lernen“ alle Interagierenden mit großer Wahrscheinlichkeit in unterschiedlichen Bereichen. So können sich die Verhältnisse bei genauer definierter Beobachtung sogar vom Lernenden zum Lehrenden verschieben[72]. Es bleibt zu differenzieren, wer was auf welcher Ebene voneinander lernt. Und es ist festzuhalten, dass der intentional strukturierende Repräsentationsaufbau des personalen Systems im neuronalen Medium Lehrzuschreibungen, -befähigungen, -inhalte sowie die in sie eingehenden Submodalitäten selbst bestimmt. Die Ausgabebedingungen personaler Systeme werden von Luhmann in Rückgriff auf von Foerster mit denen nontrivialer Systeme[73] verglichen, über die sich keine absoluten Aussagen treffen lassen.

Die Lern- und Entwicklungsmethodik des „Nimomashtic“ des Anthropologen Victor Sanchez ist eine darauf abstellende Praxis des Sich-Selbst-Lehrens[74]. Trainer werden hier zu Begleitern des eigenen Weges, der eigenen absichtsvollen Ausrichtung. Sanchez unterteilt in Anlehnung an Castaneda das Wissen in Erfahrungs- und logisches Wissen (sog. Tonal) auf der einen und intuitives Wissen oder Praxis (sog. Nágual[75]) auf der anderen Seite[76]. Als wirkliche Lehrer werden in der von Sanchez beschriebenen Weltsicht der Wirrarika-Indianer Entitäten wie die vier Elemente betrachtet[77]. Lernprozesse werden durch die Behandlung überpersonaler Entitäten als Lehrer abstrahiert und von Zuschreibungsobjektivierungen befreit. Ähnlich geht auch der lernpsychologische Konstruktivismus davon aus, dass Lehrer in Hinsicht auf effizientes Lernen vielmehr als „Lernprozessberater“ denn als Lehrer auftreten sollten. Als Lernen unterscheidet es phänomenal die Kategorien Konstruieren (Erfinden), Rekonstruieren (Entdecken) und Dekonstruieren (Kritisieren). Das stellt einen Lösungsansatz für das Problem dar, dass Lehr- und Lernkompetenz in ihrer rollen- bzw. erwartungsgeregelten Aufrechnung, dem Instruktionismus[78], zu knappen Gütern werden, deren zuschreibungshafte Verteilungsaktivitäten auf Lernprozesse perturbativ einwirken[79]. Systemtheoretischen Auffassungen am Nächsten liegen Konzepte wie das des Situierten Lernens, das in der fortwährenden Aushandlung von Bedeutungen besteht[80]. Ähnlich betrachtet auch Schelling soziales Handeln als ständiges Konfligieren[81].

Dem gegenüber ist die Sozialisation alles das, was nicht Lernen ist und was das Personale systemreaktiv erfährt. Bateson spricht diesbezüglich vom Lernen 0. Darunter fallen einfache Konditionierungen, Reflexe u.ä., Unterschiede, die keinen Unterschied machen, wie Marken und Inskriptionen in der Definition Nelson Goodmans[82]. Im weiteren Sinne lassen sich auch unvernetzte Repräsentationen für einen Beobachter als Lernen 0 bezeichnen[83]. Das trifft z.B. auf Menschen mit Kombinationsschwächen wie der Bildung von Syllogismen zu. Die Dianetik, das Dogmengebäude von Scientology, unterscheidet hierbei den analytischen und den reaktiven Mind[84]. Der reaktive Mind erlebt zusammenhanglos wie das kontinuierende Bewusstsein selbst. Der analytische Mind bildet Kategorien im Sinne Kants oder etabliert Gestalten im Sinne der Gestalttheorie, die das Erleben sinnhaft ordnen. Es setzt Prioritäten und blendet für zu leicht Befundenes aus. Auf Grundlage dieser weitläufig einhelligen Unterscheidung von „Sozialisation“ und „Lernen“ wird bis auf Weiteres davon ausgegangen, dass Sozialisation das Lernen als ihre besondere Form nicht einschließt, sondern dass es sinnvoll ist, Lernprozesse von bloßer Sozialisation klar abzugrenzen. Als umfassende Definition eignet sich der Sozialisationsbegriff nur in Gegenüberstellung zur genetischen Disposition.

In diesen Zusammenhang fallen auch die von Kuhn beschriebenen paradigmatischen Wechsel. Wilber konstatiert, dass auch auf der personalen Ebene paradigmatisch verfahren wird. So gehen personale Systeme aufgrund struktureller Notwendigkeiten von Vorannahmen aus, deren Hinterfragung sich ihnen im Moment ihres Gebrauches entzieht[85]. Als Konsequenz dieser Beobachtung schlägt er die Einteilung des menschlichen Erkennens in eine Abfolge von drei Operationen vor:

die Injunktion bezeichnet einen Befehl der Wahrnehmung von etwas als etwas. Es entsteht eine Identifikation im Sinne einer Bedeutungszuweisung. Dies bildet den paradigmatischen Grund aller darauf aufbauenden epistemologischen Operationen. Die Apprehension ist eine Vermutung oder Eingebung, eine Art Detektor, die in der Confirmation ihre Bestätigung erfährt[86]. Allerdings unterscheidet sich die von Wilber vorgenommene Übertragung vom Kuhnschen Originalmodell insofern, dass Kuhn nicht von Entwicklungen evoluierender Systeme[87] ausgeht, sondern vor allem die radikalen Brüche revolutionärer Paradigmenwechsel in geradezu sozialdarwinistischer Manier betont. Lakatos kritisiert dies an Kuhns Ausführungen[88] und hält dem entgegen, dass die folgenden Paradigmen die Widersprüche des Alten zu integrieren in der Lage sind. Insofern sei denn auch eine Entwicklung in Hinsicht auf den Erfolg der Reduktion größerer Komplexität festzustellen[89]. Wilbers eigenes, evolutionär angelegtes Modell der menschlichen Entwicklung passt daher besser zu Lakatos Modifikation der Paradigmentheorie als zum Original von Kuhn. Für eine solche Sichtweise spricht auch Fullers Beobachtung einer Epherimisierung menschlicher Praxis.

Irrational und revolutionär erscheinen diese Brüche denjenigen Vertretern des alten Paradigmas, die strukturverhaftet operieren und somit keinen Metastandpunkt zu entwickeln in der Lage sind, von dem aus sie sequentiell dessen Annahmen in Klammern stellen können[90]. Auf personaler Ebene kann das bedeuten, dass sich Freunde, Partner, Arbeitgeber usw. einer Person, die einen Transformationsprozess persönlicher Annahmen durchläuft, ihre Erwartungen und Erwartungserwartungen gegenüber dieser Person je nach lebens- und alltagsweltlicher Nähe/Ferne von Grund auf zu reflektieren haben. Der veränderte Kommunikationsmodus, der das neugefundene Selbst (im Sinne einer Identität) stabilisiert, irritiert die gesamte soziopersonale Umgebung (Nische), die bereits Erwartungen im Hinblick auf das transformierte System generiert und personalisiert haben. Die Transformation des personalen Systems bietet daher auch der Umgebung die Möglichkeit, ihren Informationsapparat in Hinblick auf relevante und irrelevante Irritationen[91] neu zu justieren und sich somit Strukturredundanzen zu entledigen[92]. Insofern kann, um noch einmal auf Merleau-Ponty zu kommen, der Körper als der einzige konstante Anker des sich wandelnden Bewusstseins gelten, nimmt man an, das Bewusstsein sei ein epiphänomenales Produkt des Körpers, sozusagen naturalisiert. In jedem Fall sind Körper die einzigen unbedingt notwendigen Konstanten in einer sich wandelnden Kommunikation zwischen Menschen und, im Umkehrschluss zu Maturana, somit zentral in der Situation soziopersonaler Umbrüche. Das bedeutet, dass einzelne Veränderungen und ganze Entwicklungen dann erfolgreich und überhaupt beobachtbar sind, wenn sie sich im Verhalten manifestieren („inkorporieren“, „habitualisieren“ usw.).

Ein Entwicklungsschritt menschlicher Perspektiven ist Wilber zufolge z.B., wenn sich das Bewusstsein der Nationalität internationalisiert[93]. Piaget entdeckte in der Entwicklung des Kindes die Inventarisierung der Körpermöglichkeiten und Grenzen, die mit dem Erkennen beginnt, dass z.B. die Hand, die nach etwas greift, die Hand ist, mit der nach ihr gegriffen wird. Dies nannte er die „kopernikanische Wende“. Auf die gleiche Art und Weise ist es demnach ein Entwicklungsschritt, wenn die Unterschiede, die Nationen kennzeichnen (Sprache, Kultur, Geographie usw.) und die nationale Identität prägen, im Kontext derjenigen Gemeinsamkeiten betrachtet werden, die alle Menschen miteinander verbinden[94]. Wird diese Betrachtung weitergesponnen, dann wird die Menschheit zu einem kurzlebigen und nicht sehr wichtigen Epiphänomen eines evoluierenden Universums, das mit großer Sicherheit viele Lebens- bzw. Bewusstseinsformen generiert. Das entspricht der Stimmung, die sich einstellen kann, wenn in einer sternklaren Nacht unter günstigen Lichtverhältnissen die Spiralarme der Milchstraße sichtbar werden. Es kommt zu Veränderungen des Bezugspunktes, denen auf neuronaler Ebene Bewusstseinsveränderungen („states“- Wilber[95] ) entsprechen. Stabilisieren sich diese Veränderungen und werden sie als integraler Bestandteil inventarisiert, dann dehnt sich das Bewusstsein der eigenen Identität aus und setzt sich über Veränderungen auf personaler und sozialer Ebene fort. Kommt es zu einer solchen Inventarisierung/Habitualisierung, lässt sich auch von einer Entwicklung sprechen. Ein geändertes Selbstverständnis führt zu Verhaltensänderungen und somit auch zu veränderten Erwartungen und Erwartungserwartungen. Die Transformation äußert sich so schließlich in den Modalitäten und der Kontextualisierung von Kommunikationsprozessen. Nach Wilber[96] führt dies zur Etablierung von „stages“, die durch Bereich und Gestalt der Veränderungen bestimmbar sind.

Allerdings spricht auch vieles für Kuhns Darstellung paradigmatischer Wechsel als Brüche bzw. Revolutionen, da sich Einsichten nicht bzw. nur von einem Beobachter, der diese Einsichten und ihre Arrangements[97] bereits reflektiert hat, vorhersagen lassen. Von der Annahme ausgehend, dass Vergangenheit und Zukunft Navigationskonstruktionen eines sinnprozessierenden Bewusstseins sind, lösen sich Entwicklungen in ihre Ereignisabfolgen auf. Vor diesem Hintergrund findet die Konstruktion von Entwicklungen als prozedural angelegter Strukturprojektionen systeminterner Erkenntnisprozesse statt, deren Objektivierung die Einheit von Raum und Zeit erzeugt. Sowohl Kuhn als auch Lakatos beschreiben daher von verschiedenen Bezugspunkten das gleiche Phänomen. Einsichten treten aus Beobachterperspektive als Unterbrechungen, als Frakturen des Denkens / des Diskurses in Erscheinung. Auf der anderen Seite lässt sich in der zeitlichen Dimension auch immer der schrittweise Prozess beobachten. Beobachtungen diachronischer Verläufe erfordern allerdings eine zeitliche Entkoppelung, genauer: eine Desynchronisation des Umweltbezuges. Das bedeutet die Entstehung einer Eigenzeit[98], die es ermöglicht, sich selbst als konstant zu erleben und die Umwelt in Form von chronologisch geordneten Ereignisabfolgen[99].

Das Gegenteil ist z.B. im kreativen Prozess der Fall[100]. Die Umwelt wird als konstant erlebt, während sich die Ereignisse im eigenen Erleben abspielen. Die eigene Befindlichkeit synchronisiert sich, wird mit dem Vergehen einer Zeit gekoppelt, die sich in die Gegenwart entlädt[101]. Dies bezieht sich auf den Umstand, dass sich die Generierung einer Eigenzeit, von Zeithorizonten als Zukunft und Vergegenwärtigung von Vertrautem als Vergangenheit, kurz, die Linearisierung des Erlebens, im Aufbau einer körperlichen Spannung vollzieht[102], die körperlich bzw. geistig abgebaut werden muss, um sich nicht symptomatisch zu manifestieren. Der Gegenwartsbezug verstärkt demgegenüber die situative Aufmerksamkeit und Befindlichkeitswahrnehmung. So schreibt Csikszentmihalyi[103] über das sogenannte „Flow-Erleben“, es vollziehe sich in vollständiger Passung von aufgabenbezogener Anforderung, Fähigkeit und Zielklarheit. Die Arbeit vollzieht sich dabei autotelisch, sie wird also zum Selbstzweck.

Aus systemischer Perspektive lässt sich daher feststellen, dass sowohl Kuhn als auch Lakatos Aspekte eines allgemeinen Phänomens von unterschiedlichen Standpunkten her skizzieren[104]. Bühl[105] unterscheidet neben der Evolution noch vier weitere Wandlungstypen: Fluktuation, Oszillation, Katastrophe und Zyklus. Am Beispiel des von Kuhn analysierten Wissenschaftssystems wäre eine Oszillation der paradigmenstützende Diskurs[106], das von Fleck genannte Denkkollektiv[107], das sich mit Auslegungen und Konsequenzen des Paradigmas beschäftigt. Dessen Verlauf verläuft zyklisch, d.h. die paradigmengesteuerten Bindungskräfte tendieren dazu, sich ins Gleichgewicht zu bringen. Fluktuationen treten ein, wenn Entkoppelungen stattfinden. Bezogen auf das Wissenschaftssystem kann es sich um Spezialisierungen terminologischer und methodologischer Art handeln, die inter- und intradisziplinäre Kommunikation letztlich behindern. Auch die Ausbildung eines eigenen Mediums hat dazu geführt, dass die Wissenschaft sich gesellschaftlich entkoppelt hat. Insofern lässt sich bei der funktionalen Differenzierung auch von einer Fluktuation der Subsysteme sprechen, wenn es darum geht aufzuzeigen, wie sich gesellschaftliche Teilbereiche auf andere ausdehnen, wie z.B. die theoretische Physik auf die Religion oder die Wirtschaft und Politik durch Budgetrechte und Förderungen Einfluss auf Themen und Forschungszweige der Wissenschaft nehmen. Katastrophen stellen Systemzusammenbrüche dar. Der Bruch mit einem Paradigma kann ebenso völlig neue Herausforderungen, wie der Vereinnahmung der Wissenschaft durch andere gesellschaftliche Bereiche, mit sich bringen. Die Krise als abgeschwächter Form der Katastrophe stellt einen Zustand verminderter Kontrolle dar. Demgegenüber steht die Anastrophe als einem stufenweisen Aufschwung, einer Art kulturellen Konjunktur.

Diese allgemeinen kybernetischen Kategorien sollen nun aus dem Makrobereich Kultur auf den Mikrobereich personaler Entwicklungen bezogen werden und somit eine Typisierung verschiedener Formen der Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen.

Evolution ist eine Bedingung jeder Entwicklung. Evolution ist das einer jeden Entwicklung zugrundeliegende Prinzip. Umgekehrt ist eine Entwicklung immer ein kontingent selektierter Abschnitt einer spezifischen Evolution. Wer eine Entwicklung beschreibt, geht von einem Anfang und einem (mindestens vorläufigen) Ende aus. Für das Alltagsverständnis reicht das aus. Im wissenschaftlichen Kontext ist dagegen auch die Wahl von Anfang und Ende zu begründen oder auf die Aufgabenstellung zu beziehen[108].

Revolutionen setzen Entwicklungen voraus[109]. Eine Revolution als solche wird erkennbar dadurch, dass sie Umbrüche an Stellen verursacht, die mit der die Revolution verursachenden Entwicklung nicht mehr direkt zusammenhängen. Revolutionen interpunktieren Entwicklungen als Zäsuren.

Fluktuationen sind Entwicklungen, die personal als multiple Denk- und Handlungsmuster beobachtbar werden. Komplexe und Traumata als psychische, Autoritätshörigkeit und Doppelmoral als soziale Phänomene der Persönlichkeit bilden Facetten solcher Fluktuationen. In der Kommunikation treten personale Fluktuationen als unbeabsichtigte Doppelbotschaften auf, die die Kommunikation verzerren oder randomisieren und damit eine wirkliche Verständigung verhindern.

Eine wirkliche Verständigung, wie z.B. ein gutes Gespräch, oszilliert. Es gibt feste Grenzen, über die sich verständigt wurde und zwischen denen die Kommunikation pendelt, sie aber nicht überschreitet. Oszillation bedeutet im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung Feedback. Feedbacks sind kommunikative oder kommunikativ induzierte[110] Rückkopplungen, die nowendig und hinreichend die Anschlussfähigkeit der Kommunikation gewährleisten und somit Entwicklungen kanalisieren (z.B. die Entwicklung des Gespräches, das Erleben und Handeln der Interagierenden usw.).

Zyklen beschreiben die Anschlussfähigkeit von Entwicklungsabfolgen. Die von Csikszentmihalyi geschilderte Einheit der Unterscheidung von Differenzierung und Integration, die sich gegenseitig bedingen und ablösen und die die Elemente jeder Persönlichkeitsentwicklung bilden, steht für einen (kleinstmöglichen) Zyklus. Daher geben Zyklen im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung Aufschluss über den Stand von Prozessen, deren Vollzug den Abschluss eines Zyklus determiniert. Zyklen sind die Kapitel der Persönlichkeitsentwicklung, die ihre Finalität aus den gerichteten Prozessen des jeweiligen Zyklus bezieht. Je nach Zyklus können sich Mittel, Zwecke und sogar Ziele verändern. Die Persönlichkeitsentwicklung wird von ihrem Zyklus diskriminiert. Diese Diskriminierung oder Inskribierung erfolgt kommunikativ. Die den Zyklus konstituierenden Prozesse sind Sozialisation und Lernen.

Bei den hier vorgestellten Entwicklungstypen lassen sich gesellschaftliche Veränderungen allgemein beschreiben und sie gelten somit in der soziologischen Systemtheorie auch für die Kommunikation. Ausgangspunkt bildet die Annahme, dass Personen Träger oder Medien der gesellschaftsweiten Kommunikation sind. Jede Person hat daher einen spezifischen Standpunkt. Dieser gesellschaftsweiten Kommunikation kann sich keine Person entziehen, es sei denn durch Ausfall des Bewusstseins (Tod, Schlaf, Koma,...) oder partiell durch Entmündigung. Die von Bühl auf den Kulturbegriff bezogenen Wandlungstypen stellen differenzierte Beobachtungskonfigurationen bereit, mit denen sich eine Persönlichkeitsentwicklung als Prozess unterschiedlich angeordneter Ereignisabfolgen untersuchen lässt. Ganz allgemein charakterisieren die Bühlschen Typen die Beziehungen der Ereignisse einer Entwicklung in ihrer Beziehung zueinander. Auf personaler Ebene geht es dann um Verhalten im Kontext rollenspezifischer Erwartungen und Erwartungserwartungen.

Personale Veränderungen einer Entwicklung vollziehen sich im Bereich der Formung des Verhältnisses von Eigen- und Fremderwartungen und -zuschreibungen. Diese sind sozialisationsbedingt und kulturabhängig.

III. Neuformulierung

Zunächst geht es darum, die dual organisierten Unterscheidungen in analytisch begründete Differenziale umzustrukturieren. Das Gegensatzpaar Verhalten und Physiologie wird dafür durch Kommunikation und Bewusstsein ersetzt. Bezeichnetes und Bezeichnendes[111] fällt zusammen und ergibt sich aus der Beobachtung und dem Vollzug von Verhaltenskoordinationen zweiter Ordnung[112]. Die Theorie von der Arbitrarität der (symbolischen) Zeichen bricht auseinander und das Medium wird selbst zur Message[113]. Erkenntnis vollzieht sich im Prozess der Digitalisierung analog gelieferter Sinnesreize. Kultur wird zu einer phänomenal kontingenten Kodierung, die ihre Freiheiten und Zwänge anhand des interkulturellen Vergleiches ermisst. Kultur ist das Feld, auf dem die wechselseitigen Bezüge von Kommunikation und Disposition bestellt werden[114]. Somit ist die Kultur als solche funktional nichtkontingent, sondern Grundlage einer jeden Lebensrealität als Produkt rückbezüglicher Operationen zweiter Ordnung (Maturana), die funktionale Substituierbarkeit überhaupt erst ermöglicht.

[...]


[1] Lewin, Mitbegründer der Gestaltpsychologie, stellt über (Persönlichkeits-)Prozesse fest, dass „In every process the forces in the inner and outer environment are changed by the process itself.“ (1935, 48). Aber auch die kausale Umkehrung dieser Aussage trifft zu: „ (...) forces control the course of a process. “. (Hervorhebungen durch den Verfasser).

[2] besonders deutlich bei Heidegger durch die mannigfaltige Verwendung des Begriffes des „Seins“ in Gegenüberstellung zur „Zeit“ (Heidegger 1960), oder auch die Kategorienlehre und Ausführungen zum Apriori bei Kant. Dabei wirkt die Heideggersche Differenzierung von So-Sein, Dasein, In-der-Welt-Sein usw. durchaus entschleunigend und gegenwartsorientiert. Näher liegen den folgenden Ausführungen aber Ansätze wie der von Prigogine 1992, „Vom Sein zum Werden“. So schreibt er auf S.261: „Das Sein ist in diesem Sinne mit den Zuständen verknüpft, das Werden mit den Gesetzen, welche diese Zustände umwandeln.“.

[3] Piaget (1967) geht so vor, über die Untersuchung von Prozessen zu Begriffen zu gelangen, mit denen sich Strukturen und letzten Endes dann wieder Prozesse beschreiben lassen. Diesem Erklärungsansatz entspricht in der erklärenden Soziologie die „Colemansche Badewanne“, in der Phänomene der Makroebene auf die Mikroebene heruntergebrochen werden, um dort zu Verallgemeinerungen zu gelangen, mit denen sich dann wieder Erscheinungen der Makroebene beschreiben lassen .

[4] In ähnlicher Weise geht auch Bateson (Bateson 1981) vor und trennt allerdings seine Studien disziplinsspezifisch. In dieser Arbeit wird im Unterschied dazu eine Synthese aus den Perspektiven und Forschungen verschiedener Disziplinen zur Untermauerung meiner Konklusion verfolgt.

[5] Spätestens seit der durch Kuhn (Kuhn 1962) ausgelösten Paradigmendiskussion ist diese Relativierung über die Erstellung von Theorien notwendig geworden. Fundierender als die Erhebung von Faktizität kraft Reputation oder gesellschaftlicher Konsensgewohnheiten erscheint dem Autoren der Verweis auf geltende Paradigmen, innerhalb deren selbstbestätigender Logik sich eine Arbeit einfügt. So auch Deleuze / Guattari (1977), die Erklärungen und Theorien nicht anhand ihrer „Wahrheit“, sondern anhand ihrer möglichen Verwertbarkeit beurteilen und das zum Gegenstand/zur methodischen Vorgehensweise des Poststrukturalismus erheben. In der Konsequenz bedeutet das nichts anderes als die Ersetzung von Strukturanalysen zugunsten von final abgeleiteten Kontingenzanalysen und daraus gewonnenen entsprechenden Substitutionsvorschlägen. Schließlich geht sogar der Physiker Mach (1968) von der diskursiven Konstitution von Theorien und ihrer „Wahrheiten“ aus und misst sie anhand ihres jeweiligen Nutzens als eigentlich relevantes Kriterium der Bewertung von Theorien. So schreibt er: „Wer, wie der Naturforscher, das menschliche psychische Individuum nicht als ein der Natur gegenüberstehendes isoliertes Fremdes, sondern als einen Teil der Natur auffaßt, wer das sinnlich-physische und das Vorstellungsgeschehen als ein untrennbares Ganzes ansieht, wird sich nicht wundern, daß das Ganze nicht durch den Teil zu erschöpfen ist.“ (459). Und noch vorher stellt er die Frage, ob „nun die Naturgesetze als bloße subjektive Vorschriften für die Erwartung des Beobachters, an welche die Wirklichkeit nicht gebunden ist, wertlos [sind]? Keineswegs! Denn, wenn auch der Erwartung nur innerhalb gewisser Grenzen von der sinnlichen Wirklichkeit entsprochen wird, so hat sich erstere doch vielfach als richtig bewährt, und bewährt sich täglich mehr.“ (458).

[6] Unabhängig von Maturana hat auch Spencer-Brown (Spencer-Brown, 1997) diese Zirkularität in seinem Formenkalkül vollzogen. Aufgrund der Linearität der herrschenden Lese- und Denkgewohnheiten mag die Lektüre dadurch ungewohnt und anstrengend erscheinen. Zur Unterstreichung, Herstellung von Einheitlichkeit in Form und Inhalt und für ein konsequentes Vorgehen bei der Durchführung der Arbeit hält es der Autor für erforderlich.

[7] Escher 2006, 40 und 67 (siehe Anhang). Weitere Beispiele: die Kompositionen Johann Sebastian Bachs und die Mathematik Gödels in Hofstadter (1979).

[8] Wittgenstein (1984, 85).

[9] So gibt es in der Mayasprache (León-Portilla 1988) kein Wort für Zeit. Allerdings gibt es dazu funktionale Entsprechungen, beispielsweise zu Vereinbarungen von Verabredungen u.ä.. Das „Wissen“ der alten Maya war sprachlich anders strukturiert und die Bedeutung eines hochabstrahierten Begriffes wie „Zeit“ ist anhand ihres Gebrauches und ihrer Lösung in der Beschreibung von Phänomenen, die sie zusammenfasst, zu rekonstruieren. Erst damit sind Übersetzungen und Abstimmungen eines semantischen Bereiches über die „Zeit“ aufstellbar.

[10] Lotman 1990, zit. nach Artikel Juri Michailowitsch Lotman. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Dezember 2007, 18:25 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Juri_Michailowitsch_Lotman&oldid=39726404 (Abgerufen: 1. Februar 2008, 15:17 UTC).

[11] So Piaget 1967, 46, „III. Die Rückführung des Höheren auf das Niedere. (...) Dieser Aufbau oder diese Konstruktion [der Intelligenz] kennt keine Grenzen (vgl. die unerschöpfliche Fülle der logisch-mathematischen Schemata), ist aber gleichzeitig einer inneren Organisation verpflichtet, die nicht einfach die Eigenschaften des Objekts widerspiegelt, sondern vor allem die der Verhaltenskoordinationen.“) und auch Maturana (1994, 209: „Sprache ist eine Form, Verhalten zu koordinieren.“ Oder Maturana 1985, 55: „Sprachliches Verhalten ist Orientierungsverhalten; es orientiert den zu Orientierenden innerhalb seines kognitiven Bereiches auf Interaktionen hin, die unabhängig sind von der Art der orientierenden Interaktionen selbst.“ Und weiter (60): „Natürliche Sprache ist entstanden als ein neuer Interaktionsbereich, in dem der Organismus durch die Beschreibungen seiner Interaktionen modifiziert wird. Diese Beschreibungen werden durch Aktivitätszustände des Nervensystems verkörpert und die Evolution des Organismus wird somit seinen Interaktionen in den Bereichen der Beobachtung und des (Ich-) Bewußtseins unterworfen.“).

[12] So genannt von Mindell, dem Begründer der prozessorientierten Psychologie (1992, 38/55/96 und 1987, 58/59). Mehr noch geht er davon aus, „daß die Seele des Körpers, der Traumkörper, ein mehrkanaliger Sender ist, der durch Träume, Körpersymptome und Beziehungsprobleme Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versucht.“ Mindell 1988, 77 (Hervorhebungen durch den Autor).

[13] Die Unerreichbarkeit dessen, über das sich nur schweigen lässt, thematisieren auch Fuchs und Luhmann in ganz anderer Weise in „Reden und Schweigen“ und „Die Religion der Gesellschaft“ (Luhmann 2000, 129 „Jede Behauptung eines unterscheidungsfrei gegebenen Sinnes (zum Beispiel: eines unnegierbaren Sinnes) läuft demnach auf eine Paradoxie hinaus. Es wird Sinn behauptet, den es im Medium Sinn nicht geben kann.“ Oder auch: 127: „Bemerkenswert bleibt, daß die Paradoxie der Einheit des durch den Code different Gesetzten auftaucht und über den negativen Wert des Codes, über den Reflektionswert, über die Transzendenz aufgelöst wird.“) und „Funktion der Religion“. Luhmann stellt dabei auf die Einheit der Unterscheidung von Immanentem und Transzendentem ab, die er als Ausgangsgedanken für eine systemtheoretisch angelegte Beschreibung von Kommunikation innerhalb der Religionen zugrundelegt. Diese bezeichnet er aufgrund ihrer Unterdrückung auch anders anlegbarer Unterscheidungsmöglichkeiten als „Kontingenzformel Gott“ (Luhmann 2000, 147-87).

[14] Knorr-Cetina (1984).

[15] Diese Aussage wird sogar durch Sokals Kritik (Sokal/Bricmont 1998) an geisteswissenschaftlichen Arbeiten der „Postmoderne“ gestützt. So bemängelt er insbesondere die schwammige Terminologie und generalisierende Phrasen, die mehrdeutige und beliebige Sinnzusammenhänge zulassen und von der Unkenntnis ihrer Autoren zeugen würden (Sokal 1998, 229-245). Er übersieht dabei, dass das Studium eines philosophischen Werkes andere Mittel gelten lässt als die Durchführung(!) eines naturwissenschaftlichen Experimentes. Andere Mittel, andere Ergebnisse und andere Relevanzen im an und für sich gleichen Medium (Wahrheit). Kreatives Denken bemüht er sogar selbst („Sokal-Joke“, Sokal 1998, 262ff.), wenngleich ohne explizite Würdigung desselben, was aber die Grundlage für jede wissenschaftliche Erkenntnis bildet. Besser hat Maturana den Voraussetzungsreichtum naturwissenschaftlichen Arbeitens reflektiert: durch die Implikation des Standpunktes des Beobachters innerhalb der naturwissenschaftlichen Forschung denkt er die soziokulturellen Ausgangsbedingungen der die Naturwissenschaft betreibenden Akteure mit. Im Übrigen sind die von Sokal nichtsdestotrotz teils treffend beschriebenen Ausdrucksmittel geisteswissenschaftlicher Arbeiten nicht per sé verwerflich. Über die Bedingungen und Bedeutungen einer mehrdeutigen Sprache äußert sich beispielsweise Adorno im Falle Hegels (Adorno 1996, 326-376) auf S. 329: „Die isolierten Momente gehen eben doch nur darum über sich hinaus, weil die Identität von Subjekt und Objekt schon vorgedacht ist. Die Relevanz der Einzelanalysen wird immer wieder vom abstrakten Primat des Ganzen gebrochen.“. Und auf S.336: „Weil es nie unmittelbar sich sagen lässt, weil jedes Unmittelbare falsch – und darum im Ausdruck notwendig unklar – ist, sagt er [Hegel] es unermüdlich vermittelt.“. Statt also das zu Erklärende zu erklären legt Hegel es demnach darauf an, die wechselseitigen Bezüge von Erklärendem und Erklärtem (in der Terminologie Oppenheims) aufzuzeigen, um damit die Subjekt-Objekt-Spaltung naturwissenschaftlicher Erklärungsansätze zu umgehen. Interessanterweise benutzt Sokal bereits für den Buchtitel unkritisch den umstrittenen Begriff der „Postmoderne“ und subsummiert darunter auch Autoren des beginnenden 20.Jahrhunderts.

[16] Kroeber und Kluckhohn (1952) geben alleine schon eine Auswahl von 164 Kulturdefinitionen. Die aktuell auf der Homepage der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Viadrina verwendete von Cassirer (http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/index.html, 19.11.07) betrachtet Kulturen unter dem Nenner ihres funktionalen Bezuges.

[17] Ute Daniel (2006, 13; 25) verdeutlicht die Vorteile im Umkehrschluss von der Öffnung der Subdisziplinen (in ihrem Fall: Kulturgeschichte) gegenüber der allgemeinen Kulturwissenschaft. (25: „...der Erkenntnis nämlich, den ein Verbleiben in den jeweils eigenen disziplinären vier Wänden gewährt, erkauft würde mit der Unfähigkeit, sich selbst ein Bild zu machen, wie der Bau, den man professionell bewohnt, von außen aussieht und in welcher Landschaft und auf welchen Fundamenten er errichtet worden ist.“).

[18] Von Glasersfeld (1995, 147 und 1992, 144) zitiert dazu Piaget, „Die Intelligenz organisiert die Welt, indem sie sich selbst organisiert.“ Die Fragestellung der Selbstreferenz/Selbstregulation kennzeichnet die moderne Kybernetik als einer Wissenschaft zweiter Ordnung. Es ließe sich auch sagen, dass die Kybernetik eine Modalwissenschaft ist, in der die Frage nach dem „Was“ durch die Frage nach dem „Wie“ ersetzt, oder doch zumindest vorgeordnet wird.

[19] Rickert (1986, 8) selbst hat diese Gegenüberstellung mit Vorsicht gebraucht und sie als relative, graduelle Abstufungen betrachtet, als Pole, zwischen denen sich die wissenschaftliche Forschung bewegt. Insofern verweist er auf eine individualisierende und eine generalisierende Methode als Organisationsformen wissenschaftlichen Arbeitens.

[20] Der Physiker Carl-Friedrich von Weizsäcker (2002) wies z.B. nachdrücklich auf die Verantwortung der Wissenschaften für die aus ihren Entwicklungen und Entdeckungen resultierenden technologischen Anwendungen, konkret z.B. der Physik für die Atombombe hin.

[21] Vgl. Serres 1987. Der Baron von Münchhausen (vgl. Watzlawick 1985) gibt diesbezüglich eine ebenso klare wie radikale Linie vor. Die Gesetze von Zeit und Raum, deren Relativität sich unserem Bewusstsein durch die Zuschreibung der menschlichen Existenz in die vierte Dimension entzieht, werden in voller Absicht außer Kraft gesetzt und der immer intentional angelegten Erinnerungs- und Repräsentationstätigkeit kommunikativ unterworfen. Metaphern wie die des „Sich-selbst-aus-dem-Sumpf-Ziehens“ fließen in erfolgreiche therapeutische Interventionsarbeit ein, die darauf abzielt, den Klienten aus den sich selbst bestätigenden Denk- und Verhaltensstrukturen zu befreien (vgl. Luhmann / Fuchs 2008, über die Erlangung personaler Freiheit durch kommunikatives „Paradoxieren“ im Zen (Fuchs) und in der Mystik (Luhmann)). Prägnant formuliert es auch eine Figur in David Lynchs „Lost Highway“: auf die Frage der Polizei, weshalb er denn die im Haus installierten Videokameras nicht aktivieren würde antwortet er, dass er die eigene Erinnerung an die Ereignisse als wesentlicher empfindet als die tatsächlichen Umstände ihres Auftretens. Auch die juristische Aussagekraft stützt sich auf eine ähnliche Priorisierung der Erinnerung vor technisch reproduzierten Aufzeichnungen. Zur Wirkung von Worten bzw. Zeichen siehe auch Bergen 2000, 168.

[22] Den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Kunst beschreibt Bachelard (1988, 9) als den zwischen Vernunft und Spiel/Experiment: „ Wenn sie [die wissenschaftliche Tätigkeit] experimentiert, muß sie auf Vernunftgründe zurückgreifen; wenn sie von Vernunfterwägungen ausgeht, muß sie experimentieren. “.

[23] Deleuze (in Balke/Vogl 1996, 25) geht sogar noch weiter: „Wichtiger als der Gedanke ist das, >was zu denken gibt<; wichtiger als der Philosoph ist der Dichter.“.

[24] Vgl. Luhmann 1992, 241ff. Vergleichbar auch mit Lyotard (1986), der dem szientistischen Wissen der Wissenschaft mit ungeklärter Legitimation (76) das narrative Wissen mit Selbst- bzw. Alltags- und konversationskontextueller Legitimation gegenüberstellt (63) und für das szientistische Wissen bestimmte Legitimationserzählungen vorschlägt (96, 123).

[25] Ausgehend von der Peirceschen Zeichentriade (Peirce 1991, 43-63, Bergen 2000, 179, weiter unten) und des von ihm erklärten Semioseprozesses bezieht der Autor mögliche Wirkungen des von ihm Kommunizierten in seine Überlegungen mit ein.

[26] Wie ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall und dessen Umfang nirgends ist (Nach Blaise Pascals Beschreibung des Weltalls). Siehe auch Eschers Werk „Relativiteit“. Bergson (1912) betont die Wichtigkeit der Peripherie als Bedingung der Möglichkeit des Verständnisses des Zentralen.

[27] „Science is violence when negating the experience in favor of a translation which attempts to separate observing from the experience to objectify.“ gefunden auf: http://youtube.com/watch?v=GKwtaCXEM5E (06.11.07).

[28] Lewis Carroll (Schindehütte 1993, 106) schildert ein Krockett-Spiel, dessen Schläger und Kugeln Tiere sind, die auch ein eigenes Leben führen. Für eine „interaktive“ Landkarte des Geistes im Sinne von Kohonens „Selforganizing Maps“ (Kohonen 2001, 99, „Brain Maps“) oder Minskys „Society of Mind“ ließe sich das als eine treffende Parabel würdigen.

[29] Die sogenannte „Eidetische Reduktion“ Husserls beschäftigte sich insofern damit, Erscheinungen auf ihr Wesen zurückzuführen und auf diese Weise Erkenntniskategorien zu identifizieren (Vgl. dazu http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eidetische_Reduktion&oldid=34747240).

[30] Popper (1997, 397) ersetzt unter Bezugnahme auf Carnap den Begriff „Verifizierbarkeit“ durch den der „Prüfbarkeit“. Psychologisch betrachtet es James 2001, 133: „ Wahre Vorstellungen sind solche, die wir uns zu eigen machen, beweisen, erhärten und verifizieren können. Falsche Vorstellungen sind solche, bei denen wir dies nicht können. (...) Ihre [der Vorstellung] Wahrheit ist tatsächlich ein Ereignis, ein Prozess: der Prozess nämlich, in dem sie sich selbst wahr macht, ihre Veri- fikation. Die Gültigkeit einer Vorstellung ist nichts anderes als eben dieser Prozess des Sich-geltend-Machens oder der Validierung [ valid-ation ].“

[31] Kuhn 1962 und Fleck 2002 geben dafür Beispiele, wie Kuhn die Einbindung der Newtonschen Gesetze in Einsteins Relativitätstheorie, Fleck die Identifikation und Behandlungsmethoden von Krankheiten usw.

[32] Bateson spricht in diesem Zusammenhang von einem Erklärungsprinzip als einer „...konventionelle[n] Übereinkunft zwischen Wissenschaftlern, die dazu dient, an einem bestimmten Punkt mit dem Erklären der Dinge aufzuhören.“ (Bateson 1981, 74) und in Anlehnung an Whitehead von dem „Fehlschluss der unangebrachten Konkretheit“ (Bateson 1981, 102). Dieser besteht darin, Theorien geringerer Komplexität zur Erklärung von Phänomenen größerer Komplexität zu verwenden, d.h. im Grunde nichts anderes, als zu vereinfachen. Als Beispiel führt Bateson die Einseitigkeiten des marxistischen Historismus an.

[33] Bateson 1997, 38.

[34] Vgl. Dorffner 1991, 405. Eine besondere Schwierigkeit bei der Modellierung von Kognitionsprozessen bilden die Intuitionen, die die künstliche Simulation natürlicher Verhältnisse nach wie vor behindern. Demgegenüber können Assoziationsvorgänge inzwischen mathematisch und informatisch nachgebildet werden. Siehe auch Kohonen 2001 und Kohonen 1977, 1, „On the Physical Embodiment of Associative Information Structure“ und 3, „Relational Structure of Knowledge“.

[35] Mit dem Anatta wird im Buddhismus beispielsweise die Nichtexistenz eines unveränderbaren Ich bezeichnet. Demnach existiert das Bewusstsein und alles durch das Bewusstsein Konstituierte wie Identität, Welt usw. in Abhängigkeit von Bedingungen, die ihrerseits stetigem Wandel unterworfen sind. An dieser Stelle werden in einer bemerkenswerten Analogie zur Kybernetik Subjekt-Objekt-Modelle durch Relationen, bzw. in der buddhistischen Terminologie durch Bindungen dargestellt. Diese Bindungstypen nennen sich Skandhas und teilen sich ein in Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Geistesformation und Bewusstsein (Artikel Anatta. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Januar 2008, 22:05 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anatta&oldid=41780132 (Abgerufen: 18. Februar 2008, 12:11 UTC) und Artikel Skandhas. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Dezember 2007, 19:08 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Skandhas&oldid=40030873 (Abgerufen: 18. Februar 2008, 12:13 UTC)).

[36] Und auch vom Standpunkt eines Bewusstseinstheoretikers wie William James (2006, 32): „Persönliche Geschichten sind Prozesse der Veränderung in der Zeit, und die Veränderung selbst ist eines jener Dinge, die unmittelbar erfahren werden. >Veränderung< meint hier ununterbrochenen Übergang im Gegensatz zum unterbrochenen. (...) der ununterbrochene Übergang ist eine Art der verbindenden Beziehung (...).“. Bergson (1948, 177) schreibt: „Bemühen wir uns dagegen, die Veränderung, so wie sie ist, wahrzunehmen, in ihrer natürlichen Unteilbarkeit, so sehen wir, daß sie die Substanz selbst der Dinge ist.“.

[37] Dennett (1996) geht z.B. davon aus, dass das Selbst in ständigem Wandel begriffen ist. Von dieser Warte aus bringt er die Theorie verschiedener „Minds“ ins Spiel. Ganz ähnlich, bloß empirisch greifbarer, auch Keifenheim (2000, 73-81) über die Seelenwelt der Kashinawa-Indianer, die glauben, dass der Körper von mehreren Geistern beseelt sei und Merleau-Ponty 2003, 277, über „die assoziierten Leiber“. Konstant bleibt demnach einzig die Leibeskonzeption (bzw. bei den Kashinawas das shinan als integrierendes Bewusstsein) hinter dem Handeln und Erleben. Dass auch der Leib selbst sich wandelt und mit ihm die Bedingungen für Handeln und Erleben, schließt diese Konzeption ausdrücklich ein. Auch Metzinger (2004) geht davon aus, dass es kein einziges „Selbst“ gibt und dass das jeweilige phänomenale (bzw. emergente) Selbst in einem fortschreitenden Prozess zu sehen ist. Insofern spricht Metzinger von einem transparenten Selbst-Modell. Schließlich geht auch Gebser (1986, 672 ff.) von Kontinuität als etwas nachträglich in das Geschehen Hineinkonstruiertem und somit von einer kontingenten Interpunktion von Übergängen aus.

[38] Dazu Prigogine 1992, 263: „Sie [die Welt] ist eine Welt der Ungewißheit, aber auch eine Welt, in der das Handeln des Einzelnen nicht notwendig zur Bedeutungslosigkeit verurteilt ist, eine Welt, die nicht durch eine einzige Wahrheit zu beschreiben ist.“

[39] Walter 1992, 54 schreibt: „Beiden Systemen – dem genetischen Code wie dem I Ging - ist ein Paradigma gemeinsam: deterministisches, komplementäres Chaos.“ Und auf S.21: „In dem scheinbar zufälligen Chaos von Ereignissen verbirgt sich ein fraktales Muster, das dafür sorgt, daß sich die Ereignisse dynamisch bis in alle Ewigkeit fortsetzen.“ Dieses Chaos „hat seine eigenen Wahrheiten: (...) ein zyklisches Verhalten, bei dem ein Muster beständig mit minimaler Variation wiederholt wird; eine gestufte Ordnung bewirkt, daß ein Muster ins nächstgrößere paßt wie ineinandergestellte Schachteln.“(29).

[40] „1. Beobachtungen sind nicht absolut, sondern relativ zum Standpunkt eines Beobachters (d.h. relativ zu seinem Koordinatensystem: Einstein); 2. Beobachtungen beeinflussen das Beobachtete und machen so jede Hoffnung des Beobachters zunichte, Vorhersagen treffen zu können (d.h. seine Unsicherheit ist absolut: Heisenberg).“ (Von Foerster 1985, 81). Anders ausgedrückt: „Objectivity is the delusion that observations could be made without an observer.“ (Von Foerster zit. nach von Glasersfeld 1995, v).

[41] Die Beziehungen zwischen Genese und Modifikation werden insbesondere von Foucault (1994) untersucht. Er geht von der Instrumentalisierung der Technik zur Disziplinierung der Körper aus (wie in der Architektur beispielhaft Benthams Panopticon (1994, 251-295). Das Beispiel veranschaulicht auch die Wirkung der Möglichkeit von Beobachtung auf das Verhalten von Menschen, Wirkungen, die die Unterscheidung von Intimität und Öffentlichkeit etablieren.). Die Sozialisation steht aus diesem Blickwinkel in einer buchstäblich bezeichnenden Vormachtstellung gegenüber den genetischen Dispositionen. Die hier eingeführte Unterscheidung schmilzt dadurch im Hinblick auf die Veränderung von Verhaltenskoordinationen aufgrund von technischen Eingriffen. Es gibt genügend Menschen, die ohne physiologische Notwendigkeit z.B. mit dem Tragen von Cowboystiefeln auch ihren Gang, ihre Art zu rauchen und zu sprechen bis hin zu den Bewegungen des Kaugummis im Mund modifizieren. Der Künstler und Robotiker Arcadiou („Stelarc“) entwickelt in diesem Zusammenhang über die Beziehung von technisch verlängerten, körperlichen Disziplinierungstechniken des Bewusstseins und der Kommunikation eine Vielzahl von Performances (siehe Homepage http://www.stelarc.va.com.au/).

[42] die ebenfalls häufig dem Fehlschluss der unangebrachten Konkretheit (siehe Anm.) unterliegt. Ein missglückter Versuch, die psychoanalytischen Axiome unter Rückgriff auf Freud und Lacan in die Systemtheorie einzuflechten, findet sich in Fuchs (1998). Nach Fuchs eigener Einschätzung ein „Schlingschlangbuch“ (Fuchs 1998, 15) gleicht es der Zusammensetzung eines Puzzles aus miteinander inkompatiblen Teilen unterschiedlicher Puzzles und wird infolgedessen lediglich vom Einband zusammengehalten.

[43] Rein physiologische Veränderungen wie z.B. die Amputation eines Gliedes nach einem Unfall werden erst durch die Auseinandersetzung des personalen Systems damit und durch die Kommunikation der Gesellschaft über „körperliche Herausforderungen“ für die vorliegende Arbeit relevant.

[44] wie hormonelle Veränderungen oder elektrochemischen Ausgangsbedingungen innerhalb und außerhalb des Systems (Pollenflug, Erbkrankheiten, γ-Strahlung, Synapsenaktivität (...)). So lässt sich z.B. das Reaktorunglück in Tschernobyl in zweifacher Hinsicht betrachten. Die Kommunikation über das Unglück, das u.a. den Exodus aus der näheren Umgebung des verstrahlten Gebietes bewirkte und die tatsächlich eintretenden Folgen, die die Strahlung auf die Menschen hatte. Es geht hier also nicht um die Folgen als solche, sondern um den Umgang der Menschen mit den von ihnen auf das Unglück bezogenen Folgen und es geht somit nicht um das Unglück selbst, sondern um die Kommunikation der Menschen über das Unglück und seine Folgen, z.B. die Zuschreibung von Krankheitsursachen auf externe (Strahlung) oder interne, psychosomatische Faktoren.

[45] Esser (1991, 40) benennt dies als Lösungsansatz für das „Problem der ´Tiefenerklärung´“, also die dem Handeln zugrunde liegenden Motive/Motivation.

[46] Der bekannteste geht natürlich auf Marx zurück, das Klassenbewusstsein in Anlehnung an Hegel, die Klasse an sich in Unterscheidung zur Klasse für sich. Althusser 1975 baut dieses in seiner psychoanalytisch-materialistisch geprägten Philosophie noch weiter aus. Durkheim (1984, 105-15) isoliert die Kriterien Allgemeinheit, Äußerlichkeit und Zwang als gesellschaftliche Strukturen, die das Individuum in seinen Handlungen determinieren. Aber auch Foucault (1994) tendiert zu der Annahme, dass das Individuum über Disziplinierungsmaßnahmen gänzlich von der Gesellschaft geprägt wird. In seinen Konsequenzen führt das zum Begriff der Biomacht und einer Dezentralisierung der Macht. Über ihre Wirkungsmechanismen siehe Serres (1964) und Hardt/Negri (2003, 22-42).

[47] Bezeichnend in diesem Zusammenhang die epistemologischen Ansätze von Lotze und Natorp: so geht Lotze (1879) vom Denken als einem „beziehenden Vorstellen“ (530) zwischen Begriffen/Dingen/usw., also von der objektiven Identität von Sachverhalten aus (Lotze 1989, XXI), während Natorp (1974, 40 u. 44 und 1985, 208 in Anlehnung an den Begriff der Relation, oder genauer der „dynamischen Verknüpfung“ von Kant, Beziehung unter Beziehungen oder Verhältnis des Bedingens) das Denken als eine Operation betrachtet, die selbst schon in Beziehungen bzw. Verhältnissen steht. Genau das zeigt die Schwäche des akteurszentrierten Ansatzes und der Psychologie als einer Wissenschaft der Unzulänglichkeit. Und das ruft die ersten Soziologen (Thönnies, Durkheim, Weber) und ihre aus heutiger Sicht makrosoziologischen Ansätze auf den Plan. Auch Searle (1986, 68) denkt, bezogen auf Intentionalität, epistemologisch in diese Richtung: „Jeder intentionale Zustand funktioniert nur als Teil eines Netzes anderer intentionaler Zustände. Und mit „funktioniert“ meine ich hier, daß er seine Erfüllungsbedingungen nur relativ zu einer riesigen Menge anderer intentionaler Zustände festlegt.“.

[48] Bateson (1981, 362-400 und 530-549) hat dafür mit der Etablierung von Lernebenen große Vorarbeiten geleistet.

[49] Mit zum Teil gravierenden gesellschaftlichen Konsequenzen, Stichwort Kulturrelativismus (Tibi 2002, 31). Ob es nun darum geht, die Schöpfungsgeschichte der Evolution gegenüberzustellen und im Biologieunterricht (wörtlich!) zu lehren (wie in einigen Bundesstaaten der USA), oder darum, ob sich Journalisten, Schriftsteller und Künstler säkularer Staaten für die eventuelle Verletzung kulturreligiös geprägter Empfindlichkeiten zu verantworten haben (wie beim sog. „Karikaturenstreit“, der Fatwa Rushdies aufgrund seiner „Satanische[n] Verse“, dem Mord an van Gogh usw.). Von daher besehen sollte es der „Ideologie“ Humanismus nicht so sehr um die bloße Behauptung einer „Universalität“ der Menschenrechte gehen als vielmehr um eine kulturübergreifende Integralisierung derselben. Weg von einem „Kampf der Kulturen“ (Huntington 1997, kritisiert von Tibi 1995, 40, 282, 304) zu einer kulturübergreifenden Verbreitung von Wertvorstellungen (wie Vernunft/Kritikfähigkeit) unter Bezug auf die eigenen kulturellen Traditionen (das könnte im Islam z.B. der Sufismus sein). Dazu exemplarisch Tibi, 1999, 364.

[50] „A map is not the territory.“ (Korzybski 2000, 750). Das bezieht sich auf den Umstand, dass es nicht eine Wahrheit gibt, um die gestritten zu werden braucht, sondern jede Wahrheit eine bestimmte und einzigartige neuronale Repräsentation mit einer Art normativen Evaluierungsfunktion des individuellen Verstandes darstellt. Dazu passt auch Rorty, der den Wahrheitsbegriff rein linguistisch formuliert und „Wahrheit“ somit vom jeweiligen Vokabular her bestimmt.

[51] „Models are not true or false. They are more or less useful.“ (Stafford Beer) gefunden bei: http://youtube.com/watch?v=Qw5sGhZqypY („Models and More“, 05:01, 06.11.07). Vgl. auch Beer 1969, 79, 91ff., 123 u. 157.

[52] Ein Begriff, der auf Buckminster Fuller zurückgeht und natürliche wie zivilisatorische Prozesse der Multifunktionalisierung und eines „Mehr mit weniger Tun“ bezeichnet. Auch das daraus hervorgegangene Synergiekonzept wurde von Fuller (Fuller 1997) geprägt. Zur Synergiefunktion und -effekten bezogen auf das Gedächtnis siehe auch Haken 1991, 190-206.

[53] So zeigt es sich auch, dass die in Deutschland von Bassam Tibi angedachte „Leitkultur“ (Tibi 2002, 203) im konservativen Modus zu eng gelegt, bzw. parteipolitisch instrumentalisiert und von liberalen und progressiven Kräften gar nicht erst aufgegriffen wurde. Diese einseitige Vereinnahmung führte einzig dazu, dass sie selbst in den Parteiprogrammen konservativer Parteien inwischen so gut wie fehlt.

[54] z.B. Ärzte, Lehrer, Coaches, Psychiater, Dozenten, Mediatoren usw.

[55] Man denke an Kubricks „Clockwork Orange“, Orwells „1984“ und an den Behaviorismus, insbesondere Skinners „Walden Two“ (1998).

[56] So Dethlefsen/Dahlke (1990,127).

[57] Im Sinne G. Batesons, Ökologie des Geistes (1981, 179-81, 299-301, 636-47).

[58] Im Neopragmatismus Richard Rortys wird dies als Zurückstellung der Suche nach Wahrheit zugunsten der Suche nach und Evidenz von Werten (Rorty 1980, 306) bereits in seinen Konsequenzen gesehen, im Falle der Wissenschaft: Freiheit und Solidarität (Rorty 1995). Luhmanns Kreation eines eigenen Interaktionsmediums „Wahrheit“ für die Wissenschaft (Luhmann 1992) in seiner Systemtheorie trägt ebenfalls dieser Sichtweise Rechnung.

[59] Keifenheim (2000, 133) Dieses bewusst gewählte extreme Beispiel soll eine wesentliche systemtheoretische Annahme demonstrieren, dass im Wandel das zentral ist, was konstant bleibt (Maturana 1997). Im vorliegenden Beispiel sind es die Stammeslieder, die die Stimme des Schamanen transportiert.

[60] Meynig (2005) hält es für wahrscheinlich, dass diese Art Beliebigkeit zur häufigen Verwendung genauso beigetragen hat wie zur Verhinderung der Etablierung der Sozialisationsforschung als eigenständigem Wissenschaftsbereich.

[61] Shannon /Weaver (1963).

[62] Lehren ist Lernen (Chott 1996, 17/21) und es geht insofern darum, lernen zu lernen und lernen zu lehren.

[63] Insofern können viele Wissenschaften als Kapitulation vor der Hinterfragung ihres spezifischen Ansatzes betrachtet werden: die Theologie vor dem Zweifel an einem Gott, die Psychologie vor dem Zweifel an einer Seele usw.. Das gilt natürlich nicht für die Kulturwissenschaften, die mitunter als Erstes fragen, was mit Kultur denn überhaupt gemeint ist. Das verdeutlicht im übrigen ihre selbstreflexiven Fähigkeiten.

[64] So sagte Albert Einstein: „No problem can be solved from the same level of consciousness that created it.“ (http://zitate.net/autoren/34/zitat_1787.html (20.01.08)).

[65] Was sich auch mit dem Kritischen Rationalismus Poppers vereinbaren lässt. Zum Unvollständigkeitstheorem von Gödel vgl. Beer 1963, 93 und ihrer Interpretation Sokal/Bricmont 1998, 200-205.

[66] Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigt z.B. Nelson Goodmans neues Rätsel der Induktion (Goodman 1988, 97). Allerdings zeigt sein Rätsel sehr gut, wie aus Kontingenz Redundanz gewonnen und in Selbstverständnis überführt wird, was noch einmal das prekäre, da oftmals unkritische Verhältnis wissenschaftlicher Disziplinen zu den ihr zugrundeliegenden Annahmen demonstriert. Widersprüche treten dann auf, wenn bereits von reduzierter Komplexität ausgegangen wird, also ausschließlich auf der immanenten Seite der „primordialen Fissur“ (Fuchs 1998, 17-21) operiert wird. Personen, gar Menschen werden dann vergleichbar, Werte, Verhalten usw. qualifizierbar und quantifizierbar. Im gewissen Sinne gibt es auf einer sehr basalen Ebene also zwei Wissenschaften: die Wissenschaft des Redens und die Wissenschaft des Schweigens (dazu E. Weil nach Deligne 1998). Die Wissenschaft des Redens bezieht sich immanent auf Immanentes, die des Schweigens immanent auf das transzendente Andere. Es wird sich zeigen, dass ein solcher metakognitiver Standpunkt eine notwendige Bedingung zur Induktion personaler Entwicklungen darstellt. Eine Annäherung, die das schon erkannt hat, findet sich auch bei Levinas 1988 in seiner Erklärung eines Denkens, das mehr denkt, als es denkt (Levinas 1988, 15ff.).

[67] Dazu auch Meynig 2005, 24.

[68] Sunzi 2001. Das gilt aber nicht nur für die Kriegsführung oder die Künste, es gilt allgemein. Wer sich dessen bewusst ist, kann es entsprechend kontextuell an- und einpassen.

[69] Das wird ersichtlich bei der Entwicklung von begabten Kindern in gestörten Verhältnissen oder noch offensichtlicher bei geistigen Behinderungen (z.B. der „Kaspar-Hauser-Hospitalismus“. Vgl. Bateson 1981, 332-47 und Laing 1972).

[70] Komplementär in der Terminologie Watzlawicks (1974, 68-71) unter Verweis auf Bateson (107-108).

[71] Wilber (2001 und in „Integral Operating System 1.0“) unterscheidet zwischen fünf bzw. sieben Formen von Intelligenz: kognitiver, zwischenmenschlicher, moralischer, musikalischer, weltanschaulicher, kinästhetischer (affektiver) und spiritueller bzw. Wertintelligenz, die in jeweils drei Stadien ausgebildet (ausbildbar) sind: vorkonventional, konventional und postkonventional. Gardner (1991) unterscheidet in seiner „Theorie der multiplen Intelligenzen“ die sprachlich-linguistische, die logisch-mathematische, die musikalisch-rhythmische, die bildlich-räumliche und die körperlich-kinästhetische. Zusätzlich differenziert er einen weiteren Bereich der „personalen Intelligenzen“ (218) und ihre Subkategorien der naturalistischen, interpersonalen, intrapersonalen und existenziell-spirituellen Intelligenz. Guilford (Gardner 1991, 20) wiederum erweiterte den gängigen Intelligenztest und darauf abstellenden Begriff zwar nicht, verfeinerte aber seine Konstituenten und gelangte zu einem Raster aus 120 Einzelfaktoren, aus denen sich die Auffassungsgabe ableiten lässt.

[72] Wie der Witz von der Ratte zeigt, die dem Wissenschaftler vorgaukelt, sie wäre konditionierbar, weil sie die experimentelle Fragestellung durchschaut. Als Konsequenz der Einsicht über die Relativität des Wissens und der Relation des Lehrens und Lernens trifft der Physiker Richard Feynman (http://www.zitate-online.de/autor/feynman-richard-p/, 19.11.07) die Aussage: „Ich finde es weit interessanter, so zu leben, dass man nichts weiß, anstatt Antworten zu haben, die möglicherweise falsch sind.“.

[73] Luhmann 2002, 77.

[74] Dem Autor sind außer Sanchez keine Quellen bekannt, die den Begriff „Nimomashtic“ sonst noch verwenden. Da Sanchez einen Zusammenhang mit der toltekisch-atztekischen Tradition behauptet, wäre davon auszugehen, dass der Begriff aus der Atztekensprache Náhuatl (dazu León-Portilla 1988 und 1969, 51) entlehnt wurde.

[75] León-Portilla 1969, 31. Laut León-Portilla bedeutet der Begriff „Náhual“ wörtlich „das Alter Ego“, also der generalisierte Andere. Insofern leitet sich aus ethymologischer Perspektive im Atztekisch-toltekischen die Sprache („Náhuatl“) aus der Existenz des/der Anderen („Náhual“) ab.

[76] Sanchez 1996, 37. Von der Einteilung geht im übrigen auch Krishnamurti (1992, 48 und 264) aus. Denken funktioniert demnach nur im Bekannten. Ein kompetenter Umgang mit Unbekanntem bedeutet gerade nicht zu Denken. Weisheit beginnt jenseits des Denkens, das stets nur auf Erfahrungen kompensatorisch und organisatorisch reagieren kann. Weisheit, also Nichtdenken, ist demnach Kompetenz zur Gegenwärtigkeit. Ähnlich argumentiert auch Baecker (http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/sozialisationsagentur-uni/?src=SE&cHash=90479540a2 (19.11.07)), der (geistes-)wissenschaftliche Kompetenz als Fähigkeit zum Umgang mit Nichtwissen beschreibt. Mit einem solchen postsokratischen Pragmatismus ausgerüstet wäre Sokrates, konsequent weitergedacht, womöglich der Schierlingsbecher erspart geblieben.

[77] Bachelard (1978, 188) dachte in die gleiche Richtung: „ (...) So kommt es zu einer postromantischen Theorie von der absoluten Bedeutung der Elemente, in denen dem Menschen das Wesen seines eigenen Bewußtseins zuteil werde. Die philosophische Reflexion übergibt sich ganz der Wirklichkeit des Stoffes, der Natur von Feuer, Wasser, Luft und Erde, in denen sich die Einbildungskraft selbst zuteil werde, und findet hier die Wahrheit, so wie sie in den Wissenschaften Wahrheit gefunden hatte.“.

[78] Von Foerster spricht von „Trivialisierung“ (von Foerster 1985, 21). Er meint damit die Erwartung eines berechenbaren Outputs seitens des „Lernenden“. Der Lernende hat dabei zu lernen, eine triviale Maschine zu spielen, die auf bestimmte Fragen genau festgelegte Antworten zu geben hat. Minsky empfiehlt zur Ausbildung eigenständigen Denkens entsprechend, „We have to learn not to learn what we learn.“. Er bezieht sich damit augenscheinlich auf die Akkomodation assimilierter Strukturen bzw. das Lernen II bei Bateson (siehe IV.1.). Magee (1985) spricht in diesem Zusammenhang in Anlehnung an Popper von „unintented consequences“, die das „Outcome“ einer Lernsituation beeinträchtigen.

[79] Weder der staatliche Lehrbetrieb noch alternative Lehranstalten wie die Waldorfschule der Anthroposophie sind in der Lage, die neuronal faktisch gegebene Einzigartigkeit jedes personalen Systems voll zu berücksichtigen. Am ehesten ist das noch in der Montessori-Pädagogik (Holtstiege 1994) der Fall. Das Konzept basiert auf der Befähigung zu intrinsischem Forschen. Über Lehrinhalte entscheiden die Schüler dabei weitgehend selbst. Wird auch die Nontrivialität der Lehrkräfte in die Überlegung miteinbezogen, wäre es konsequent, wenn sich Schüler und Lehrer gleichberechtigt füreinander entscheideten, um so die Unterrichtssituation über die Anerkennung der beidseitigen Freiheit der Individuen zu definieren. Man könnte sagen, dass sich das Wissen des Lernenden an der Qualität seiner (Forschungs-)Fragen misst, genau wie das Wissen des Lehrenden an der Qualität seiner Fragestellung und forschungsbezogener Anschlussfragen, die, und das macht die Bescheidenheit eines Lehrers aus, durchaus offen und über das eigene Wissen hinausreichen dürfen. Der Lehrende ist also bereit, vom Lernenden etwas Neues zu erfahren. Insofern unterscheidet sich der Lehrende vom Lernenden durch seine Bescheidenheit, das Bewusstsein um die Begrenztheit des eigenen Wissens.

[80] Lave / Wenger 1991.

[81] Schelling 1960 in Bühl 1972, 9-64.

[82] Goodman 1993, 82ff. Demnach bestimmen sich Marken rein von ihrer Evidenz her, ihrem phänomenologischem Auftreten. Inskriptionen hingegen tragen semantisches Potential, welches jeweilig funktional in ihrem semantischem bzw. kommunikativen Gesamtzusammenhang bestimmt wird.

[83] Das wird auch durch Kandels (Kandel 1996, 672-675) Lerndefinition gestützt. Er geht davon aus, dass implizites (im Gegensatz zu explizitem, erstmaligem) Lernen in einer funktionalen Veränderung der Effektivität vorhandener Verknüpfungen besteht. Dies wären, um noch einmal auf Fuller zu kommen, Prozesse der Epherimisierung und Synergienbildung und somit der Möglichkeit der Nutzung von Kapazitäten zur Reduktion zusätzlicher Komplexität.

[84] Artikel Scientology. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Februar 2008, 11:38 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Scientology&oldid=41919675 (Abgerufen: 12. Februar 2008, 15:13 UTC). Eine kritische Auseinandersetzung mit der Scientology-Philosophie ist angedacht, übersteigt aber den Rahmen dieser Arbeit.

[85] Der sogenannte blinde Fleck. Luhmann (1998, 62) bezeichnet es in der Besprechung des Spencer-Brownschen Formenkalküls als das ausgeschlossene Dritte einer jeden Unterscheidungsoperation.

[86] Ausführlicher in Kap. III.

[87] In Kuhns Fall: des Wissenschaftsbetriebs.

[88] Lakatos 1982a, 6.

[89] Allerdings grenzt sich Lakatos gegen den aus dem Kritischen Rationalismus Poppers entstandenen Falsifikationismus/Kritischen Empirismus ab, der wissenschaftliche Theoriebildung und -verwerfung als eine immer feinere Annäherung an eine letztlich nicht vollständig bestimmbare Realität betrachtete. Bei Lakatos fällt der Realitätsbegriff bereits aus der Theorie. Das bezeugen schon seine Untersuchungen über den Umgang mit unendlichem Regress (Lakatos 1982, 3-23), letztlich ein Äquivalentsbegriff zur „Komplexitätsreduktion“, womit er den Fokus von der „Welt“ und „Wissen“ über die Welt auf das System selbst verschiebt, das die Welt als Beschreibung jeweilig (in der Terminologie Norbert Wieners) „errechnet“. Konkret wirft er Popper vor, er habe nicht erkannt, dass Theorien bereits „widerlegt` geboren“ (Lakatos 1982, 196) werden.

[90] z.B. können von Rechnern aktuell verwendete Programme nicht deinstalliert werden. Von personalen Systemen verwendete Axiome als Bedingung der Möglichkeit ablaufender Kommunikationen können nicht ersetzt oder reflektiert werden, solange die Kommunikation nicht aussetzt oder sich die Position der Interagierenden bewegt (was z.B. im Harvard-Konzept (Fisher 1996, 39/68) als Anwendung der Unterscheidung von Person und Position beschrieben wird). In der schriftlichen Kommunikation kann das sie verwendende personale System theoretisch Pausen und Brüche beliebig bestimmen und muss sich nicht gegenüber anderen Personen (wie in der Interaktion) durchsetzen. Allerdings verhält es sich bei Texten, die einen „in ihren Bann ziehen“ so, dass die Kommunikation dabei eine Dynamik gewinnt, die den Leser eben diese Pausen und Brüche zu vermeiden suchen lässt. Zur Spannung von Texten als paradigmatischem Phänomen emotionaler Kommunikation siehe Anz 1998, 150ff.

[91] Luhmann 1998, 46: „(...) die Welt ist [für Sinnsysteme] ein unermeßliches Potential für Überraschungen, ist virtuelle Information, die aber Systeme benötigt, um Informationen zu erzeugen, oder genauer: um ausgewählten Irritationen den Sinn von Informationen zu geben.“.

[92] So kann es für den Chef unwichtig sein, ob der elegante Kleidungsstil seines Angestellten einem lässigeren weicht, wenn Kleiderordnung im Betrieb keine Rolle spielt. Eine Umgewöhnung bedeutet es trotzdem. Weitere Beispiele dafür sind auf gesellschaftlicher Ebene die Hochbegabtenförderung oder auch die Möglichkeit des Überspringens von Klassen im Schulsystem, Integrationsprojekte usw. Auf der anderen Seite kann eine nicht gefestigte Identität, die nicht in der Lage ist, die sie bedingenden Kommunikationsstrukturen zu stabilisieren, nicht im gleichen Umfeld bestehen, welches die Notwendigkeit der Transformation ursächlich bedingt hat. Das belegen zahlreiche Studien über die Sozialisations- und Milieubedingtheit von Süchten, Krankheiten, usw bzw. der Möglichkeit ihrer Therapie im Entstehungsumfeld.

[93] Dem Kosmopoliten liegt die globalisierte Welt des 21.Jahrhunderts zu Füßen (Appiah 2007).

[94] Das ist die allgemeine Frage nach der Aufgabe aller Kulturen, wie von Cassirer (http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/index.html, 19.11.07) gestellt: „Die verschiedenen Formen der Kultur werden nicht durch eine Identität in ihrem inneren Wesen zusammengehalten, sondern dadurch, daß sich ihnen eine gemeinsame Grundaufgabe stellt.“.

[95] Wilber (2006, 71-84).

[96] Wilber (2006, 50-70).

[97] Den Riten. Siehe dazu IV.4.

[98] Einstein führte diesen Begriff zur Demonstration der allgemeinen Relativitätstheorie ein. Bergson (1928) entwickelte parallel das Konzept der durée, einer Dauer als Abfolge innersystemischer Veränderungen.

[99] Ähnlich beschreibt auch Luhmann 1991, 126-151, die Entstehung von Zeit.

[100] Csikszentmihalyi 2003, 63, über „Differenzierung und Integration“.

[101] Ähnlich ein Titel des Zenmusikers Michael Vetter, „Ins Wellenspiel hinein sich entsagende Botschaft“.

[102] So Reich (1989), der davon ausgehend verschiedene symptomatische Panzerungen als Triebmanifestationen erklärt und, ganz in der Tradition Freuds, Trieb(ökonomie) und Außenwelt gegeneinander setzt (391). Merleau-Ponty (2003) stellt in seiner Phänomenologie der Wahrnehmung die Bedingtheit des Geistigen durch das Körperliche, den „erlebten Leib“ (75) dar und spricht in diesem Zusammenhang auch von der „Technik des Körpers“ (287). „Sie verkörpert und erweitert die metaphysische Struktur unseres Leibes (chair).“

[103] Csikszentmihalyi 2003, 61, 103 und zur Autotelie 118.

[104] Noch ein Beispiel dazu: Ein Mensch, der wie „Stiller“ (Frisch 1986) von einer langen Reise heimkehrt, sieht sich selbst als letzter Punkt einer Entwicklung, für die die Reise symbolisch steht. Sein Umfeld behandelt ihn nach altem Muster und erlebt die von ihm vertretene Veränderung seines Standpunktes und Umweltbezuges als irrationalen Bruch, den es (in der Figur seiner zurückgebliebenen Frau) zu korrigieren gilt. Ähnlich auch bei Nizon 1999. Gemeinsames Thema ist die Entfremdung der Protagonisten aus ihrem vertrauten Umfeld. Persönlichkeitsentwicklungen werden durch solche Beschreibungen in ihrer Wechselwirkung mit dem sie bedingenden sozialen Kontext greifbar.

[105] Bühl 1987, 73.

[106] Im Sinne Foucaults 1994a, 10/11: „Ich setze voraus, daß in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert wird – und zwar durch Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Kräfte und die Gefahren des Diskurses zu bändigen, sein unberechenbar Ereignishaftes zu bannen, seine schwere und bedrohliche Materialität zu umgehen.“.

[107] Fleck 2002, 129.

[108] z.B. die Entwicklung von Lebensfreude im Zusammenhang mit dem Kennenlernen (Anfang) geliebter Menschen und ihrer schließlichen Stabilisierung durch die Ereichung einer positiven Lebenseinstellung, die nicht mehr an Personen und Aktivitäten gebunden ist.

[109] Das wird von Kuhn 1962 anhand seiner Beschreibung des Wissenschaftsbetriebs durchaus gestützt.

[110] Wie im Falle von Biofeedback und Neurofeedback. Das EEG z.B. ist an und für sich kein kommunikatives Feedback. Es wird aber kommunikativ vermittelt. Das macht spätestens dann einen Unterschied, wenn es um dessen Auswertung geht.

[111] Nach de Saussure (1967, 77) Vorstellung und Lautbild.

[112] Um im Bereich der Semiotik zu bleiben: einer Semiose als Vollzug der Peirceschen Zeichentriade (Bezugnahme und Interpretation; siehe Bergen 2000, 60 und 103).

[113] „Das Medium ist die Botschaft.“ Marshall McLuhan (1992, 17).

[114] Einen Beitrag dazu bildet „Die Ordnung des Diskurses“ von Foucault 1994a, 42. Ein Beispiel ist das, worüber in einer Kultur geredet und geschwiegen wird, z.B. in Hinblick auf den Umgang mit den Kapiteln ihrer Geschichte. Ein anderes Beispiel ist die Ablösung der protestantischen Arbeitsethik von der sie ursprünglich hervorbringenden religiösen Ausrichtung (dazu Max Weber 1993).

Ende der Leseprobe aus 126 Seiten

Details

Titel
Bewusstsein und Kommunikation: Person und Gesellschaft als Bereiche menschlicher Entwicklung
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Note
2,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
126
Katalognummer
V196163
ISBN (eBook)
9783656224907
ISBN (Buch)
9783656227236
Dateigröße
1071 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
persönlichkeitsentwicklung, kontext
Arbeit zitieren
Tilman Meynig (Autor:in), 2008, Bewusstsein und Kommunikation: Person und Gesellschaft als Bereiche menschlicher Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196163

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