Ausbildungsvoraussetzungen für eine Laufbahn im Fernsehsportjournalimus


Magisterarbeit, 2000

282 Seiten, Note: 2,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Problemstellung

2 F emsehsportj oumalismus
2.1 Sportjournalist im Fernsehen - Der Versuch einer begrifflichen Klärung
2.2 Der Beruf des TV-Sportjoumalisten
2.3 Der Sport im Fernsehen

3 Aktueller Forschungsstand
3.1 Zum aktuellen Stand der Theorieentwicklung im Sportjoumalismus
3.2 Zum aktuellen Stand der Theorieentwicklung zur Ausbildung von Sportj oumalisten

4 Ausbildungsstätten für Journalisten
4.1 Joumalistenschulen
4.1.1 Die Deutsche Joumalistenschule München
4.1.2 Die Henri-Nannen-Schule Hamburg
4.1.3 Die Berliner Joumalistenschule
4.2 Journalistik - Vorstellung universitärer Ausbildungwege zum Journalismus
4.2.1 Diplom-Journalismus in München
4.2.2 Diplom-Journalismus in Dortmund
4.2.3 Diplom-Journalismus in Eichstätt
4.2.4 Diplom-Journalismus in Leipzig
4.3 Das Studium der Sportwissenschaft
4.3.1 Diplom-Sportwissenschaften mit Studienschwerpunkt Journalistik
4.3.2 Diplom-Sportpublizistik
4.4 Publizistik
4.5 Aufbaustudiengänge
4.6 Überbetriebliche Ausbildung an Akademien und Instituten
4.7 Zusammenfassende Bewertung

5 Der Einstieg in den Bemf des Sportjournalisten
5.1 Praktikum und Hospitanz
5.2 Freie Mitarbeit
5.3 Das Volontariat

6 Annahmen der Journalismusforschung
6.1 Der theoretische Idealweg der Joumalismusausbildung
6.2 Die journalistische Kompetenz

7 Einschätzungen und Wünsche zur Ausbildung im Journalismus und Sportjoumalismus
7.1 Standpunkte der Wissenschaft
7.2 Standpunkte der journalistischen Praxis
7.3 Fazit

8 Die qualitative Befragung zu Ausbildungswegen zum Sportjoumalismus
8.1 Zentrale Forschungsfragestellungen
8.2 Die Grundlagen qualitativen Denkens
8.3 Zum Erhebungsverfahren der qualitativen Befragung
8.3.1 Das Leitfaden-Interview
8.3.2 Die Auswahl der zu Befragenden
8.4 Begründung der Methode:
8.5 Die D atenerhebung
8.6 Die Datenauswertung
8.7 Zeitliche Abfolge des Forschungsablaufs

9 Darstellung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse
9.1 Kritische Überlegungen zur Untersuchungsmethodik
9.2 Methodisches Fazit
9.3 Kurzportraits
9.3.1 Die Absolventen
9.3.2 Die leitenden Redakteure
9.3.3 Die Experten
9.4 Themenorientierte Analyse der Untersuchungsergebnisse
9.5 Abschließende Bewertung

10 Zusammenfassung

11 Fazit und Ausblick

12 Literaturverzeichnis

Anhang:

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Adressenregister der Ausbildungsstätten

Die grundlegenden Leitfäden für das problemzentrierte Interview

1 Einleitung und Problemstellung

Femsehsportjoumalismus ist ein Beruf der in der Öffentlichkeit häufig mit der Moderation von Sportsendungen oder der Reportage von Fußballspielen sowie der Übertragung von Großereignissen wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gleichgesetzt wird. Die Arbeitswirklichkeit des Femsehsportjoumalisten ist jedoch vielschichtiger. Sie beinhaltet eine große Anzahl unterschiedlicher redaktioneller Aufgaben, die einen abwechslungsreichen und anspruchsvollen Beruf kennzeichnen. Die Moderation ist nur selten Bestandteil dieser Aufgaben, mehrheitlich arbeiten TV-Sportredaktteure als Berichterstatter oder Interviewer sowie vor allem als Organisatoren und Planer von Sendungen und Nachrichten. Dennoch geht eine große Faszination von dem Berufsbild Femsehsportjoumalist aus. Immer häufiger ist von einem Traumberuf die Rede. Bereits in der Berufsberatung für Abiturienten sind die Bereiche Journalismus und Publizistik mit am meisten besucht. Durch die Ausstrahlung des Sportjoumalismus im Fernsehen, der mittlerweile durch eine verstärkte Show- und Unterhaltungs- fimktion, die TV-Stars produziert, gekennzeichnet ist, möchten viele junge Leute und Auszubildende Sportjournalist im Fernsehen werden. Befragt man Magisterstudenten, aber auch viele Lehramtstudenten, gerade solche die das Fach Sportwissenschaft gewählt haben, so wird häufig der Berufswunsch Journalismus oder Sportjoumalismus angegeben. Zunehmend möchten mehr junge Leute "ins Fernsehen kommen". Der Zugang zu dem vermeintlichen Traumberuf des Femsehsportjoumalisten ist offen - wie der zum gesamten Journalismus. Dies wird sich vermutlich in den nächsten Jahren auch nicht ändern. Erstens entspricht die ungeregelte Form der Ausbildung liberalistischen Anschauungen, die eine Normierung journalistischer Berufszugänge für unvereinbar mit der Freiheit der Presse halten. Zweitens haben Arbeitgeber den ökonomischen Vorteil, Absolventen unterschiedlicher Ausbildungsformen rekrutieren zu können, ohne in den journalistischen Nachwuchs zu investieren.

Eindeutige Aussagen über die Zugangsregelungen zum Joumalistenberuf, wie etwa bei Juristen oder Pädagogen, gibt es nach wie vor nicht. Die Berufs- bezeichmmg ist nicht geschützt. Jeder kann sich Femsehsportjoumalist nennen. Wie kann er es aber werden?

"Über die beste Eignung oder Ausbildung zum Journalismus ist kein Konsens in Sicht, ja nicht einmal darüber, ob man überhaupt zum Journalisten ausgebildet werden soll" (HUPKA u.a. 1986, 10).

Das gilt auch heute noch für das Sportfemsehen. Eine obligatorische Qualifikation für eine sportpublizistische Tätigkeit im Fernsehen existiert ebensowenig wie eine offizielle Anleitung über das Erlernen des Bemfs Femsehsportjoumalist. Während der Journalismus im allgemeinen und vereinzelt auch der Sportjoumalismus Thema wissenschaftlicher Untersuchungen im deutschprachigen Raum war, nimmt der Literaturbestand dahingehend ab, wenn sich die Thematik auf das Medium Fernsehen konzentriert oder auf Ausbildungsformen bezieht. Die Ge­schichte der Kommunikatorforschung ist nahezu ausschließlich durch quantitative Erhebungen geprägt. Mit der Problematik der Ausbildung befassen sich die Standardwerke der Hochschulen und Forschungsgruppen eher beiläufig, zu­mindest nicht tiefergehend und hinterfragend. Aus quantitativer Sicht werden lediglich die absolvierten Ausbildungswege prozentual ermittelt. Daneben wird die Frage nach der Wertigkeit der Ausbildungsformen gestellt, die dann die Darstellung einer Rangliste ermöglicht. Über den Nutzen der Wahl einer bestimmten Ausbildungsform, beispielsweise eines sportwissenschaftlichen Studiums oder einer Joumalistenschule, können keine Aussagen getroffen werden.

Die vorliegende Arbeit möchte neben einer umfangreichen Darstellung der Ausbildungsstätten im Bereich Femsehsportjoumalismus und einer aktuellen Beschreibung des Berufsbildes die Ausbildungsmöglichkeiten untersuchen. Für den Autor begründet sich das Forschungsinteresse in dem Wunsch nach präziseren, hintergründigen Aussagen zu der Ausbildung von Femsehsport- joumalisten. Deshalb werden in dieser wissenschaftlichen Arbeit Einschätzungen zu den unterschiedlichen Formen der Ausbildung, wie Hochschulstudium, Joumalistenschule und Volontariat, qualitativ gesammelt, strukturiert und bewertet. Die Methode der qualitativen Befragung wurde bisher nicht in thematisch vergleichbaren sportwissenschaftlichen Untersuchungen verwandt.

Das Interesse am Thema entstand zum einen durch eigene Eindrücke und Erfahrungen im Sportjoumalismus. Zum anderen ergab sich im Laufe des Studiums und der damit verbundenen Auseinandersetzung mit sportwissenschaft­lichen Veröffentlichungen der Wunsch, die Thematik der Ausbildung von Femsehsportjoumalisten eingehend zu untersuchen. Daraus entwickelte sich die grundlegende Problemstellung, welche Art von Ausbildung für angehende Femsehsportjoumalisten zu empfehlen ist. Die Ausbildung soll auf eine professionelle Ausübung des Bemfs vorbereiten, den Bemfseinstieg ermöglichen und zur Beschäftigung fuhren.

Aus der gegebenen Problemstellung gilt es nun, eine Forschungsfrage und eine Leithypothese herzuleiten. Die Kernfrage lautet: Welche Ausbildungsform erzielt den höchsten individuellen Nutzen für den angehenden Femsehsportjoumalisten?

Die Formulierung des individuellen Nutzen wird wie folgt verstanden: Je höher die Chancen auf den Bemfseinstieg nach der Ausbildung sowie auf Beschäftigung im Bemfsfeld TV-Sportjoumalismus sind, desto höher ist der individuelle Nutzen der untersuchten Ausbildungsform. Wer in den Bemf des TV-Sportjoumalisten einsteigen möchte, sollte eine Ausbildung vorweisen, die von Experten bzw. von Redaktionsleitem und Personalverantwortlichen als hochwertig eingeschätzt wird. In der beruflichen Realität des Journalismus entscheidet die Einschätzung des Sportchefs einer Redaktion über die Ausbildungsqualifikationen eines Bewerbers und über dessen Beschäftigung. Für die vorliegende Untersuchung wurden daher gezielt Sportredakteure, leitende Redakteure sowie wissenschaftliche und medienpraktische Experten ausgewählt, die aussagekräftige Einschätzungen auf der Basis von Erfahrungen erwarten ließen.

Die Leithypothese lautet: Berufspraktische Ausbildungsformen (Praktikum, Volontariat, freie Mitarbeit) und das damit verbundene Erlernen instrumenteller

Fähigkeiten sind schulischen Ausbildungsformen wie Hochschulstudiengängen und Joumalistenschulen innerhalb einer gezielten femsehsportjoumalistischen Ausbildungsplanung vorzuziehen.

An die Einleitung schließt sich ein Kapitel über den Sportjoumalismus im Fernsehen an. Zunächst wird eine zeitgemäße Definition der Begrifflichkeit TV- Sportjoumalismus erstellt und anschließend eine aktuelle Beschreibung des Berufsbildes vorgenommen. Damit gelingt eine erste Annäherung an den Untersuchungsgegenstand.

In Kapitel 3 wird der aktuelle Stand der Theorieentwicklung dargelegt. Eine begründete Auswahl sportwissenschaftlicher und kommunikationswissenschaft­licher Literatur wird dabei ebenso vorgestellt, wie diejenigen Forschungser­gebnisse, die sich auf die Problematik der Ausbildung von Sportjournalisten und Femsehsportjoumalisten beziehen.

Es folgt im vierten Kapitel die Beschreibung des zentralen Forschungs­gegenstandes, der Ausbildungsstätten für Journalisten. Zuerst werden die Aus­bildungsformen an Joumalistenschulen aufgeführt. Dann folgt die Darstellung der universitären Ausbildungswege in den Fachrichtungen Journalistik und Sport­wissenschaft, ergänzt durch publizistische Studiengänge sowie Ergänzungs­studiengänge. Abschließend werden die Möglichkeiten der überbetrieblichen Joumalistenausbildung an Akademien und Instituten erläutert.

Im fünften Abschnitt wird der Berufseinstieg als TV-Sportjoumalist thematisiert. Grundlage für die Darstellung sind die berufspraktischen Ausbildungs- und Beschäftigungsformen Praktikum, Hospitanz, freie Mitarbeit und Volontariat.

Kapitel 6 schildert Annahmen der journalistischen Forschung. Zum einen wird der theoretische Idealweg einer journalistischen Ausbildungsbiographie beschrieben Zum anderen werden die wissenschaftlichten Soll-Erwartungen an die journalistische Kompetenz geschildert.

Der siebte Abschnitt zitiert Wünsche und Einschätzungen bezüglich der journalistischen Ausbildung. Diese Ausführungen sind in die Standpunkte der Wissenschaft und der Medienpraxis unterteilt.

Mit dem siebten Kapitel wird die Bildung der theoretischen Grundlagen innerhalb des Forschungsprozesses abgeschlossen. Auf der Basis der gesammelten Erkenntnisse, Beschreibungen und Ergebnisse wird die empirische Untersuchung geplant, durchgeführt und ausgewertet.

Mit dem achten Abschnitt beginnt der Hauptteil dieser wissenschaftlichen Arbeit. Ausgehend von der Kernfrage und Leithypothese werden im Durchführungsteil zunächst verschiedene Aspekte der Problemstellung untersucht. Dazu werden aus einem Interview-Leitfaden Teilfragestellungen entwickelt. Sie werden im Kapitel 8.1 aufgeführt und bilden die Grundlage der qualitativen Befragung. Die Methodik der qualitativen Sozialforschung und die Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext werden ausführlich geschildert. Dabei erfolgt eine Begründung der Methodenauswahl und die präzise Darstellung des Verfahrens des problem­zentrierten Leitfaden-Interviews sowie des Forschungsablaufs.

Das neunte Kapitel beginnt mit einer kritischen Reflexion der Methodenauswahl und einem methodischen Fazit. Dann folgt die thematische Auswertung des er­hobenen Forschungsmaterials und die Interpretation der Ergebnisse.

Im zehnten Abschnitt sind die wichtigsten Ergebnisse und Folgerungen zu­sammengefaßt.

Abschließend folgen in Kapitel 11 Fazit und Ausblick. Dabei werden Em­pfehlungen für angehende TV-Sportjoumalisten bezüglich ihrer Ausbildungs­planungen vorgelegt und Vorschläge für die Ausbildungsinstitutionen unterbreitet. Die Arbeit möchte dazu beitragen, die vorhandene Forschungslücke im Zusammenhang mit der Ausbildung von Femsehsportjoumalisten zu schließen. Ziel ist es, auf qualitativer Ebene Bewertungen über Ausbildungswege für Femsehsportjoumalisten zu sammeln und daraus generalisierbare Aussagen und Regelbegriffe über den Nutzen von Ausbildungsformen zu interpretieren. Gleich­zeitig werden die aktuellen (sport-)joumalistischen Ausbildungsformen hinterfragt und Hinweise für Verbesserungen auf institutioneller und auch betrieblicher Seite möglich. Die Ergebnisse sollen auch Ratschläge für diejenigen darstellen, die sich darüber im unklaren sind, mit welcher Ausbildungsform sie eine mögliche Laufbahn im Femsehsportjoumalismus beginnen können.

Im Gegensatz zu anderen Ausarbeitungen und wissenschaftlichen Hausarbeiten zum Themenbereich wird in der vorliegenden Arbeit der Gegenstand auf den Femsehjoumalismus und, als weitere Präzisierung, auf den Sportbereich begrenzt. Allerdings ist dies häufig nur mit Einschränkungen möglich und zugleich nötig. Zum einen sind nahezu alle im späteren Verlauf vorgestellten Ausbildungs­angebote nicht auf ein Medium (Fernsehen) und auch nicht auf ein Fachgebiet (Sport) reduziert. Zum anderen bietet es sich an, den Blickwinkel etwas weiter zu fassen, da ein Großteil der Sportjournalisten bei Fernsehsendern auch (Ausbildungs-) Erfahrungen bei Presse und Rundfunk besitzen. Soweit nicht gesondert hervorgehoben, beziehen sich alle Ausführungen auf den Bereich der Bundesrepublik Deutschland.

2 Femsehsportjoumalismus

2.1 Sportjournalist im Fernsehen - der Versuch einer begrifflichen Klärung

In der vorliegenden Ausarbeitung ist das Thema die Ausbildung von TV- Joumalisten mit dem Fachgebiet Sport. Deshalb ist es hilfreich, zu Beginn den Begriff des Femsehjoumalisten mit Fachgebiet Sport präzise zu beschreiben. Die Herleitung der Begrifflichkeiten ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da es an spezieller Literatur zum Thema mangelt. Nach wie vor sind die Begriff­lichkeiten "von der journalistischen Berufsforschung bisher kaum aufgearbeitet worden" (WEISCHENBERG 1983, 125). Zwar gibt es gegenwärtig zahlreiche Veröffentlichungen zur Journalistik im allgemeinen, deren Verwendung als begriffliche Grundlage dieser Ausarbeitung verbietet sich jedoch: Die veröffentlichten Begriffsbeschreibungen beziehen sich nämlich größtenteils auf den Presse-Journalismus, ohne dies jedoch gesondert hervorzuheben. Bei einer ersten Analyse ist diese Konzentration auf den schreibenden Journalismus mitunter nicht wahrzunehmen. In einer der aktuellsten Veröffentlichungen zur Thematik wird dies besonders deutlich. WEISCHENBERG/SCHOLL (1998, 31­35) schildern die zeitliche Entwicklung der Begrifflichkeiten Journalismus und Journalist. Die Definitionen sind zum überwiegenden Teil auf den Presse­Journalismus oder auf schreibende Journalisten bezogen. Für die Anwendung auf wissenschaftliche Arbeiten über Journalismus im Fernsehen sind die aufgeführten Termini aus diesem Grund nur teilweise geeignet. Als Beispiel seien hier die immer wieder zitierten Begriffsbeschreibungen von DOVIFAT aufgeführt. Emil DOVIFAT ist Zeitungswissenschaftler und befaßt sich aus diesem Grund ausschließlich mit dem Pressejoumalismus (vgl. u.a. DOVIFAT 1967). Berücksichtigt man die zeitliche Komponente, so ist es nachvollziehbar, daß sich der Wissenschaftler nicht mit dem Femsehjoumalismus beschäftigt, der sich erst in den 60er und 70er Jahren entwickelt hat. Dennoch ist zu bemängeln, daß in zahlreichen Veröffentlichungen auf die Presse bezogene Begrifflichkeiten als allgemeine Definition für den Journalismus verwandt werden (vgl. auch WEISCHENBERG 1992, 37ff). Ein Indiz für die erst im zeitlichen Verlauf erfolgte Berücksichtigung der elektronischen Medien liefert die Definition von SILBERMANN (1982, 199): "Journalismus, ursprünglich nur Bezeichnung für berufsmäßige schriftstellerische Tätigkeit bei der Presse, umfaßt heute auch gleichgestellte Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen...".

Aus den genannten Gründen macht es keinen Sinn den Terminus Journalistik bis etwa ins 19. Jahrhundert zurückzuverfolgen. Eine problemorientierte Annäherung gelingt jedoch durch neuere Begrifflichkeiten. Zuerst ist hier die Definition von LEONHARDT zu nennen: "Journalismus nenne ich die als Handwerk betriebene Kunst, Ereignisse des Tages einem großen Kreis von Interessierten bekannt zu machen und zu erklären. Das geschieht in der Presse, im Funk und im Fernsehen" (zit. nach WEISCHENBERG 1992, 39).

"Die besonderen Leistungen und die besonderen Wirkungen des Journalismus, durch die sich sein Handeln von anderen, an der Öffentlichkeit orientierten Sozialsystemen unterscheidet, bestehen in der Ausrichtung auf die Herstellung und Bereitstellung von Themen zur öffentlichen Kommunikation" (RÜHL zit. nach WEISCHENBERG 1992, 40). RÜHL geht auf die nach seiner Ansicht Primärfunktion des Journalismus ein. In dieser Ausarbeitung ist jedoch weniger die Funktion des Journalismus in sozialen Systemen grundlegend als der Tätigkeitsbereich des Journalisten, genauer der Femsehjoumalisten.

"Journalismus: Hauptberufliche Tätigkeit von Personen, die an der Sammlung, Prüfung, Auswahl, Verarbeitung und Verbreitung von Nachrichten, Kommentaren sowie Unterhaltungsstoffen durch Massenmedien beteiligt sind. Journalisten... arbeiten in fester Anstellung oder als freie Mitarbeiter für Presse Rundfunk, Agenturen und Pressedienste, aber auch in Pressestellen von Firmen, Verbänden und der Verwaltung" (KOSZYK/PRUYS zit. nach WEISCHENBERG 1992, 40).

Eine aktuelle, mehrere Beschreibungen zusammenfassende Definition des allgemeinen Berufsbildes Journalist stammt vom Deutschen Joumalisten-Verband: "Danach ist Joumalist/in, wer

- hauptberuflich
- produktiv oder dispositiv
- Informationen sammelt, auswertet und/oder prüft und Nachrichten unterhaltend, analysierend und/oder kommentierend aufbereitet,
- sie in Wort, Bild und/oder Ton
- über ein Medium an die Öffentlichkeit vermittelt
- oder den publizistischen Medien zu dieser Übermittlung bereitstellt" (DEUTSCHER JOURNALISTEN-VERB AND 1997, 9).

Als hauptberuflich tätig wird ein Journalist angesehen, wenn er mehr als die Hälfte seines Jahreseinkommens aus journalistischer Tätigkeit bezieht. Dabei fehlt eine genauere Bezeichnung der Arbeitsform. Häufig sind Journalisten nicht fest­angestellt, sondern - speziell im TV-Sektor- freie Mitarbeiter. Sie sind "regel­mäßig für ein oder mehrere Auftraggeber auf der Grundlage individueller Vereinbarungen oder tariflicher Verträge für ein oder mehrere Unternehmen auf der Grundlage von Vereinbarungen im Einzelfall oder ohne Auftrag tätig, indem sie journalistische Beiträge erarbeiten und den Medien anbieten" (DEUTSCHER JOURNALISTEN-VERBAND 1996, 5-6).

Dies beschreibt gleichermaßen den Journalisten, der bei Zeitung, Rundfunk oder Fernsehen arbeitet. Die Definition ist nicht thematisch auf ein einzelnes Ressort reduziert. Überdies ist die Formulierung der Nachrichten- Aufbereitung und- Vermittlung und -Bereitstellung sehr eingeengt. Journalisten, auch wenn sie für nicht audio-visuelle Medien arbeiten, haben mehr Aufgaben als Nachrichten zu erstellen. Sie müssen - neben anderem - auch Beiträge, Sendungen und Veran­staltungen planen und durchführen. Dieser Tatbestand findet sich in einer Beschreibung des allgemeinen Berufsbildes des Journalisten wieder: "Zu journalistischen Leistungen gehören vornehmlich die Erarbeitung von Wort- und Bildinformationen durch Recherchieren (Sammeln und Prüfen) sowie Auswählen und Bearbeiten der Informationsinhalte, deren eigenschöpferische medien­spezifische Aufbereitung (Berichterstattung und Kommentierung), Gestaltung und Vermittlung, ferner disponierende Tätigkeiten im Bereich von Organisation,

Technik und Personal" (DEUTSCHER JOURNALISTEN-VERB AND 1996, 5).

Nun gilt es den Journalist, der sich auf das Fachgebiet des Sports spezialisiert hat, näher zu beschreiben. Eine Definition liefert das Wörterbuch der Sportwissen­schaft: "Der Begriff des Sportjoumalismus umfaßt die Tätigkeit des Sport­journalisten bei der aktuellen Berichterstattung von sportlichen Ereignissen ebenso wie beim Sammeln, Sichten, Prüfen, Zubereiten, Deuten und Verbreiten von Nachrichten aus dem Bereich des Sports" (BEYER 1987, 586).

Die Beschreibung aus dem Wörterbuch der Sportwissenschaft ist medien- übergreifend ausgelegt. Eine Definition des Sportjoumalismus im Fernsehen existiert derzeit nicht.

Nach der Darstellung verschiedener Beschreibungen des Journalismus-Berufs empfiehlt es sich, eine eigene Definition zu erstellen, die begriffliche Grundlage dieser Ausarbeitung ist. In Anlehnung an den DEUTSCHEN JOURNALISTEN­VERBAND (vgl. 1996,1997) und an BEYER (vgl. 1987) ist ein TV- Sportjourn alist, wer:

- regelmäßig für ein oder mehrere Auftraggeber auf der Gmndlage individueller Vereinbarungen oder tariflicher Verträge oder ohne Auftrag journalistische Beiträge erarbeitet,
- produktiv oder dispositiv
- im Bereich des Sports
- Informationen sammelt, auswertet und/oder prüft und Nachrichten unterhaltend, analysierend und/oder kommentierend aufbereitet und/oder Sportereignisse live kommentierend oder analysierend,
- in Wort, Bild und Ton
- über das Medium Fernsehen verbreitet
- oder dem Fernsehen zu dieser Übermittlung bereitstellt.

Die Begrifflichkeiten des DEUTSCHEN JOURNALISTEN-VERBANDES werden nach BEYER auf den Sportbereich begrenzt. Zudem wird die sportj oumalistische Tätigkeit auf das Medium Fernsehen beschränkt. In der gesamten wissenschaftlichen Arbeit wird aus Gründen der einfacheren Darstellung der Begriff des TV-Sportjoumalist bzw. Femsehsportjoumalist verwandt. Gemeint sind hiermit selbstverständlich auch TV-Sportjoumalistinnen bzw. Femsehsport- joumalistinnen. Der Terminus Ausbildungssituation beschreibt das gegenwärtig vorhandene Angebot für Auszubildende im Bereich TV-Sportjoumalismus von Institutionen, Universitäten und Medienuntemehmen. Die Bezeichnungen Aus­bildungsform und Ausbildungsweg werden synonym verwendet und bezeichnen beispielsweise das Studium der Sportwissenschaft oder ein Volontariat bei einem Fernsehsender. Die Formulierung der Ausbildungsbiographie beschreibt die Gesamtheit der zeitlich aufeinanderfolgend bzw. parallel verlaufenden Ausbildungsformen.

2.2 Der Beruf des TV-Sportjoumalisten

Für diese Ausarbeitung erscheint eine aktuelle Beschreibung des Berufs des Sportjournalisten im Fernsehen sinnvoller als eine Darlegung der historischen Entwicklung des Berufsbildes Femsehsportjoumalismus. Die geschichtliche Ent­wicklung des Sportjoumalismus im Fernsehen winde bereits in diversen Veröffentlichungen ausführlich geschildert (vgl. u.a. HACKFORTH 1975). In der wissenschaftlichen Literatur wird der Sportjournalist überdies als Sportkommuni­kator dargestellt. Er vermittelt Informationen in Presse, Rundfunk und Fernsehen, die immer an Rezipienten oder Konsumenten gerichtet sind und von diesen aufgenommen werden. Erkenntnisse über das Berufsfeld des Sportkommuni­kators in den Massenmedien sind in unterschiedlichen Veröffentlichungen dargelegt (vgl. u.a. WEISCHENBERG 1978; DIGEL 1983; GÖRNER 1995). Die Erfassung der journalistischen Rollenselbstdefinition und damit die Einstellung zur eigenen beruflichen Tätigkeit bildete dabei einen Schwerpunkt in der Kommunikatorforschung (vgl. WEIß u.a. 1977; WEAVER/ WILHOILT 1991). Deshalb folgt in diesem Abschnitt eine aktuelle Bestandsaufnahme des Berufsbildes Femsehsportjoumalismus. Dabei wird der TV-Sportjoumalismus gegenüber den verwandten Formen des Sportjoumalismus abgegrenzt, seine Anforderungen und Eigenheiten beschrieben. Dies dient dem besseren

Verständnis und der Einordnung der vorliegenden Arbeit in den wissenschaft­lichen Kontext. Als verwandte Formen des Sportjoumalismus im Fernsehen sind zunächst Sportjournalisten im Pressebereich zu nennen: Redakteure bei einer Tageszeitung, bei einer Fachzeitschrift oder einem Sportmagazin. Sie haben andere Arbeitsbedingungen als TV-Sportjoumalisten, da sie allein auf schrift­lichem Weg und nicht über elektronische Medien publizieren. Im allgemeinen erfordert die Arbeit von Sportjournalisten bei Printmedien weniger Kenntnisse über handwerkliche Fähigkeiten der Vermittlung. Zudem erfolgt die Vermittlung der Information nicht über das Sprechen und/oder über die Moderation als Person. Ähnliches gilt für Sportjournalisten bei Nachrichtenagenturen. Am engsten verwandt mit dem TV-Sportjoumalismus ist das Berufsfeld, daß auch in den elektronischen Medien angesiedelt ist: der Radio-Sportjoumalismus. Der Sport­redakteur im Radio muß, verglichen mit dem Print-Redakteur, zudem über eine geübte Stimme verfügen und die technischen Grundlagen seines Mediums, wie Schnitt, Regie und Produktion, beherrschen. Vermehrt arbeiten Sportjournalisten auch bimedial, also für beide Medien. Es liegt in der Natur der Sache, daß diese Arbeitskonstellation in Deutschland nur bei den Rundfunkanstalten der ARD möglich ist. Beispiele für bimediale Sportredaktionen, in denen die Mitarbeiter gleichzeitig für Fernsehen und Radio arbeiten, sind der Hessische Rundfunk, der Saarländische Rundfunk, der Sender Freies Berlin und der Südwestrundfunk.

Nun gilt es sich dem Arbeitsbereich bzw. der Tätigkeit des TV-Sportjoumalisten zu nähern. Die Frage ist, welche speziellen Arbeitsabläufe der Femseh- sportjoumalist beherrschen muß und wie das Berufsbild charakterisiert werden kann. Es wurde bereits angedeutet, daß das Medium Fernsehen, allgemein gesehen, die komplexesten Anforderungen an den Sportjournalisten stellt: "Die Umsetzung von Inhalten in Bilder mit Hilfe von Kameraleuten und Cuttern, das knappe Formulieren von Texten für eine meist sehr eng bemessene Sendezeit - das macht die Arbeit des typischen Femsehjoumalisten aus" (BREUNIG/ ROSEN­BERGER/BARTEL 1993, 11). Die Arbeitsweise im TV-Bereich ist also keines­wegs vergleichbar mit der eines Sportredakteurs bei einer Tageszeitung und nur zum Teil vergleichbar mit der eines Radiojoumalisten. Der Femsehjoumalist muß Bild und Ton, durch eine sinngeleitete Verbindung von Text und Aufnahmen in Einklang bringen. Zurecht wird darauf hingewiesen: "Ein Journalist ohne ausgeprägtes visuelles Vorstellungsvermögen kann nie ein guter Femsehjoumalist werden" (FRIEDRICHS/SPRICKMANN KERKERINCK 1993, 76). Die Sprache ist neben dem Bild das wichtigste Handwerkszeug des Femsehjoumalisten. Durch den Einsatz der Sprache werden bildliche Darstellungen beschrieben erläutert und kommentiert (vgl. auch MUCKENHAUPT 1987, 167ff). In der heutigen Berufs­praxis sind TV-Sportredakteure vielseitig einsetzbar. Häufig arbeiten sie als Nachrichten- oder Ablauf- bzw. Senderedakteur, als Reporter, vielleicht als Moderator, manchmal auch als Regisseur und nicht selten in der Leitung oder Produktion einer Sendung oder Außenübertragung. Ein Sportredakteur, der nur in einem Aufgabenbereich, beispielsweise der Nachrichtenredaktion, einsetzbar ist, ist in der öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Realität heute kaum zu finden. Vielmehr überschneiden sich die Funktionen, die ausgefüllt werden müssen. Ein Redakteur mit fachlichem Schwerpunkt Fußball ist zumeist Reporter, teilweise auch Moderator oder Interviewer vor der Kamera. Sportjournalisten im Fernsehen können in einer Woche als redaktioneller Mitarbeiter, Leiter oder Organisator von Sendungen und Übertragungen aufireten und in der nachfolgenden Woche Berichte für die Nachrichtensendungen erstellen oder Interviews bei Sport­übertragungen einholen. So stellt sich der moderne Sportredakteur als Mischung aus Reporter und Berichterstatter sowie organisierendem, planendem und durch­führendem Redakteur dar. Auch kaufmännische Fähigkeiten sind nötig, beispielsweise muß der Sportjournalist den Einsatz von Kameras bzw. Kamera­leuten und Tontechnikem berechnen und die Kosten, welche durch Lizenz- und Übertragungsrechte oder Gäste verursacht werden, einschätzen. Sportjoumalismus im Fernsehen ist gegenwärtig ein sehr komplexer Beruf mit vielen unterschiedlichen Anforderungsprofilen. Er ist charakterisiert durch berufliche Vielfalt und eine geringe formalisierte Arbeitsteilung in den Sportredaktionen.

Der Begriff des Redakteurs ist eigentlich geschützt. Zwar darf sich jeder Journalist nennen, ein Redakteur ist man jedoch erst nach einem absolvierten Volontariat oder einer Joumalistenschule. In der Realität arbeitet allerdings die Mehrheit der Mitarbeiter in Sportredaktionen mit Redakteursstatus, ohne daß sie diesen Titel genaugenommen fuhren dürfen. In den Dienstplänen, der Redaktionshierarchie und der täglichen Arbeit spielt diese Einschränkung des Redakteursbegriffs keine Rolle.

Der DJV beschreibt als Hauptanforderungen an Journalisten, die sich auch auf den TV-Sportjoumalisten übertragen lassen, logisches und analytisches Denken, Ein­fühlungsvermögen und Kreativität sowie Konflikt- und Kritikfähigkeit (vgl. DEUTSCHER JOURNALISTEN-VERB AND 1996, 6). Von Außenstehenden wird Sportjoumalismus häufig als Traumberuf eingestuft. Der Beruf ist jedoch vielmals gleichbedeutend mit ungeregelten Arbeitszeiten und daraus resultierender unregelmäßiger Lebensführung. Wochenendarbeit ist für Femsehsportjoumalisten nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die tägliche Arbeit verlangt ein hohes Maß an Belastbarkeit, wird doch unter mehr oder minder starkem Zeitdruck gearbeitet. Daneben herrschen hohe Leistungsanforderungen und ein nicht unerheblicher Konkurrenzdruck. Sportjoumalismus im Fernsehen ist häufig ein Beruf, dessen Herausforderung darin begründet liegt, sich täglich aufs Neue - und dies zumeist öffentlich - beweisen zu müssen. Trotz der hohen Anforderungen und der starken Belastung ist die Berufszufriedenheit der Sportjournalisten im allgemeinen außergewöhnlich hoch. 67,7% würden wieder den Beruf des Sport­journalisten auswählen, wenn sie erneut vor der Berufsentscheidung stehen würden (GÖRNER 1995, 293). Eine Begründung dafür mag die Formulierung "Sportjournalisten machen ihr Hobby zum Beruf' liefern. Viele im Ressort Sport tätige Journalisten verbinden ein großes persönliches Interesse mit dem Sport, die Mehrheit der Sportjournalisten treibt selbst Sport und war Leistungssportler. Vermutlich erzeugt auch der Umgang mit und der Zugang zu Mächtigen und Prominenten ein Gefühl der Zufriedenheit. Überdies erfahren Journalisten aktuelle Informationen früher als andere Berufsgruppen. Sie erhalten Nachrichten durch Agenturen und andere Quellen und verfügen somit über einen Informations­vorsprung, der auch ein Gefühl von Überlegenheit und Zufriedenheit erzeugen kann (vgl. auch MAST 1996, 10-12).

Bei genauem Studium von Untersuchungsergebnissen fallt auf, daß neben dieser hohen Berufszufriedenheit ein ebenso verbreitetes Abhängigkeitsbewußtsein besteht (vgl. GÖRNER 1995, 233). Im allgemeinen ist ein Gefühl von Abhängig­keit als nicht positiv einzustufen. Dies kann also ein Widerspruch sein, eine Klärung dieser Frage bedürfte aber einer eingehenden Untersuchung.

Im Rahmen einer aktuellen Bestandsaufnahme ist es notwendig, den Arbeitsstatus von Sportjournalisten bei Fernsehsendern zu erläutern. Gegenwärtig beträgt der Anteil der freien Mitarbeiter an der Gesamtzahl aller Journalisten etwa ein Drittel (vgl. PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG!998, 49), bei den TV-Sportjournalisten ist der Anteil jedoch bedeutend höher. 1995 waren 57,5% der Femsehsportjournalisten frei beschäftigt (vgl. GÖRNER 1995, 197). Es ist davon auszugehen, daß sich der Prozentsatz mittlerweile erhöht hat. Einen exemplarischen Beleg dafür wird später die Struktur der Sportredaktion des Zweiten Deutschen Fernsehens liefern. Freie Mitarbeiter sind in der Sport­redaktionen der öffentlich-rechtlichen und privaten Anstalten stark vertreten. Hier gilt es allerdings zwischen sog. freien freien und sog. festen freien Mitarbeitern zu differenzieren. Freie freie Mitarbeiter verfügen über kein festes, dauerndes Beschäftigungsverhältnis, "sondern der Dienstverpflichtete erledigt einzelne, meist nicht unmittelbar aufeinanderfolgende Aufträge" (PRESSE- UND IN­FORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG 1998, 225). In der Praxis existieren im Femsehbereich meist keine vertraglichen Vereinbamngen für freie freie Mitarbeiter. Die Tätigkeit wird in Form von mündlichen Vereinbamngen mit einem leitenden Vorgesetzten vereinbart. Im aktuellen Bericht der Bundesre­gierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland heißt es zwar: "Journalisten sind ebenso wie alle Arbeitnehmer und arbeitnehmerähnliche Personen tarifvertraglich abgesichert und vom sozialen Sichemngssystem erfaßt" (PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG 1998, 49). Bei genauer Betrachtungsweise muß angemerkt werden, daß diese Formulierung nicht auf freie freie Mitarbeiter zutrifft. Entgegen der landläufigen Meinung müssen diese mitunter auf eine soziale Absicherung verzichten, ihre Verdienstmöglichkeiten sind aufgrund gewerkschaftlicher und hausintemer Bestimmungen größtenteils beschränkt. Die großzügigen Pensionsregelungen, die in den Anfangsjahren der öffentlich-rechtlichen Anstalten vereinbart wurden, sind mittlerweile modifiziert, die Privatsender zahlen geringere Pensionen, als ARD und ZDF dies beispielsweise in den 70er Jahren vereinbarten. Hohe Pensions­ansprüche stellen den Hauptgrund gegen die Festanstellung von Mitarbeitern dar. Pensionsleistungen können nur festangestellte Mitarbeiter und sog. feste freie Mit­arbeiter beanspruchen. Freie freie Mitarbeiter dürfen bei diversen Fernsehsendern nur an einer begrenzten Anzahl von Tagen (beispielsweise 110 Tage beim ZDF, 90 Tage beim WDR) im Jahr beschäftigt werden. Diese Regelung ist eingeführt worden, nachdem freie Mitarbeiter, die häufig eingesetzt wurden, gerichtlich eine Festanstellung durchgesetzt haben. Danach wurde festgelegt, daß die freien freien Mitarbeiter nur für einen bestimmten Zeitraum beschäftigt werden dürfen, um nicht die Möglichkeit zu besitzen, eine Festanstellung einzuklagen und Pensions­ansprüche geltend zu machen. Demgegenüber dürfen feste freie Mitarbeiter länger arbeiten. Sie erhalten einen Vertrag und besitzen arbeitnehmerähnliche Rechte, haben jedoch auch die Pflicht, eine festgelegte Anzahl von Tagen zu arbeiten. Die festen freien Mitarbeiter stellen also den Mittelweg zwischen dem freien freien Mitarbeiter und dem festangestellten Mitarbeiter dar. Die Diskontinuität von Erwerbsverläufen gehört für Femsehsportjoumalisten fast schon zur Normalität. Überdies sind sie vermehrt tarifVertraglich schlecht oder gar nicht abgesichert. Auf der einen Seite ist diese Entwicklung kritisch einzustufen. Auf der anderen Seite scheint der Sportjoumalismus nur Vorreiter einer gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu sein, die sich in anderen Arbeitsbereichen ähnlich vollziehen kann (vgl. BAUSCH 1999, 59-60).

In einer Befragung unter Mitgliedern des Deutschen Journalisten-Verbandes, an der sich 3500 freie Journalisten beteiligten, wurde festgestellt, daß:

- freie Journalisten deutlich länger als ihre festangestellten Kolleginnen und Ko­llegen arbeiten,
- jeder vierte noch eine weitere Tätigkeit ausübt,
- die Kooperation mit den festangestellten Kolleginnen und Kollegen verbesserbar ist (vgl. GRASS 1998, 66ff).

Diese Ergebnisse können hier nach Ansicht des Autors übernommen werden, da sie tendenziell auch auf das Berufsbild des TV-Sportjoumalisten übertragbar sind. Wenn auch die Beschäftigungsmöglichkeiten im Femsehsportjoumalismus viel­fältiger (Stichwort: Online-Redakteur) geworden sind, so sind sie auch unbeständiger als vor 20 Jahren geworden. Dies liegt an den veränderten finanziellen Rahmenbedingungen für die öffentlich-rechtlichen Sportredaktionen, die gezwungen sind mit freien Mitarbeitern zu arbeiten sowie an der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Diverse Autoren mahnen eine prekäre bis katastrophale Situation bezüglich Arbeit und Finanzen von Sportjournalisten an (vgl. BAUSCH 1999; GRUBITZSCH 1993). Für Femsehsportjoumalisten ist dies - verglichen mit Kollegen in anderen Medien - nicht zutreffend. Zwar sind TV-Sport- joumalisten vermehrt "frei" beschäftigt, sie erhalten jedoch im Durchschnitt höhere Löhne als Sportjournalisten bei Radio, Printmedien und im PR-Bereich (vgl. GÖRNER 1995, 201-204).

Nun folgt auf der nächsten Seite eine Darstellung der zeitlichen Entwicklung der Beschäftigungsverhältnisse in der Hauptredaktion Sport des ZDF, der größten deutschen Femsehsportredaktion. Als vergleichender Maßstab dient die Entwicklung der Sendezeit der Sportsendungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 : Beschäftigungsverhältnisse und Sendezeiten des ZDF-Sports im zeitlichen Verlauf (HAUPTREDAKTION SPORT DES ZDF 1999).

Die Zahl der festangestellten Mitarbeiter in der Hauptredaktion Sport des ZDF erhöht sich im ausgewiesenen Zeitraum nicht, sie sinkt sogar geringfügig. Waren im Jahr 1974 62 Festanstellungen zu verzeichnen, änderte sich diese Zahl bis 1992 nur leicht: 1986 ist mit 61 Planstellen eine Festanstellung weniger zu verzeichnen, 1988 sinkt die Zahl der Festanstellungen auf 59 und im darauffolgenden Jahr auf 58. Darauffhin ist ein leichter Anstieg auf 62 festangestellte Mitarbeiter im Jahre 1992 zu verzeichnen. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Zahl der Festanstellungen ab: 1994 sind es 57, 1996 54 , 1997 51,5 und 1999 nur noch 49 Mitarbeiter. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Sendeminuten allerdings deutlich erhöht. Wurden 1974 noch 18082 Minuten Sport gesendet, so waren es 1984 bereits 24315 Minuten und 1988 30113 Minuten. 1997 wurden 32005 Sendeminuten von der Hauptredaktion Sport produziert. Die Diskontinuität des Anstiegs der Sende­zeit erklärt sich durch die Übertragung sportlicher Großereignisse. In Jahren, in denen Fußballwelt- oder Europameisterschaften und/oder Olympische Spiele stattfinden, ist das Sendeautkornmen erheblich höher als in Jahren ohne diese Übertragungen. Besonders deutlich wird dieser Sachverhalt anhand des Vergleichs der Jahre 1992 und 1996 mit den jeweils darauffolgenden Jahren. In den genannten Zeiträumen wurden die Fußball-Europameisterschaften und die Olympischen Sommerspiele ausgetragen. Dagegen wurde 1994 nur die Fußballweltmeisterschaft in den USA übertragen, und dadurch kamen weniger Sendeminuten zustande. 1997 fand keines der beschriebenen Sport-Großereignisse statt, so daß die Zahl der Sendeminuten um etwa 15% gegenüber dem Vorjahr abnahm. Auch der Anteil am Gesamtprogramm der Hauptredaktion Sport sank von 10,3% 1996 auf 7,7% 1997. Insgesamt ist jedoch im Verlauf der letzten 25 Jahre eine Steigerung des Sendeaufkommens zu verzeichnen. Dies impliziert ein höheres Arbeitsaufkommen für die Sportredaktion des ZDF. Also müssen mehr Mitarbeiter für diese Arbeit beschäftigt werden. Die Zahl Festangestellten zeigt nun, daß diese Mehrarbeit allein durch die zusätzliche Beschäftigung von freien Mitarbeitern bewältigt wird (vgl. HAUPTREDAKTION SPORT DES ZDF 1999).

Die Tendenz der mehrheitlichen Beschäftigung von freien Mitarbeitern ist in ähnlicher Weise bei den Sendeanstalten des Ersten Deutschen Fernsehens zu beobachten. Auch dort werden im Sportbereich gegenwärtig kaum Planstellen aus­geschrieben. Aufgrund des zeitlich verschobenen Aufkommens der privaten Fernsehsender im Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen wird auch dort zum überwiegenden Teil mit freien Mitarbeitern operiert. Sie erscheinen den Programmverantwortlichen als wirtschaftlicher, da sie keine Pensionsansprüche und auch keinen lebenslangen Gehaltsanspruch besitzen. Bei Fernsehsendern wie RTL, SAT.l und DSF ist die Personalfluktuation zudem höher als bei ARD und ZDF, da die privaten Anbieter ihr Programmschema und damit auch die Mitarbeiterstruktur von dem Besitz bestimmter Übertragungsrechte abhängig machen. So wurde die Sportredaktion von RTL nach dem Verlust der Fußball­Bundesligarechte inhaltlich und auch personell verändert. Formel 1 wurde zur Hauptsportart, zwischenzeitlich wurden Boxkämpfe zentraler Bestandteil des Sportprogramms und bis Mai 1999 besaß RTL die Übertragungsrechte an der Champions-League im Fußball. Diese wird nun bei TM3 ausgestrahlt. Der Münchener Privatsender, der bisher als reiner Frauensender geplant war, hat eine neue Sportredaktion gegründet, die sich nahezu ausschließlich aus freien Mitarbeitern zusammensetzt.

Die Beschäftigungsaussichten sind nach SCHÜMCHEN (1998, 3) für Berufsan­fänger im TV-Sportjoumalismus eher negativ als positiv einzuschätzen. Zwar verzeichneten die deutschen Hörfunk- und Fernsehsender im Zeitraum von 1985­1992 einen Zuwachs der Beschäftigten von 28 Prozent, doch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß in Sportredaktionen der Bedarf an TV-Journalisten im Jahr 2000 eher stagniert als steigt. Der Beschäftigungszuwachs im besagten Zeitraum läßt sich auf die Neugründung der privaten Rundfunksender zurückführen. Diese Entwicklung ist weitgehend abgeschlossen. Es ist nicht anzunehmen, daß sich die Zahl der Femsehsportredaktionen in der nahen Zukunft deutlich erhöht. Zur Zeit gibt es Arbeitsmöglichkeiten bei den Sendern der ARD, in der Sportredaktion des ZDF und bei den Privatsendem RTL, SAT.l, PRO 7, Premiere und n-tv (natürlich differiert die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse der genannten Femsehanstalten erheblich). Aktuell entstand eine Sportredaktion bei tm 3. Zahlreiche weitere Sportredaktionen im Fernsehen werden nicht entstehen bzw. sie werden nur zu einem Austausch der Mitarbeiter untereinander führen. Dies führt, auch wenn der Sportberichterstattung in den 90er Jahren mehr Raum eingeräumt wurde, zu eher negativen Beschäftigungsaussichten, da die Zahl der Interessenten recht groß ist. SCHÜMCHEN (1998, 99) bescheinigt lediglich erfahrenen Sportjournalisten, die sich etabliert haben und live kommentieren und/oder moderieren können, gute Aussichten.

Zusammenfassend läßt sich also konstatieren, daß der TV-Sportredakteur ein nicht homogenes Tätigkeitsfeld aufzuweisen hat. Er muß über instrumenteile, sachbezogene, organisatorische und zumeist auch sprachliche Kompetenzen ver­fügen, um den unterschiedlichen beruflichen Anforderungen gerecht zu werden. Der Redakteursbegriff, der in dieser Arbeit verwendet wird, bezieht sich auf Personen, die redaktionelle Aufgaben wahmehmen und nicht in der Redaktion assistieren. Gegenwärtig ist der TV-Sportredaktuer überwiegend und mit ansteigender Tendenz als freier freier oder fester freier Mitarbeiter beschäftigt. Der Beruf des Femsehsportjoumalisten ist zunehmend durch eine Diskontinuität der Erwerbsverläufe und der Arbeitszeiten gekennzeichnet. Wochenendarbeit erfordert Flexibilität und die aktuelle Berichterstattung von Sportereignissen Mobilität. Insgesamt sind Sportjournalisten bei Fernsehsendern finanziell besser gestellt und weisen eine höhere Berufszufnedenheit als Kollegen anderer Medien auf.

2.3 Der Sport im Fernsehen

Zur weiteren Orientierung bezüglich der Fragestellung der vorliegenden Ausarbeitung bietet es sich an, diverse Daten über Sport im Fernsehen darzulegen. Aufgrund dessen werden nachfolgend zwei aktuelle Erhebungen sowie eine Aufstellung von 1994 über die Häufigkeit von TV-Sport dargelegt. Zuerst wird aufgeführt, welcher Sender wieviel Sport in seinem Programm ausstrahlt. Dann folgt eine Aufstellung der Sendezeiten der zehn meistgezeigten TV-Sportarten. Die Darstellungen vermitteln einen Eindruck über den Femsehsport im Jahre 1998, genauere Rückschlüsse lassen sich nur tendenziell ziehen, wissenschaftliche Rückschlüsse verbieten sich in der vorgelegten Form. Abschließend wird eine exemplarische "Femseh-Hitparade" nach Zuschauerinteresse aus dem Jahre 1994 aufgezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Rangfolge der TV-Sender mit dem größten Sportanteil 1998 (O.A.1999 a, 62).

Die Darstellung zeigt, welche Sender den meisten Sport im Fernsehen übertrugen. Die Anzahl der Sendestunden läßt allerdings nur begrenzt Rückschlüsse auf die Zahl der Redaktionsmitglieder und somit auf die Beschäftigungsmöglichkeiten zu. Zum einen verfügen die Fernsehanstalten über unterschiedliche Arbeitsstrukturen und Redaktionsaufteilungen. Während bei Eurosport wenige Kommentatoren zum Teil mehrere Stunden arbeiten, ist dies bei ARD, ZDF, RTL und SAT.l nur selten der Fall. Zum anderen gilt es zu berücksichtigen, daß der Berliner Regionai­ssender Bl und TV in Baden die hohen Sendezeiten vor allem durch häufige Wiederholungen erreichen. Die Größe der Redaktion ist aus diesem Grund nicht mit der anderer Anstalten zu vergleichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Rangfolge der Sportarten nach TV-Präsenz 1998 (O.A.1999 b, 62).

Die Rangfolge vermittelt einen tendenziellen Eindruck der Bedeutung von Sportarten im Fernsehen und zugleich von der ableitbaren Wertigkeit von sportj oumalistischen Fachgebieten und eigener Fachkompetenz - bezogen auf das Femsehjahr 1998. Demjenigen Sportjournalisten, der einen großen Kenntnisstand über Fußball, Tennis und Leichtathletik besitzt, müßte es eher gelingen, einen Fernsehsender zu finden, für welchen er sportj oumalistisch arbeiten kann als einem Experten in den Sportarten Volleyball, oder Tischtennis. Allerdings ist zu bedenken, daß - wie in der obigen Abbildung - die Wiederholungen von Sport­übertragungen mitberücksichtigt wurden. Daneben sind die Disziplinen Ski Alpin und Ski Nordisch möglicherweise überrepräsentiert, da Olympische Winterspiele im Erhebungszeitraum ausgerichtet wurden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Rangliste der TV-Themenbereiche 1994 (O.A.1995,10).

Das Diagramm zeigt, daß Sport im Fernsehen am fünftmeisten genannt wird, wenn nach dem Zuschauerinteresse gefragt wird. Nur die Bereiche Nachrichten, Spielfilme, Krimiserien und Talk/Diskussion erhielten mehr Nennungen. Die Daten stammen aus einer repräsentativen Befragung der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren im Jahre 1994; Mehrfachnennungen waren möglich.

3 Aktueller Forschungsstand

3.1 Zum aktuellen Stand der Theorieentwicklung im Sport- ioumalismus

Im folgenden Abschnitt wird versucht, einen zeitgemäßen Überblick über die für die gewählte Problemstellung relevante wissenschaftliche Literatur zu geben. Dadurch gelingt es, einen Einstieg in die Thematik zu finden. Die ausgewählten Veröffentlichungen befassen sich entweder in Teilen oder ausschließlich mit den Ausbildungswegen für Journalisten und Sportjournalisten. Aufgrund der Fülle der zur Verfügung stehenden allgemeinen journalistischen Literatur und zur besseren Orientierung an der Fragestellung wurde die Auswahl zunächst auf den bundesdeutschen Raum begrenzt. Als nächste Eingrenzung wurden solche Veröffentlichungen nicht berücksichtigt, die sich vorrangig mit dem Zeitungs- joumalismus befassen. Besonders Beiträge aus den 60er und 70er Jahren sowie noch frühere Veröffentlichungen betrachten die Joumalistenausbildung primär aus der Perspektive der schreibenden Medien. Ein Wandel in der Betrachtungsweise läßt sich spätestens Anfang der 80er Jahre und noch stärker Anfang der 90er Jahre erkennen. Die elektronischen Medien haben in diesem Zeitraum einen höheren Stellenwert erlangt. Im Sportbereich kommt dem TV-Journalismus eine herausragende Position zu. Dies macht sich auch durch eine geringfügig steigende Anzahl von Veröffentlichungen bezüglich dieser Thematik bemerkbar.

AUFERMANN und ELITZ (1975) liefern in ihrem Sammelband "Ausbildungs­wege zum Journalismus" einen frühen Diskussionsbeitrag. Hierbei werden die Ausbildungswege an Universitäten, Fachakademien, in Zeitungsredaktionen und Rundfunkanstalten beschrieben. Überdies wird auch die Ausbildungssituation in anderen Ländern - wie den USA, Dänemark und Holland - mit der in Deutschland verglichen. Abschließend folgt eine negative Bilanz der Ausbildungs­möglichkeiten, die zur damaligen Zeit nicht angemessen erscheinen. Die Autoren folgern, daß "es einer umfassenden Strategie zur Verbesserung der Aus­bildungsbedingungen bedarf' (AUFERMANN/ELITZ 1975, 10). ELITZ ist sich sicher, daß die Ausbildungssituation für Journalisten nur durch eine Integration in das staatliche Gesamtbildungssystem verbessert werden kann. Gemeinsam mit führenden Politikern und Gewerkschaftern werden deshalb Konzepte und Perspektiven für die Zukunft entworfen. Bezogen auf die theoretische Begründung der Ausbildung stellen LAUNER/NAß/SCHLIE 1975 fest: "Insgesamt ist die Materiallage höchst unbefriedigend, da das Problem der Joumalistenausbildung häufig nur aufgrund aktueller Zwänge verhandelt wurde, statt systematisch analysiert zu werden" (LAUNER/NAß/SCHLIE 1975, 59).

WEISCHENBERG (1976) veröffentlichte die erste empirische Untersuchung zum Thema Sportjoumalismus in der Bundesrepublik Deutschland. Die Studie ist das Grundlagenwerk der deutschsprachigen Joumalismusforschung. Aus ihr ergaben sich die Einschätzungen über das Berufsbild der Sportjournalisten in den späten 70er und den 80er Jahren. Die quantitative Untersuchung auf der Basis von standardisierten Fragebogen thematisierte Schul- und Ausbildung, soziale Wert­haltungen, die berufliche Situation, Einkommen, Arbeitsbedingungen und das Verhältnis zu Sportlern und Rezipienten. Aufgrund einer nicht hinreichenden Aus­bildung und mangelhafter Akzeptanz im Kollegenkreis beurteilt WEISCHENBERG die Journalisten des Ressorts Sport als die Außenseiter der Redaktion (vgl. WEISCHENBERG 1976, 326-330). Detaillierte Ergebnisse dieser und darauffolgender Untersuchungen über die Ausbildung von Sportjournalisten sind in Abschnitt 2.1 aufgeführt.

In dem von DIGEL (vgl. 1983) herausgegebenen Buch über "Sport und Bericht­erstattung" berichtet WEISCHENBERG über Beruf und Rolle des Sport­journalisten. Die Grundlage dafür liefert die zuvor beschriebene empirische Untersuchung. In der neueren Veröffentlichung konstatiert der Autor eine "mangelhafte Vor- und Ausbildung bei mindestens der Hälfte der Berufsvertreter" (WEISCHENBERG 1983, 126). Überdies neigen die Sportjournalisten zu einer negativen sozialen Selbsteinschätzung. Sie vermissen in ihrem Beruf, die Wert­schätzung der Tätigkeit durch die Gesellschaft. Dort nimmt Unterhaltung in der Wertehierarchie eine niedere Stellung ein. Die Journalisten haben dieses Urteil über die Unterhaltung verinnerlicht und dadurch ein recht negatives Verhältnis zu ihrem Beruf. Abschließend sieht WEISCHENBERG (1983, 129) die Chance für den Sportjournalisten, sich aus seiner Außenseiterrolle zu befreien.

Aus der Sportwissenschaft selbst sind bis Anfang der 80er Jahre wenig Ver­öffentlichungen zum Thema Sportjoumalismus bekannt. Sie "hat sich bislang nur sporadisch und meist in wenig repräsentativen Fallstudien mit dem Journalismus beschäftigt, und vielfach besteht dabei die Gefahr, daß pauschale Vorurteile sich über erste wissenschaftliche Versuche zu unbegründeten Verurteilungen wandeln" (DIGEL 1981, 38).

Mehrere Autoren aus der journalistischen Praxis widmen sich in der Publikation "Unter Druck" der Frage, wie man den Beruf des Journalisten ergreifen kann. Das Buch liefert Ratschläge für Berufseinsteiger und Einschätzungen zur Ausbildungs­situation, die für die verschiedenen Medienbereiche bewertet wird. Somit entsteht ein Ratgeber für angehende Journalisten, der am Ende durch die Empfehlungen von erfahrenen Medienpraktikem ergänzt wird (vgl. HUPKA u.a. 1986).

In dem Sammelband "Berufsfeld Sport" von HAAG/HEINEMANN (1987) be­fassen sich zwei Beiträge u.a. auch mit der Ausbildung der Sportjournalisten. SEIFART (1987, 176-195) analysiert den Bereich der Sportinformation und Kommunikation. Er plädiert dafür, den Begriff des Sportjournalisten durch den des Sportkommunikators zu ersetzen. Damit möchte er auf die zukünftige Er­weiterung des Arbeitsfeldes Sportjoumalismus hinweisen. Für die Arbeitssituation und die Ausbildungsvoraussetzungen stellt SEIF ART eine vorsichtig positive Prognose, betont jedoch, daß der Bemf des Sportjournalisten in einer zukünftig neuen Medienlandschaft eine große Flexibilität erfordert. Hinreichende Ausbildungsangebote für Sportjournalisten sind zum damaligen Zeitpunkt nur ansatzweise zu beobachten.

H ACKF0RTH7KLEIN JOHANN (1987, 196-207) stellen die enge Beziehung von Sport, Medien und Freizeit dar. Danach profitiert der Sportjournalismus in Zukunft von der gestiegenen Bedeutung der Sportkommunikation. Allerdings müssen sich das Berufsbild und die Ausbildungsmöglichkeiten dynamisch entwickeln und an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.

In einem Beitrag für eine Projektwoche des Fachbereichs Sportwissenschaft an der Universität Münster befaßt sich HACKFORTH (1987) auch mit der Ausbildungssituation von Sportjournalisten, die er zu dieser Zeit als unzureichend empfindet. Dies wird unter anderem anhand der mangelnden Fachkompetenz und Vermitthmgskompetenz im Sportbereich deutlich. Eine sinnvolle Ausbildung muß aus diesem Grund Wissenschaft und Praxis verbinden. Dabei kommt den sportwissenschaftlichen, journalistischen und kommunikationswissenschaftlichen Studiengängen die Aufgabe zu, grundlegende Kenntnisse über Medienstrukturen und Kommunikationsprozesse sowie wissenschaftliche Arbeitstechniken zu ver­mitteln. Allgemein gilt es, den praktischen Ausbildungsanteil zu verstärken. Den Sport- und Kommunikationswissenschaften bieten sich dann zahlreiche Möglichkeiten für eine verbesserte Zukunft (der Ausbildung) des Sport- joumalismus. Dabei muß die Sportwissenschaft mit der Publizistik kooperieren (vgl. HACKFORTH 1987, 37-48).

DIETRICH (1987) beschreibt "Erfahrungen mit der Ausbildung von Sport­journalisten". Dabei unterstreicht er die Bedeutung von universitären Aus­bildungsgängen, die sich an der Praxis des Sportjoumalismus orientieren. Diese gibt es Mitte bzw. Ende der 80er Jahre noch nicht in ausreichendem Maße: ..."wir verfugen in diesem Bereich noch nicht über differenzierte Wissensbestände für eine der Praxis angemessene Ausbildung. Erst wenn das Defizit auf der Angebots­seite im Ausbildungsbereich behoben ist, kann auch die Praxis verbessert werden. Durch Studiengänge wie denn des Diplom-Sportjoumalismus wird dies zukünftig möglich sein“ (DIETRICH 1987, 54).

Die Publikation "Zwischenbilanz der Joumalistenausbildung" faßt eine Tagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationsforschung zusammen. In dem von WILKE (1987) herausgegebenen Sammelband wird die hochschulgebundene Joumalistenausbildung bewertet und einem internationalen Vergleich unterzogen. Dabei werden Defizite der Joumalistenausbildung analysiert und auf dieser Basis Schlußfolgerungen für die zukünftige Ausbildungspraxis gezogen. Im Schlußteil beurteilen Medienpraktiker die Ausbildungssituation und die Erwartungen an Absolventen, die im Bemfsfeld Journalismus tätig werden wollen.

Das Sammelwerk "Journalismus und Kompetenz" (vgl. WEISCHENBERG 1990) befaßt sich mit der Qualifizierung und Rekrutierung im Journalismus. Die unterschiedlichen Autoren, die Dozenten oder Absolventen von kommunikations­wissenschaftlichen Instituten sind, berichten über Ausbildungerlebnisse, Forschungsergebnisse und Berufserfahrungen. Das von WEISCHENBERG herausgegebene Buch schließt inhaltlich an die von AUFERMANN/ELITZ 15 Jahre zuvor veröffentlichte Bestandsaufnahme der Joumalistenausbildung an. "Journalistik" befaßt sich mit der hochschulgebundenen Joumalistenausbildung sowie erklärt und bewertet den kommunikationswissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbereich (vgl. WEISCHENBERG, 1992). Band 1 beschreibt das Mediensystem und die darin entstehenden Bedingungen für journalistisches Handeln. Außerdem werden Probleme und Perspektiven einer Medienethik sowie die Arbeitsweise von Medieninstitutionen dargelegt. Der Autor warnt, daß das Medien- und Joumalismussystem aufgrund dessen Offenheit von ökonomischem und politischen Dmck gefährdet bzw. beeinflußt wird.

GÖRNER veröffentlichte 1995 eine repräsentative Befragung von Sport­journalisten. Dabei umfaßte die Grundgesamtheit alle im Verband der Sportjournalisten registrierten Redakteure. Die Studie relativiert die These von dem Sportjournalisten als mangelhaft ausgebildeten Außenseiter der Redaktion. Diese Aufassung wurde zuvor mehrheitlich in der wissenschaftlichen Literatur über den Sportjoumalismus vertreten (vgl. auch 3.2). Nunmehr kommt GÖRNER zu dem Schluß, daß angesichts der zunehmenden Bedeutung von Mediensport und

Sportjournalismus, der Sportredakteur als Aufsteiger im Redaktionsgefüge zu bezeichnen ist. Seine Ausbildung ist keineswegs bedeutend schlechter als die von Kollegen anderer Ressorts.

Das "Handbuch der Joumalistenausbildung" (vgl. MAST 1996) gibt einen zeit­gemäßen Überblick über die Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Journalismus. Zu Beginn schildert die Herausgeberin die Arbeits- und Ausbildungssituation in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Anschließend zieht sie daraus Konsequenzen für die Ausbildung der Zukunft auf einem veränderten Arbeits­markt. Im folgenden berichten unterschiedliche Autoren aus der Praxis des Journalismus. Sie geben dabei eigene Erfahrungen wieder und erteilen Ratschläge für angehende Journalisten und deren Ausbildung.

Der "Studienführer Journalistik, Kommunikations- und Medienwissenschaften" (vgl. GAVIN-KRAMER/SCHOLLE 1996) stellt ein umfassendes, aktuelles Nachschlagewerk für junge Leute dar, die eine Ausbildung beginnen bzw. erweitern möchten. Das Buch führt alle publizistischen, kommunikationswissen­schaftlichen, journalistischen und medienwissenschaftlichen Angebote an deutschen Universitäten auf und erteilt Ratschläge zu Studienwahl und Organisation. Auch die betrieblichen und überbetrieblichen Ausbildungsmöglich­keiten für Kommunikationsberufe werden beschrieben und erläutert. Überdies werden Stipendien für sich in der Ausbildung befindende Nachwuchsjoumalisten dargelegt. Abschließend folgen Kapitel über die Wege zum Journalismus in Österreich und der Schweiz.

"Journalismus in der Gesellschaft" ist die aktuellste der hier ausgewählten Veröff­entlichungen. WEISCHENBERG/SCHOLL (1998) stellen darin u.a.die Methodik und Empirie der Studie „Journalismus in Deutschland“ vor. Darauf aufbauend finden sich Analysen des Mediensystems und des Bewußtseins der Journalisten im Buch. Der Autor beschreibt das System des Journalismus und berücksichtigt hierbei die den Journalismus umgebende Umwelt und Gesellschaft. Abschließend werden Perspektiven der journalistischen Forschung beschrieben.

[...]

Ende der Leseprobe aus 282 Seiten

Details

Titel
Ausbildungsvoraussetzungen für eine Laufbahn im Fernsehsportjournalimus
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Institut für Sportwissenschaften)
Note
2,2
Autor
Jahr
2000
Seiten
282
Katalognummer
V196174
ISBN (eBook)
9783656221999
ISBN (Buch)
9783656222255
Dateigröße
42344 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit untersucht die Ausbildungsmöglichkeiten für TV-Sportjournalisten. Als Ergebnis der qualitativen Befragung wird der empfehlenswerte und erfolgsversprechende Karriereweg beschrieben. Das Buch enthält die komplette Aufzeichnung der Interviews mit Journalisten und Forschern wie Michael Antwerpes, Wolf-Dieter Poschmann, Prof. Josef Hackforth oder Prof. Manfred Muckenhaupt.
Schlagworte
Sportwissenschaften, Medien, Journalistenausbildung, Sportjournalismus, Fernsehkarriere, Sportmoderatoreninterviews, Journalistenschulen, Sport im Fernsehen, Expertengespräche
Arbeit zitieren
Jens Posselt (Autor:in), 2000, Ausbildungsvoraussetzungen für eine Laufbahn im Fernsehsportjournalimus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196174

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