Ohne Zweifel ist die Herrschaftsübernahme von Heinrich V. eines der spannendsten Themen im Hochmittelalter. Die Absetzung von Heinrich IV., des eigenen Vaters, ist und bleibt historisch unverwechselbar. Erstmalig wurde durch Heinrich V., dem Nachfolger des regierenden Kaisers, der erfolgreiche Versuch unternommen, mit Hilfe ihm aller zur Verfügung stehenden Mittel, die Herrschaftsübernahme zu erzwingen. Dieser sah sein Thronerbe, durch die breite Opposition gegen Heinrich IV., gefährdet. Er musste das Königtum der salischen Dynastie retten. Am 12. Dezember 1104 hat sich Heinrich V., der damals achtzehnjährige und bereits zum Nachfolger bestimmte Sohn Heinrich IV., von seinem Vater getrennt und nach Bayern zu einem Kreis Aufständischer begeben. Er setzte sich an die Spitze der Unzufriedenen und es kam zum offen ausgetragenen Konflikt um die Königsherrschaft. An der Spitze dieser breiten Widerstandsbewegung, welche sich gegen die Reichs- und Kirchenpolitik richtete, gelang es Heinrich V. den Vater durch List und Täuschung gefangen zunehmen. Heinrich IV. wurde zur Abdankung gezwungen und die Fürsten wählten Heinrich V. am 5.Januar 1106 in Mainz zum König. Zur Beurteilung dieser Vorgänge darf man nicht übersehen, dass Heinrich V. nicht der erste war, der sich gegen den Vater erhoben hat. Schon sein Bruder, Konrad, hat den selben Schritt getan. Obwohl am 30. Mai 1087 in Aachen bereits zum Nachfolger im Königsamt gekrönt, war er 1093 in das gegnerische Lager der Kirchenreformer unter Papst Urban II. übergewechselt. Jedoch durch eine geschickte Politik Heinrichs IV. waren die Fürsten im Mai 1098 bereit im Interesse des Staatswesens, der Enterbung Konrads zuzustimmen und ihn als künftigen König abzusetzen. Diese Ereignisse sind auf den ersten Blick dazu angetan, eine Tragödie im Salierhaus und kaltblütige Machtgier des jungen Heinrich V. anzunehmen. Diese Meinung überwiegt in der Forschung. Es gab Zeiten, da hat man in der listvollen Entmachtung des Vaters durch den Sohn sogar, „die teuflischste Tat der ganzen deutschen Geschichte“ gesehen. Auch in anderen wird die „skrupellose Brutalität, verborgen unter dem Deckmantel kirchlicher Gesinnung und hinter der Maske eines gewinnenden Äußeren“ , bei Heinrich V. herausgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Legitimationsebenen für die Herrschaftsübernahme und ihrer Konsolidierung
- Legitimation gegenüber seinem Vater Heinrich IV.
- Legitimation gegenüber den Großen des Reiches
- Legitimation gegenüber der Kirche
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Herrschaftsübernahme von Heinrich V. und untersucht, wie er die Absetzung seines Vaters Heinrich IV. legitimierte, trotz eines Schwurs, die Herrschaft nicht vor dessen Tod anzutreten. Die Analyse konzentriert sich auf die Legitimationsebenen gegenüber Heinrich IV. selbst, den Großen des Reiches und der Kirche.
- Legitimation der Herrschaftsübernahme durch Heinrich V.
- Die Rolle des Erbrechts und der Salischen Dynastie
- Die Bedeutung der Kirchenpolitik und die Beziehungen zum Papsttum
- Der Konflikt mit den Fürsten und die Konsolidierung der Macht
- Die Bedeutung der Chronik des Ekkehard von Aura für die Rekonstruktion der Ereignisse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die historische Bedeutung der Herrschaftsübernahme Heinrichs V., die durch die Absetzung seines Vaters gekennzeichnet ist. Der erste Abschnitt beleuchtet die Legitimationsebenen, die Heinrich V. für seine Machtergreifung in Anspruch nahm. Insbesondere werden die Argumente für die Rechtfertigung der Absetzung seines Vaters, die Legitimation gegenüber den Fürsten und die Bedeutung der kirchlichen Zustimmung untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen des Hochmittelalters wie die Absetzung eines regierenden Herrschers durch seinen Nachfolger, die Legitimation von Machtansprüchen, die Bedeutung von Kirchenpolitik und Erbrecht, sowie die Rolle der Fürsten in der Reichspolitik. Die Quellenbasis umfasst primär die Chronik des Ekkehard von Aura, die einen wichtigen Einblick in die Ereignisse und die Sichtweise Heinrichs V. bietet.
- Quote paper
- Marco Schmidt (Author), 2009, Herrschaftsübernahme von Heinrich V., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196491