„Eine zielstrebig geplante und systematisch durchgeführte Vernichtung der Juden“ von so unbegreiflichem Ausmaß ist in der Menschheitsgeschichte ohnegleichen, eigentlich überhaupt nicht fassbar und kaum beschreibbar. Und seit diesen furchtbaren Geschehnissen ist der Begriff des Holocaust in unsere Wirklichkeit, in unser Bewusstsein, eingetreten. Soziologen würden wohl von der Anonymität der großen Zahl sprechen. Wenn schon Zahlen nicht fassbar sind, welch unbeschreibliches Leid steckt hinter jedem Einzelschicksal, welch unermessliche Schuld haben die Schuldiger auf sich geladen? Wer sind diese Schuldiger – haben sie menschliche Züge oder sind es nur schreckliche Monster? Bei der Recherche der Literatur hat mich besonders die Biografie von Rudolf Höß interessiert. Interessiert, warum? Ist Holocaust geschichtlich wiederholbar? Welche Mechanismen führen zu solchen furchtbaren Entgleisungen? Gibt es Gesetzmäßigkeiten? In meiner Hausarbeit werde ich mich möglichst konkret auf die Psyche von Rudolf Höß beschränken. Grundsätzlich ist es aber so, das unsere Biografie immer verknüpft und eingerahmt ist in eine bestimmte gesellschaftliche Ordnung, in eine bestimmte Zeit. Außerdem wird unser Lebensweg bestimmt von Sozialisationsbedingungen, wie die Prägung durch die Familie, sowie den vielfältigen sozialen Einflüssen. Das Erschreckende am Täterprofil ist die Normalität der Menschen, die in dieses Profil fallen: Keine Charaktere, die der Faszination des Bösen verfallen sind, treten da hervor, sondern höfliche, unauffällige Zeit- und Parteigenossen, treusorgende Familienväter und nebenbei Massenmörder – pflichtbewusste Buchhalter des Todes. Von Weizäcker gebrauchte mal den Satz: „Die Gnade der späten Geburt.“ ...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eine paradigmatische Betrachtungsweise der Lebensumstände von Rudolf Höß.
- Erklärungsversuche aus tiefenpsychologischer Sicht
- Erklärungsversuche aus kognitivistischer Sicht.
- Die historischen Umstände und Bedingungen, die die Handlungsweisen des Rudolf Höß ermöglichten.
- Schlussbetrachtung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Rudolf Höß, Schlüsselfigur des Holocaust, und untersucht die Verbindung zwischen seinem Leben, seinen Lebensumständen und seinem Wirken als perfektes Vernichtungsorgan im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie. Sie zielt darauf ab, die Psyche von Rudolf Höß zu analysieren und die Frage zu untersuchen, welche Mechanismen zu solchen furchtbaren Entgleisungen der menschlichen Gesellschaft führen können.
- Analyse der Psyche von Rudolf Höß aus tiefenpsychologischer und kognitivistischer Perspektive
- Die Rolle historischer Umstände und Bedingungen in der Handlungsweise von Rudolf Höß
- Die Beziehung zwischen individuellen Lebensumständen und der historischen Einbettung
- Die Untersuchung von Mechanismen, die zu gesellschaftlichen Entgleisungen führen
- Die Verantwortung des Einzelnen in einer Demokratie, sich mit autoritären und diktatorischen Tendenzen auseinanderzusetzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Holocaust als ein historisches Ereignis von unermesslicher Tragweite vor und beleuchtet die Bedeutung von Rudolf Höß als Schlüsselfigur. Die Kapitel 2.1 und 2.2 bieten Einblicke in die Psyche von Rudolf Höß aus tiefenpsychologischer und kognitivistischer Sicht, indem sie die drei Instanzen des ES, ICH und ÜBER-ICH und deren Einfluss auf das menschliche Verhalten erläutern. Das Kapitel 3 befasst sich mit den historischen Umstände und Bedingungen, die Rudolf Höß's Handeln ermöglichten. Die Schlussbetrachtung analysiert die wechselseitige Beziehung zwischen Rudolf Höß's Lebensweg und seiner historischen Einbettung und zielt darauf ab, Mechanismen aufzuzeigen, die zu gesellschaftlichen Entgleisungen führen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Psyche von Rudolf Höß, der tiefenpsychologischen und kognitivistischen Perspektive auf das menschliche Verhalten, die historischen Umstände und Bedingungen, die zu den Verbrechen des Holocaust geführt haben, sowie die Untersuchung von Mechanismen, die zu gesellschaftlichen Entgleisungen führen. Neben Rudolf Höß spielen zentrale Themen wie der Holocaust, die nationalsozialistische Ideologie, die Rolle des Einzelnen in einer Gesellschaft, die Bedeutung von Verantwortung und das Hinterfragen autoritärer Tendenzen eine Rolle.
- Arbeit zitieren
- Marco Schmidt (Autor:in), 2008, Rudolf Höß – Schlüsselfigur des Holocaust, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196493