Neoinstitutionalistische Ansätze der Finanzierungstheorie


Hausarbeit, 2012

29 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

1. Problemstellung und Zielsetzung

2. überblick finanztheoretischer Entwicklung
2.1 Die Klassische Finanzierungstheorie
2.2 Die moderne Finanzierungstheorie
2.2.1 Die Neoklassische Finanzierungstheorie
2.2.2 Die Neo-institutionalistische Finanzierungstheorie

3. Elemente neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie
3.1 Der Institutionsbegriff
3.2 Opportunismus als Triebfeder
3.3 Die asymmetrische Verteilung von Informationen
3.4 Das Auftreten von Transaktionskosten

4. Ansätze neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie
4.1 Die Informationsökonomie als Hintergrund
4.1.1 hidden information / hidden characteristics
4.1.2 hidden action
4.1.3 hidden intention
4.2 Die Agency-Theorie
4.3 Die Property-Rights-Theorie
4.4 Der Transaktionskostenansatz

5. Betrachtung von Finanzierungsformen in der Realität
5.1 Eigenfinanzierung
5.2 Fremdfinanzierung
5.3 Dritte im Kontext der Finanzierungsentscheidungen

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Nachfrage nach Finanzierungsarten insgesamt

Abbildung 2: Finanztheoretische Entwicklung

Abbildung 3: Ansätze neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie

Abbildung 4: Grundtypen der Informationsasymmetrie

Abbildung 5: Darstellung des Prinzipal-Agenten-Ansatzes

1. Problemstellung und Zielsetzung

Stetig neue Herausforderungen spiegeln das Umfeld von Gesellschaft und Wirt­schaft des beginnenden 21. Jahrhunderts wieder. Der radikale Wandel in der Unter­nehmenslandschaft und eine zunehmende Globalisierung fordern von Unternehmen ein fortschreitendes Wachstum um am Markt bestehen zu können.

Die Bewerkstelligung dieses Wachstums und die Umsetzung der Unternehmenszie­le gehen oftmals mit der Finanzierungsnachfrage eines Unternehmens einher. Eine Betrachtung des Statistischen Bundesamtes zur Finanzierung kleiner und mittel­ständischer Unternehmen bestätigt eine zunehmende Finanzierungsnachfrage.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Nachfrage nach Finanzierungsarten insgesamt (Mehrfachnennungen möglich) in % aller Unternehmen

Quelle: Entnommen aus: StatistischesBundesamt (2011), S. 12.

Wie aus dieser Grafik bereits ersichtlich wird, steht dem Unternehmen generell eine Vielzahl von Finanzierungsmitteln zur Verfügung. Aufgrund deren Vielschichtig­keit können auch unterschiedliche Probleme bei der Finanzierung auftreten. Mit Hilfe der Finanzierungstheorie wird eine Problemlösung durch Anwendung quanti­tativ analytischer Modelle angestrebt und einzelne Finanzierungsvorgänge interpre­tiert1 2 3. Im Fokus der Zielsetzung steht hierbei die Entwicklung von Kriterien zur Entscheidung über die optimale Ausgestaltung von Investitionen, Finanzierungen undAusschüttungen .

Im Rahmen der Finanzierung stellen die Geldströme das grundsätzliche For­schungsobjekt dar. Aus der Möglichkeit der Objektbetrachtung aus unterschiedli­chen Blickwinkeln resultierten auch verschiedene wissenschaftliche Ansätze. „Zu unterscheiden sind die traditionelle Sichtweise der klassischen Finanzierungstheorie und die moderne, entscheidungsorientierte Sichtweise ...“ . Im Mittelpunkt der Be­trachtung steht an dieser Stelle die Betrachtung der neo-institutionalistischen Fi­nanzierungstheorie als Teil der modernen Sichtweise. Unter Abgrenzung von ande­ren Sichtweisen der Finanzierungstheorie werden Grundmuster dargestellt und An­sätze herausgebildet. Abschließend erfolgt die Verdeutlichung der gewonnenen Er­kenntnisse durch die Übertragung in den wirtschaftlichen Alltag und deren kritische Bewertung.

2. ÜBERBLICK FINANZTHEORETISCHER ENTWICKLUNG

Im Rahmen der Fortentwicklung der Finanzierungstheorie wurden die Grundan­nahmen zurückliegender Theorien stetig in Frage gestellt und im Fokus neuer Er­fahrungen beleuchtet. Basis unseres heutigen Finanzierungsverständnisses stellt die klassische Finanzierungstheorie dar4. Das Werk „Finanztheoretische Untersuchun­gen“5 des Klassikers Knut Wicksell im Jahre 1896 wurde als revolutionär angese­hen und hatte entscheidenden Einfluss auf die finanzwissenschaftliche Entwick­lung. Sein Schaffen diente auch als Grundlage weiteren Abhandlungen im Rahmen der klassischen Finanzierungstheorie6. Endgültig intensivierte sich die Entwicklung von Finanzierungstheorien erst um die 60er Jahre mit der modernen Sichtweise. Die Wichtigkeit eines sauberen theoretischen Fundamentes für die stetig komplexer werdende Finanzpraxis verdeutlichen auch die Auszeichnungen zahlreicher finanz­theoretischer Abhandlungen der modernen Betrachtungsweise mit dem Nobelpreis7. Vorerst entwickelte sich die neoklassische Finanzierungstheorie. Vor dem Hinter­grund des Distanzabbaus zwischen klassischer- und neoklassischer Finanzierungs­theorie entstand schlussendlich die neo-institutionalistische Finanzierungstheorie8. Im Folgenden werden die Grundannahmen und damit auch die Entwicklungsstufen der Finanzierungstheorie kurz dargestellt.

2.1 Die Klassische Finanzierungstheorie

Der Ansatz der klassischen, auch traditionellen, Finanzierungstheorie reichte zeit­lich vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der 50er Jahre. Hierbei werden güterwirtschaftliche Vorgänge in den Vordergrund gestellt. Das Gebilde der Unter­nehmung wird weiterhin als soziale Organisation verstanden, die das Ziel der De­ckung eines fremden Bedarfs verfolgt. Hauptaugenmerk liegt somit auf dem Pro­duktionsprozess, wonach Investition und Finanzierung lediglich eine Hilfsfunktion zur Gewährleistung dieses Prozesses einnehmen. Aufgabe der Finanzierung besteht zum einen in der Kapitalbeschaffung zur Deckung des Investitionsbedarfs und zum anderen in der Aufdeckung und Behebung finanzieller Engpässe. Somit wird in fi­nanzieller Sicht das Gleichgewicht im Unternehmen gewahrt. Für diese Antizipati­on sind Methoden der Finanz- und Investitionsplanung zu entwickeln. Zur Informa­tionsgewinnung dienten in dieser Zeit vor allem Bilanz, sowie Gewinn- und Ver­lustrechnung9.

2.2 Die moderne Finanzierungstheorie

In den 60er Jahren gab es einen grundsätzlichen Wandel in der Finanzierungstheo­rie. Infolge der Sättigung der Märkte reichte die Konzentration auf den Produkti­onsprozess, wie er in der klassischen Finanzierungstheorie im Mittelpunkt steht, nicht mehr aus um das Bestehen des Unternehmens zu gewährleisten. Vor allem rückten auch Fragen nach der Sinnhaftigkeit einer Investition in den Vordergrund.

Ziel der modernen Investitions- und Finanzierungstheorie ist nun die Bereitstellung von Entscheidungshilfen, zur Beurteilung von Kriterien unter denen Investition und Finanzierung lohnenswert erscheinen. Dabei dient das Unternehmen vor allem als Instrument. Dieses Instrument dient wiederum Wirtschaftssubjekten als Zielträgem, wie Investoren und Kapitalgebern, die im Rahmen von Investitions- und Finanzie­rungsentscheidungen nach Nutzenmaximierung streben. Entscheidungen über die Vorteilhaftigkeit von Investition und Finanzierung divergieren stark, je nach den Präferenzen der jeweiligen Wirtschaftssubjekte. Ziel der modernen Finanzierungs­theorie ist die Bereitstellung von Teillösungen der aus dieser Präferenzabhängigkeit entstehenden Probleme10.

2.2.1 Die Neoklassische Finanzierungstheorie

Innerhalb der neoklassischen, auch kapitalmarktorientierten, Finanzierungstheo­rie wird eine Lösung des Präferenzabhängigkeitsproblems durch die Konstrukti­on eines vollkommenen und vollständigen Kapitalmarktes angestrebt. Die Kon­struktion erfolgt hierbei analog des neoklassischen Modells vollkommener und vollständiger Gütermärkte aus der Mikroökonomie. Zielsetzung ist die Einstim­migkeit der Wirtschaftssubjekte hinsichtlich der Vorteilhaftigkeit von Zahlungs­strömen. Diese Einstimmigkeit kann nur erzielt werden indem ,,... jeder beliebi­ge Zahlungsstrom [(Kennzeichen eines vollständigen Kapitalmarktes)] zu einem gegebenen, einheitlichen Preis [(Kennzeichen eines vollkommenen Kapitalmark­tes)] gehandelt wird ...“11. Somit kann jedes Wirtschaftssubjekt diejenigen In­vestitions- und Finanzierungsentscheidungen treffen, die den Wert ihres Zah­lungsstroms maximieren .12

2.2.2 Die Neo-institutionalistische Finanzierungstheorie

Durch die restriktiven Annahmen der neoklassischen Sichtweise werden Finan­zierungsprobleme, die auf die Unvollkommenheit und Unvollständigkeit des Marktes zurückzuführen sind, nicht berücksichtigt. Sofern die Fortführung eines Unternehmens sichergestellt ist, wird sich jederzeit ein Kapitalgeber finden. In Folge der Irrelevanz der Finanzierung, verlieren auch die Finanzinstitutionen ih­re Existenzberechtigung. Viele Versuche ein Modell zu konstruieren, das Ein­stimmigkeit hinsichtlich Investitions- und Finanzierungsentscheidungen unter Berücksichtigung von Marktunvollkommenheit und -Unvollständigkeit ermög- licht, scheiterten .

Mit Hilfe der neo-institutionalistischen Finanzierungstheorie wurden die ne­oklassischen Annahmen aufgelockert und mit den in der Realität herrschenden Bedingungen verglichen. Zielführend ist hierbei die Ermittlung des Ursprungs der am Kapitalmarkt herrschenden Unvollkommenheit und Unvollständigkeit. Ursächlich hierfür sind Informationsasymmetrien zwischen den beteiligten Wirt­schaftssubjekten (Transaktionspartner) und daraus resultierende Anreizproble­me. Existente Marktmechanismen, wie vorhandenen Finanzinstitutionen, sollen dabei unterstützen, eine Gestaltung der Investitions- und Finanzentscheidungen zu erreichen, die die Reibungsverluste weitestgehend minimiert13 14.

Die abschließende Grafik verdeutlicht noch einmal visuell die einzelnen Phasen finanztheoretischer Entwicklung und zeigt komprimiert die wesentlichen Ziel­setzungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Finanztheoretische Entwicklung

Quelle: Eigene Darstellung

3. Elemente neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie

Unter dem Begriff der neo-institutionalistischen Finanzierungstheorie wurde eine Fülle unterschiedlicher Ansätze subsumiert, die zur Erklärung und auch zum Abbau der herrschenden Informations- und Anreizproblematik herangezogen werden. Mit­telpunkt dieser Ansätze bilden verschiedene Schlüsselbegriffe, die vorrangig Be­trachtung finden sollen.

3.1 Der Institutionsbegriff

Wie der Name bereits verkündet finden mit der neo-institutionalistischen Finanzie­rungstheorie erstmals Institutionen Berücksichtigung und werden durch diese Theo­rie erklärbar gemacht15. Sehr weit gefasst, beinhaltet dieser Institutionsbegriff ge­sellschaftliche Einrichtungen zur Koordination von finanzwirtschaftlichen Bezie­hungen16 17 18. Besonders hervorzuheben sind hierbei Unternehmung, Staat und organi­sierte Kapitalmärkte. Unterstellt wird weiterhin, dass diese Institutionen als Maß­nahmen zum Abbau negativer Auswirkungen asymmetrischer Informationsvertei­lung dienen, da sie Verhalten durch die Gestaltung und Änderung von Verhaltens­anreizen steuern. Mit Hilfe der Wirkungsanalyse verschiedener Institutionen auf den Interessenkonflikt der Transaktionspartner wird das Wahlproblem aus der Viel­zahl an institutionellen Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt .

3.2 Opportunismus als Triebfeder

Die Notwendigkeit der Entstehung von Institutionen geht mit der Existenz von Op­portunismus einher. Im Zuge der anvisierten Nutzenmaximierung versuchen die Marktteilnehmer bei gegebenem Preis eine möglichst geringe Gegenleistung zu er­bringen . Somit wird der Versuch unternommen, die eigenen Interessen zu ver­wirklichen, auch wenn dies zum Nachteil des Transaktionspartners erfolgt. Oppor­tunismus kann ebenfalls durch die unterschiedliche Auslegung von Vertragswerken erfolgen. Zwar verhalten sich Marktteilnehmer nicht dauerhaft opportunistisch, doch muss diese Annahme unterstellt werden, da ein solches Verhalten nach außen nicht ersichtlich ist19.

[...]


1 Vgl. Bieg, H., Kußmaul, H. (2009), S. 17 ff.

2 Vgl. Eilenberger, G. (2003), S. 371.

3 Jöhnk, T., Jöhnk, M. (2004), S. 15.

4 Vgl. Kerl, A. (2003), S.41.

5 Für einen detaillierteren Überblick zu den „Finanztheoretischen Untersuchungen“ Wicksells, siehe: Gro- ssekettler, H. (1997).

6 Vgl. Trautwein, H.-M. (2009), S. 79.

7 Vgl. Volkart, R. (2008), S. 663.

8 Vgl. Kerl, A. (2004), S.41.

9 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 36 f.; Bartscherer, M. (2004), S. 31f. (gilt für den gesam­ten Punkt 2.1)

10 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 40 ff. (gilt für den gesamten Punkt 2.2)

11 Ebd., S. 77.

12 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 56 ff.; Bartscherer, M. (2004), S. 32 ff.

13 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 66.

14 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 66 ff., Kerl, A. (2004), S. 42 f.

15 Vgl. Schulte, R. (2005), S. 490.

16 Vgl. Picot, A., Dietl, H. (1993), S. 306.

17 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 394 f.

18 Vgl. ebd., S. 390.

19 Vgl. Pietsch, G. (2005), S. 9.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Neoinstitutionalistische Ansätze der Finanzierungstheorie
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
29
Katalognummer
V196522
ISBN (eBook)
9783656225812
ISBN (Buch)
9783656227748
Dateigröße
940 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
klassische Finanzierungstheorie, neoklassische Finanzierungstheorie, moderne Finanzierungstheorie, neo-institutionalistische Finanzierungstheorie, Institution, asymmetrische Information, asymmetrische Informationsverteilung, Transaktionskosten, Hidden Characteristics, Hidden Action, Hidden Information, Agency-Theorie, Property-Rights-Theorie, Transaktionskostenansatz, Eigenfinanzierung, Fremdfinanzierung, Opportunismus, Informationsökonomik, Anreizprobleme, Kapitalmarkt, Screening, Self Selection, Signalling, Adverse Selection, Moral Hazard, Monitoring, Shirking, Hold Up, First-Best-Optimum, Second-Best-Optimum
Arbeit zitieren
Christian Ball (Autor:in), 2012, Neoinstitutionalistische Ansätze der Finanzierungstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196522

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