Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
1. Problemstellung und Zielsetzung
2. überblick finanztheoretischer Entwicklung
2.1 Die Klassische Finanzierungstheorie
2.2 Die moderne Finanzierungstheorie
2.2.1 Die Neoklassische Finanzierungstheorie
2.2.2 Die Neo-institutionalistische Finanzierungstheorie
3. Elemente neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie
3.1 Der Institutionsbegriff
3.2 Opportunismus als Triebfeder
3.3 Die asymmetrische Verteilung von Informationen
3.4 Das Auftreten von Transaktionskosten
4. Ansätze neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie
4.1 Die Informationsökonomie als Hintergrund
4.1.1 hidden information / hidden characteristics
4.1.2 hidden action
4.1.3 hidden intention
4.2 Die Agency-Theorie
4.3 Die Property-Rights-Theorie
4.4 Der Transaktionskostenansatz
5. Betrachtung von Finanzierungsformen in der Realität
5.1 Eigenfinanzierung
5.2 Fremdfinanzierung
5.3 Dritte im Kontext der Finanzierungsentscheidungen
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Nachfrage nach Finanzierungsarten insgesamt
Abbildung 2: Finanztheoretische Entwicklung
Abbildung 3: Ansätze neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie
Abbildung 4: Grundtypen der Informationsasymmetrie
Abbildung 5: Darstellung des Prinzipal-Agenten-Ansatzes
1. Problemstellung und Zielsetzung
Stetig neue Herausforderungen spiegeln das Umfeld von Gesellschaft und Wirtschaft des beginnenden 21. Jahrhunderts wieder. Der radikale Wandel in der Unternehmenslandschaft und eine zunehmende Globalisierung fordern von Unternehmen ein fortschreitendes Wachstum um am Markt bestehen zu können.
Die Bewerkstelligung dieses Wachstums und die Umsetzung der Unternehmensziele gehen oftmals mit der Finanzierungsnachfrage eines Unternehmens einher. Eine Betrachtung des Statistischen Bundesamtes zur Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen bestätigt eine zunehmende Finanzierungsnachfrage.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Nachfrage nach Finanzierungsarten insgesamt (Mehrfachnennungen möglich) in % aller Unternehmen
Quelle: Entnommen aus: StatistischesBundesamt (2011), S. 12.
Wie aus dieser Grafik bereits ersichtlich wird, steht dem Unternehmen generell eine Vielzahl von Finanzierungsmitteln zur Verfügung. Aufgrund deren Vielschichtigkeit können auch unterschiedliche Probleme bei der Finanzierung auftreten. Mit Hilfe der Finanzierungstheorie wird eine Problemlösung durch Anwendung quantitativ analytischer Modelle angestrebt und einzelne Finanzierungsvorgänge interpretiert1 2 3. Im Fokus der Zielsetzung steht hierbei die Entwicklung von Kriterien zur Entscheidung über die optimale Ausgestaltung von Investitionen, Finanzierungen undAusschüttungen .
Im Rahmen der Finanzierung stellen die Geldströme das grundsätzliche Forschungsobjekt dar. Aus der Möglichkeit der Objektbetrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln resultierten auch verschiedene wissenschaftliche Ansätze. „Zu unterscheiden sind die traditionelle Sichtweise der klassischen Finanzierungstheorie und die moderne, entscheidungsorientierte Sichtweise ...“ . Im Mittelpunkt der Betrachtung steht an dieser Stelle die Betrachtung der neo-institutionalistischen Finanzierungstheorie als Teil der modernen Sichtweise. Unter Abgrenzung von anderen Sichtweisen der Finanzierungstheorie werden Grundmuster dargestellt und Ansätze herausgebildet. Abschließend erfolgt die Verdeutlichung der gewonnenen Erkenntnisse durch die Übertragung in den wirtschaftlichen Alltag und deren kritische Bewertung.
2. ÜBERBLICK FINANZTHEORETISCHER ENTWICKLUNG
Im Rahmen der Fortentwicklung der Finanzierungstheorie wurden die Grundannahmen zurückliegender Theorien stetig in Frage gestellt und im Fokus neuer Erfahrungen beleuchtet. Basis unseres heutigen Finanzierungsverständnisses stellt die klassische Finanzierungstheorie dar4. Das Werk „Finanztheoretische Untersuchungen“5 des Klassikers Knut Wicksell im Jahre 1896 wurde als revolutionär angesehen und hatte entscheidenden Einfluss auf die finanzwissenschaftliche Entwicklung. Sein Schaffen diente auch als Grundlage weiteren Abhandlungen im Rahmen der klassischen Finanzierungstheorie6. Endgültig intensivierte sich die Entwicklung von Finanzierungstheorien erst um die 60er Jahre mit der modernen Sichtweise. Die Wichtigkeit eines sauberen theoretischen Fundamentes für die stetig komplexer werdende Finanzpraxis verdeutlichen auch die Auszeichnungen zahlreicher finanztheoretischer Abhandlungen der modernen Betrachtungsweise mit dem Nobelpreis7. Vorerst entwickelte sich die neoklassische Finanzierungstheorie. Vor dem Hintergrund des Distanzabbaus zwischen klassischer- und neoklassischer Finanzierungstheorie entstand schlussendlich die neo-institutionalistische Finanzierungstheorie8. Im Folgenden werden die Grundannahmen und damit auch die Entwicklungsstufen der Finanzierungstheorie kurz dargestellt.
2.1 Die Klassische Finanzierungstheorie
Der Ansatz der klassischen, auch traditionellen, Finanzierungstheorie reichte zeitlich vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der 50er Jahre. Hierbei werden güterwirtschaftliche Vorgänge in den Vordergrund gestellt. Das Gebilde der Unternehmung wird weiterhin als soziale Organisation verstanden, die das Ziel der Deckung eines fremden Bedarfs verfolgt. Hauptaugenmerk liegt somit auf dem Produktionsprozess, wonach Investition und Finanzierung lediglich eine Hilfsfunktion zur Gewährleistung dieses Prozesses einnehmen. Aufgabe der Finanzierung besteht zum einen in der Kapitalbeschaffung zur Deckung des Investitionsbedarfs und zum anderen in der Aufdeckung und Behebung finanzieller Engpässe. Somit wird in finanzieller Sicht das Gleichgewicht im Unternehmen gewahrt. Für diese Antizipation sind Methoden der Finanz- und Investitionsplanung zu entwickeln. Zur Informationsgewinnung dienten in dieser Zeit vor allem Bilanz, sowie Gewinn- und Verlustrechnung9.
2.2 Die moderne Finanzierungstheorie
In den 60er Jahren gab es einen grundsätzlichen Wandel in der Finanzierungstheorie. Infolge der Sättigung der Märkte reichte die Konzentration auf den Produktionsprozess, wie er in der klassischen Finanzierungstheorie im Mittelpunkt steht, nicht mehr aus um das Bestehen des Unternehmens zu gewährleisten. Vor allem rückten auch Fragen nach der Sinnhaftigkeit einer Investition in den Vordergrund.
Ziel der modernen Investitions- und Finanzierungstheorie ist nun die Bereitstellung von Entscheidungshilfen, zur Beurteilung von Kriterien unter denen Investition und Finanzierung lohnenswert erscheinen. Dabei dient das Unternehmen vor allem als Instrument. Dieses Instrument dient wiederum Wirtschaftssubjekten als Zielträgem, wie Investoren und Kapitalgebern, die im Rahmen von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen nach Nutzenmaximierung streben. Entscheidungen über die Vorteilhaftigkeit von Investition und Finanzierung divergieren stark, je nach den Präferenzen der jeweiligen Wirtschaftssubjekte. Ziel der modernen Finanzierungstheorie ist die Bereitstellung von Teillösungen der aus dieser Präferenzabhängigkeit entstehenden Probleme10.
2.2.1 Die Neoklassische Finanzierungstheorie
Innerhalb der neoklassischen, auch kapitalmarktorientierten, Finanzierungstheorie wird eine Lösung des Präferenzabhängigkeitsproblems durch die Konstruktion eines vollkommenen und vollständigen Kapitalmarktes angestrebt. Die Konstruktion erfolgt hierbei analog des neoklassischen Modells vollkommener und vollständiger Gütermärkte aus der Mikroökonomie. Zielsetzung ist die Einstimmigkeit der Wirtschaftssubjekte hinsichtlich der Vorteilhaftigkeit von Zahlungsströmen. Diese Einstimmigkeit kann nur erzielt werden indem ,,... jeder beliebige Zahlungsstrom [(Kennzeichen eines vollständigen Kapitalmarktes)] zu einem gegebenen, einheitlichen Preis [(Kennzeichen eines vollkommenen Kapitalmarktes)] gehandelt wird ...“11. Somit kann jedes Wirtschaftssubjekt diejenigen Investitions- und Finanzierungsentscheidungen treffen, die den Wert ihres Zahlungsstroms maximieren .12
2.2.2 Die Neo-institutionalistische Finanzierungstheorie
Durch die restriktiven Annahmen der neoklassischen Sichtweise werden Finanzierungsprobleme, die auf die Unvollkommenheit und Unvollständigkeit des Marktes zurückzuführen sind, nicht berücksichtigt. Sofern die Fortführung eines Unternehmens sichergestellt ist, wird sich jederzeit ein Kapitalgeber finden. In Folge der Irrelevanz der Finanzierung, verlieren auch die Finanzinstitutionen ihre Existenzberechtigung. Viele Versuche ein Modell zu konstruieren, das Einstimmigkeit hinsichtlich Investitions- und Finanzierungsentscheidungen unter Berücksichtigung von Marktunvollkommenheit und -Unvollständigkeit ermög- licht, scheiterten .
Mit Hilfe der neo-institutionalistischen Finanzierungstheorie wurden die neoklassischen Annahmen aufgelockert und mit den in der Realität herrschenden Bedingungen verglichen. Zielführend ist hierbei die Ermittlung des Ursprungs der am Kapitalmarkt herrschenden Unvollkommenheit und Unvollständigkeit. Ursächlich hierfür sind Informationsasymmetrien zwischen den beteiligten Wirtschaftssubjekten (Transaktionspartner) und daraus resultierende Anreizprobleme. Existente Marktmechanismen, wie vorhandenen Finanzinstitutionen, sollen dabei unterstützen, eine Gestaltung der Investitions- und Finanzentscheidungen zu erreichen, die die Reibungsverluste weitestgehend minimiert13 14.
Die abschließende Grafik verdeutlicht noch einmal visuell die einzelnen Phasen finanztheoretischer Entwicklung und zeigt komprimiert die wesentlichen Zielsetzungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Finanztheoretische Entwicklung
Quelle: Eigene Darstellung
3. Elemente neo-institutionalistischer Finanzierungstheorie
Unter dem Begriff der neo-institutionalistischen Finanzierungstheorie wurde eine Fülle unterschiedlicher Ansätze subsumiert, die zur Erklärung und auch zum Abbau der herrschenden Informations- und Anreizproblematik herangezogen werden. Mittelpunkt dieser Ansätze bilden verschiedene Schlüsselbegriffe, die vorrangig Betrachtung finden sollen.
3.1 Der Institutionsbegriff
Wie der Name bereits verkündet finden mit der neo-institutionalistischen Finanzierungstheorie erstmals Institutionen Berücksichtigung und werden durch diese Theorie erklärbar gemacht15. Sehr weit gefasst, beinhaltet dieser Institutionsbegriff gesellschaftliche Einrichtungen zur Koordination von finanzwirtschaftlichen Beziehungen16 17 18. Besonders hervorzuheben sind hierbei Unternehmung, Staat und organisierte Kapitalmärkte. Unterstellt wird weiterhin, dass diese Institutionen als Maßnahmen zum Abbau negativer Auswirkungen asymmetrischer Informationsverteilung dienen, da sie Verhalten durch die Gestaltung und Änderung von Verhaltensanreizen steuern. Mit Hilfe der Wirkungsanalyse verschiedener Institutionen auf den Interessenkonflikt der Transaktionspartner wird das Wahlproblem aus der Vielzahl an institutionellen Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt .
3.2 Opportunismus als Triebfeder
Die Notwendigkeit der Entstehung von Institutionen geht mit der Existenz von Opportunismus einher. Im Zuge der anvisierten Nutzenmaximierung versuchen die Marktteilnehmer bei gegebenem Preis eine möglichst geringe Gegenleistung zu erbringen . Somit wird der Versuch unternommen, die eigenen Interessen zu verwirklichen, auch wenn dies zum Nachteil des Transaktionspartners erfolgt. Opportunismus kann ebenfalls durch die unterschiedliche Auslegung von Vertragswerken erfolgen. Zwar verhalten sich Marktteilnehmer nicht dauerhaft opportunistisch, doch muss diese Annahme unterstellt werden, da ein solches Verhalten nach außen nicht ersichtlich ist19.
[...]
1 Vgl. Bieg, H., Kußmaul, H. (2009), S. 17 ff.
2 Vgl. Eilenberger, G. (2003), S. 371.
3 Jöhnk, T., Jöhnk, M. (2004), S. 15.
4 Vgl. Kerl, A. (2003), S.41.
5 Für einen detaillierteren Überblick zu den „Finanztheoretischen Untersuchungen“ Wicksells, siehe: Gro- ssekettler, H. (1997).
6 Vgl. Trautwein, H.-M. (2009), S. 79.
7 Vgl. Volkart, R. (2008), S. 663.
8 Vgl. Kerl, A. (2004), S.41.
9 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 36 f.; Bartscherer, M. (2004), S. 31f. (gilt für den gesamten Punkt 2.1)
10 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 40 ff. (gilt für den gesamten Punkt 2.2)
11 Ebd., S. 77.
12 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 56 ff.; Bartscherer, M. (2004), S. 32 ff.
13 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 66.
14 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 66 ff., Kerl, A. (2004), S. 42 f.
15 Vgl. Schulte, R. (2005), S. 490.
16 Vgl. Picot, A., Dietl, H. (1993), S. 306.
17 Vgl. Schmidt, R. H., Terberger, E. (2003), S. 394 f.
18 Vgl. ebd., S. 390.
19 Vgl. Pietsch, G. (2005), S. 9.