Die Geschichte der Syphilis


Hausarbeit, 2003

19 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Die Syphilis – Beschreibung einer Krankheit
2.1 Frühsyphilis
2.1.1 Primärstadium
2.1.2 Sekundärstadium
2.2 Latente Syphilis
2.3 Spätsyphilis, Tertiäre Syphilis
2.3.1 Kardiovaskuläre Syphilis
2.3.2 Neurosyphilis
2.3.3 Gummatöse Syphilis
2.3.4 Skelettsyphilis
2.3.5 Sonderfall Schwangerschaft
2.3.6 Diagnose und Behandlung

3. Die Syphilis – Entstehung und Verbreitung in Europa
3.1 Die Entstehung des Namens anderer Bezeichnung
3.2 Die Verbreitung der Syphilis
3.3 Behandlungsmethoden

4. Das Verhalten der Kranken
4.1 Bade- und Frauenhäuser
4.2 Könige und Dichter
4.3 Die Syphilis in der Literatur

5. Die Verschiedenheit der Reaktionen
5.1 Obrigkeitliche Gesetze und Abwehrmaßnahmen: Strafen, erziehen, heilen, vorbeugen
5.2 „Blattern- oder Seelhäuser“, ein Weg zum Krankenhaus
5.3 Die Kranken: Verheimlichen oder offizielles Eingestehen, Hoffen auf Hilfe und Gesundheit

6. Die Syphilis – Eine Frage der Moral

7. Kenntnisstand der Wissenschaft: Eine Kontroverse

8. Resümee

9. Literatur

1. Einleitung

Die Syphilis oder auch Lues ist eine weltweit verbreitete, chronisch verlaufende Geschlechtserkrankung, die seit der Entdeckung des Penicillins an Bedrohlichkeit verloren hat. Dies gilt jedoch hauptsächlich für die Industrienationen, in denen Verfügbarkeit und Verteilung des Medikamentes gewährleistet sind. Weltweit wird die Zahl der Infizierten auf derzeit über 12 Millionen geschätzt, die Krankheit wird von der WHO als die, nach AIDS, tödlichste Geschlechtskrankheit[1] eingestuft.

Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht eine Meldepflicht bei Erkrankung und Tod. Seit 1999 erfolgt diese nur noch durch das Labor, nicht mehr durch den behandelnden Arzt. Der Schwerpunkt liegt nicht länger auf der Identifikation von Infizierten und Vorschriften für den Umgang mit ihnen, sondern in der Prävention. Ein Wandel, der symptomatisch für diese Krankheit ist. Denn so schrecklich auch ihre Folgen sind, so sehr hat sie auch das Verständnis von Medizin, Wissenschaft und Gesellschaft verändert und geprägt.

Zunächst soll ein Bild dieser Krankheit, ihrer Gefährlichkeit und vor allem ihrer Vielfältigkeit vermittelt werden. Dazu ist eine recht detaillierte Beschreibung der Syphilis nötig, in der auch die modernen Behandlungsmethoden erläutert werden (2.). Der anschließende historische Abriss zeichnet die Entstehung der Krankheit in Europa nach, ihre Verbreitung und ihre Auswirkung auf die Gesellschaft (3.). Dem folgt eine Analyse der Debatte über das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, die mit Beginn des 20.Jahrhunderts einsetzte und einen entscheidenden Aspekt der Lues veranschaulicht: Die Moral (IV.) Im abschließenden Resümee werden dann noch einmal die gesellschaftlichen Veränderungen, die mit dieser Krankheit einhergingen, herausgehoben, wobei auch ein kritischer Ausblick auf die Zukunft nicht fehlen soll (V.).

2. Die Syphilis – Beschreibung einer Krankheit

Krankheitsauslöser ist das Bakterium Treponema pallidum, welches in der Regel durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Es sind aber auch Infektionen durch Blutkonserven oder, im zweiten Stadium der Lues, durch bloßen Hautkontakt möglich. Die Erkrankung lässt sich in drei Phasen unterteilen, Frühsyphilis, Latente Syphilis und Spätsyphilis.

2.1 Frühsyphilis

2.1.1 Primärstadium

Am Ort des Erregereintritts, also Penis, Schamlippen, Vagina, im weiteren äußeren Genitalbereich, anal oder im Mund, bildet sich nach Verstreichen der variablen Inkubationszeit von 9-90 Tagen (abhängig von der Anzahl der aufgenommenen Keime) zunächst ein schmerzloses hartes Geschwür, das als harter Schanker bezeichnet wird. Ferner schwellen die lokalen Lymphknoten innerhalb einer Woche an. Nach 2-6 Wochen heilt der Primäraffekt ab, auch ohne Behandlung. Wegen der Schmerzlosigkeit des Schankers wird er an unzugänglichen Körperstellen leicht übersehen. Auch kann dieser so genannte Primäreffekt ganz ausbleiben. Daher bleibt die Syphilis im Frühstadium nicht selten unbehandelt.

2.1.2 Sekundärstadium

Die sekundäre Manifestation der Syphilis kann außerordentlich vielfältig sein. In dieser Phase treten die Treponemen von den Lymphbahnen und Lymphknoten ins Blut über und verteilen sich dadurch im ganzen Körper. Typisch sind eine allgemeine Schwellung der Lymphknoten und lokale oder generalisierte Hautveränderungen, symmetrisch, fleckig, papulär[2] und/oder pustulär[3]. Nach vier bis zwölf Wochen heilen die Hautläsionen spontan ab. In Hautfalten können die rötlichen oder grauweißen Papeln oder Pusteln geschwürig zerfallen. Sie sind dann hochinfektiös. Gelegentlich kommt es zu Haarausfall am Kopf mit der typischen Mottenfraßcharakteristik.

Häufige Allgemeinsymptome sind Fieber, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. Auch Schädigungen des zentralen Nervensystems sind keine Seltenheit. Diese äußern sich ebenso vielfältig wie die Exantheme: Kopfschmerzen, Hirnhautentzündung, Ohrensausen, Schwindelanfälle oder durch Schädigung des Sehnervs hervorgerufene Doppelbilder. Eher selten sind hingegen der Befall von Leber oder Niere sowie Gelenk- und Knochenentzündungen.

2.2 Latente Syphilis

Es handelt sich um das über Jahre, manchmal lebenslänglich anhaltende Erkrankungsstadium, nachdem der Patient zuvor eine sekundäre Syphilis durchgemacht hat. In dieser Phase sind alle Krankheitssymptome verschwunden, nur eine genaue Befragung zusammen mit einer serologischen Untersuchung kann zur richtigen Diagnose führen. Die Erreger bleiben jedoch lebenslang weiter im Körper. Innerhalb des ersten Jahres der Latenzperiode besteht eine gesteigerte Infektiosität des Patienten. Dies kann bei Schwangeren zu einer Infektion des Kindes führen. Bei längerer als ein Jahr bestehender Latenzperiode nimmt die Infektiosität langsam ab. In einigen Fällen geht die Erkrankung in die Tertiärsyphilis über.

2.3 Spätsyphilis, Tertiäre Syphilis

Die Spätsyphilis umfasst zahlreiche Veränderungen. Kardiovaskuläre[4] und knöcherne Beteiligung sowie zahlreiche neurologische und psychiatrische Ausfälle und Veränderungen sind möglich. Aus praktischer Sicht und aus Gründen der Übersichtlichkeit kann eine weitere Aufgliederung vorgenommen werden, wobei die einzelnen Symptome aber nicht immer einer bestimmten Form allein zugeordnet werden, weil sie teilweise nebeneinander existieren.

2.3.1 Kardiovaskuläre Syphilis

Diese Ausprägung ist heute wegen der meist früh einsetzenden Therapie selten. Durch die entzündliche Veränderung der Gefäße, kommt es zu einem Verlust der Wandelastizität. Besonders im Bereich des in der Brust gelegenen Aortenbogens kann es zu Aussackungen kommen, die unter Umständen bersten können. Die Folge davon ist eine rasche innere Verblutung. Die Erweiterung der Aorta führt zu einem inkompletten Verschluss der Aortenklappe des Herzens. Durch das aus dem Körperkreislauf rückgestaute Blut wird in der linken Herzkammer ein erhöhter Duck aufgebaut, der zu einer übermäßigen Erweiterung führt. Die entzündlich bedingte Verengung des Abgangs der Herzkranzgefäße kann Angina pectoris oder Herzinfarkte verursachen.

2.3.2 Neurosyphilis

Etwa 64% der Erkrankungen enden mit dem Tode oder führen bei den Überlebenden zumindest zu Invalidität durch Lähmungen oder gar zur Debilität.

Nach 5-10 Jahren der unbehandelten Syphilis setzt die meningovaskuläre Form ein. Symptome sind die Entzündung der harten Hirnhaut und der Spinngewebshaut, mit Veränderungen der Augenpupille, Doppelbildersehen, Sehstörungen und Störung der Reflexe.

Nach ca. 20 Jahren kommt es zum Übergang in die parenchymatöse Form. Diese führt zur Zerstörung der Hirnsubstanz mit Erinnerungsverlust, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, motorischen Ausfällen der mimischen Muskulatur, Lähmung der Arme und Beine, Halbseitenlähmung, Verminderung der Hirnleistung und Störungen der Sinne.

Davon unabhängig ist die progressive Paralyse. Sie äußert sich in vielfältigen psychiatrischen Symptomen, zeichnet sich durch demente, manisch-expansive, depressiv-hypochondrische, manisch-depressive, paranoid-halluzinatorische und delirante Zustandsbilder aus.

Das Endstadium nach 25-30 Jahren markiert die Tabes dorsalis, die sich durch Zerstörung der Nervenscheiden, Nervenwurzeln und Nervenknoten (Ganglien) äußert. Dieses Stadium geht einher mit Verlust der Schmerz-, und Temperatursensibilität. Ferner sind Gangstörungen, fahrige Bewegungen, Reflexverlust, Impotenz und unwillkürlicher Abgang von Stuhl und Urin möglich.

Es kann in seltenen Fällen aber auch vorkommen, dass außer erhöhten Eiweißwerten und erhöhten Zellzahlen keinerlei weitere Symptome auftreten (asymptomatische Neurosyphilis).

2.3.3 Gummatöse Syphilis

Sehr selten werden heute Gummen, also Gummigeschwulste beobachtet. Sie können sowohl äußerlich auf der Haut auftreten als auch die Luftwege, den Rachen, die Speiseröhre, den Magen, das Skelett oder die Leber befallen. Beim Befall der inneren Organe wird meist zunächst die Diagnose bösartiger Tumor gestellt.

Die Gummen der Knochen perforieren diese häufig, befallen vorwiegend den harten Gaumen, den Nasenknochen und die Nasenscheidewand. Im Röntgenbild ist eine Unterscheidung von einer bakteriellen Knochenentzündung nicht möglich.

2.3.4 Skelettsyphilis

Diese äußert sich in der Entzündung der Knochenhaut mit schmerzhaften Schwellungen. Ferner gibt es knöcherne Defekte und Sklerosierungen des Markraumes.

[...]


[1] www.who.int

[2] Papel: über dem Hautniveau liegendes, bis erbsengroßes Knötchen

[3] Pustel: mit Eiter gefülltes Bläschen

[4] Herz und Gefäß betreffend

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte der Syphilis
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte)
Note
3,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V19663
ISBN (eBook)
9783638237321
ISBN (Buch)
9783640680184
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte, Syphilis
Arbeit zitieren
Jörg Beilschmidt (Autor:in), 2003, Die Geschichte der Syphilis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19663

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