Die Rezeption des Cantar de mio Cid: « Le Cid von Pierre Corneille »


Seminararbeit, 2010

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Las mocedades del Cid (Guillén de Castro)

3. Johann Gottfried Herder: Der Cid. Nach spanischen Romanzen besungen

4. Le Cid (Pierre Corneille)
4.1. Inhaltszusammenfassung

5. Tragikomödie

6. Klassisches Theater

7. Wo widerspricht der Cid den Regeln der doctrine classique, was der bienséance ?

8. Die Rezeption des Le Cid
8.1. Querelle du Cid
8.2. Weiterverarbeitungen des französischen Le Cid

9. Resumen

10. Bibliographie

1. Einleitung

In dem Seminar mit dem Titel Der Blick auf das spanische Mittelalter durch den 'Cantar de mio Cid' haben wir uns mit dem Thema des Heldenepos von Spanien, dem El Cantar de mio Cid gewidmet, welches neben dem Chanson de Roland (Rolandslied) in Frankreich und dem Nibelungenlied in Deutschland zu einem der zentralen Epen des Mittelalters zählt. Im Laufe des Seminares haben wir uns mit der Entstehung des El Cantar de mio Cid, dem spanischen Mittelalter an sich, der Bedeutung der Christen und Araber in Spanien, mit der epischen Dichtung sowie der Rezeption des Epos und verschiedenen Weiterbearbeitungen beschäftigt.

Dieses Werk aus der spanischen Heldenepik ist das Einzige, das fast vollständig erhalten ist. Die Entstehungszeit wird auf die Zeitspanne zwischen 1195 und 1207 geschätzt. Auch der Originaltitel des Stückes ist leider nicht mehr erhalten, da das erste Blatt nicht aufgefunden werden konnte. Zudem fehlen auch noch einige weitere Blätter, bei denen sich jedoch die Ereignisse leicht rekonstruieren lassen.

Ebenfalls ist auch der Autor dieses Werkes unbekannt. Dies hängt allerdings damit zusammen, dass ein Epos früher nur mündlich überliefert worden ist und man somit höchstens nur den benennen könnte, der das Werk als erster niedergeschrieben hat, hier lässt sich nun der Name von Pere Abat finden, wobei es sich jedoch, wie schon erwähnt, nicht um den Schöpfer des Werkes handelt. Man nimmt dennoch an, dass die Heldenlegende über den Cid schon sehr früh entstanden sein musste, da sich schon in den Carmen Campidoctoris1, einem spanischen Gedicht, eine erste stilisierte Darstellung des Cid finden lässt, datiert wird dieses Werk zwischen 1083 und spätestens 1110.

In meiner Arbeit möchte ich mich nun im Folgenden auf die Rezeption des El Cantar de mio Cid konzentrieren und die Werke von Guillén de Castro mit Las mocedades del Cid, J.G. Herder mit Der Cid. Nach spanischen Romanzen besungen kurz erwähnen, aber hauptsächlich werde ich mich mit Pierre Corneilles Le Cid näher beschäftigen und dessen Wichtigkeit beleuchten.

2. Las mocedades del Cid (Guillén de Castro)

Las mocedades del Cid von Guillén de Castro sind ein Theaterstück, das zwischen 1601 und 1615 entstanden ist. Es handelt sich hierbei um eine Tragikomödie in 3 Akten (jornadas). Dieses Stück wir an sich als Doppeldrama bezeichnet, wobei sich der erste Teil mit den Jugendtaten des Cid (Las mocedades del Cid) und der zweite Teil sich mit seinen Heldentaten (Las hazañas del Cid) beschäftigt. Inspiriert wurde das Theaterstück durch das spanische Heldenepos El Cantar de mio Cid und beschäftigt sich mit den folgenden Themen: Die Entstehung des Helden, angefangen in seiner Jugendzeit (mocedad), sowie der Erhebung zum großen Krieger (gran guerrero) mit allen wichtigen Eigenschaften, wie: guter Vasalle/ Lehnsnehmer (buen vasallo), guter Christ (perfecto christiano), guter Liebhaber und Ehemann (perfecto amante) und Musterbeispiel (hijo exemplar).

Wichtige Themen in diesem Stück sind vor allem Ehre und Pflicht (honor y deber). Dies lässt sich auch durch ein Beispiel verdeutlichen; in dem Zitat fordert Diego seinen Sohn Rodrigo zur Rache auf, um dessen Ehre wiederherzustellen, da er selbst außerstande ist zu kämpfen:

„¡Hijo, esfuerça, mi esperança, y esta mancha de mi honor que al tuyo se estiende, lava con sangre; que sangre sola quita semejantes manchas![...]”

Aber ebenso wichtig sind auch Liebe und Staatsräson (amor y razón de Estado) sowie die Heldenvorbildfunktion, welche sich durch die folgenden Handlungen manifestiert: Musterhandlungen im Bezug auf seinen König und seinen Vater, seiner Pflicht und seinem Heer. Bei Corneille hingegen werden viel mehr die amourösen Intrigen betont und der Cid wird vor allem als Liebhaber (galán) gesehen. Große Verbreitung fand das Werk erst später, dank des Theaterstückes Le Cid von Pierre Corneille, da jenem vorgeworfen wurde, er habe von Guillén de Castro abgeschrieben. Teilweise lassen sich auch ganze Verse nachweisen, die er wortwörtlich vom spanischen Autor abgeschrieben hat.2

3. Johann Gottfried Herder: Der Cid. Nach spanischen Romanzen besungen

Johann Gottfried Herder schrieb sein Werk im Jahre 1803/04, es handelt sich hierbei um eine Ballade über den spanischen Ritter. Der Text ist eine Nachdichtung des Textes aus der Bibliothèque Universelle des Romans von einem unbekannten Autor aus dem Jahre 1783 und wurde zudem durch vierzehn Romanzen aus der Sepúlveda Sammlung ergänzt. Dass es sich um eine Nachdichtung handelt ist logisch, da Herder eine bestimmte Perspektive, die der Weimarer Klassik, einnahm und auf Grund seines balladesken Blickes das Werk nach seinen Regeln umformte. Aus der französischen Vorlage sind Elemente wie: Selbstgespräche, empfindsame Briefe, Briefgedichte und Opernduette enthalten, eine sogenannte Affektkultur. Dies alles sind wichtige Elemente die in der Zeit der Romantik eine große Rolle spielten.

Typisch für eine Volksballade ist, dass sie eine Liedform bezeichnet, die Episches, Lyrisches und Dramatisches miteinander verbindet. Sie erzählt eine Geschichte mit einfacher Metrik, die im Sinne eines Volksliedes verwendet wurde. Eine Volksballade hat im Vergleich zu einer Saga keinen historischen Realitätsanspruch, obwohl sie trotzdem Themen der Historie verwendet. Volksballaden sind überliefert in der Hochsprache (Hochdeutsch und Niederdeutsch), nicht in der Alltagsmundart. Da es sich auch hierbei auch um eine mündliche Überlieferung handelt, ist es natürlich, dass es sich um eine enggeführte, stark konzentrierte Literaturform handeln muss, die sich durch Wiederholungen, formelhafte Sprache, Kürze und Stilisierung auszeichnet.

Der Inhalt von Balladen dreht sich meistens um die mittelalterliche Literatur, in der folgenden Themen großen Zuspruch finden: Ritterthemen, Kreuzzüge, Adel. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Gattung schon im Spätmittelalter lebendig war, jedoch erst seit dem 16. Jahrhundert dokumentiert wurde. In Spanien und Skandinavien lassen sich sogar ältere Quellen dieser Gattung finden. Man muss jedoch das erzählende Volkslied davon ausnehmen, das geringfügiger zu unterscheiden ist, da es geschichtliche Themen behandelt, die jedoch gewollt historisch bleiben, nach ihrer Bearbeitung.

4. Le Cid (Pierre Corneille)

Le Cid von Pierre Corneille ist ein Theaterstück, das im Jahre 1636 entstanden ist und seine Uraufführung im Januar 1637 hatte. Das Stück widmete er Marie-Madeleine de Vignerot, der Herzogin von Aiguillon und zugleich der Lieblingsnichte des Kardinal de Richelieu. Le Cid war eines der größten Höhepunkte der französischen Theatergeschichte und ein großer Publikumserfolg. Es gab auch einige Versuche Weiterführungen für dieses Werke zu schreiben, wie z.B.: Le marriage du Cid oder La mort du Cid.

Das Stück wird als Wendepunkt zwischen den frühen Komödien und den nachfolgenden Tragödien gesehen. Die frühen Komödien orientierten sich noch sehr an den spanischen Vorlagen und kreisten hauptsächlich um das Thema der Liebe. Die Tragödien hingegen bezogen sich auf die römische Geschichte und behandelten meistens Themen die mit dem Staat zu tun hatten.3

Der Stoff, sowie die Hauptfigur Rodrigue, sprich der Cid, stammen aus der spanischen Geschichte des 11. Jahrhunderts, dort spielte der Heerführer Rodrigo Díaz de Vivar, genannt El Cid, eine zentrale Rolle bei der Zurückdrängung der Araber (Mauren). Die etymologische Herkunft des Namens El Cid stammt aus dem arabischen As-sayid bzw. Sidi und bedeutet: Mein Herr.

4.1. Inhalt des Stückes

Der Inhalt dieses Stückes folgt nun in einer knappen Zusammenfassung:

Chimène und Rodrigue lieben sich und möchten heiraten. Rodrigues Vater Diègues wird von Chimènes Vater geohrfeigt, denn dieser ist neidisch, dass der Vater von Rodrigue, sein größter Konkurrent, und nicht er selber zum Prinzen-Erzieher des Königs ernannt worden ist. Daher muss nach dieser Schmähung die Ehre wieder hergestellt werden: der alte Vater fordert seinen Sohn Rodrigue auf ihn zu rächen, er kann es nicht mehr selbst tun, da er zu alt und schwach ist, und es findet nun ein Duell statt indem er nun den Vater von Chimène tötet.

[...]


1 Briesemeister, D., Art.“El Cid“ , in: Lexikon des Mittelalters, Hrsg: Robert-Henri Bautier, Bd. II, Artemis Verlag, München, 1983, Sp. 2078-2082

2 Vgl. Ruiz Ramón, Francisco, Historia del teatro español (Desde sus orígenes hasta 1900), Madrid, Cátedra, 1988, S. 178.

3 Vgl. Sick, Franziska: Art. „Le Cid” in Französische Literatur 17. Jahrhundert Theater, Hrsg: Henning Krauß, Stauffenburg-Verlag, Tübingen 2003, S. 35-69

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Rezeption des Cantar de mio Cid: « Le Cid von Pierre Corneille »
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
SE Literaturwissenschaftliches Seminar (BA/MA) - Spanisch -Der Blick auf das spanische Mittelalter durch den 'Cantar de mio Cid'- „
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
16
Katalognummer
V196931
ISBN (eBook)
9783656230434
ISBN (Buch)
9783656231776
Dateigröße
616 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Cantar de mio Cid, Heldenepos, Cid, Corneille, Le Cid, Rezeption, Cantar, Pierre Conreille, Herder, Guillén de Castro, Querelle du Cid, Las mocedades del Cid, Uni Wien, Romanistik, Sophie Houriez
Arbeit zitieren
Sophie Houriez (Autor:in), 2010, Die Rezeption des Cantar de mio Cid: « Le Cid von Pierre Corneille », München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196931

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