Lange Zeit war das Phänomen der römischen Kavallerie nur eine Fußnote in der römischen Militärgeschichte. Kein Wunder, denn die Erklärung für die relativ kurze Periode der rein römischen Kavallerieverbände scheint auf einen flüchtigen Blick einleuchtend: Die Römer waren keine besonders guten Kavalleristen und wurden im Zuge der marianischen Reformen zum Wohle des gesamtrömischen Militärapparates durch bessere Kavalleristen ersetzt. Diese gängige These hatte bis 2002 Bestand und wurde, vielleicht mangels Interesse oder gerade ob ihrer bequemen Einfachheit, kaum hinterfragt, obwohl doch deutliche Anzeichen für einen Fehler zu sehen waren. Um nur ein Beispiel zu geben: Die Legionen waren der Römer liebstes Aushängeschild. Sie demonstrierten Macht und Stärke und standen damit für das römische Reich – darin stimmen die meisten, wenn nicht gar alle Autoren einschlägiger Werke zu römischem Heer und römischer Gesellschaft überein. In den meisten dieser Werke lassen sich, wie zum Beispiel bei Bohec oder aber Alföldy, Bemerkungen über eine hohe Wertschätzung der Kavallerie finden. Dominiert von der Idee der „schlechten“ römischen Kavallerie lassen sich jedoch bis 2002 allenfalls zaghafte Versuche feststellen dieses Thema tatsächlich zu beleuchten – obwohl es an Ansätzen kaum mangelte!
Das aus meiner Sicht bedeutendste Problem der diesbezüglichen Forschung ist aber nicht die dogmatische und damit festgefahrene These einer schlechten römischen Kavallerie, sondern das größtenteils mangelhafte Verständnis der Zusammenhänge zwischen römischem Heer und römischer Gesellschaft. Trotz der guten Ansätze von Gelzer , Alföldy (Andreas und Géza) und Stoll sind die wesentlichen Schlüsse eigentlich nicht gezogen worden, so dass es erst McCall war, der durch sein Werk im Jahr 2002 das veraltete und schlichtweg falsche Dogma der mangelhaften römisch-republikanischen Kavallerie entmachten konnte. McCall hat es verstanden die Ansätze seiner Vorgänger und vor allem die Schlussfolgerungen aus der von Gelzer verfassten Abhandlung über die römische Adels- und Elitenschicht richtig auf die Kavallerie zu beziehen und so den Mythos nicht nur zu widerlegen, sondern in das Gegenteil zu verkehren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kavallerie und Elite
- Grundlagen zur Bewertung der römischen Kavallerie
- Voraussetzungen für eine Bewertung
- Maßstab der Bewertung
- Bewertungskriterien
- Betrachtung der Beurteilungskriterien zur Bewertung der römischen Kavallerie
- Bewertung der Effektivität der Kavallerietaktiken
- Römische Kavallerie im Kampf gegen Infanterieformationen
- Der Kampf gegen feindliche Reiterei
- Kavallerie im Einsatz gegen und als Plänkler
- Motivationen der Reiter-Elite
- Offiziere und Führung
- Korpsgeist und Zusammenhalt
- Virtus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den militärischen Wert der römischen Kavallerie während der Republik, widerlegt das gängige Vorurteil ihrer Ineffektivität und beleuchtet den Zusammenhang zwischen römischem Heer und Gesellschaft. Die Studie analysiert die Rolle der Elite im Kavalleriedienst und bewertet die Effektivität der Kavallerie anhand historischer Quellen und Kriterien.
- Widerlegung des Mythos der ineffektiven römischen Kavallerie
- Beziehung zwischen römischer Kavallerie und der Elite (Römischer Adel)
- Analyse der Effektivität römischer Kavallerietaktiken
- Bewertung der Rolle der römischen Kavallerie im Kampf gegen verschiedene Gegnertypen
- Motivationen der Reiter-Elite
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die gängige, aber fehlerhafte These der ineffektiven römischen Kavallerie dar und zeigt die Notwendigkeit einer Revision dieser Sichtweise auf. Sie betont den Mangel an Verständnis des Zusammenhangs zwischen römischem Heer und Gesellschaft in der bisherigen Forschung und hebt die Bedeutung von McCalls Werk (2002) hervor, welches das veraltete Dogma widerlegt. Die Arbeit skizziert den methodischen Ansatz zur Untersuchung der tatsächlichen Effektivität der römischen Kavallerie zwischen 300 und 100 v. Chr.
Kavallerie und Elite: Dieses Kapitel beschreibt die Rekrutierung der römischen Kavallerie aus den Reihen der reichsten römischen Bürger während der mittleren Republik. Es vergleicht diese Praxis mit ähnlichen Traditionen im antiken Griechenland und betont den prestigeträchtigen Aspekt des Kavalleriedienstes für die Elite. Das Kapitel beleuchtet den Rückgang der rein römischen Kavallerie im 1. Jahrhundert und argumentiert gegen eine oberflächliche Korrelation zwischen dem Verschwinden der Einheit und ihrer angeblichen Ineffektivität. Es hebt den hohen finanziellen Aufwand hervor, der mit der Aufrechterhaltung der römischen Kavallerie verbunden war, und erklärt den damit verbundenen begrenzten Umfang dieser Truppengattung.
Schlüsselwörter
Römische Kavallerie, Römische Republik, Militärgeschichte, Elite, Adel, Effektivität, Kavallerietaktiken, Marianische Reformen, Socii, Foederati, Virtus, McCall.
Häufig gestellte Fragen zur römischen Kavallerie
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den militärischen Wert der römischen Kavallerie während der Republik. Sie widerlegt die gängige Annahme ihrer Ineffektivität und beleuchtet den Zusammenhang zwischen römischem Heer und Gesellschaft. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle der Elite im Kavalleriedienst und der Bewertung der Kavallerie-Effektivität anhand historischer Quellen und Kriterien.
Welche These wird in der Arbeit widerlegt?
Die Arbeit widerlegt den weit verbreiteten Mythos, dass die römische Kavallerie ineffektiv war. Sie argumentiert, dass diese Einschätzung auf einem unzureichenden Verständnis des Zusammenhangs zwischen römischem Heer und Gesellschaft beruht.
Wie wird die Effektivität der römischen Kavallerie bewertet?
Die Effektivität der römischen Kavallerie wird anhand verschiedener Kriterien bewertet, darunter die Effektivität der Kavallerietaktiken, der Einsatz gegen Infanterie und feindliche Reiterei, sowie ihr Einsatz als Plänkler. Die Analyse basiert auf der Auswertung historischer Quellen.
Welche Rolle spielte die Elite im römischen Kavalleriedienst?
Die römische Kavallerie wurde während der mittleren Republik aus den Reihen der reichsten römischen Bürger rekrutiert. Der Dienst in der Kavallerie war prestigeträchtig und eng mit dem römischen Adel verbunden. Die Arbeit untersucht die Motivationen dieser Elite-Reiter.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zu Kavallerie und Elite, ein Kapitel zu den Grundlagen der Bewertung der römischen Kavallerie (inkl. Voraussetzungen und Maßstab), ein Kapitel zu den Bewertungskriterien, ein Kapitel zur Betrachtung der Beurteilungskriterien, ein Kapitel zu den Motivationen der Reiter-Elite und ein Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Römische Kavallerie, Römische Republik, Militärgeschichte, Elite, Adel, Effektivität, Kavallerietaktiken, Marianische Reformen, Socii, Foederati, Virtus, McCall.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf historische Quellen und erwähnt explizit das Werk von McCall (2002) als wichtigen Beitrag zur Widerlegung des etablierten Dogmas der Ineffektivität der römischen Kavallerie.
Was ist das Ergebnis der Analyse der römischen Kavallerie?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die gängige negative Bewertung der römischen Kavallerie revidiert werden muss. Sie unterstreicht die Bedeutung der Kavallerie und deren enge Verbindung zur römischen Elite und Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Bachelor Patrick Saal (Autor:in), 2011, Adel und Kavallerie: Die Verbindung zwischen Eliten und Militär während der römischen Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197010