Im modernen Strafvollzug stoßen Konzepte der Gesundheitsförderung auf eine ganz
besondere Problematik. Der hohe Anteil Drogensüchtiger in den Haftanstalten stellt dabei
die größte Herausforderung dar, besonders dadurch dass sich im Zusammenhang mit dem
Drogenabusus Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS und besonders in den letzten Jahren
Hepatitis B und C stark verbreitet haben. Jede dieser Infektionskrankheiten ist dabei als
existentiell bedrohlich zu sehen. Insbesondere Hepatitis wurde in der Literatur bereits als
desmoterische, d.h. gefängnistypische, Krankheit bezeichnet. Unter Drogenkonsumenten
wurde in verschiedenen Prävalenzstudien eine 50-98%ige Verbreitung von
Hepatitisinfektionen nachgewiesen (vgl. Stöver, 2000, S.14).
Unter dem Begriff Strafvollzug verbirgt sich ein breites Spektrum von Vollzugsformen,
dass von Freigängerhäusern, in denen Strafgefangene z.B. auf ihre Entlassung vorbereitet
werden und in denen relativ gelockerte Haftbedingungen herrschen, bis zum strikten
Verwahrvollzug mit höchsten Sicherheitsauflagen reicht. Besonders schwierig ist die
Situation auch im Bereich der Untersuchungshaft, da zu einer sich plötzlich total
veränderten Lebenssituation des einzelnen auch die Besuchsmöglichkeiten stark
eingeschränkt sind und so die sozialen Kontakte sehr eingeengt werden. Hier muß auch
berücksichtigt werden, dass die Inhaftierten vor dem Vorliegen eines rechtsgültigen
Urteils im Hinblick auf ihr zukünftiges Leben in einer vollkommen ungewissen Situation
leben. Drogenabhängige gelten in der Regel allerdings als nicht lockerungsgeeignet und
ihnen wird daher ein Probehandeln in Freiheit vorenthalten, unter Verweis auf eine
bestehende Suchtgefährdung. Suchtkranke verbleiben also im Verwahrvollzug. Eine
vorzeitige Haftentlassung für diese Personengruppe ist nicht vorgesehen.
Last but not least soll hier noch erwähnt werden, dass neben der Gesundheitsförderung
bei Strafgefangenen, der Gesundheitsschutz der Anstaltsbediensteten im Konzept der
Gesundheitsförderung im Strafvollzug integriert werden muß.
Zunächst jedoch wollen wir uns kurz mit den wichtigsten Gesundheitsproblemen
Strafgefangener befassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptgesundheitsprobleme Strafgefangener
- 2.1 Drogenabhängigkeit
- 2.2 HIV/AIDS
- 2.3 Hepatitis B und C
- 3. Zur Situation im Strafvollzug
- 3.1 Zur Situation Drogenabhängiger
- 3.2 Zur Situation anderer Risikogruppen
- 4. Traditionelle Reaktionsmuster im Strafvollzug
- 4.1 ... auf Infektionserkrankungen
- 4.2 ... auf Drogenkonsum
- 5. Therapeutische Ansätze
- 5.1 Medizinische Hilfen im Strafvollzug
- 5.2 Therapie statt Strafe
- 6. Moderne Ansätze der Infektionsprophylaxe im Strafvollzug
- 6.1 Spritzenumtauschprogramme am Beispiel der JVA für Frauen in Vechta und der JVA Lingen
- 6.2 Der ,,Kondom-Erlass" des NRW-Justizministeriums
- 6.3 Substitutionsbehandlung Drogenabhängiger
- 6.4 ,,Peer-support"
- 7. Neuere politische Entwicklungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Problematik der Gesundheitsförderung im Strafvollzug. Der Schwerpunkt liegt auf den Herausforderungen, die durch den hohen Anteil von Drogensüchtigen in Haftanstalten entstehen, insbesondere im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS und Hepatitis B und C.
- Die Verbreitung von Infektionskrankheiten im Strafvollzug
- Die Bedeutung von Gesundheitsförderung im Strafvollzug
- Traditionelle und moderne Ansätze zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten und Drogenabhängigkeit
- Die Rolle von Spritzenumtauschprogrammen, Substitutionsbehandlung und ,,Peer-support" in der Gesundheitsförderung
- Die Bedeutung von politischen Entwicklungen für die Gesundheitsförderung im Strafvollzug
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Dieses Kapitel führt in die Thematik der Gesundheitsförderung im Strafvollzug ein und beschreibt die besonderen Herausforderungen, die durch den hohen Anteil von Drogensüchtigen in den Haftanstalten entstehen. Es wird die Problematik von Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS und Hepatitis B und C im Kontext des Drogenabusus thematisiert.
- Kapitel 2: Hauptgesundheitsprobleme Strafgefangener Dieses Kapitel behandelt die drei wichtigsten Gesundheitsprobleme von Strafgefangenen: Drogenabhängigkeit, HIV/AIDS und Hepatitis B und C. Es werden die Risiken und Folgen dieser Erkrankungen für die Inhaftierten beleuchtet.
- Kapitel 3: Zur Situation im Strafvollzug Dieses Kapitel analysiert die spezifische Situation von Drogenabhängigen im Strafvollzug und beleuchtet die besondere Problematik der Untersuchungshaft, in der die soziale Isolation der Inhaftierten besonders stark ausgeprägt ist.
- Kapitel 4: Traditionelle Reaktionsmuster im Strafvollzug Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den traditionellen Reaktionsmustern des Strafvollzugs auf Infektionserkrankungen und Drogenkonsum. Es werden die Grenzen und Nachteile dieser Ansätze aufgezeigt.
- Kapitel 5: Therapeutische Ansätze Dieses Kapitel beschreibt verschiedene therapeutische Ansätze im Strafvollzug, darunter medizinische Hilfen und das Konzept ,,Therapie statt Strafe".
- Kapitel 6: Moderne Ansätze der Infektionsprophylaxe im Strafvollzug Dieses Kapitel stellt moderne Ansätze der Infektionsprophylaxe im Strafvollzug vor, wie Spritzenumtauschprogramme, den ,,Kondom-Erlass" des NRW-Justizministeriums, die Substitutionsbehandlung von Drogenabhängigen und ,,Peer-support".
- Kapitel 7: Neuere politische Entwicklungen Dieses Kapitel behandelt aktuelle politische Entwicklungen im Bereich der Gesundheitsförderung im Strafvollzug.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Hausarbeit sind Gesundheitsförderung, Strafvollzug, Drogenabhängigkeit, Infektionskrankheiten, HIV/AIDS, Hepatitis B und C, Spritzenumtauschprogramme, Substitutionsbehandlung, ,,Peer-support", politische Entwicklungen.
- Quote paper
- Cordula Schlüter (Author), Petra Maxheim (Author), 2002, Gesundheitsförderung im Strafvollzug, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19732