Verhaltenserwartungen im "Struwwelpeter"


Hausarbeit, 2004

16 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Kinderbücher und das Für und Wieder des „Struwwelpeters“
1.2 Aufbau und Gestaltung des „Struwwelpeter“ – Bilderbuches

2. Hauptteil
2.1 Die Geschichte vom bösen Friederich
2.2 Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug
2.3 Die Geschichte von den schwarzen Buben
2.4 Die Geschichte vom Daumen- Lutscher
2.5 Die Geschichte vom Suppen- Kasper
2.6 Die Geschichte vom Zappel- Philipp
2.7 Die Geschichte vom Hans Guck- in- die- Luft
2.8 Die Geschichte vom fliegenden Robert

3. Schluss
3.1 Erziehung und Verhaltenserwartungen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Kinderbücher und das Für und Wieder des „Struwwelpeters“

Viele Kinder kennen sie, die Geschichten von „Pippi Langstrumpf“, „Karlsson vom Dach“, „Emil und die Detektive“, „die Spürnasen“ u.v.a. Geschrieben von Kinderbuchautoren wie Astrid Lindgren, Erich Kästner und Enid Blyton, um nur einige zu nennen. Ebenfalls zu den erfolgreichsten und bekanntesten Kinderbüchern gehört neben den Märchen der Gebrüder Grimm auch heute noch der „Struwwelpeter“, 1844 von Dr. Heinrich Hoffmann geschrieben und veröffentlicht.

Das Buch war sofort ein großer Erfolg. 1847 entstand die fünfte Fassung[1], die auch heute noch, nach unzähligen Neuauflagen, im Umlauf ist.[2]

Betrachtet man die sogenannte Kinderliteratur genauer, versucht (fast) jedes Buch für sich einen Erziehungsauftrag zu erfüllen und den Kindern zu vermitteln, was gut und richtig ist. Vor allem im „Struwwelpeter“ kommt dies unmittelbar zur Geltung.

Jedoch wird der „Struwwelpeter“ auch scharf kritisiert. Es gibt einen Teil der Erziehungswissenschaftler, der begeistert ist von der Moral, die im „Struwwelpeter“ vermittelt wird und der gleichfalls die Belehrungen dieses Buches als wichtig erachtet, um ein angemessenes Verhalten bei Kindern zu erzielen. Nicht jedes Kind ist immer brav und verhält sich regelkonform. Daher braucht es eine Anleitung. Es braucht jemanden oder etwas der/das ihm sagt, was passiert, wenn es gegen bestimmte Regeln verstößt.[3] Das Kind fordert von sich aus den „Zeigefinger der Moral“[4], da es selbst noch nicht weiß, was richtig ist. „Es liebt daher den drastischen „Struwwelpeter“, der unmissverständlich mit riesigem Zeigefinger lehrt, daß man seine Suppe essen, daß man keine Tiere quälen (...) soll.“[5] Auf dieser, den „Struwwelpeter“ befürwortenden Seite stehen u.a. James Krüss und Walter Scherf.

Der andere Teil der Pädagogen lehnt das Buch wegen seiner angsteinflößenden Strafen und den ebenso erschreckenden Folgen der kindlichen Tat ab. „In den neun Geschichten des <<Struwwelpeter>> finden sich drei Leichen: ein verhungerter Suppenkasper; ein verbranntes Paulinchen; ein vom Wind auf immer verwehter Robert (Halbleiche). Dazu fünf leicht bis schwer Verletzte: ein vom Hund gebissener Friedrich, drei tintengeschwärzte böse Buben, ein verstümmelter Daumenlutscher, ein verschütteter Zappelphilipp, ein fast ertrunkener Hans- guck- in- die- Luft.“[6] Des Weiteren wird kritisiert, dass die Brutalität der Erwachsenen, die ihre Kinder in diesem Buch u.a. verhungern lassen, außen vorgelassen wird und es am Kind alleine liegt, durch richtiges Verhalten seinerseits die Harmonie der Familie aufrechtzuerhalten.[7]

Zur Verteidigung des Werkes sei gesagt, dass man die Zeit, in der Dr. Heinrich Hoffmann seinen „Struwwelpeter“ geschrieben hat, berücksichtigen muss. Das oberste Erziehungsziel der Biedermeierzeit, war der ordentliche Staatsbürger, der sich den geltenden Normen anzupassen hatte.[8] Im 18. und auch im 19. Jahrhundert starben viele kleine Kinder. Nur etwa die Hälfte der Neugeborenen erreichte das sechste Lebensjahr. So finden sich auch in anderer Kinderliteratur der gleichen Jahrhunderte, aufgrund dieser hohen Sterblichkeitsrate bei Kindern, ähnlich harte und zu Tode führende Strafen wie bei Hoffmann wieder.

1.2 Aufbau und Gestaltung des „Struwwelpeter“ - Bilderbuches

Die Gestaltung des Bilderbuches ist kindgerecht (im Sinne von leicht zu verstehen) und einfach. Es handelt sich um eine Sammlung von Einzelgeschichten, die in Reimform geschrieben sind. Hinzu kommt, dass jede Erzählung, wie es durch die Titulierung als Bilderbuch schon impliziert wird, mit Bildern versehen ist (Text- Bild- Kombination). In allen Geschichten geht es in der Regel darum, dass der Protagonist, meist ein Kind, gegen Verhaltenserwartungen, die von der gesellschaftlichen Mehrheit als erstrebenswert erachtet werden, verstößt. (Am Tisch benimmt man sich und sitzt still; anders als es der Zappel- Philipp in der gleichnamigen Geschichte macht.) Auf das Fehlverhalten folgt die Bestrafung.

Auch im Aufbau ähneln sich die einzelnen Erzählungen. Auf die Exposition (Einleitung) folgt die Epitasis (steigende Handlung), die zur Peripetie (Höhepunkt) hinführt, die wiederum in der, die Moral ersetzenden Katastrophe endet.[9]

Das Kind kann die kurzen Geschichten im „Struwwelpeter“ lesen bzw. sich vorlesen lassen und dazu die Bilder betrachten. Es besteht die Möglichkeit Bild und Text voneinander zu trennen, aber die Geschichten dennoch zu verstehen. Die Reime sind leicht zu behalten, so dass sich das Kind die erlebten Geschichten und die damit verbundenen Lerninhalte schnell merken kann. Die Bilder visualisieren und veranschaulichen die Geschichten. „Das Kind lernt einfach nur durch das Auge, und nur das, was es sieht, begreift es.“[10] Diese Text-Bild-Kombination ermöglicht dem Kind die Geschichten auf vielfältige Weisen nachzuvollziehen und zu verinnerlichen. Hoffmann erzählt seine Geschichten in chronologischer Reihenfolge und fügt zu jedem neuen Ereignis ein Bild hinzu, so dass eine Erzählfolge entsteht, die „sich (...) dem kindlichem Denken und Sprechen angleicht.“[11] Der Verzicht auf komplizierte Sätze und die Imitation der Kindersprache, meist durch Lautmalerei (z.B. „wupp“ in der Geschichte vom Daumenlutscher), tragen ihr übriges zu der kindgerechten Gestaltung, sowie zu der leicht verständlichen und einprägsamen Form bei.

2. Hauptteil

Im Weiteren sollen einige der Struwwelpetergeschichten auf ihre

Erwartungen bezüglich des kindlichen Verhaltens untersucht werden. Hoffmann stellt zwar in seinem Bilderbuch das zu der damaligen Zeit typische Verhältnis zwischen Erwachsenem und Kind dar[12], aber die Verhaltenserwartungen, die damals gefordert wurden, sind auch heute größtenteils noch von Bedeutung.

2.1 Die Geschichte vom bösen Friederich

In dieser Geschichte geht es um Gewalt und zwar um Gewalt gegen leblose Objekte, aber auch um Gewalt gegen Mensch und Tier. Friederich, vom Autor als „Wüterich“[13] tituliert, zerstört nicht nur das häusliche Inventar („Stühl´“[14] ), sondern vergreift sich auch an seinem Kindermädchen Gretchen und an den unterschiedlichsten Lebewesen wie Fliegen, Vögel und zum Schluss an einem Hund. Dieser wehrt sich, beißt Friederich in sein Bein und nimmt ihm die Peitsche weg, mit der der Junge seine Opfer gepeinigt hat. Friederich muss nun im Bett liegend vom Arzt gepflegt werden, während der Hund sich an einem reich gedeckten Tisch satt essen kann.

Dem Kind wird schon in der Überschrift vermittelt, dass es sich um einen bösen Jungen handelt und wie böse er wirklich ist, verdeutlichen Bilder und Text.[15] Friederich macht vor Nichts und Niemandem halt. Alles, was ihm in die Quere kommt, wird gequält. Die Bilder zeigen dies nicht, aber durch den Text geht hervor, dass Gewalt gegen Personen noch schlimmer ist als gegen Dinge[16] („und höre nur, wie bös er war: / er peitschte seine Gretchen gar!“[17] ). Das Kind wird direkt angesprochen, um so seine Aufmerksamkeit zu wecken und diese auf die verurteilte Tat (man schlägt niemanden) zu richten. Das einzige Ausrufezeichen in dieser Geschichte am Ende des zitierten Satzes verstärkt die Aussage zudem.

[...]


[1] Vgl.: Doderer, Klaus (Hrsg.): Das Bilderbuch. Weinheim: Beltz Verlag, 1975. S.143.

[2] Vgl. ebd. S.153.

[3] Vgl.: Hunscha, Christa: Struwwelpeter und Krümelmonster. Frankfurt/Main: Fischer Verlag, 1974. S.120.

[4] Ebd. S.120.

[5] Krüss, James: Naivität und Kunstverstand. Weinheim: Beltz, 1969. S.163.

[6] Hunscha, Christa: Struwwelpeter und Krümelmonster. Frankfurt/Main: Fischer Verlag, 1974. S.121.

[7] Vgl. ebd. S.121.

[8] Vgl.: Doderer, Klaus (Hrsg.): Das Bilderbuch. Weinheim: Beltz Verlag, 1975. S.154.

[9] Vgl.: Könneker, Marie- Luise: Dr. Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“. Stuttgart: Metzler, 1977. S.86.

[10] Ebd. S.14.

[11] Ebd. S.95.

[12] Vgl. ebd. S.6.

[13] Hoffmann, Dr. Heinrich: Der Struwwelpeter. Mainz: Scholz, 1947. S.3.

[14] Ebd. S.3.

[15] Vgl.: Könneker, Marie- Luise: Dr. Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“. Stuttgart: Metzler, 1977. S.97.

[16] Vgl. ebd. S.98.

[17] Hoffmann, Dr. Heinrich: Der Struwwelpeter. Mainz: Scholz, 1947. S.3.

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Details

Titel
Verhaltenserwartungen im "Struwwelpeter"
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V197390
ISBN (eBook)
9783656236009
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dies ist meine allererste Hausarbeit. Ich denke, man sieht es am Aufbau. Inhaltlich kann sie als Grundlagenliteratur dienen oder genutzt werden, um sich einen guten Überblick zu verschaffen.
Schlagworte
verhaltenserwartungen, struwwelpeter
Arbeit zitieren
Christine Schub (Autor:in), 2004, Verhaltenserwartungen im "Struwwelpeter", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197390

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