Optimale Alkoholbesteuerung bei grenzüberschreitendem Handel und illegaler Produktion


Seminararbeit, 2011

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG
1.1. ALKOHOLKONSUM IN SCHWEDEN UND DER EUROPÄISCHEN UNION
1.2. KOSTEN UND EXTERNE EFFEKTE DES ALKOHOLKONSUMS

2 DAS MODELL OPTIMALER ALKOHOLBESTEUERUNG
2.1 OPTIMALE BESTEUERUNG OHNE ILLEGALE PRODUKTION
2.2 OPTIMALE BESTEUERUNG BEI ILLEGALER PRODUKTION

3 KRITISCHE BETRACHTUNG DER OPTIMALEN BESTEUERUNG VON ALKOHOL

4 FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

1 Einleitung

1.1 Alkoholkonsum in Schweden und der Europäischen Union

Ungefähr ein Viertel des weltweiten Konsums von Alkohol findet in der Europäischen Union statt, obwohl deren Bevölkerung nur sieben Prozent der gesamten Weltbevölkerung entspricht (vgl. Cnossen 2008, S. 508). Cnossen unterteilt die Konsumenten in Abstinenzler, gemäßigte Trinker, bzw. Trinker mit niedrigem Risiko sowie starke Trinker. Während etwa 14% der er- wachsenen Bevölkerung in der EU zu den Abstinenzlern gerechnet werden, gelten 70% als ge- mäßigte und 16% als starke Trinker. Innerhalb der EU, besonders zwischen den Mitgliedsstaa- ten bis 2004 (den EU-15) und denen, die erst im April 2004 der Europäischen Union beitraten (den EU-10), existiert ein teils steiles Gefälle im Bezug auf die beobachtbaren Konsummuster. So überstieg im Jahr 2003 der durchschnittliche jährliche Konsum reinen Alkohols pro Kopf in den neuen Mitgliedsstaaten, ca. 14,4 Liter wenn Malta nicht berücksichtigt wird, den in den älteren Mitgliedsstaaten um beinahe 2,5 Liter. Vor allem dort und in Österreich, Frankreich und Irland sei übertriebener Konsum und Konsum in Folge von Abhängigkeit weit verbreitet. Mehr als 20% der Bevölkerungen dieser Länder zählt Cnossen zu den starken Trinkern und Abhängi- gen.

Besondere Bedeutung misst Cnossen dem Alkoholkonsum der jugendlichen Menschen bei, definiert als der Anteil der 15-jährigen, die wöchentlich Alkohol konsumieren. Denn gerade in jungen Jahren werde der Grundstein für den späteren Umgang mit Alkohol gelegt. Der Alkoholkonsum Jugendlicher sowie junger Erwachsener stehe in relativ hohem Maße in Verbindung mit Rauschtrinken, Gewalt und Verkehrsunfällen und habe negative Auswirkungen auf das Humankapital und die Bildung von Familien in der Zukunft.

Der Anteil der 15-jährigen, die wöchentlich Alkohol konsumieren (20,1%) sowie der durchschnittliche Alkoholkonsum pro Kopf (8 Liter) sind in Schweden, verglichen mit den übrigen EU-Mitgliedsstaaten, zwar relativ gering, doch reagierte die schwedische Regierung bereits 2003 mit der Berufung einer Kommission auf einen starken Anstieg des Konsums in den Jahren von 1996 bis 2003 (vgl. Aronsson/Sjögren 2010, S. 153). Diese wurde mit der Ausarbeitung von Vorschlägen zur Reduzierung des Alkoholkonsums beauftragt. In einem frühen Bericht im Jahr 2004 riet die Kommission zu einer Herabsetzung der schwedischen Alkoholsteuer um 40%. So sollte der gestiegene private Import alkoholischer Getränke infolge einer starken Verringerung der dänischen Alkoholsteuer eingedämmt werden.

Bevor in Kapitel 2 ein Versuch zur ökonomischen Bestimmung einer optimalen Alkoholsteuer vorgestellt wird, sollen im folgenden Abschnitt die Kosten und die externen Effekte, die der Alkoholkonsum mit sich bringt, näher betrachtet werden.

Optimale Alkoholbesteuerung bei grenzüberschreitendem Handel und illegaler Produktion

1.2 Kosten und externe Effekte des Alkoholkonsums

In der Europäischen Union stehen laut Cnossen jährlich 2.000 Tötungsdelikte, 10.000 Selbst- morde und 10.000 Verkehrsopfer mit Alkoholkonsum in Verbindung. Demnach sind ferner 1 bis 2% aller Frühgeburten auf Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zurückführbar. Noch vor Übergewicht stelle Alkohol mit 260.000 Toten jährlich den drittgrößten Risikofaktor für die Gesundheit in der EU dar.

Je höher der Alkoholkonsum einer Gesellschaft, desto höher werden im Allgemeinen die Kosten geschätzt, die der Gesellschaft daraus entstehen. Für Schweden beziffert laut Aronsson/Sjögren eine Studie aus dem Jahr 2004 die gesamten sozialen Kosten des Alkoholkonsums auf 156 Mil- liarden Schwedische Kronen (SEK; über 17 Milliarden Euro1 ), die sich auf 32 Milliarden SEK Produktionskosten, etwa 87 Milliarden SEK für Produktionsverminderungen infolge zum Bei- spiel früherer Sterblichkeit, Frühverrentung (jeweils 27 Milliarden) oder krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit (20 Milliarden), erhöhter Ausgaben für das Sozial- (14 Milliarden) und Ge- sundheitssystem (13 Milliarden), sowie etwa 9 Milliarden SEK für Präventivmaßnahmen und Sachschäden infolge Alkoholkonsums verteilen. Abzüglich der Produktionskosten belaufen sich demnach die mit Alkoholkonsum in Verbindung gebrachten externen Effekte auf über 120 Mil- liarden SEK, das heißt auf 5% des Bruttoinlandsproduktes Schwedens - damit erreichen diese Externalitäten beinahe das Niveau der gesamten öffentlichen Ausgaben Schwedens für Bildung, die sich im Jahr 2004 auf ca. 17,5 Milliarden Euro beliefen.2

Aus ökonomischer Perspektive stellen diese negativen, fiskalischen Externalitäten Marktversa- gen dar. Das Kernproblem besteht darin, dass die Konsumenten, die durch ihren Alkoholkon- sum die aufgeführten Kosten verursachen, diese nicht auch tragen. Die Konsumenten beeinflus- sen also durch ihr Verhalten andere Wirtschaftssubjekte, während der Markt selbst für diese Beeinflussungen keine Steuerungsinstrumente bietet. Mit anderen Worten existieren keine Prei- se, die diese negativen Externalitäten des Alkoholkonsums steuern (vgl. Corneo 2009, S. 47). Mit dem Instrument der Steuerpolitik könnte der schwedische Staat jedoch Einfluss auf den Alkoholkonsum nehmen und somit Anreize dazu schaffen, dass die Kosten internalisiert wer- den. Schon die Tatsache, dass Schweden Bestandteil des europäischen Binnenmarktes ist und somit die Instrumente der Handelspolitik nicht zur Verfügung stehen, bedeutet jedoch, dass eine First-Best-Lösung nicht erreicht werden kann, solange keine koordinierte Steuerpolitik mit den übrigen Staaten existiert.

Im Falle Schwedens haben die Konsumenten dann die Möglichkeit Alkohol zu günstigen Preisen in Dänemark zu erwerben, wo Alkohol einer bedeutend niedrigeren Besteuerung unterliegt. Cnossen weist in seiner Untersuchung darauf hin, dass besonders in der Öresundregion, also in der Grenzregion zwischen Dänemark und Schweden, grenzüberschreitender Handel eine große Rolle spielt (vgl. Cnossen 2008, S. 525 f.). Der Einfluss des schwedischen Staates auf das Konsumverhalten der Bevölkerung ist daher begrenzt und der Erwerb von Gütern im Ausland erzeugt für den schwedischen Staat zudem keine Steuereinnahmen. Die optimale Steuerpolitik muss dann im Rahmen einer Second-Best-Lösung liegen, die sich durch einen Mix der dem Staat zur Verfügung stehenden Instrumente, also der Einkommenssteuer und der Verbrauchssteuern, erreichen lässt (vgl. Aronsson/Sjögren 2010, S. 154).

Im Folgenden wird zunächst das Standardmodell vorgestellt, indem anhand eines Optimie- rungsproblems die optimalen Güter- und Einkommenssteuern ohne Berücksichtigung grenz- überschreitenden Handels und illegaler Produktion ermittelt werden. In den Abschnitten 2.1 und 2.2 wird das Modell dann um diese Komponenten erweitert.

2 Das Modell optimaler Alkoholbesteuerung

Die Analyse von Aronsson und Sjögren basiert auf einem Modell mit einem repräsentativen Individuum, das seinen Nutzen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] maximiert. c stellt den Konsum eines nichtalkoholischen Gutes, [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] den Konsum des alkoholischen Gutes und z das Gut Freizeit dar. Die Nutzenfunktion ist streng quasikonkav bezüglich der Güter c und z, das heißt sie weist positive, abnehmende Grenznutzen bezüglich dieser Güter auf.3

Der Konsum alkoholischer Getränke führt zu Gesundheitsschäden bei den Konsumenten, die dazu führen können, dass die Konsumenten medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Diese Effekte auf die eigene Gesundheit werden von den Konsumenten rational wahrgenommen und werden als in der Nutzenfunktion eingebettet angenommen. Das bedeutet, dass der Grenz- nutzen nicht für alle Niveaus des Alkoholkonsums notwendigerweise positiv sein muss. Arons- son und Sjögren nehmen an, dass dies nur für normale Niveaus gilt, jedoch für ausreichend hohe Konsumniveaus der Gesundheitsschaden der nächsten konsumierten Einheit deren Nutzenzu- wachs übersteigen kann (vgl. Aronsson/Sjögren 2010, S. 157).4 Es wird angenommen, dass die medizinische Hilfe, die infolge von Alkoholkonsum in Anspruch genommen wird, vom Staat bereitgestellt wird. Das bedeutet, dass dieser Konsum zu Kosten führt, die der Staat durch Steu- ereinnahmen decken muss. Somit führt der Alkoholkonsum eines Individuums indirekt für alle Zensiten zu Mehrkosten in Form höherer Steuerzahlungen, also zu einer negativen fiskalischen Externalität.

Das alkoholische Gut kann sowohl im Inland zum Konsumentenpreis [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] als auch im Ausland zum Konsumentenpreis [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] erworben, also importiert werden. Der Preis [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] wird vom f Inland als gegeben betrachtet. Die Mengen werden analog mit x d für im Inland und mit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] für im Ausland erworbenen Alkohol bezeichnet. Die Produzentenpreise [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] für das nichtalkoholi- c sche und [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] für das alkoholische Gut werden als fix betrachtet. Eine dritte Möglichkeit Alko- hol zu erwerben liegt annahmegemäß in der eigenen, illegalen Produktion alkoholischer Geträn- ke, bei der für die Produktion selbst sowie für die Verheimlichung der Produktion Kosten in Optimale Alkoholbesteuerung bei grenzüberschreitendem Handel und illegaler Produktion i Höhe von [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] entstehen. Die Produktionsfunktion [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]wird als monoton steigend und streng konvex angenommen. Diese Eigenschaft soll den Autoren zufolge widerspiegeln, dass bei einer Ausweitung der Produktion weniger Zeit auf die eigentliche Produktion verwendet werden könne, da stattdessen der Aufwand für die Verheimlichung der illegalen Produktion relativ ansteige. Des Weiteren fallen beim Erwerb von Alkohol im Ausland Transportkosten in f Höhe von [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] an. Die heimische, legale Produktion unterliegt der Einfachheit halber einer linearen Kostenfunktion. i Die Zeitausstattung des Individuums wird mit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] bezeichnet, wobei l die auf dem heimischen Arbeitsmarkt verbrachte Zeit (also die Arbeitsstunden) beizeichnet. Daraus folgt die i Zeitrestriktion [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] die sich in die Nutzenfunktion einsetzen lässt: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Der Stundenlohn wird als gegeben angenommen und mit bezeich- net, so dass sich für das Bruttoeinkommen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und für das verfügbare Einkommen nach Steuern [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ergibt.

Nun lässt sich das Optimierungsproblem für die individuellen Entscheidungen bezüglich des Konsums und des Arbeitsangebots darstellen (vgl. Aronsson/Sjögren 2010, S. 158 und Christi- ansen 1984, S. 198 f.). Dieses wird in zwei Schritten gelöst. Zunächst wird die Nachfrage nach den Konsumgütern optimiert, wobei das Arbeitsangebot auf dem Arbeitsmarkt als fix bezeich- net wird:

max

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

u.d.B.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die partiellen Ableitungen des Optimierungsproblems definieren die bedingten Nachfragefunk tionen, bzw. für l i die bedingte Angebotsfunktion:5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Wechselkurs Euro - Schwedische Krone vom 31.12.2004: 9,0230; Quelle: http://www.finanzen.net/devisen/euro-schwedische_krone-kurs/historisch vom 25.11.2011

2 http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tps00158&plugin=1 vom 25.11.2011

3 Das heißt: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten].

4 Es ließe sich auch ein Gesundheitsindikator h(x) in die Nutzenfunktion integrieren, so dass man diese als uh(c, x, z, h(x)) schreiben könnte. Für die partiellen Ableitungen gilt dann: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] . Für den Grenznutzen des Gutes x folgt [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Da die Konsumenten die schädlichen ⎠ Auswirkungen des Alkoholkonsums rational erkennen gilt aber: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

5 Die Funktionen werden als bedingte Funktionen bezeichnet, da sie die Güternachfrage abhängig vom konstant gehaltenen Arbeitsangebot l bezeichnen (vgl. Christiansen, 1984).

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Optimale Alkoholbesteuerung bei grenzüberschreitendem Handel und illegaler Produktion
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
20
Katalognummer
V197685
ISBN (eBook)
9783656237983
ISBN (Buch)
9783656238928
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pigou-Steuer, Alkoholkonsum, grenzüberschreitender Handel, Grenzeinkommensteuersatz, externe Effekte, Substitut, Komplement, Freizeitsubstitut, Freizeitkomplement
Arbeit zitieren
Dipl.-Volkswirt, B.A. Daniel Schultewolter (Autor:in), 2011, Optimale Alkoholbesteuerung bei grenzüberschreitendem Handel und illegaler Produktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197685

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Optimale Alkoholbesteuerung bei grenzüberschreitendem Handel und illegaler Produktion



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden