Kalle Blomquist - Narratologische Beobachtungen und Didaktische Ansätze


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1,33


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Kalle Blomquist
2.1 Figuren
2.2 Narratologische Beobachtungen
2.3 Kriminalroman oder Detektivgeschichte?

3. Didaktische Überlegungen

4. Resümee

Quellen

1. Einleitung

Basierend auf der Präsentation vom 14. Dezember 2011 zu Astrid Lindgrens Kalle Blomquist verfasse ich diese Hausarbeit.

Zunächst stelle ich kurz die Hauptfiguren Kalle, Eva-Lotta und Anders vor. Anschließend geht es im Hauptteil mit narratologischen Beobachtungen weiter. Hierbei ist für mich besonders bedeutend zu klären, wie die Autorin Spannung erzeugt hat. Welche sprachlichen Mittel hat sie wie eingesetzt? Zuvor gehe ich kurz auf die Erzählperspektive, den Handlungsraum, die erzählte Zeit sowie die Erzählzeit ein. Desweiteren versuche ich anhand ausgewählter Fachliteratur zu klären, ob es sich bei Astrid Lindgrens Kalle Blomquist - Meisterdetektiv, Kalle Blomquist lebt gefährlich und Kalle Blomquist, Eva-Lotta und Rasmus (nachfolgend auch als Teil oder Band I, II und III bezeichnet) um eine Detektivgeschichte oder einen Kriminalroman handelt.

Im Anschluss an die narratologischen Beobachtungen komme ich zu einer didaktischen Überlegung in Bezug auf Lindgrens Kalle Blomquist. In diesem Teil werde ich der Frage nachgehen, ob Kalle Blomquist für den Deutschunterricht geeignet ist und welche Kompetenzen und Ziele erworben und erreicht werden können. Zwei Argumente Dahrendorfs (1977) werde ich kritisieren und widerlegen um zu zeigen, dass sich der Krimi durchaus zur Verwendung im Deutschunterricht eignet. Natürlich ist der Einsatz von Literatur im Deutschunterricht immer individuell und von vielen verschiedenen Faktoren abhängig wie z.B. dem Alter der Kinder und Jugendlichen, sowie deren Lernstand und der Schulform, bzw. des Kurses. Da im Rahmen einer Hausarbeit auf diese Aspekte aufgrund der vorgegebenen Formalien nicht näher eingegangen werden kann und mein Hauptaugenmerk auf den narratologischen Beobachtungen liegt, ist der didaktische Teil leider sehr kurz gehalten. Die Vorschläge sind demnach nur als Anregung zu verstehen und bieten lediglich einen kurzen Einblick in die Möglichkeiten der Didaktik.

Abschließen möchte ich diese Arbeit mit einem kurzen Resümee. Ich fasse die Ergebnisse kurz zusammen und nehme Stellung dazu. Ebenso werde ich einige Aspekte nennen, die einer weiteren Betrachtung bedürften, im Rahmen dieser Hausarbeit jedoch leider keinen Platz mehr fanden.

2. Kalle Blomquist

2.1 Figuren

Bei der Figurenbeschreibung beziehe ich mich ausschließlich auf die Hauptfiguren Kalle, Anders und Eva-Lotta um den Rahmen dieser Hausarbeit einzuhalten. Figurenbeschreibungen der anderen Figuren, wie z.B. Benka, Jonte oder Sixten, sowie der jeweiligen Täter und Opfer stelle ich, wenn nötig, kurz im narratologischen Teil vor.

Bei keinem der drei Bände werden die einzelnen Figuren explizit eingeführt und den Leserinnen und Lesern 1 konkret als einzelne vorgestellt. Die Beschreibung der jeweiligen Figuren ist in den Text integriert, sodass der Lesefluss nicht gestört wird. Außerdem bewirkt Lindgren damit, dass sich der Leser gleich im Geschehen befindet und sich keiner langen Vorgeschichte hingeben muss.

Kalle (Karl), Eva-Lotta (Eva-Charlotta) und Anders sind Freunde und Krieger der Weißen Rose. Alle drei sind in allen drei Bänden jeweils 13 Jahre alt (vgl. Lindgren 2010, 17). Kalle ist blond, dünn und fünf Tage älter als sein Freund Anders (vgl. ebd., 29). Sein Vater Viktor Blomquist hat ein Lebensmittelgeschäft und ist mit Eva-Lottas Vater befreundet. Wahrscheinlich resultiert die Freundschaft beider Väter noch aus Kindheitstagen, als sie gemeinsam mit Eva-Lottas Mutter auf der Prärie spielten (vgl. ebd., 160). Kalle gilt unter seinen Freunden als mutig und clever, womit er seine, wenn auch geringe aber dennoch vorhandene, körperliche Unterlegenheit ausgleichen kann. Auch wenn Eva-Lotta und Anders Kalle mit seinem Dasein als Meisterdetektiv aufziehen, so glauben sie doch immer an ihn, wenn es ernst wird. Dass sich aber auch „[…] der verdienstvolle Meisterdetektiv in einen verängstigten Kalle […].“ (ebd., 265) verwandeln kann, lässt sich Kalle nicht anmerken. Er spielt in brenzligen Situationen den überlegenen Meisterdetektiv und versucht Ruhe zu bewahren, denn „[…] Meisterdetektiv Blomquist war die eine Person und Kalle die andere.“ (ebd., 105). Kalle schwankt häufig zwischen dem kleinen Jungen und dem großartigen und bewundernswerten Meisterdetektiv. Von seinem eingebildeten Zuhörer erfährt er Anerkennung und Wertschätzung:

Oh, das war ein wunderbarer Mensch, dieser Zuhörer! Er behandelte den berühmten Detektiv mit der Hochachtung, die er so sehr verdiente und so selten bekam, am allerwenigsten von Anders und Eva-Lotta. (ebd., 150).

Die veränderte Ausdrucksweise, bzw. Wortwahl Kalles „>[…] unbeträchtliche Summe Geld […].<“ (ebd., 139), „>Die Marsh’sche Arsenikprobe. Und die gedenke ich jetzt vorzunehmen.<“ (ebd., 263) gegenüber seinem eingebildeten Zuhörer macht deutlich, dass Kalle ernst genommen und als Erwachsener gesehen werden möchte - zumindest in der Rolle des Detektives. Nach Aufklärung des Diebstahls und des Mordes verschwindet sein eingebildeter Zuhörer. Kalle benötigt ihn vorerst nicht länger, da er die gewünschte Anerkennung nun von seinen Freunden erhält.

Eva-Lotta ist die Tochter vom Bäckermeister und dessen Frau Mia Lisander. Sie hat blonde Locken und blaue, freundliche Augen. Anstatt wie andere Mädchen ihres Alters mit Puppen zu spielen oder sich zu schminken, zieht sie es vor, mit Kalle und Anders, in den Krieg der Rosen zu ziehen. Obwohl Eva- Lotta für ihr Alter schon als „[…] ein sehr sachliches Kind […].“ (ebd., 222) beschrieben wird, ist sie trotz dessen sehr gutgläubig und naiv, was häufig daran deutlich wird, dass sie immer an das Gute im Menschen glaubt - ich denke, dass Eva-Lottas blaue Augen für diese Blauäugigkeit stehen.

Eva-Lotta ist tierlieb. Sie hat eine Katze namens Tusse. Als Onkel Einar diese quält indem er ihr eine Blechbüchse an den Schwanz bindet, berührt das die drei Freunde sehr und sie verurteilen diese Tat des Onkels. Eva-Lottas Tierliebe, und auch die der übrigen fünf Kinder, zeigt sich auch, indem sie großes Mitgefühl für Sixten empfinden, als dessen Hund verschwunden ist und sie ihn gemeinsam suchen.

Vor den Jungs möchte sie sich beweisen und als gleichwertiger Krieger anerkennt werden. Aufgrund ihres Mutes und ihrer Tapferkeit gilt sie nicht nur bei den Weißen, sondern auch bei den Roten Rosen als ebenbürtiger Krieger im Krieg der Rosen. Außerdem hat sie oft gute Einfälle. So können sie und Rasmus sich im dritten Band durch eine clevere Idee vorerst vor den Entführern retten.

Wenn ihre Eltern hin und wieder beklagen, dass ihre Tochter sich doch häufiger mit Mädchen abgeben sollte, erinnern sie sich daran, dass Mia Lisander ebenfalls häufig auf der Prärie anzutreffen war (vgl. ebd., 160). Eva-Lottas Vater war es schließlich, der seiner Tochter die Räubersprache beibrachte, welches die geheime Verständigung zwischen ihr und den Weißen Rosen ist. Die Räubersprache hat sich in mehreren Situationen bewährt. So kann Eva-Lotta Kalle und Anders im zweiten Band vor Klas warnen, den sie als Grens Mörder wiedererkennt.

Anders hat braune Augen und ist der Stärkste der drei Freunde. Er ist der Anführer der Weißen Rosen geworden, weil er „[…] selbstsicher, fröhlich und redegewandt, erfindungsreich und immer bereit (ist, T.B.), an der Spitze zu gehen, […].“ (ebd., 212). Einerseits geht Anders gerne Risiken ein, „Was gefährlich war, machte Spaß, […]“ (ebd., 336), und er hat Spaß, wenn es gefährlich zu werden scheint. Andererseits ist er jedoch auch ängstlich, wenn er wahre Gefahr erkennt. So rutscht ihm beispielsweise das Herz in die Hose als er im Kampf gegen Sixten auf einer Mauer erkennt, dass ein Sturz von dieser lebensgefährlich sein kann. In die Fußstapfen seines Vaters, der Schuhmacher ist, möchte Anders nicht treten, sondern lieber Lokomotivführer werden. Vater Bengtsson ist sehr streng, was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass die Kinder alle möglichen Leute Onkel nennen, jedoch nicht den Schuhmacher Bengtsson.

2.2 Narratologische Beobachtungen

In allen drei Bänden geht es um die Aufklärung eines Verbrechens. Kalle Blomquist ist die Hauptfigur. Mit seinen beiden Freunden, Eva-Lotta und Anders, erlebt er gefährliche Abenteuer, die von Band zu Band spannender werden. So geht es in Teil I um einen Juwelendiebstahl, bei Teil II um Mord und Teil III um eine Entführung mit mehreren Fluchtversuchen der Kinder, die zwar gelingen, kurz darauf aber wieder in erneuter Gefangenschaft enden.

Die Täter stammen jeweils nicht aus Kleinköping, also nicht aus dem direkten Umfeld der Kinder, und werden bereits bei der Einführung der Figuren mit negativen Eigenschaften charakterisiert. Bei Onkel Einar, dem Verbrecher des ersten Bandes, zeigen sich die ersten negativen Charaktereigenschaften durch den Besitz eines Dietrichs, welchen Kalles Meinung nach nur „[…] zwielichtige Typen, […]“ (ebd., 24) besitzen, sowie durch das Quälen von Eva-Lottas Katze Tusse, wodurch er als unsympathischer Tierquäler erscheint (vgl. ebd., 37f). Klas, der Täter des zweiten Bandes, hat Schulden bei Gren. Klas erschießt ihn. Eva-Lotta belauscht ein Streitgespräch zwischen Gren und Klas, welches die Einführung der Figur Klas ist. Einige Kapitel zuvor wird Gren von Eva-Lotta als „Wucherer […], (den ihr, T.B.) Papa […] nicht leiden (kann, T.B.) […] (und, T.B.) […] der Geld ausleiht – an Leute, die es nötig haben.“ (ebd., 156) beschrieben. Auch hier wird durch die Unterhaltung der Freunde über Gren und seinen Beruf deutlich, dass Gren und seine Kunden / Schuldner negativ besetzte Figuren sind. Im dritten Band beschreibt Eva-Lotta in einem inneren Monolog die Entführer als einfältig, dumm (vgl. ebd., 349), nicht besonders begabt, bleich, schlaff und hässlich (vgl. ebd., 353). Durch die negative Beschreibung der Täter entsteht beim Leser ein klassisches Bild von den typischen Verbrechern.

[...]


1 Im Folgenden verwende ich der Lesbarkeit halber ausschließlich die männliche Form, diese schließt die weibliche Form mit ein.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kalle Blomquist - Narratologische Beobachtungen und Didaktische Ansätze
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Germanistik)
Veranstaltung
Krimis für Kinder
Note
1,33
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V197687
ISBN (eBook)
9783656235750
ISBN (Buch)
9783656238201
Dateigröße
670 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kalle, Blomquist, Kalle Blomquist, Astrid Lindgren, Lindgren, Kinderkrimi, Detektivgeschichte
Arbeit zitieren
Tanja Bierau (Autor:in), 2012, Kalle Blomquist - Narratologische Beobachtungen und Didaktische Ansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197687

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