Am Anfang war das Wort (gr. Λόγος)
und das Wort war bei Gott,
und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden
und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
(Johannesevangelium 1,1-1,4)
Lógos (gr. Λόγος) steht – wenn es nach dem Johannesevangelium geht- am Anfang der Schöpfung Gottes und damit der Menschheitsgeschichte. Darauf basierend entwickelte sich die abendländische Tradition, wobei die Wurzeln des Ausdruckes über die Geschichte Christentums hinausgehen. Der aus dem Bereich der griechischen Grammatik und Rhetorik stammende Ausdruck verfügt über einen sehr großen Bedeutungsspielraum und bezeichnete zunächst im Bereich der griechischen Grammatik die geschriebene Rede, gleichzeitig jedoch in der Rhetorik die gesprochene Rede und deren Aussagegehalt, welcher über die Grammatik hinausging. Der Ausdruck bezeichnet den Sinn einer Rede, indem er sich auf die der Rede inhärente Vernunft bezieht. Je nach Kontext können dem Lógos weitere spezifische Bedeutungen zugeschrieben werden. Die griechische Philosophie belud den Begriff mit unterschiedlichen Verwendungen, jedoch galt Lógos unter dem Strich als eine die Welt durchwirkende Gesetzmäßigkeit, wobei auch die Darstellung und Erklärung der inneren Zusammenhänge mit dem Begriff umschrieben werden konnte. Im oben zitierten Prolog des Johannesevangelium wird der Ausdruck Lógos mit dem Wort Gottes gleichgesetzt. Damit wird der Begriff eng an den abendländischen Gott gebunden. Dieser war nach Johannesevangelium bereits vor der Erschaffung der Welt existent und stammt folglich direkt aus dem Ursprung. Das Wort ist in diesem Zusammenhang mehr als eine Ansammlung von Buchstaben und Lauten, die auf einen in der Welt existierenden Referenten verweisen. Das Wort des monotheistischen Gottes erschafft sich per Schöpferkraft seine Referenten; Signifikant erschafft sich Signifikat. Der Mensch hingegen vermag mittels seiner Signifikanten nur auf Signifikate zu referieren1. Logos wird daher von Derrida auch als transzendentales Signifikat bezeichnet, dem eine finale Bedeutung zugrunde liegt, die jenseits der Vernunft der Welt liegt und diese Welt regelt, zentriert und organisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsumrandung: Ambiguität
- Rhetorik und Philosophie
- Ambiguitätsansätze in der Klassischen Rhetorik
- Die Philosophie als scheinbare Gegenbewegung zur Rhetorik
- Platons Pharmazie
- Der Teuth-Mythos
- Das Pharmakon
- Pharmakos
- Der Vater des Logos und die Bibia
- Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Ambiguitäten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Untersuchung befasst sich mit dem Phänomen der Ambiguität und untersucht dessen Bedeutung im Kontext der abendländischen Philosophie und Rhetorik. Dabei wird der Fokus auf Jacques Derridas Essay "Platons Pharmazie" gelegt, in dem er den Logozentrismus als dominierende Denkweise der westlichen Kultur kritisiert.
- Die Ambiguität als zentrales Konzept in Derridas Analyse des Logozentrismus
- Die historische Entwicklung des Ambiguitätsbegriffs in der Rhetorik und Philosophie
- Die Bedeutung von Ambiguität in der heutigen Gesellschaft
- Die Verbindung zwischen Ambiguität und dem Konzept der Schriftlichkeit
- Derridas Dekonstruktivismus als Ansatz zur Analyse von Ambiguität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Untersuchung vor: Wie hat sich der Logozentrismus, also die privilegierte Stellung des Logos im Denken der abendländischen Kultur, auf die Wahrnehmung von Ambiguität ausgewirkt?
2. Begriffsumrandung: Ambiguität
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der komplexen Definition von Ambiguität. Die Autorin untersucht, wie der Begriff in unterschiedlichen wissenschaftlichen Diskursen verwendet wird und stellt fest, dass es keine eindeutige Definition gibt.
3. Rhetorik und Philosophie
Dieser Abschnitt beleuchtet die Ambiguitätsansätze in der klassischen Rhetorik, insbesondere die Bedeutung von Zweideutigkeit in der Argumentation. Zudem wird die Philosophie als scheinbare Gegenbewegung zur Rhetorik dargestellt.
4. Platons Pharmazie
Hier analysiert die Autorin Derridas Essay "Platons Pharmazie" und untersucht, wie Derrida den Logozentrismus und die damit verbundene Verdrängung von Ambiguität kritisiert.
5. Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Ambiguitäten
Dieses Kapitel beleuchtet die Folgen des Logozentrismus für die Wahrnehmung von Ambiguität in der heutigen Gesellschaft. Die Autorin zeigt auf, wie sich die Ambiguitätstoleranz im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Untersuchung sind: Ambiguität, Logozentrismus, Jacques Derrida, "Platons Pharmazie", Dekonstruktivismus, Rhetorik, Philosophie, Schriftlichkeit, Ambiguitätstoleranz.
- Arbeit zitieren
- Brigitte maier (Autor:in), 2011, Ambiguität und Logozentrismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197749