Hauptberufliche und Ehrenamtliche in der Sozialen Arbeit – zwischen Kooperation und Konkurrenz


Hausarbeit, 2012

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptberufliche und Ehrenamtliche aus historischer Perspektive

3. Zum Verhältnis zwischen hauptberuflich und freiwillig Tätigen
3.1 Unterschiede und Konfliktfelder

4. Kooperationsformen von Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Ehrenamt hat Konjunktur“, schrieb Hans Thiersch bereits 1988. Und was die Entwicklung des sozialen Ehrenamtes angeht sollte er Recht behalten. Ehrenamtliche Sozialarbeit hat Konjunktur im Kontext neuer Sparprogramme, im Kontext von Ökonomisierung und Verbetriebswirtschaftlichung sozialer Dienstleistungen (vgl. Thiersch, 1988, S. 9).

Umso mehr drängt sich die Frage nach dem Verhältnis von Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen in der Sozialen Arbeit auf. Was einander ergänzen könnte unterliegt nicht selten dem Konkurrenzgedanken.

Die Grundlage für dieses Konfliktfeld ist die Tatsache, dass im Nonprofit-Sektor traditionell ein hoher Anteil Ehrenamtlicher tätig ist. Vertreter der freien Wohlfahrtspflege betonen immer wieder den hohen Stellenwert ehrenamtlicher Tätigkeit und halten dazu an, ehrenamtliches Mitarbeit innerhalb der Bevölkerung zu aktivieren.

Ehrenamt ist in der heutigen Zeit aber vor allem aus politischer Sicht interessant. Einsparungen im Bereich des Sozialen haben für viele Organisationen zu einer finanziell prekären Situation geführt. Im Rahmen der zunehmenden Ökonomisierung Sozialer Arbeit müssen Träger sozialer Dienstleistungen wirtschaftlicher Haushalten. Besonders im Bereich der Personalkosten, welche 80% der Gesamtausgaben sozialer Träger ausmachen, kommt es zu Einsparungen. Als kostengünstige Alternative wird hier nicht selten ehrenamtliches Engagement gesehen (vgl. Höflacher, 1999, S. 51).

Andererseits wird immer häufiger darauf hingewiesen, dass zunehmende Verberuflichung und Professionalisierung zu einem Rückgang der Freiwilligenarbeit führt (vgl. Höflacher, 1999, S. 52).

Auf das Verhältnis von Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen, Konkurrenz und Kooperationsformen soll im folgenden näher eingegangen werden

2. Hauptberufliche und Ehrenamtliche aus historischer Perspektive

Das Verhältnis von Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen in der Sozialen Arbeit ist von wechselseitigen Vorurteilen geprägt. Diese Vorurteile sowie die Nähe der Ehrenamtlichen haben ihren Ursprung in der Professionsgeschichte Sozialer Arbeit.

Die professionelle Soziale Arbeit ist aus der bürgerlichen Frauenbewegung und dem Ehrenamt entstanden. Seit das Helfen ab Beginn der 1920er Jahre zum Beruf wurde und sich in den 70er Jahren zunehmend professionalisierte, durchlief die Soziale Arbeit eine maßgebliche Veränderung. Sie wurde akademisiert, ausdifferenziert und ökonimisiert und erfuhr Aufwertung. Mit dieser Entwicklung grenzte sie sich jedoch zunehmend vom Ehrenamt ab. Dieses konnte bei der Professionalisierung und und marktwirtschaftlich geprägten Entwicklung nicht mithalten (vgl. Seibert, 1996, S. 28).

Ferner führt dies nicht nur zu einer Abgrenzung vom Ehrenamt, sondern zu ganz neuen Konfliktfeldern. Das Ehrenamt wird als Gefährdung des Qualitätsstandards sozialer Tätigkeiten gesehen. Dadurch entstehen Vorbehalte von Hauptberuflichen gegenüber freiwillig Tätigen und eine höher werdende Eintrittsschwelle in Verbände und Einrichtungen. Aber auch auf Seiten der Ehrenamtlichen wird Kritik über die zunehmend bürokratischen Abläufe in sozialen Verbänden laut. Ehrenamtliche engagierten sich daher ab Mitte der 70er Jahre parallel zur hauptberuflichen Sozialarbeit in Bürgerinitiativen, Selbsthilfe- und Frauenverbänden. In diesen neuen Strukturen engagierten sich eine Vielzahl Ehrenamtlicher, während ihre Mitarbeit in den freien Trägern stetig nachließ.

Die Professionalisierung und fachliche Institutionalisierung der Sozialen Arbeit in den 70er und 80er Jahren führte zu einer „Entöffentlichung“. Soziale Arbeit ist zu einer staatlich reglementierten Leistung geworden. Die Öffentlichkeit fühlt sich für die Klienten dieser Arbeit nicht mehr zuständig. Neben Bemühungen die Soziale Arbeit wieder stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu holen, zeigen sich Initiativen das bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Insbesondere im Rahmen neuer Sparprogramme gerät das Ehrenamt in den Fokus des politischen Interesses.

Für die Soziale Arbeit birgt das Ehrenamt jedoch Risiken. Es tun sich Konflikte und Spannungsfelder auf. Da ehrenamtliche Tätigkeit keine berufliche Ausbildung bedarf und nun im Fokus von Politik stärkeres freiwilliges Engagement gefordert wird, werden Bedenken laut ob dies die gesellschaftliche Anerkennung der Sozialen Arbeit als eigenständiger und ernstzunehmender akademischer Beruf trübt.

Auch wenn die Entwicklung der Sozialen Arbeit als Profession emanzipiert und erfolgreich erscheint, kann sie sich nicht vollends von ihrer Herkunft im Ehrenamt lösen und muss mit den Ehrenamtlichen zumindest kooperieren (vgl. Steinbacher, 2004, S. 124-125).

3. Zum Verhältnis zwischen hauptberuflich und freiwillig Tätigen

Für Hauptberufliche SozialarbeiterInnen/SozialpädagogInnen eröffnet sich neben dem Arbeitsauftrag ehrenamtliche Mitarbeiter zu fördern und zu begleiten ein Spannungsfeld. Nämlich die Verortung des eigenen professionellen Handels im Verhältnis und insbesondere in Abgrenzung zum Handeln der Ehrenamtlichen. Hier tut sich die Frage der eigenen Berufsidentität auf (vgl. Steinbacher, 2004, S. 119). Der kurze Einblick in die historische Entwicklung von Ehrenamt und Sozialer Arbeit stellt den hauptberuflichen Sozialarbeiter vor ein grundsätzliches Legitimationsproblem. Wenn sich seine Profession nicht nur aus dem Ehrenamt entwickelte, sondern dieses immer noch besteht, stellt sich die Frage wozu es einer spezifischen Ausbildung bedarf, wenn in dem Bereich des Sozialen früher Laien tätig waren und noch heute tätig sind (vgl. Tiersch, 2002, S. 192). Wie kann die Soziale Arbeit als Erwerbstätigkeit Anerkennung finden, wenn sie auch ehrenamtlich und somit unbezahlt geleistet wird? Insbesondere dort wo die Leistung des Ehrenamtlichen bevorzugt wird, ist das Verhältnis zwischen hauptberuflichen und freiwillig Tätigen angespannt. Nicht selten wird argumentiert, dass die Förderung der „Laienarbeit“ zu einer Entwertung des Professionalismus führe und somit dem Ansehen der Sozialen Arbeit und des Sozialarbeiters schade (vgl. Höflacher, 1999, S. 61).

Auf der anderen Seite hat die Parallelität von bezahlter und unentgeltlicher Arbeit auch eine Einfluss auf den Ehrenamtlichen. Vielfach wird angemerkt, das Sinn und Selbstverständnis der ehrenamtlichen Arbeit verloren gehen, wenn diese auch als bezahlte Arbeit erbracht wird (vgl. Öhlschläger, 1995, S. 100).

Ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter in der Sozialen Arbeit koexistieren nicht nur, sondern befinden sich in einer wechselseitigen Beziehung die Problemfelder aufwirft. Ihre Unterschiede und die sich daraus ergebenen Konflikte gilt es näher zu betrachten.

3.1 Unterschiede und Konfliktfelder

Der wohl deutlichste Unterschied zwischen hauptberuflichen und ehrenamtlichen in der Sozialen Arbeit liegt darin, dass der Ehrenamtliche für seine Arbeit keinen Lohn, sondern höchstens eine Aufwandsentschädigung erhält. Dies hat wesentliche Auswirkungen auf strukturellem, sozialem und psychologischem Gebiet (vgl. Steinbacher, 2004, S. 128). Der Unterschied zwischen Freiwilligenarbeit und bezahlter Lohnarbeit zeigt sich insbesondere in Aufbau, Erwartungen und Motivation (vgl. Nörber, 2001, S. 12). Der Ehrenamtliche ist vorwiegend am Arbeitsinhalt und Arbeitsergebnis interessiert, seine Motive sind also intrinsisch. Seine Arbeit stellt einerseits einen altruistischen Akt seitens des Ehrenamtlichen dar, der dem Klienten ohne Gegenleistung hilft. Andererseits bedeutet die intrinsische Motivation, dass die Tätigkeit um ihrer selbst willen ausgeübt wird. Sie verschafft dem Ehrenamtlichen einen emotionalen Gewinn, wie beispielsweise Freude am Arbeitsinhalt (vgl. Höflacher, 1999, S. 59).

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Hauptberufliche und Ehrenamtliche in der Sozialen Arbeit – zwischen Kooperation und Konkurrenz
Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V197875
ISBN (eBook)
9783656241065
ISBN (Buch)
9783656243984
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ehrenamtliche, Hauptberufliche, Soziale Arbeit
Arbeit zitieren
Britt Fender (Autor:in), 2012, Hauptberufliche und Ehrenamtliche in der Sozialen Arbeit – zwischen Kooperation und Konkurrenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197875

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