Kurzhausarbeit zu Enites Redeverhalten bei Hartmann
Florian Enders
„herre min, daz sol wesen“
Vom Redeverhalten der Enite in Hartmanns von Aue Erec
,,'[...]Ich will Euch als Knecht auf dieser Fahrt nicht entbehren.' 'Herr das soll geschehen', sagte die Gute, denn es verdroß sie nicht.“[1] dieser kurze Abschnitt, im Kontext der Bestrafung Enites für ihre erste Verletzung des Redeverbotes, bietet dem Leser einen bemerkenswerten Einblick in das Wesen der weiblichen Protagonistin. Grob und mit fließenden Übergängen lässt sich die Figurenentwicklung der Enite an drei bedeutenden Aspekten verfolgen: Ihr (soziales) Selbstverständnis, Erecs Verhalten ihr gegenüber, sowie die Beeinflussung beider Aspekte durch externe Faktoren. Das einführende Zitat bedient hierbei vor allem den ersten Punkt, handelt es sich doch bei Enite um die Tochter eines verarmten Adligen und, was vielleicht noch schwerer wiegt, um eine „tugendhafte“ Frau. Tugendhaft soll hierbei als synonym zum literarischen Idealbild der mittelalterlichen Frau verstanden werden. Unklar bleibt im vorliegenden Falljedoch, ob es die Tochter des verarmten Adligen ist, die der Gedanke an die Arbeit eines Knechts nicht abschreckt oder das devote Ehefrauenideal, das ihr Gehorsam abverlangt. Diese Frage bleibt auch in den nachfolgenden Versen ungelöst: Erklärt Hartmann hier einerseits, dass Enite unter dieser „ungewohnten Arbeit“ litt, relativiert die Aussage, „Wie es einer Frau geziemt“[2] ihr Leid wieder; leidet sie wirklich, oder ist ihr oberflächliches Empfinden lediglich ihrer Tugendhaftigkeit geschuldet?
Einen besseren Zugang bietet möglicherweise eine Untersuchung von Enites Redeverhalten im Laufe des Romans, hierbei lassen sich schon bei stichprobenhafter Betrachtung bedeutende Wandlungen beobachten. Während es sich bei Enite zu Anfang nur um stummen Zierrat handelt, greift sie schon bei der ersten Aventiure, sogar trotz Redeverbot, mit ihrer ausgesprochenen Warnung vor den Räubern schwerwiegend in die Handlung ein. Gemäß Bumke sind die Umstände bei Chrétien de Troyes anders geartet, während Hartmanns Erec ohne Enites Warnung den Räubern unterlegen gewesen wäre, täuschte Chrétiens Erec nur vor, die Räuber nicht gesehen zu haben, um Enite zum Reden zu provozieren.[3] Parallel zu dieser Entwicklung steigt auch der Redeanteil Enites in der inneren Rede beziehungsweise dem ausgesprochenen inneren Monolog.
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[1] Hartmanns Erec 3275-3279
[2] HartmannsErec 3280-3281
Häufig gestellte Fragen zu Florian Enders' „herre min, daz sol wesen“: Vom Redeverhalten der Enite in Hartmanns von Aue Erec
Was ist das Hauptthema des Textes?
Der Text analysiert die Entwicklung der Figur Enite in Hartmanns von Aue Erec, insbesondere ihr Redeverhalten und wie es sich im Laufe der Geschichte wandelt. Dabei werden drei Aspekte betrachtet: Enites (soziales) Selbstverständnis, Erecs Verhalten ihr gegenüber und der Einfluss externer Faktoren auf beide.
Worauf konzentriert sich das einleitende Zitat?
Das einleitende Zitat (Hartmanns Erec 3275-3279) konzentriert sich auf Enites Selbstverständnis und die Frage, ob ihr Gehorsam dem Idealbild der mittelalterlichen Frau oder ihrer verarmten adligen Herkunft geschuldet ist.
Wie verändert sich Enites Redeverhalten im Laufe des Romans?
Zu Beginn des Romans wird Enite als stummer Zierrat dargestellt. Sie greift aber bereits bei der ersten Aventiure, trotz Redeverbot, durch ihre Warnung vor den Räubern in die Handlung ein. Ihr Redeanteil, sowohl in der inneren Rede als auch im ausgesprochenen Monolog, nimmt im Verlauf der Geschichte zu.
Was wird über die Unterschiede zwischen Hartmanns Erec und Chrétien de Troyes' Versionen gesagt?
Laut Bumke besteht ein Unterschied zwischen Hartmanns Erec und Chrétien de Troyes' Versionen der Geschichte. In Hartmanns Version wäre Erec ohne Enites Warnung den Räubern unterlegen gewesen, während Erec in Chrétiens Version nur vorgab, die Räuber nicht gesehen zu haben, um Enite zum Reden zu provozieren.
Welche Verse werden im Text zitiert?
Die Verse 3275-3279 und 3280-3281 aus Hartmanns Erec werden im Text zitiert.
Wer ist Joachim Bumke und welche seiner Arbeiten wird im Text erwähnt?
Joachim Bumke ist ein Experte auf dem Gebiet der Mediävistik. Im Text wird sein Werk "Der Erec des Hartmanns von Aue. Eine Einführung" erwähnt.
- Quote paper
- Florian Enders (Author), 2011, "herre min, daz sol wesen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197936