Kurzhausarbeit zum Verhalten Laudines in Hartmanns Iwein
Florian Enders 11.10.2012
„ ein rehtiu s ü en æ rinne “
Warum heiratet Laudine den Mörder ihres Mannes? Ein Antwortversuch.
„nu erteilet mir (ir sît ein wîp),
swâ zwêne vehten umbe den lîp, weder tiurre sî der dâ gesige od der dâ sigelôs gelige.' 'der dâ gesiget, sô wæn ich.' 'vrouwe es ist niht nur wænlich: wan ez ist gar diu wârheit.“1
Mit dieser Argumentation gibt Lunette den Anstoß für Laudines Entscheidung sich in den Bezwinger ihres Mannes zu verlieben. Die Auswahl der Termini „Entscheidung“, „Bezwinger“ und „verlieben“ geschah hier keinesfalls willkürlich, vielmehr wird der Notwendigkeit genüge getan, den ambivalenten Entscheidungsprozess den Hartmann für Laudine konstruiert hat angemessen zu betonen. Ignoriert man jedoch Vers 1971 bis 2116 und blendet Laudines inneren Konflikt und Hartmanns versuchten Einblick in die Königinnenpsyche aus, wird aus Entscheidung natürlich Zwang, der Bezwinger wird zum Mörder und die Liebe muss vom Zweck, vielleicht sogar von der Angst um die eigene Herrschaft und der Gier nach mehr Macht ersetzt werden. Hartmann möchte also offensichtlich klar herausstellen, dass Laudine nicht aus niederen Motiven handelt, zwar spielt der Schutz der Quelle eine Rolle, eine Hochzeit ohne Liebe lässt er jedoch nicht zu.
Selbstverständlich ist diese Deutung nicht unanfechtbar: so greift Mertens schon Cramers2 Übersetzung von minne als Liebe an. Auf der Idee aufbauend, minne sei als „vergebende Liebe“ also als Gnade oder an anderer Stelle auch als Freundschaft, Nächstenliebe oder auch nur wohlwollende Gesinnung zu lesen, interpretiert er Laudines Entscheidungsprozess als rationale Überlegung, bestreitet also, dass Laudines Entschluss bei Hartmann von Emotionen getragen wird.3 Dieser punktuelle Angriff auf Cramers Übersetzung ist als Argumentationsbasis jedoch sehr instabil.
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1 Hartmanns Iwein 1955 - 1962.
2 Cramer, Thomas (Übers.): Hartmann von Aue, Iwein. Text und Übersetzung; Berlin, New York 2001.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text?
Der Text ist ein akademischer Aufsatz von Florian Enders mit dem Titel „ ein rehtiu s ü en æ rinne “, der sich mit der Frage beschäftigt, warum Laudine in Hartmanns von Aues "Iwein" den Mörder ihres Mannes heiratet. Es ist ein Antwortversuch, der verschiedene Interpretationen dieses komplexen Motivs beleuchtet.
Welche Argumente werden in Bezug auf Laudines Entscheidung angeführt?
Der Text diskutiert, ob Laudines Entscheidung, Iwein zu heiraten, eine rationale Überlegung, ein Zwang, oder vielmehr ein Akt der Liebe ist. Es wird darauf hingewiesen, dass Hartmann von Aue Laudine nicht aus niederen Motiven handeln lässt, sondern den Schutz der Quelle und letztlich auch die Liebe als wichtige Faktoren darstellt. Lunettes Argumentation spielt eine entscheidende Rolle für Laudines Entscheidung.
Welche anderen Interpretationen werden erwähnt?
Der Text erwähnt die Kritik von Mertens an Cramers Übersetzung von minne. Mertens interpretiert minne als "vergebende Liebe", Gnade oder Freundschaft, was Laudines Entscheidungsprozess als rationale Überlegung erscheinen lässt und Emotionen als Antriebskraft in Hartmanns Darstellung bestreitet.
Welche Quellen werden im Text zitiert?
Der Text zitiert Hartmanns "Iwein" (Verse 1955-1962), Cramers Übersetzung von Hartmann von Aues "Iwein" (Berlin, New York 2001) und Volker Mertens' "Laudine. Soziale Problematik im Iwein Hartmanns von Aue" (Berlin 1978).
Was ist die Hauptaussage des Textes?
Die Hauptaussage ist, dass Laudines Heirat mit Iwein ein komplexer Akt ist, der nicht einfach auf Zwang oder niedere Motive reduziert werden kann. Hartmann von Aue stellt Laudine als eine Figur dar, deren Entscheidung von Liebe, Schutz der Quelle und anderen Faktoren beeinflusst wird.
- Arbeit zitieren
- Florian Enders (Autor:in), 2012, "ein rehtiu süenærinne" - Warum heiratet Laudine den Mörder ihres Mannes? Ein Antwortversuch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197937