In Deutschland der 20er Jahre vollzog sich nach dem 1. Weltkrieg ein tiefgreifender
Wandel in der Tanzkultur: in unaufhaltsamer Wechselfolge wurden neue Tänze
entwickelt, verändert und wieder fallengelassen. Die traditionellen Tänze des
ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts verschwanden fast vollständig.
Statt Walzer und Polka erlebten in diesen Jahren neue Tänze, insbesondere Tänze
afroamerikanischen Ursprungs einen Aufschwung in Deutschland.
Die in den 20er Jahren mit Begeisterung getanzten Onestep, Foxtrott, Shimmy und
Charleston revolutionierten das Tanzgeschehen in Deutschland durch ihre neuen
Grundtechniken für kurze Zeit ganz erheblich. Diese Tänze sowie Tango, Boston,
Blues, Jazz, Rag, Turkey Trot, Black Bottom, und wie sie alle hießen, waren als
Modetänze ein Spiegelbild der jeweiligen Gesellschaftsformen.
Es ist offensichtlich, dass die Tanzkultur mit der Entwicklung des Staates und
Gesellschaft herbeigeht. Die Tanzkultur ist Ausdruck und Bestandteil einer sich
wandelnden Gesellschaft. Deswegen kann man behaupten, dass die politischen,
ökonomischen und kulturellen Veränderungen die Tanzkultur der 20er Jahre auf
vielfältige Weise einwirkten. Die Frage nach dem konkreten Inhalt der Tänze
ermöglicht auf solche Weise eine Annäherung an die deutsche Gesellschaft der 20er
Jahre.
Die Jahre zwischen dem Ende des I. Weltkrieges und der Machtübernahme durch die
Nationalsozialisten werden gerne als „die goldenen Zwanzigerjahre“ bezeichnet.
Andererseits ist man sich der Kriegsfolgen, Inflation, Massenarbeitslosigkeit und
Weltwirtschaftskrise bewusst. [...]
1 Fallada, Hans: Wolf unter Wölfen. Hamburg: Rowohlt, 1975
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozialgeschichtliche Aspekte des Wandels der Tanzkultur in den 20er Jahren
- Entwicklung der Vergnügungsindustrie und Massenunterhaltung
- Amerikanisierung der deutschen Tanzkultur
- Die Bedeutung der neuen gesellschaftlichen Stellung der Frauen in der Tanzkultur der 20er Jahre
- Analyse der modernen Gesellschaftstänze am Beispiel von Charleston
- Aufkommen des neuen Jazz Dances in Deutschland
- Grundtechniken von Charleston
- Kritik und Tanzverbote
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Wandel der deutschen Tanzkultur in den 1920er Jahren am Beispiel des Charlestons. Sie beleuchtet die sozipolitischen, sozioökonomischen und soziokulturellen Faktoren, die den Aufstieg neuer Tänze in dieser Zeit ermöglichten.
- Einfluss der Vergnügungsindustrie und Massenunterhaltung auf die Tanzkultur
- Amerikanisierung der deutschen Tanzkultur durch neue Tänze und Musikstile
- Die Rolle der Frauen in der Tanzkultur der 1920er Jahre
- Analyse der Grundtechniken und gesellschaftlichen Bedeutung des Charlestons
- Kritik und Popularität neuer Tänze in der deutschen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den gesellschaftlichen Kontext der 1920er Jahre, in dem die Tanzkultur einen Wandel erlebte. Es thematisiert die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs, die politische Instabilität der Weimarer Republik und die Entwicklung neuer Formen der Unterhaltung.
Kapitel Zwei untersucht die soziokulturellen Faktoren, die den Wandel der Tanzkultur in den 1920er Jahren prägten. Es analysiert die Entwicklung der Vergnügungsindustrie, den Einfluss amerikanischer Kultur auf Deutschland und die veränderte Rolle der Frauen in der Gesellschaft.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Charleston als Beispiel für die neuen Gesellschaftstänze. Es beleuchtet die Grundtechniken des Tanzes, seine Bedeutung in der damaligen Gesellschaft und die Kritik, der er ausgesetzt war.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Tanzkultur, Vergnügungsindustrie, Amerikanisierung, Frauenrolle, Charleston, Jazz Dance, Weimarer Republik, soziokulturelle Veränderungen, Gesellschaftstanz und Kritik an neuen Tanzformen.
- Quote paper
- Elvira Nafikova (Author), 2003, Der Wandel der deutschen Tanzkultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19795