Die Sektion der Seele

Von der filmischen Rezeption von Frankensteins Unhold im 20. Jahrhundert


Hausarbeit, 2010

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Frankenstein oder der moderne Prometheus

Erzähltextanalyse

Der Unhold

Frankensteinverfilmungen

Frankenstein - The Man who made a Monster (1931)

Mary Shelley's Frankenstein (1994)

Fazit

Quellen

Die Sektion der Seele

von der filmischen Rezeption von Frankensteins Unhold im 20. Jahrhundert

"Du hast mir Kraft und Gefühle gegeben, aber ich weiss nicht wie man damit umgeht. Nun sind zwei Menschen tot... unseretwegen."[1] Dieses Zitat enstammt dem Film „Mary Shelley's Frankenstein“ von 1994. Es handelt sich hierbei um eine der jüngeren Verfilmungen des Frankenstein Stoffs und nimmt für sich eine besondere Nähe zur Romanvorlage in Anspruch. Eine Intention die sie in besonderem Maße von den meisten vorangegangen filmischen Bearbeitungen von Mary Shelleys Roman abheben dürfte, wurden diese doch größtenteils von der ersten Tonfilmadaption „Frankenstein - The Man Who Made a Monster“[2] von 1931 beeinflusst, die ihrerseits bereits stark von der Vorlage abwich.

Die Geschichte der filmischen Rezeption des Frankenstein Motivs beginnt bereits 1910[3] mit der ersten Stummverfilmung des Romans, die dem heutigen Betrachter nicht nur aufgrund der zeitbedingten archaischen Umsetzung seltsam anmuten dürfte. Schon diese erste Verfilmung löst sich früh und sehr deutlich von der Vorlage. Dass die Kreatur in einem Kochtopf entsteht ist hierbei weit weniger befremdlich, als die Idee, dass „das Böse“ in Victor Frankenstein, seine Idee Leben zu schaffen soweit pervertiert hätte, dass er ein Monster schuf oder sein Werk durch „die Macht der Liebe“ am Ende des Films in einem Spiegel verschwindet. Offenbar gelangte man früh zur Erkenntnis, dass Mary Shelleys Werk zwar sehr gut verwertbare Grundlagen bietet, in Form des künstlichen Menschen, des „verrückten“ Wissenschaftlers, andererseits die Aussage und Rahmenhandlung nicht für den filmischen Massenmarkt geeignet ist, möglicherweise auch zu komplex scheint um sie auf der Leinwand adäquat wiederzugeben. Bestätigt könnte man dies beispielsweise im verhaltenen Erfolg der relativ buchnahen Verfilmung von 1994 sehen.

In vorliegender Arbeit soll die filmische Rezeption des Unholds untersucht werden. In wie weit gestand man Frankensteins Kreatur ihre Intelligenz und die Komplexität ihres Wesens auch im Film zu? In der Regel neigte man dazu den Unhold, der sich mittlerweile so weit von seinem Schöpfer und der Romanvorlage per se gelöst hatte, dass der Name Frankenstein zunehmend zu einem Synonym für dessen Kreatur wurde, in eine Reihe mit Wesen wie Godzilla oder King Kong zu stellen und damit seine Rolle als Inbegriff übersteigerter Sucht nach Erkenntnis und pervertiertem Wissensdurst, den Konventionen des Monster-Horror-genres zu opfern. Aber gab es auch Ausnahmen? Wurden möglicherweise sogar Kernaussagen von Shelleys Werk anderweitig herausgestellt, gar verstärkt? Diese Fragen zu beantworten hat sich diese Arbeit zum Ziel gemacht, anhand ausgewählter Beispiele, die im Idealfall zugleich exemplarisch für die Evolutionstufen des Monsterfilmgenres stehen, soll nach einem kurzen Handlungsabriss des Romans samt Erzähltextanalyse, die (Weiter-)Entwicklung der Kreatur im Film betrachtet werden.

Basieren wird diese Arbeit überwiegend auf Rohdaten und deren Interpretation, bei einer umfangreichen Filmanalyse eines bislang nur mäßig ernstgenommenen Subgenres erscheint Quellennahe Arbeit nicht nur aufgrund der bedauerlicherweise dürftigen Verfügbarkeit von Sekundärliteratur naheliegend.

Die kritische Literaturlage macht auch die Zusammenfassung des Forschungsstandes zu diesem Thema weitgehend obsolet, da hier zwar nicht unbedingt Neuland betreten wird, wohl aber bislang kaum Versuche einer vertikalen Untersuchung von Frankensteinverfilmungen unternommen wurden.

Frankenstein oder der moderne Prometheus[4]

Mary Shelleys Roman erzählt, nicht wie die Mehrzahl der Filme einfach nur von einem verrückten Wissenschaftler, der im Wahn ein mörderisches Wesen schafft.

Vielmehr möchte er offenbar eine Warnung sein, Moral und Mäßigung nicht der Wissenschaft zu opfern, die Wissenschaft selbst nicht losgelöst von Ethik und Verstand zum reinen Erkenntnisgewinn über Grenzen hinweg in gefährliche Extreme zu treiben. Die Rahmenhandlung des Romans erzählt die Geschichte des Robert, Walton der zu Schiff versucht den Nordpol zu erreichen. In Form von Briefen, die Robert Walton an seine Schwester schreibt erfährt der Leser, dass sein Schiff auf dem Weg zum Nordpol von Packeis umschlossen wird und er seinem Ziel dadurch vorerst nicht näher kommen kann. Während man darauf wartet, dass sich das Eis zurückzieht, beobachtet die Mannschaft einen auffallend großen Mann der auf einem Hundeschlitten in Richtung Norden fährt, am darauffolgenden Tag kommt ein weiterer, kleinerer Mann vorbei, der von ihnen, dem Tode nahe an Bord genommen und gepflegt wird. Dieser Mann stellt sich als Viktor Frankenstein vor. Nachdem Frankenstein genesen war und in langen Gespräche mit Walton von dessen Plänen und Gier nach deren Erfüllung erfährt, fühlt Frankenstein sich an sein eigenes Schicksal erinnert und erzählt Walton zur Warnung seine Geschichte. Schon an dieser Stelle wird der Grundgedanke des Werkes, die Gefahren ungezügelter Wissenschaft aufzuzeigen, deutlich:

[5],,Ihr mögt, Captain Walton, leichtlich wahrgenommen haben, dass mir großes Unglück widerfahren ist, welches nicht seinesgleichen hat. Und ich bin eigentlich enschlossen gewesen, die Erinnerung an all das Übel mit mir begraben zu lassen. Ihr aber habt mich dazu gebracht, meinen Entschluss umzustoßen.

Ihr sucht ja ebenso wie einstmals ich nach Erkenntnis und nach Weisheit und ich hoffe mit brennendem Herzen, dass die Erfüllung Eurer Wünsche sich nicht zu Schlange wandeln möge, welche nach Uerer Ferse stickt, wie's mir geschehen ist. Zwar weiß ich nicht ob die Geschichte meines Unheils Euch von Nutzen sein wird, indes, wenn ich mir vor Augen führe, dass Ihr den nämlichen Kurs steuert, Euch den nämlichen Gefahren aussetzt, welche mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin, so will's mich bedünken, dass Ihr aus meiner Erzählung schon die entsprechende Lehre ziehen könnten - eine Lehre, die Euch, im Falle Ihr erfolgreich seid, als ein Leitstern voranleuchten mag, im Falle des Misserfolgs aber ein rechter Trost sein kann. So macht euch denn gefasst von Begebenheiten zu hören, welche man in den Bereich des wunderbaren verweist. Befänden wir uns in gemäßigteren Breiten, so würd ich vielleicht fürchten auf Unglauben zu stoßen. In diesen ungebärdigen und geheimnisvollen Regionen aber scheint so manches möglich, was das Lachen jener herausfordem würde, die da unvertraut sind mit den stets wandelbaren Kräften der Natur. Doch zweiflich ich nicht, dass meine Erzähltung, je weiter sie fortschreitet, Euch die innere Wahrhaftigkeit jener Ereignisse, aus denen sie besteht, vor Augen führen wird.“

Die Geschichte um Viktor Frankenstein und seinen künstlichen Menschen ist also lediglich die Warnung die Viktor Frankenstein, Walton, und Mary Shelley, der gesammten Wissenschaft ans Herz legen wollen.

Während die Rahmenhandlung in Briefen erzählt wurde, verliert sich zusammen mit dem Perspektivenwechsel von Walton zu Frankenstein auch der Briefromanstil, die Ich-Form bleibtjedoch erhalten.[6]

[...]


[1] ’Mary Shelley's Frankenstein; UK, Japan, USA 1994

[2] Frankenstein. The Man who made a Monster; USA 1931

[3] Frankenstein; USA 1910

[4] Shelley, Mary: Frankenstein oder der neue Prometheus; Köln 2009

[5] Shelley 2009, S. 29.

[6] Shelley 2009, S. 31.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Sektion der Seele
Untertitel
Von der filmischen Rezeption von Frankensteins Unhold im 20. Jahrhundert
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Expeditionsliteratur
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V197954
ISBN (eBook)
9783656373131
ISBN (Buch)
9783656373261
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frankenstein, Literaturgeschichte, Expeditionsliteratur
Arbeit zitieren
BA Florian Enders (Autor:in), 2010, Die Sektion der Seele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197954

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