Die Bedeutung Venedigs für die Familie Fugger


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

25 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Aufstieg der Fugger
2.1. Die Familie Fugger
2.2. Das Unternehmen Fugger

3. Venedig
3.1. Der Handelsplatz Venedig
3.2. Die Fugger in Venedig
3.2.1. Importe
3.2.2. Exporte

4. Die Geldgeschäfte der Fugger
4.1. Das Wechselgeschäft
4.2. Das Darlehensgeschäft

5. Der Niedergang der Fugger und Venedigs

6. Fazit

Quellen- und Literaturangaben

Quellenangaben

Literaturangaben

1. Einleitung

Der Handel erlebte im 13. Jahrhundert einen großen Aufschwung. Neben dem starken Bevölkerungsanstieg trugen besonders das Aufkommen des Geldhandels und die immer umfangreicheren internationalen Handelsbeziehungen hierzu bei. Neben dem Haus der Welser entwickelte sich besonders die Familie Fugger zum bedeutendsten deutschen Handelshaus und wird zum führenden Wirtschaftsunternehmen Europas. Nicht selten werden sie heutzutage auch als der erste multinationale Konzern der Weltgeschichte bezeichnet. Dieser neuzeitliche Begriff ist keinesfalls übertrieben, wenn man sich die Menge, sowie die Orte der Außenposten ihrer Faktorei auf ihrem Höhepunkt unter Anton Fugger ansieht. Bei einer solchen Aufstellung steht Venedig häufig an erster Stelle, noch vor Antwerpen, das für den Seehandel von großer Bedeutung war. Doch inwiefern trug Venedig zum Aufstieg der Augsburger Kaufmannsfamilie bei? War es wirklich von so großer Bedeutung für die Fugger und wenn ja, warum und in welcher Hinsicht? Auf diese Fragen soll diese Arbeit Antworten geben. Hierfür werde ich zunächst die Familie und das Handelshaus Fugger, sowie den Handelsplatz Venedig näher betrachten. Es folgt eine Analyse der Handels- und Geldgeschäfte der Fugger. Abschließend setze ich die deutsche Handelsfamilie und die oberitalienische Stadt in Beziehung zueinander und versuche Antworten auf die genannten Fragen zu finden.

Die Forschung hat sich in den letzten Jahren von diesem Thema zurückgezogen, was vermutlich auch mit dem Mangel an Quellen zusammenhängt. Die Bedeutung der Familie Fugger für den deutschen Handel im Mittelalter ist in der Forschungsliteratur unbestritten. Bereits 1896 nannte Richard Ehrenberg sein Buch Das Zeitalter der Fugger. Dieser Titel lässt erahnen, welche Rolle die Fugger im Handels- und Geldverkehr des 15. und 16. Jahrhundert gespielt haben müssen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erschien regelmäßig neue Literatur zum Hause Fugger, besonders Götz von Pölnitz tat sich hier als Kenner hervor. Da die Geschäftsbücher der Fugger nicht mehr existieren, beruft sich die Forschung in der Regel auf die Musterbuchhaltung des Matthäus Schwarz. Der Fuggersche Hauptbuchhalter Matthäus Schwarz schrieb 1518 das erste Lehrbuch über die doppelte Buchführung in deutscher Sprache, welches 1550 ergänzt wurde.[1] Dieses liegt Alfred Weitnauers Studie aus dem Jahr 1931 über den Venezianischen Handel der Fugger zugrunde. In Vertragsangelegenheiten dienen besonders der Fondaco dei Tedeschi von Henry Simonsfeld sowie Jakob Fugger der Reiche von Max Jansen als Quelle.

2. Der Aufstieg der Fugger

2.1. Die Familie Fugger

Anders als die Welser und Herwarts lebten die Fugger nicht seit jeher in Augsburg, vielmehr zog Hans Fugger erst im Jahre 1367 von seinem schwäbischen Heimatort Graben nach Augsburg, um dort dem Weberhandwerk nachzugehen.[2] Er gilt als Stammvater der berühmten Kaufmannsfamilie. Während sein Sohn Andreas das Erbe noch würdevoll fortsetzte und in die höchsten kaufmännischen Kreise aufstieg, wurde das inzwischen reich gewordene Elternhaus dessen Söhnen Lukas, Jakob und Hans zum Verhängnis. Im Jahr 1452 erhielt Jakob das erste Familienwappen, ein goldenes Reh im blauen Felde, von Kaiser Friedrich III. verliehen und wurde so der Begründer der Linie Fugger vom Reh.[3] Doch nur wenige Jahre später ruinierten die Brüder durch unvorsichtige Kreditvergabe und eine kostspielige Lebensweise das Erbe. Beim Tod Lukas Fuggers im Jahr 1494 war der Schuldenberg bereits größer als das Vermögen.[4] Die weiteren Nachkommen dieser Linie arbeiteten unauffällig als Handwerker oder standen in Diensten ihrer berühmteren Vettern.[5] Häufig wird auch Andreas’ jüngerer Bruder Jakob als Hauptgründer der Fugger genannt. Dieser ist der Ahnherr der berühmten Linie von der Gilgen (Lilie). Er war es auch, der erstmals von Augsburg über Mittenwald nach Venedig zog. Nach seinem Tod führten zunächst seine Söhne Ulrich, Georg und Peter die Geschäfte fort.[6] Auf Anweisung der Mutter, vermutlich ein spätes Vermächtnis des Vaters, verließen die drei Augsburg, um im Ausland „Erfahrungen [zu] sammeln und neue Tricks und Praktiken des Geschäftslebens kennen[zu]lernen.“[7] Nachdem vier seiner Brüder früh verstarben, wurde der jüngste Sohn Jakob, für den ursprünglich eine geistliche Laufbahn vorgesehen war, aus dem Kloster zurückgerufen, um in das elterliche Geschäft einzusteigen.[8] [9] Dies macht deutlich, wie stark die Familienbande bei den Fuggern war, was auch im ersten Gesellschaftsvertrag der Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger aus dem Jahre 1494 deutlich wird.

Wir Ulrich, Jeorg und Jacob die Fugker gebrudere bürgere zu Augspurg thun kunt allermeniclich mit diesem brief sambtlich und unser yeder sonnderlich für sich und sein erben und nachkomen. Nachdem wir in vergangen jaren here als bruder und gesellschaften einen gemainen bruderlichen handel und gesellschaft gewerbe und hantierung miteinander freuntlich und bruderlich gehabt und getriben haben und noch auf diesen tag miteinander haben und treyben, also bekennen wir hiermit, das wir uns freuntlich bruderlich und williclich mit einander vereinigt und vertragen haben, solchen bruderlichen handel und geselschaft hinfuro lenger miteinander zehaben und zutreyben in massen wie hernach volgt...

Das Handeln erlernte der junge Jakob im damals führenden Kaufhaus der Deutschen im Ausland, im Fondaco dei Tedeschi in Venedig.[10] Nach dem Tod des letzten verbliebenen Bruders Ulrich im Jahr 1510 führte Jakob das Unternehmen alleine weiter.

Ich Jacob Fugger bürger zue Augspurg bekenne mit disem brief und thun kund allermeniglich [...] sich dann nunmalen durch Schickung des Allmechtigen begehn hat, das bed mein lieb bruder selig nemlich Jorig den 14den tag des monets Martii im 1506ten und Ulrich auf den 19den tag des monets Aprilis im 1510 jar tods verschiden sein, [...] dem allen nach so hab ich mir, damit unser aller dreyer gebrueder vorangefangen hendel noch lenger in übung auch unser stam und namen in guetem wesen hinfuro beleiben und meiner brueder seligen sune derselben auch bericht werden mugen, inen auch zu fererm aufnemen für mich selbs den handel weiter aufzurichten und zu üben furgesetzt...[11]

Zwar nahm er seine Neffen Ulrich, Hironymus, Raymund und Anton in das Unternehmen auf, benannte es in Jakob Fugger und Gebrüder Söhne’ um, duldete jedoch keinerlei Einmischung der anderen Familienmitglieder.

... und die ernennten meiner zwayer brueder seligen sune nemlich Ulrichen und Jheronimen gebrueder weilandt meins brudern Ulrichen auch Raymunden und Antonium weiland meins brudern Jorigen seligen sune auf vleissig ansuchen und bit auch inen zu fererm aufnemen zu mir in meinen gemainen und den ungerischen handel von neuem an und aufgenomen, die ich dann also sechs jar lang die negsten nach datum ditz briefs in craft dieser verschreibung zu mir in meinen handel hiermit an und aufnim, doch kainer andern gestalt noch massen, dann wir hernach volgt [...] Darauf so sollen auch mich di ernennten vier mein vettern all samentlich und ein jegklicher insonderhayt für ain hauptherrn dises meines handels erkennen und halten, darzu mir solchs handels halber, was ich sy haiss inen schaff und zu thun bevelch, gewertig verphlicht auch getreu und gehorsam zu sein in allen dingen...[12]

Nachdem er seinen Alleinherrschaftsanspruch durchgesetzt hatte, verfolgte Jakob sein Ziel einer Handelsorganisation, die die ganze Welt umspannen sollte.[13] „Es sollte der erste[...] multinationale[...] Konzern der

Wirtschaftsgeschichte werden.“[14] Nach dem Tod des kinderlosen Jakob Fuggers im Jahr 1525 übernahmen, wie es Jakob Fugger in seinem Testament verfügt hatte, seine Neffen Raymund, Anton und Hieronimus die Leitung des Unternehmens.

...so alles der gesöllschaft zugehörig ist, und sy wol anzuzaigen waist, das solle gemelten meinen vier vetern Raymundus Ulrichen Anthonien und Jheronimussen als meinen nach bestimbten instituierten erben zuegestellt werden.[15]

... sunder das er uns auch in seinem leben und durch sein aufgericht testament und letsten willen, hinfuro auch also, so lang uns nach gestalt aller sachen solichs gelegen.Und darumb auch uns dreyen zu solichem ain tapffere und ansehenliche narung und summa, gelts erbsatzungsweiß in gemeltem seinem testament under anderm mit der maß verordnet hat das soliche alles waß er uns verschafft und von imme herkompt allain.[16]

Ebenso hatte er verfügt, dass alle bestehenden Verträge bestehen bleiben und ordnungsgemäß fortgeführt werden sollten.

Und sover ich in meinem leben des hungerischen handels, so weilend meine gebrueder und ich und nach derselben meiner gebrueder absterben mit iren verlassnen sönen bisher mit den herrn Thurso getriben und noch treiben, auch anderer unserer geselschaft gewerb und handtierung halben kain verendrung thun oder machen würde, so ist mein ordnung und letster will, das es in demselben fall nach meinem tod nach vermug der vorigen verträg und verschreibungen, so ich mit gemelten mein gebruedern und iren verlassen sönen aufgericht hab, gehalten und dieseben verträg und verschreibungen in allen puncten und artickln volzogen werden sollen.[17]

Unter der Leitung von Raymund, Anton und Hieronimus expandierte das Unternehmen weiter und im Jahre 1526 wurden die Fugger von Kaiser Karl V. in den Grafenstand erhoben.[18] Zweifellos bildeten die Generationen Ulrich, Georg und Jakob sowie Anton, Raymund und Hieronimus Fugger die Hochzeit des Fuggerschen Imperiums. Zum Ende des Lebens Anton Fuggers war der aufkeimende Niedergang des Familienunternehmens bereits deutlich zu erkennen. Dies hing sicherlich auch stark mit seinen kaufmännisch unfähigen Nachkommen zusammen. Zwar hatte er seine

Neffen Hans Jakob, Georg, Christoff und Raymund bereits 1538 in die Handelsgeschäfte aufgenommen, doch zeigte keiner von ihnen großes kaufmännisches Talent.[19]

Ich Anthoni Fugger Kayserlicher unnd Konigkhlicher Mayestaten rate, weyland Jorigen Fuggers eelicher verlassener sune bekenn offenlich mit dem briefe und thue kunt allermannigklich. [...] Unnd die obgenanten meine gebrueders son mit namen Hanns Jacoben, Jorigen Christoffen und Raymunden Fugger auf ir vleissig ansuchen und bit, auch inen zu fererm aufnemen, zu mir inn meinen gemainen und den hungerischen handl...[20]

Hinzu kam die chronische Geldnot des Kaisers, der die Fugger um immer neue Kredite bat.[21]

Es ist wohl dem starken Einfluss und der Weitsicht Anton Fuggers zu verdanken, der seinen Nachfolgern, Neffe Hans Jakob und Sohn Max strengstens verbot irgendwelche liegenden Güter zu veräußern,[22] dass die Fugger auch heute noch zu den wohlhabendsten deutschen Familien gehören.

2.2. Das Unternehmen Fugger

Der Hauptsitz des Fugger-Unternehmens befand sich seit jeher in Augsburg. Von der goldenen Schreibstube aus, trieben zunächst Jakob Fugger der Ältere, später seine Söhne und Enkel die Vergrößerung des Unternehmens voran. Im Laufe der Jahre errichteten die Fugger an allen strategisch bedeutenden Orten Außenposten und entwickelten so ein weitverzweigtes Verkehrs- und Handelsnetz.[23] Um 1510, dem Zeitpunkt als Jakob Fugger das Unternehmen alleine übernahm, besaß es neben Niederlassungen in den großen deutschen Handelszentren Nürnberg, Frankfurt, Köln und Leipzig auch Außenposten unter anderem in Antwerpen, Madrid, Lyon, Ofen (Budapest), Bozen und Venedig.[24] Wie weitreichend die Geschäfte des Unternehmens inzwischen geworden waren, wird deutlich, wenn man beachtet, dass Fugger-Rechnungen in „rheinischer, venezianischer, ungarischer, flämischer, römischer, mailändischer, portugiesischer, polnischer und schlesischer Währung“[25] existieren.

[...]


[1] Rachel, Wirtschaftsgeschichte, S.290.

[2] Ehrenberg, Zeitalter, S.85.

[3] Stauber, Haus Fugger, S.3.

[4] Ehrenberg, Zeitalter, S.87.

[5] Stauber, Haus Fugger, S.3.

[6] Ehrenberg, Zeitalter, S.87.

[7] Ogger, Kaiser, S.57.

[8] Stauber, Haus Fugger, S.9-11.

[9] Jansen, Jakob Fugger, S.263.

[10] Ehrenberg, Zeitalter, S.87-88.

[11] Jansen, Jakob Fugger, S.289-290.

[12] Jansen, Jakob Fugger, S.290-291.

[13] Ogger, Kaiser, S.168-169.

[14] Ebd.

[15] Jansen, Jakob Fugger, S.313.

[16] Lutz, Handelsgesellschaften, S.85.

[17] Jansen, Jakob Fugger, S.324.

[18] Stauber, Haus Fugger, S.49-53.

[19] Stauber, Haus Fugger, S.58,62.

[20] Lutz, Handelsgesellschaften, S.104-107.

[21] Stauber, Haus Fugger, S.63.

[22] Ebd.

[23] Ogger, Kaiser, S.170.

[24] Ebd.

[25] Pölnitz, Fugger und Medici, S.63-34.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung Venedigs für die Familie Fugger
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
1,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
25
Katalognummer
V198046
ISBN (eBook)
9783656240921
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Venedig, Fugger, Geld, Handel, Mittelalter
Arbeit zitieren
Danielle Klußmann (Autor:in), 2008, Die Bedeutung Venedigs für die Familie Fugger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198046

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