United Nations Conference on Sustainable Development

Eine Untersuchung des Nachhaltigkeitsbegriffs


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

26 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhalt

I Einleitung

II Die Entwicklung der Nachhaltigkeit
Ursprung der Nachhaltigkeit
Entwicklung der Nachhaltigkeit in den VN
Conference on the Human Environment 1972
World Conservation Strategy 1980
World Commission on Environment and Development 1983
Brundtland-Report 1987
Conference on Environment and Development 1992
Summit on Sustainable Development 2002
Conference on Sustainable Development 2012

III Nachhaltigkeit in den compilation documents der Conference on Sustainable Development
Auswahl der Untersuchungsobjekte
Untersuchungsraster
Brasilien
Venezuela
USA
Kanada
Russland
China
Europäische Union
Schweiz
Ägypten
Südafrika
Australien
Neuseeland

IV Fazit

V Literatur- und Quellenverzeichnis

Quellen:

Literatur:

I Einleitung

Das Schlagwort “sustainability” liefert bei google ca. 117 Millionen Treffer und selbst der deutsche Begriff erreicht 17 Millionen Treffer. Die Nachhaltigkeit ist in aller Munde und geradezu ein Modewort. Keine politische Idee, kein Konzept kommt mehr ohne nachhaltige Aspekte aus. Was nicht nachhaltig ist, scheint schlecht. Und in der Tat ist es ein, wenn nicht gar das dringlichste Problem, das durch die Weltgemeinschaft gelöst werden muss. Eine Finanzkrise bringt viel Unheil mit sich, ist aber letztendlich eine systemische Krise. Der Planet Erde ist einzigartig und nach derzeitigem Wissen, der einzige für den Menschen bewohnbare. Die Ressourcen sind begrenzt und inzwischen ist fast zu jedem Skeptiker durch gedrungen, dass ein „weiter so!“ nicht möglich ist. Nicht, wenn nachkommenden Generationen ein ähnlicher oder besserer Lebensstandard auf diesem Planeten ermöglicht werden soll. Nicht, wenn die Folgen des Klimawandels gemindert werden sollen, so dass Menschenleben gerettet und Krisen verhindert werden. Nicht, wenn Leben jedem und damit auch den Armen und den am leichtesten verwundbaren möglich sein soll.

Diese Arbeit versucht nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeit greifbar zu machen. Der Begriff meint, dass etwas eine längere Zeit anhaltende Wirkung besitzt.[1] Doch was bedeutet das im Zusammenhang mit der globalen Bedrohung? Zunächst soll der Ursprung und die Entwicklung des Begriffs verfolgt und dargelegt werden. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf Nachhaltigkeit, wie sie sich in der Arbeit der Vereinten Nationen (VN) entwickelte. Die Schwierigkeit einer nachhaltigen Entwicklung macht nicht an Staatsgrenzen oder natürlich Grenzen halt; es ist ein weltweites Problem, von dessen Auswirkungen jedes Lebewesen betroffen ist, gleich welchen Anteil es an der Ursache trägt. Deshalb sind die VN der logische Akteur, um diese Herausforderung zu meistern und pathetisch gesagt, die Welt weiterhin lebensfähig und -wert zu halten.

Im Juni 2012 trifft sich die Staatengemeinschaft erneut um bei der United Nations Conference on Sustainable Development (UNCSD)[2] zu beraten. Zu dieser Konferenz waren jeder Staat und viele Organisationen aufgerufen, ihre Vorstellungen, sogenannte compilation dokuments, einzureichen, um einen transparenten und erfolgsversprechenden Verlauf der Konferenz zu garantieren. Diese Dokumente sind in erster Linie Grundlage dieser Arbeit. Der Begriff der Nachhaltigkeit wird anhand jenen Beiträgen greifbar und veranschaulicht.

Die Staatengemeinschaft hat das Thema in den 1980er Jahren aufgegriffen und den Begriff „Nachhaltigkeit“ geprägt. Die World Commission on Environment and Development, besser bekannt unter dem Namen “Brundtland-Kommission”, definierte den Begriff.

Nachhaltige Entwicklung muss immer global betrachtet werden. Die Ressourcen sind nicht nach nationalem Proporz verteilt und somit machen negative Auswirkungen einer nicht nachhaltigen Handlung nicht an nationalen Grenzen Halt. Die Auswirkungen sind weltweit.

Die Vereinten Nationen habe als Reaktion auf den Brundtland-Bericht im Jahr 1992 in Rio de Janeiro die United Nations Conference on Environment and Development (UNCED)[3] veranstaltet. 20 Jahre danach findet erneut in Rio de Janeiro eine Konferenz der Vereinten Nationen statt: die United Nations Conference on Sustainable Development (UNCSD).

Die Konferenz trägt sogar bewusst den Begriff „sustainable development“ im Konferenznamen. Sie ist Anlass mit dieser Arbeit den Begriff der „Nachhaltigkeit“ empirisch zu untersuchen. Der Fokus liegt auf den compilation documents, die einen möglichst transparenten und offenen Prozess der Konferenz ermöglichen sollen. Mittels dieser Dokumente wird der aktuelle Nachhaltigkeitsbegriff untersucht. Wie definieren oder was verstehen einzelne Staaten unter „nachhaltig“? Gibt es einen gemeinsamen Nenner oder sind die Vorstellungen unterschiedlich? Und wie wird nachhaltige Entwicklung umgesetzt oder ausgestaltet? Es ist nicht Ziel dieser Arbeit eine Prognose eines möglichen Abschlusstextes der Konferenz geben. Vielmehr ist gerade die Vielfalt des Verständnisses der nachhaltigen Entwicklung Hauptaugenmerk.

Zunächst soll die historische Entwicklung dieser Diskussion veranschaulicht werden. Im Anschluss an den empirischen Teil der Arbeit, der Untersuchung des Nachhaltigkeitsbegriffes in den compilation documents, sollen die Ergebnisse mit dem normativen Begriff und den Idealvorstellungen verglichen werden. Dabei sollen die Entwicklung, Unterschiede und Defizite aufgezeigt werden.

II Die Entwicklung der Nachhaltigkeit

Ursprung der Nachhaltigkeit

Der Begriff taucht erstmals im 18. Jahrhundert in der Forstwirtschaft auf. Mit Entstehung der Forstwissenschaft wird versucht die Nutzung der Wälder so anzulegen, dass Forstwirtschaft dauerhaft sicher gestellt ist – also nachhaltig. Der Wald wurde nicht als Abbauobjekt gesehen, wie es ein Steinwerk ist, sondern als eine regenerative Quelle, die kontinuierlich, beständig und nachhaltig genutzt werden soll. Zunächst bedeutete dies, dass dem Wald nur so viel Holz entnommen werden darf, wie jährlich nach wächst. Es muss dauerhaft die gleiche „Menge“ Wald vorhanden sein, so dass er dauerhaft erhalten und bewirtschaftet werden kann. Das ist die grundlegende Idee der Nachhaltigkeit. Dieses Verständnis unterlag im Laufe der Zeit einigen Veränderungen. Es wurde der Grad der Nachhaltigkeit unterschieden. Durch die Differenzierung der Nachhaltigkeit berücksichtigte man die jeweilige Waldstruktur und die Nutzungsmöglichkeiten durch die Forstbetriebe. Hinzu kam das Prinzip der Maximierung des Waldertrages und zwar bei weiterhin solidem Grundbestand. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff der Nachhaltigkeit in der Forstwissenschaft nicht auf die Holzproduktion reduziert, sondern um weitere Aspekte erweitert. Zum Beispiel Erholung für den Menschen, Schutz für Tiere und Landschaftsschutz sind Funktionen eines Waldes, die in dem erweiterten Nachhaltigkeitsbegriff von Bedeutung sind. Gemein ist den verschiedenen Nachhaltigkeitsbegriffen immer eine dauerhafte - somit auch für zukünftige Generationen - und maximal mögliche Nutzung des Waldes.[4]

Entwicklung der Nachhaltigkeit in den VN

Im Juni 2012 wird in Rio de Janeiro die United Nations Conference on Sustainable Development (UNCSD) statt finden. 20 Jahre nach der United Nations Conference on Environment and Development (UNCED), besser bekann als Earth Summit, die ebenfalls in Rio de Janeiro tagte, treffen sich die Vereinten Nationen erneut in Rio. Rio 1992 ist ein weithin bekannter Event. Doch die „Geschichte“ der nachhaltigen Entwicklung in den Vereinten Nationen begann schon früher. Im Folgenden wird kurz die Vorgeschichte der Konferenz skizziert, um zu veranschaulichen, welchen Wert und Bedeutung die Rio+20-Konferenz hat und an welchem Punkt sich die Diskussionen der Vereinten Nationen befinden.

Conference on the Human Environment 1972

Die erste internationale „Umweltkonferenz“ findet 1972 in Stockholm statt. Die United Nations Conference on the Human Environment ist erstmals der Versuch Lösungen für globale Umweltprobleme auf einer internationalen VN-Konferenz zu suchen. Obgleich die Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „nachhaltige Entwicklung“ in den Dokumenten der Konferenz nicht verwendet wurden, wird es doch als Beginn dieser Entwicklung gesehen.[5] Umweltfragen waren der Anstoß für die Vereinten Nationen die Idee der Nachhaltigkeit einzuführen.[6]

World Conservation Strategy 1980

Eines der ersten internationalen Dokumente, in denen die Idee der Nachhaltigkeit außerhalb der Forstwirtschaft verankert ist, ist die World Conservation Strategy (WCS) aus dem Jahr 1980. Diese wurde von der International Union for the Conservation of Natural Resources (IUCN) heraus gebracht mit Unterstützung des United Nations Environment Programme (UNEP), das 1972 in Stockholm gegründet wurde, und dem World Wide Fund for Nature (WWF). Künftige Generationen spielen darin eine Rolle bei der Nutzung der natürlichen Ressourcen. Das Ziel der WCS ist das Erreichen von nachhaltiger Entwicklung „through the conservation of living resources.“[7] Unter „conservation” versteht die WCS „the managment of human use of the biosphere so that it may yield the greatest sustainable benefit to present generations while maintaining its potential to meet the needs and aspirations of future generations.”[8] An anderer Stelle heißt es: „Sustainable utilization is somewhat analogous to spending the interest while keeping the capital.”[9] Nachhaltigkeit ist in der Definition der WCS nah an der ursprünglichen Definition aus der Forstwirtschaft angelehnt. Der Bestand der Ressource soll erhalten bleiben, damit nachfolgende Generationen ebenfalls davon profitieren.

World Commission on Environment and Development 1983

Im Jahr 1983 wird der nächste Schritt in der Geschichte der „nachhaltigen Entwicklung“ eingeleitet. Die Generalversammlung der VN schuf die World Commission on Environment and Development (WCED), die 1987 ihren Bericht mit dem Titel „Our Common Future“ vorlegte. Nachhaltige Entwicklung wird in diesem Bericht erstmals explizit definiert und umfassend beschrieben. Es bezieht sich nicht allein auf die entsprechende Art und Weise der Nutzung natürlicher Ressourcen, sondern liefert eine umfassende Dimension nachhaltiger Entwicklung und analysiert das Wechselspiel zwischen Mensch, Umwelt und Entwicklung.

Brundtland-Report 1987

Im Bericht „Our Common Future“ wird nachhaltige Entwicklung definiert als[10] „development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.”[11] Nachhaltige Entwicklung bedeutet demnach erstens, dass die Bedürfnisse der jetzigen Generation befriedigt werden. Global gesehen und diesen Gedanken konsequent zu Ende gedacht, heißt Nachhaltigkeit, Bekämpfung der Armut. Nur wenn die Bedürfnisse aller, also auch die der Ärmsten, gestillt werden, ist Nachhaltigkeit erfüllt! Zweitens darf die Möglichkeit zukünftiger Generationen ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, nicht eingeschränkt werden. Die Ziele wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungen müssen an diesen Grundsätzen ausgerichtet werden. Und zwar in allen Staaten der Welt, gleich ob entwickelt oder entwickelnd, gleich ob marktorientiert oder planwirtschaftlich organisiert, so die Forderung der Kommission.[12] Die Definition der Brundtland-Kommission hat also zwei Dimensionen: eine gegenwärtige und eine zukünftige.

Der Bericht führt weiter aus, was Ziele einer nachhaltigen Umweltpolitik sind: „reviving growth; changing the quality of growth; meeting essential needs for jobs, food, energy, water, and sanitation; ensuring a sustainable level of population; conserving and enhancing the resource base; reorienting technology and managing risk; and merging environment and economics in decision making.“[13]

Die Idee der nachhaltigen Entwicklung wird mit klaren Politikzielen veranschaulicht und in den Schlussworten des zweiten Kapitels als Mittel hin zu einem Frieden zwischen den Menschen gepriesen.[14]

Die Brundtland-Kommission „hat eine Definition hervorgebracht, die eine nuancierte, aber umso bedeutsamere Übertragung des ökologisch begründeten Konzeptes von physischer Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den weiteren Kontext einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung beinhaltet. Dieser Schritt basiert auf der Erkenntnis, daß [sic] Wirtschaft und Umwelt nicht länger als getrennte Einheiten betrachtet werden können.“[15]

[...]


[1] http://www.duden.de/rechtschreibung/Nachhaltigkeit (2.1.1012).

[2] Als Synonym wird Rio+20 verwendet.

[3] Besser bekannt sind die Bezeichnung „Earth Summit“ oder Weltgipfel.

[4] Zürcher 1965: 99-135, nach Giulio 2004: 17-22.

[5] Vgl. http://www.uncsd2012.org/rio20/index.php?menu=22 (25.12.2011).

[6] Giulio 2004: 24.

[7] WCS 1980: IV.

[8] Ebd. 1.4.

[9] Ebd. 4.1.

[10] Der Bericht ist benannt nach dem Vorsitzenden der WCED, dem ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Gro Harlem Brundtland.

[11] WECD-Report 1987: Chapter 2.1.

[12] Ebd. Chapter 2.2.

[13] Ebd. Chapter 2.28.

[14] The „strategy for sustainable development aims to promote harmony among human beings”. WECD-Report 1987: Chapter 2.81.

[15] Hediger 1997: 20.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
United Nations Conference on Sustainable Development
Untertitel
Eine Untersuchung des Nachhaltigkeitsbegriffs
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
26
Katalognummer
V198060
ISBN (eBook)
9783656242406
ISBN (Buch)
9783656244615
Dateigröße
547 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
united, nations, conference, sustainable, development, eine, untersuchung, nachhaltigkeitsbegriffs
Arbeit zitieren
Dominik Naab (Autor:in), 2012, United Nations Conference on Sustainable Development , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198060

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