Ohne Zweifel können die sozialen, kulturellen und politischen Umbrüche des 20.
Jahrhunderts als wegweisende Faktoren für die Aufweichung fester Geschlechterrollen und
den Emanzipationsprozess betrachtet werden. [...]
Dass die Frauen nun noch stärker in den äußeren Raum männlicher Gewaltsphären
eindrangen, ist durch die Forschung bewiesen, doch stellt die Rezeptionsgeschichte zur
historischen Aufarbeitung dieses Einsatzes selbst einen Spiegel des gesellschaftlichen
Umgangs mit den weiblichen Erfahrungen in der Nachkriegszeit beginnend bis zur aktuellen
Genderforschung dar. Aus diesem Grunde soll die vorliegende Arbeit Parallelen zwischen der
gesellschaftlichen Betrachtung der Frauen und dem zeitgenössischen Forschungsstand
aufzeigen. So möchte ich anhand ausgewählter und repräsentativer Referenzliteratur
darlegen, wann und wie der Einsatz der Frauen durch die bundesdeutsche Historiografie
betrachtet wurde und innerhalb welchen Rahmens sie – denn auch sie ist stets ein Kind ihrer
Zeit – ihre Fragestellungen formulierte. Wann und weshalb genau zu diesem Zeitpunkt
begann die Rezeption zum Thema? Öffnete sich mit der zunehmenden gesellschaftlichen
Gleichstellung auch ein eventuell zuvor enger geschnürtes Fragenkorsett? Beeinflussten
öffentliche Diskussionen zur Frauenrolle auch die Art, wie nach weiblicher Vergangenheit
gefragt wurde? Wann wurden welche Forschungsergebnisse präsentiert? Und schließlich:
Was ist der aktuelle Forschungsstand, was sind die aktuellen Forschungsfragen und welche
Forschungslücken bestehen?
Zur Beantwortung diese Fragen gliedere ich die Arbeit in fünf Kapitel. Im folgenden zweiten
Kapitel wird der Einsatz der Wehrmachthelferinnen selbst thematisiert werden, um auf
dieser historischen Grundlage die Entwicklung der Historiografie im dritten Kapitel
nachzuzeichnen. Dabei zeige ich signifikante Relationen zur zeitgenössischen
Frauenbewegung und der gesellschaftlichen sowie politischen Rollendebatte bis zur
Jahrtausendwende auf. Im vierten Kapitel präzisiere ich den aktuellen Forschungsstand und
stelle den damit verbundenen interdisziplinären Fragenkatalog dar, bevor ich zukünftig zu
schließende Forschungslücken verorte und die Ergebnisse dieser Arbeit im fünften
zusammenfassenden Kapitel resümiere.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Einsatz von Wehrmachthelferinnen zwischen 1939 und 1945
- Entwicklung der Historiografie
- Tabuisierung bis Ende der 1960er Jahre
- Eindimensionale Opfer-Darstellung bis Mitte der 1980er Jahre
- Der Weg zur differenzierten Darstellung: Opfer, Täterinnen, Mittäterinnen
- Aktuelle Forschungsfragen, -ergebnisse und -lücken
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle von Wehrmachthelferinnen im Zweiten Weltkrieg und verfolgt das Ziel, die Entwicklung der bundesdeutschen Historiografie zum Thema anhand ausgewählter Publikationen zu beleuchten. Dabei werden Parallelen zwischen der gesellschaftlichen Betrachtung der Frauen und dem zeitgenössischen Forschungsstand aufgezeigt.
- Die historische Einordnung des Einsatzes von Wehrmachthelferinnen im Kontext der NS-Ideologie und der gesellschaftlichen Entwicklungen.
- Die Analyse der Entwicklung der bundesdeutschen Historiografie zum Thema und die Herausarbeitung von tabuisierenden und eindimensionalen Darstellungsphasen.
- Die Untersuchung der zunehmenden Differenzierung in der Historiografie und die Diskussion der Rolle von Wehrmachthelferinnen als Opfer, Täterinnen und Mittäterinnen.
- Die Analyse des aktuellen Forschungsstandes und der damit verbundenen interdisziplinären Fragen.
- Die Identifizierung von Forschungslücken und der Ausblick auf zukünftige Forschungsfelder.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Einsatzes von Wehrmachthelferinnen vor und erläutert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit.
- Das zweite Kapitel behandelt den Einsatz von Wehrmachthelferinnen zwischen 1939 und 1945. Es thematisiert die NS-Sozialisation und Propaganda, die zur Freiwilligkeit des Einsatzes beitrugen, sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen des Einsatzes.
- Das dritte Kapitel zeichnet die Entwicklung der Historiografie zum Thema nach. Es zeigt signifikante Relationen zur zeitgenössischen Frauenbewegung und der gesellschaftlichen sowie politischen Rollendebatte bis zur Jahrtausendwende auf.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Wehrmachthelferinnen, Historiografie, Feministische Forschung, Genderforschung, NS-Propaganda, Frauenrolle, Gleichstellung, Zweiter Weltkrieg, Deutschland, Forschungsergebnisse, Forschungslücken.
- Arbeit zitieren
- Eric Kresse (Autor:in), 2012, Der Einsatz von Wehrmachthelferinnen im Zweiten Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198165