Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung Polens nach 1989


Seminararbeit, 2010

23 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG POLENS 1988 BIS 1993
2.1 Zusammenbruch der sozialistischen Volksrepublik Polens 1988/ 89
2.2 Der Balcerowicz- Plan
2.3 Auswirkungen des T ransformationsprozesses bis 1993

3 WIRTSCHAFTLICHE STABILISIERUNG AB 1993
3.1 Stabilisierung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung
3.2 AUßENPOLITIK im Hintergrund der Westintegration
3.3 Wirtschaftliche Situation heute

FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG
Karte 1: Vergleich des BIP- Wachstums zwischen Polen und Deutschland
Karte 2: Arbeitslosigkeit in Polen nach Wojewodschaften 2009

1 Einleitung

Polen liegt heute nicht nur aufgrund seiner geographischen Lage in der Mitte von Europa und verbindet somit Westeuropa mit Osteuropa. Als Mitglied der EU und der NATO ist Polen sowohl politisch wie auch ökonomisch in Europa und dem globalen Welthandel integriert.

Durch die wechselhafte Geschichte Polens stellt die sog. Dritte Republik Polen nun eine stabile Demokratie dar, deren Existenz von keiner politischen Macht wirklich in Frage gestellt wird. Die Chance, die sich den Polen mit dem Zusammenbruch der UdSSR in den Jahren zwischen 1988 und 1990, nutzten Sie auf eine hervorzuhebende Weise und implementierten ihre polnische Republik.

Auch wirtschaftlich erreicht Polen heute beachtliche Zahlen:

So lag Polen im Jahre 2008 auf Platz sieben der Nationalökonomien in der EU (auswärtiges Amt 2010).

Noch vor 20 Jahren war eine solche Entwicklung in diesem Ausmaß undenkbar. Wie schaffte es Polen also innerhalb von zwei Jahrzehnten, aus einem zerfallenen politischen Regime und einer mehr als ungünstigen Wirtschaftslage eine solche positive Entwicklung zu ziehen? Diese Frage versucht die vorliegende Arbeit anhand der Darstellung der Entwicklung Polens von 1989 (bzw. 1988) bis heute zu beantworten.

2 Wirtschaftliche Entwicklung Polens 1988 bis 1993

Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Polens muss in engem Zusammenhang mit der nationalen Wirtschaftskrise, dem Erstarken des politischen Solidarnosc- Bewegung sowie der Loslösung von der UdSSR zum Ende der 1980er Jahre gesehen werden.

So kann die wirtschaftliche Entwicklung Polens ab 1988 auch nicht ohne die politischen Rahmenbedingungen gesehen werden. Daher ist es notwendig, auch die politischen Entwicklungen Polens darzustellen, um die wirtschaftlichen Fakten zu verstehen.

2.1 Zusammenbruch der sozialistischen Volksrepublik Polens 1988/ 89

Polen schaffte es im Gegensatz zu anderen Staaten, die ebenfalls in Abhängigkeit von der Sowjetunion standen, durch das „Festhalten an der katholischen Kirche und durch privates Einzelbauerntum [... sowie durch] selbstbewusste Streiks und Massendemonstrationen“ (Droth 2000:105) bereits vor 1988/ 1989 eine zunehmende Eigenständigkeit zu erreichen, welche bereits unter der sozialistischen Herrschaft der kommunistischen sog. Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PZPR (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza) in Polen zu eigenständigen Entwicklungen führte.

Diese zeigten sich beispielsweise schon früh in „beinahe periodisch wiederholenden spontanen Arbeiterrevolten“ (Gorski 1998:47), welche den Staat immer wieder stark erschütterten und die als „Vorläufer für die entstehende Solidarnosc Bewegung“ (Droth 2000: 21) gesehen werden können. Seit der Gründung der Solidarnosc Gewerkschaft, die als freie Gewerkschaft Forderungen gegenüber dem polnischen Planstaat stellte, bestimmte diese in den 1980er Jahren trotz ihres Verbotes „mehr und mehr die politischen Geschicke Polens und trug schließlich entscheidend zur Entmachtung der kommunistischen Partei und Regierung 1988/89 bei“ (Droth 2000:21).

Die ökonomische Situation Polens verschlechterte sich in den 1980er Jahren auch im Vergleich zu den anderen osteuropäischen Staaten deutlich, sodass die kommunistische Staatsführung gezwungen war, durch zwei Reformphasen die Wirtschaftslage zu verbessern, was der polnischen Wirtschaft jedoch nicht aus der Krise half (Bohle 2002: 102).

So sind beispielsweise die Wachstumsraten des Konsums und des Nationaleinkommens zwischen 1980 und 1989 in Polen im Gegensatz zu den anderen sozialistischen Ostblockstaaten Bulgarien, der CSSR und Ungarn am geringsten. Verschärft wird diese Problematik in Polen noch durch die Diskrepanz zwischen den Wachstumsraten von 1970 bis 1980 und 1980-1989. Während Polen im Zeitraum 1970 bis 1980 beispielsweise beim Konsum noch die höchsten Wachstumsraten aufweisen konnte, wuchs der Konsum in den darauffolgenden Jahrzehnten nur geringfügig um 0,2 % (vgl. TAB 1).

Tabelle 1:Witschafliche Entwicklung in Polen und anderen osteuropäischen Staaten 1970-80 und 1980-89

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Versuch, die Preise langsam den realen Marktpreisen anzupassen, führte zu weiterer Unzufriedenheit der Bevölkerung, die sich in Streiks und Kundgebungen entlud und schließlich dazu führte, dass eine Reallohnsteigerung durchgesetzt werden konnte (Bohle 2002: 103). Die Inflation stieg aufgrund dieser „Lohn-Preisspirale“ von 25 % (1987), und 61 % (1988) auf 243 % (1989) (Bohle 2002:104), nahm somit „existenzbedrohende Umfänge“ (Droth 2000: 51) an und man sprach 1989 sogar von einer Hyperinflation (vgl. Quaissier 2001 und Droth 2000: 51). Dass die kommunistische

Führung diese ökonomische Situation nicht mehr in den Griff bekommen konnte, war nun für alle sichtbar. Die Versuche der PZPR durch eine schrittweise Liberalisierung der Wirtschaft ihr Machtmonopol in Polen zu verteidigen, waren u.a. aufgrund der Solidarnosc Bewegung zum Scheitern verurteilt.

Im Laufe dieser Entwicklung kam es in den Jahren 1988/89 zu entscheidenden Veränderungen, die den Weg von der Planwirtschaft eines sozialistischen Staates zu einer Marktwirtschaft einer Demokratie ebneten.

So konnte die Solidarnosc Bewegung bei den Wahlen am 4.6. 1989 einen eindeutigen Sieg verzeichnen. Diese Wahlen können erstmals nach einer langsamen Demokratisierung der Wahlen als frei bezeichnet werden, auch wenn schon vorher die Sitzverteilung vereinbart worden war (35% für die Opposition) (Quaissier 2001).

Zum Ministerpräsidenten wurde am 24.08.1989 mit Tadeusz Mazowiecki „der erste nicht - kommunistische Regierungs- Chef seit mehr als 40 Jahren gewählt“ (Fischer Weltalmanach 1990: 439). Dieser stellte am 12.09.1989 ein neues Kabinett zusammen, bei dem erstmals eine Mehrzahl von Ministern für das „Bürgerkomitee Solidarität“ (Weltalmanach 1991) vorhanden war. Am 29.12.1989 wurde schließlich der Name der Volksrepublik in den Namen Republik Polen geändert.

Die Revolution, die ohne Blutvergießen verlaufen war und von einer politischen “Reformelite“ (Bohle 2002:123) durchgeführt wurde, war somit zu diesem Zeitpunkt erfolgreich. Aufgrund der verheerenden Wirtschaftslage Polens stellte die Wirtschaftspolitik das Hauptaufgabenfeld der Regierung von Mazowiecki dar (vgl. Gorski 1998: 53).

Zum Schluss sollte nochmals darauf hingewiesen werden, dass dieser Prozess mit den aufgezeigten tiefgreifenden wirtschaftlichen und politischen Veränderungen ohne die Änderung der Politik der Sowjetunion unter Gorbatschow und seinen Ideen der Perestroika und Glasnost nicht möglich gewesen wäre (Förderportal der Republik Polen 2010: Geschichte/20.Jh.: Polen unter sowjetischer Herrschaft). Ein militärisches Einschreiten der UdSSR hätte die Revolution wahrscheinlich unmöglich gemacht.

2.2 Der Balcerowicz- Plan

Nach der langsamen Demokratisierung Polens mussten die ausgesprochen schlechten Wirtschaftsbedingungen Polens verbessert werden. Um dies zu erreichen, führte der damalige Finanzminister Leszek Balcerowicz „Radikalreformen“ (Droth 2000:51) ein, durch die der Staat zu einer „kapitalistischen Marktwirtschaft“ (Quaissier 2001) geführt werden sollte. Das Bündel von Reformen bestand aus insgesamt zehn Gesetzen und wurde als „Balcerowicz Plan bekannt. Während der Parlamentssitzungen zwischen dem 17. bis 28.12.1989 [wurde es] mit breiter Zustimmung des Parlaments angenommen“ (Gorski 1998: 56). Die Reformen traten zum Stichtag 01.01.1990 in Kraft (Quaissier 2001) und lassen sich in drei Bereiche einteilen:

- „Makroökonomische Stabilisierung mit Hilfe einer restriktiven Geldpolitik und einer rigorosen Finanzpolitik, Stabilisierung des Wechselkurses und Kontrolle der Lohnentwicklung
- Mikroökonomische Liberalisierung durch Preisfreigabe,
Außenhandelsliberalisierung, Einführung der Konvertierbarkeit der Währung, der Gewerbefreiheit vor allem für Privatunternehmer,
- Tiefgreifende institutionelle Umgestaltung, Privatisierung der Staatsunternehmen, Steuerreformen, Reform des Banken- und Versicherungssystems, Schaffung einer lokalen Selbstverwaltung.“ (Droth et al. 2000: 51)

Großen Einfluss auf diese Maßnahmen nahmen die „Finanzorganisationen der freien Welt“ (Gorski 1998: 59), wobei die Richtlinien des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine große Rolle spielten. Das Interesse an einem finanziell stabilen polnischen Staat war sehr groß. Die finanzielle Unterstützung z.B. seitens des IWF durch einen „Stabilitätskredit von circa einer Milliarde US Dollar“ (Quaissier 2001) sowie die Unterstützung durch die EU trugen zudem zu einem positiven Gelingen des Transformationsprozesses bei.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung Polens nach 1989
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Geographisches Institut)
Note
2,0
Jahr
2010
Seiten
23
Katalognummer
V198190
ISBN (eBook)
9783656243472
ISBN (Buch)
9783656247241
Dateigröße
1754 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Polen;, wirtschaftliche Entwicklung, EU
Arbeit zitieren
Anonym, 2010, Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung Polens nach 1989, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198190

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