Im Zeitalter der Massenmedien ist das Interview zu einer nicht mehr wegzudenkenden und mittlerweile eigenständigen Form der Informationsvermittlung geworden. Es gibt die unterschiedlichsten Arten von Interviews. Netzer beispielsweise unterscheidet das Interview zur Person von dem zur Sache. Lüger spricht von Sach- sowie Meinungsinterviews. Ebenso kann in Radio-, Fernseh- oder Presseinterview unterschieden werden. In der vorliegenden Untersuchung wird versucht ein Künstlerinterview anhand eines Beispiels genauer zu analysieren und im Fazit auf Parallelen bzw. Unterschiede zu politischen Interviews einzugehen. Die Untersuchung beschäftigt sich mit einem Fernsehinterview zwischen der Reporterin Helge Philipp des Fernsehsenders ZDF und dem Schauspieler Klaus Kinski für die Sendung Drehscheibe vom 24.November 1971. Das Gespräch findet draußen im Freien an einem frühen Sonntagmorgen statt. Das Thema des Interviews befasst sich mit Kinskis bevorstehender Tournee Jesus Christus Erlöser. Klaus Kinski war auf die Darstellung psychopatischer und getriebener Charaktere spezialisiert und zählte in diesem Rollenfach auch international zu den gefragtesten Schauspielern. Sein exzentrischer Charakter reichte von liebenswürdiger Sanftheit bis hin zu fürchterlichen Zornausbrüchen mit wüsten öffentlichen Beschimpfungen, wodurch er in diesem Zusammenhang auch immer wieder aufgrund seines äußerst delikaten Interviewstils auf seine Person aufmerksam machte.
Der arbeitshypothetische Ausgangspunkt dieser Analyse ist die Annahme, dass es sich hierbei um eine besonders aggressive Form des Künstlerinterviews handelt. Als Künstler anzusehen sind in dieser Untersuchung kreative Persönlichkeiten auf allen Gebieten der Kunst. Womit der Schauspieler Klaus Kinski, aufgrund seiner darstellenden Kunst durchaus in die Kategorie eines Künstlers einzuordnen ist. Zudem befasst sich diese Analyse, anders als in den Print- oder rein auditiven Medien, mit den gesamten Elementen, die ein Fernsehinterview ausmachen, das heißt sowohl mit audio- als auch visuellen Eindrücken, welche die direkte Beobachtung des gesamten Kommunikationsaktes ermöglichen.
Außersprachliche (non-verbale), sowie verbale Informationen werden dadurch ebenso übermittelt, auf welche in dieser Analyse auch gleichermaßen eingegangen wird und so eine wichtige Rolle im gesamten Verlauf der Analyse spielen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung – Gegenstand und Zielsetzung
- 1.1 Definitionsversuch Interview
- 1.2 Die Rolle des Interviews in den Massenmedien
- 1.3 Definition Aggression
- 2. Situativer Rang der am Kommunikationsakt beteiligten Sprecher
- 2.1 Rollenverteilung/ Rangskala
- 2.2 Angreifer und Opfer
- 2.3 Angriff mit der Umgangssprache
- 3. Die Wirkung Kinskis
- 3.1 Der Selbstdarsteller
- 3.2 Kinski talks
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Analyse zielt darauf ab, die aggressive Form des Künstlerinterviews anhand des Beispiels eines Fernsehinterviews zwischen Helge Philipp und Klaus Kinski zu untersuchen. Das Ziel ist es, die spezifischen Merkmale dieses Interviews herauszuarbeiten und Parallelen zu politischen Interviews zu betrachten.
- Definition und Entwicklung des Interviews im journalistischen Kontext
- Rollenverteilung und Machtstrukturen im Interview
- Sprache und Kommunikationsstil im Künstlerinterview
- Analyse des Einflusses von Klaus Kinski auf das Interview
- Vergleich des Künstlerinterviews mit politischen Interviews
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung führt in die Thematik des Künstlerinterviews ein. Sie definiert den Begriff des Interviews und untersucht seine Rolle in den Massenmedien. Des Weiteren wird die aggressive Form des Interviews und die Arbeitshypothese der Analyse vorgestellt.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel analysiert die Machtstrukturen und Rollenverteilung innerhalb des Kommunikationsakts im Interview. Es werden die unterschiedlichen Ränge der am Interview Beteiligten untersucht und die Verwendung von Sprache als Mittel zur Aggression beleuchtet.
- Kapitel 3: Das Kapitel widmet sich der Wirkung von Klaus Kinski auf das Interview. Es untersucht seine Persönlichkeit, seinen Kommunikationsstil und seine Selbstdarstellung im Gespräch.
Schlüsselwörter
Künstlerinterview, Aggression, Massenmedien, Rollenverteilung, Kommunikation, Sprache, Klaus Kinski, Selbstdarstellung, Fernsehinterview, Machtstrukturen, Journalismus
- Quote paper
- Anna Erika Harenz (Author), 2009, Die aggressive Form des Künstlerinterviews, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198525