Die Unternehmensbilanz im Profifussball: Eine Analyse mit Hilfe von ausgewählten Kennzahlen


Bachelorarbeit, 2012

65 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Angewandte Methodik
1.4 Aufbau der Arbeit

2 Charakteristika der externen Bilanzanalyse
2.1 Aufgaben und Ziele der Bilanzanalyse
2.2 Kennzahlarten und –systeme

3 Allgemeiner Überblick über die ausgewählten Fußballklubs Borussia Dortmund, FK Austria Wien und FC Basel
3.1 Rechtsform
3.2 Umsatzentwicklung und –zusammensetzung
3.3 Besonderheiten in der Gewinn- und Verlustrechnung
3.4 Eigentümerstruktur, Verflechtungen und Beschäftigtenanzahl
3.5 Sensible Positionen eines Fußballklubs im Vergleich zu anderen Unternehmen

4 Kennzahlenvergleich der ausgewählten Fußballklubs Borussia Dortmund, FK Austria Wien und FC Basel
4.1 Ausgewählte Rentabilitätskennzahlen
4.1.1 Umsatzrentabilität
4.1.2 Gesamtkapitalrentabilität
4.1.3 Eigenkapitalrentabilität
4.1.4 EBITDA Marge
4.1.5 Operating Marge
4.1.6 Cash Flow Rendite
4.2 Ausgewählte Finanzierungs- und Liquiditätskennzahlen
4.2.1 Eigenkapitalquote
4.2.2 Dynamischer Verschuldungsgrad
4.2.3 Gearing
4.2.4 Liquiditätsgrade
4.3 Weitere Kennzahlen
4.3.1 Anlageninensität
4.3.2 Abschreibungsquote
4.3.3 Investitionsquote

5 Conclusio

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kennzahlarten

Abbildung 2: Umsatzentwicklung der ausgewählten Fußballklubs

Abbildung 3: Sportliches Abschneiden der ausgewählten Fußballklubs

Abbildung 4: Einnahmestruktur der FC Basel 1893 AG

Abbildung 5: Einnahmestruktur FK Austria Wien AG

Abbildung 6: Einnahmestruktur Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA

Abbildung 7: Durchschnittliche Stadionauslastung Ligaspiele

Abbildung 8: Stadionkapazitäten und Dauerkartenverkäufe 2009/2010

Abbildung 9: Tagesticket- und Dauerkartenpreise 2011/2012

Abbildung 10: Kostenstruktur FC Basel 1893 AG

Abbildung 11: Kostenstruktur FK Austria Wien AG

Abbildung 12: Kostenstruktur Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA

Abbildung 13: Eigentümerstruktur FC Basel 1893 AG

Abbildung 14: Eigentümerstruktur Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA (2006/2007)

Abbildung 15: Eigentümerstruktur Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA (2009/2010)

Abbildung 16: Finanzbeteiligungen Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA (Jahresabschluss 2010)

Abbildung 17: Beteiligungen FK Austria Wien AG (Jahresabschluss 2010)

Abbildung 18: Durchschnittliche Mitarbeiteranzahl

Abbildung 19: Mitarbeitersegmente 2009/2010

Abbildung 20: Bilanzierte Spielerwerte

Abbildung 21: Umsatzrentabilitätsvergleich

Abbildung 22: Gesamtkapitalrentabilitätsvergleich

Abbildung 23: Eigenkapitalrentabilitätsvergleich

Abbildung 24: Vergleich EBITDA Margin

Abbildung 25: Vergleich Operating Margin

Abbildung 26: Vergleich Cash Flow Rendite

Abbildung 27: Vergleich Eigenkapitalquote

Abbildung 28: Vergleich Dynamischer Verschuldungsgrad

Abbildung 29: Vergleich Gearing

Abbildung 30: Vergleich Liquidität 1. Grades

Abbildung 31: Vergleich Liquidität 2. Grades

Abbildung 32: Liquidität 3. Grades

Abbildung 33: Vergleich Anlageintensität

Abbildung 34: Vergleich Abschreibungsquote

1 Einleitung

„Neun von zehn Klubs haben für die abgelaufene Saison 2010/11 der österreichischen Fußball-Bundesliga positive Jahresabschlüsse vorgelegt (Die Presse, 2011).“ In Deutschland schafften dies nur ein Drittel der 36 Clubs der ersten beiden Spielklassen (Die Zeit, 2010) und in der Schweiz rechnet Heinrich Schifferle, Präsident der Swiss Football League, im Jänner 2012 gar mit einem baldigen Konkurs des aktuell sechstplatzierten der höchsten Schweizer Liga, Neuchâtel Xamax FC (Neue Zürcher Zeitung, 2012). Doch sind diese Meldungen repräsentativ für den Fußball in Deutschland, Österreich und der Schweiz?

1.1 Ausgangssituation und Problemstellung

Der Autor möchte sich in dieser Arbeit mit den Jahresabschlüssen ausgewählter Fußballklubs aus dem deutschsprachigen Raum beschäftigen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Fußballs bestätigt eine Studie von McKinsey (McKinsey & Company, Inc, 2010) die 2010 dem deutschen Profifußball eine jährliche Wertschöpfung von fünf Milliarden Euro bescheinigt. Der direkte Gesamtumsatz des Schweizer Fußballs wurde 2006 bereits mit dreihundertsiebenundsechzig Millionen Schweizer Franken (dies entspricht im Jänner 2012 dreihundertzwei Millionen Euro) angegeben (Stettler, Baumann, Lindner, Mehr, & Stofer, 2008) Für den österreichischen Fußball wird in einer Studie im Jahre 2010 (SportsEconAustria, 2010) ein jährlicher Wertschöpfungsbeitrag von dreihundertachtzehn Millionen Euro ausgewiesen.

Bei den Fußballklubs ist länderspezifisch in Europa ein Trend zur Wandlung von der ursprünglichen Rechtsform eines Vereins zu einer Kapitalgesellschaft zu beobachten. Bei den ausgewählten Profifußballclubs für diese Arbeit handelt es sich ausschließlich um als Kapitalgesellschaften geführte Clubs aus den höchsten Spielklassen der Länder Österreich, Schweiz und Deutschland, nicht zuletzt aufgrund der damit verbundenen Offenlegungspflicht der Jahresabschlüsse.

Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg beziehungsweise das Spannungsfeld dieser beiden Bereiche, ist eine Besonderheit des Profifußballbereichs und hat zwei primäre Ausprägungen. Einerseits wird der wirtschaftliche Erfolg vom sportlichen Erfolg direkt beeinflusst und ist somit mit einer hohen Unsicherheit verbunden. Andererseits ist die Maximierung des sportlichen Erfolgs ein wesentliches Unternehmensziel, welches gegen das Ziel der Gewinnmaximierung wirkt (Korthals, 2005, S. 1-2). Daraus lässt sich ableiten, dass das Management mit einer hohen Planungsunsicherheit konfrontiert ist und eine Ergebnisprognose von den zugrundegelegten sportlichen Zielen abhängig ist.

Eine weitere Besonderheit im Zusammenhang mit der Bilanzierung von Fußballklubs ist die Bewertung der Spielerwerte (Korthals, 2005, S. 2). Jedoch birgt diese Bewertung einige Risiken, wie mögliche Verletzungen, oder einen Leistungsabfall eines Spielers, welche den „Wert“ unmittelbar beeinflussen.

Oettgen (2008, S. 206) beschreibt im Profifußball einen Wandel von Idealvereinen zu Wirtschaftsunternehmen, jedoch nach wie vor mit dem Primärziel des sportlichen Erfolgs welches über dem wirtschaftlichen Erfolg steht. Daraus lässt sich ableiten, dass bei einer Bilanzanalyse neben den wirtschaftlichen Parametern der sportliche Erfolg in die Bewertung einfließen muss.

1.2 Zielsetzung der Arbeit

Ziel dieser Arbeit ist, die publizierten Jahresabschlüsse der ausgewählten Fußballklubs mit Hilfe von Bilanzkennzahlen zu analysieren und zu interpretieren. Weiters möchte der Autor die erarbeiteten Kennzahlen gegenüberstellen um somit Parallelen und Unterschiede zwischen den dreiFußballklubs aufzuzeigen. Weiters möchte der Autor erforschen, ob sich Branchenstandards und –besonderheiten aufgrund der erarbeiteten Werte ableiten lassen.

Daraus ergibt sich folgende Forschungsfrage:

„Welche Ergebnisse liefert die externe Bilanzanalyse mit Hilfe von ausgewählten Kennzahlen am Beispiel von drei Profifußballklubs aus dem deutschsprachigen Raum?“

1.3 Angewandte Methodik

Die vorgelegte Arbeitist eine reine Literaturarbeit. Es wird auf publizierte wissenschaftliche Literatur sowie Studien, Statistiken, Geschäftsberichte, Zeitungsartikel und Internetquellen zurückgegriffen.

Die Arbeit ist hermeneutischer Natur, die im Sinne des realtheoretischen Wissenschaftsverständnisses verfasst ist. Mit Hilfe der logischen Deduktion wird vom Allgemeinen auf Details geschlossen.(Rößl, 2008, S. 48ff)

Die detaillierte Beantwortung der Forschungsfrage steht im Mittelpunkt dieser Arbeit. Darüber hinaus sind der Erkenntnisgewinn sowie die praktische Nützlichkeit weitere Ziele dieser Arbeit. (Berger, 2010, S. 2)

1.4 Aufbau der Arbeit

Zunächst befasst sich der Autor mit den Charakteristika der externen Bilanzanalyse. Weiters werden die Aufgaben und Ziele der externen Bilanzanalyse beschrieben und auf die verschiedenen Kennzahlarten und –systeme eingegangen.

Im nächsten Kapitel gibt der Autor einen allgemeinen Überblick über die ausgewählten Fußballklubs. Dieser beinhaltet eine Betrachtung der Rechtsform, der Umsatzentwicklung und –zusammensetzung, der Besonderheiten in der Gewinn- und Verlustrechnung und abschließend werden die Eigentümerstrukturen, Unternehmensbeteiligungen und die Mitarbeiteranzahl dargestellt.

Im darauf folgenden Kapitel werden verschiedene Rentabilitätskennzahlen dargestellt und die Berechnungsschritte beschrieben. Danach werden die Liquiditätskennzahlen und weitere Kennzahlen angeführt, sowie wiederum eine Beschreibung der einzelnen angewendeten Berechnungsschritte.

Im abschließenden Kapitel fasst der Autor die Ergebnisse zusammen, trifft Rückschlüsse und beantwortet die formulierte Forschungsfrage.

2 Charakteristika der externen Bilanzanalyse

Die externe Bilanzanalyse basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen. Wagenhofer führt in seiner Literatur (2010, S. 23) unterschiedliche externe Bilanzadressaten wie beispielsweise Investoren, Banken, Konkurrenten, Arbeitnehmer und andere interessierte Gruppen an. Es lässt sich ableiten, dass unterschiedliche Externe, Interesse an der Unternehmensbilanz haben, wobei verschiedene Prioritäten dabei jeweils im Vordergrund stehen.

Posluschny (2007, S. 34) erwähnt zwei wesentliche Vergleichsmaßstäbe, die für die Kennzahlenbeurteilung bei der Bilanzanalyse wesentlich sind: den Zeitvergleich und den Betriebsvergleich. Der Autor erkennt, dass neben der Entwicklung einer Kennzahl eines Unternehmens im Zeitverlauf, der Branchenvergleich für die Interpretation von Kennzahlen notwendig ist. Um möglichst viel Nutzen aus einer Unternehmensbilanz zu ziehen, beschreibt Preißler (2008, S. 17) einen gesteigerten Erkenntniswert von einzelnen Kennzahlen, wenn diese in einem sinnvollen (Kennzahlen-) System in Verbindung stehen. Daraus lässt sich ableiten, dass Kennzahlensysteme eine größere Aussagekraft haben, als eine einzelne Kennzahl. In der Literatur werden eine Vielzahl von Kennzahlensystemen beschrieben. Beispiele hierfür sind das Du Pont Kennzahlensystem, das beispielsweise in der Literatur von Preißler (2008, S. 48ff) und Wagenhofer (2010, S. 247ff) beschrieben wird oder auch das ZVEI-Kennzahlensystem, das in der Literatur bei Kralicek, Böhmdorfer und Kralicek (2008, S. 184ff) zu finden ist. Aufgrund des Aufbaues dieser Kennzahlensysteme erkennt der Autor, dass diese für die Analyse von Fußballklubs ungeeignet sind.

2.1 Aufgaben und Ziele der Bilanzanalyse

In der Literatur von Groll (2004, S. 3) werden einerseits Informationen über die Ertragskraft und andererseits Informationen über die finanzielle Stabilität eines Unternehmens als Aufgabe der Bilanzanalyse genannt.

Wagenhofer (Wagenhofer, 2010, S. 197) sieht die Aufbereitung von Informationen aus der Unternehmensbilanz unter Rücksichtnahme auf den jeweiligen Bilanzadressaten als Ziel der Bilanzanalyse. Für den Autor ist klar, dass somit die Art der Analyse von den Interessen des jeweiligen Adressaten geprägt ist. Während Lieferanten an der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens Interesse haben, sind Investoren an möglichen zukünftigen Entwicklungen interessiert. (Wagenhofer, 2010, S. 197). Der Autor erkennt, dass die Ziele der Bilanzanalyse nicht allgemein formuliert werden können, sondern sich aus den Interessen des Bilanzadressaten ergeben, die generell unterschiedlich sind.

2.2 Kennzahlarten und –systeme

„Das wichtigste Instrument der quantitativen Bilanzanalyse ist die Analyse mit Hilfe von Kennzahlen und Kennzahlensystemen. Ohne Kennzahlen ist keine Bilanzanalyse möglich.“ (Groll, 2004, S. 4) Diese Aussagen untermauern die Tatsache, dass die quantitative Bilanzanalyse und Kennzahlen untrennlich miteinander verbunden sind.

Preißler (Preißler, 2008, S. 11) definiert eine Kennzahl als: „eine Größe, die einem quantitativ messbaren Sachverhalt in konzentrierter Form wiedergibt, die in zusammenfassender, teilweise auch vergröbernder Weise Zusammenhänge der wirtschaftlichen Arbeitsweise eines Unternehmens erläutert und veranschaulicht.“ Das bedeutet, dass mit Hilfe einer Kennzahl eine Aussage über die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens getroffen werden kann und welche Einflussgrößen wie wirken. Weiters liefern Kennzahlen die Möglichkeit ein zusammenfassendes Bild eines Unternehmens zu bekommen. Wagenhofer (2010, S. 21) sieht durch bestimmte Kennzahlen die Möglichkeit eine Aussage über zukünftige Entwicklungen eines Unternehmens zu treffen beziehungsweise zu beurteilen.

Abbildung 1: Kennzahlarten

Quelle: (Preißler, 2008, S. 12)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es werden generell Einzelkennzahlen und Kennzahlensysteme unterschieden. Die Einzelkennzahlen lassen sich in einem ersten Schritt in Absolutzahlen und Verhältniszahlen unterscheiden. Bei den Absolutzahlen handelt es sich um Einzelzahlen, Summen, Differenzen oder auch um Mittelwerte. Beispiele hierfür wären unter anderem die Mitarbeiteranzahl oder die Gesamtkosten eines Unternehmens. Bei den Verhältniszahlen werden, wie der Name bereits sagt, zwei Werte in Beziehung zueinander gesetzt. Beispiele für Kennzahlensysteme wurden einleitend in diesem Kapitel bereits beschrieben.

Preißler (2008, S. 6) erwähnt in seiner Literatur, dass die Aussagekraft durch die Qualität der Kennzahl abhängt und die Auswahl von Kennzahlen in weiterer Folge unter Rücksichtnahme auf die Spezifika der jeweiligen Branche erfolgen soll. Der Autor erkennt, dass es sinnvoll ist, die Aussagekraft einer Kennzahl unter Bedachtnahme auf etwaige Branchenbesonderheiten zu hinterfragen und dies für die finale Auswahl beziehungsweise Darstellung der Kennzahl zu berücksichtigen.

3 Allgemeiner Überblick über die ausgewählten Fußballklubs Borussia Dortmund, FK Austria Wien und FC Basel

Die ausgewählten, als Kapitalgesellschaft geführten, Fußballklubs spielen aktuell in der höchsten Spielklasse des jeweiligen Landes. Werden die Fußballklubs „Borussia Dortmund“, „FK Austrian Wien“ und „FC Basel“ vom Autor in den folgenden Kapitelnangeführt, so ist immer die jeweilige Kapitalgesellschaft gemeint, die den Profispielbetrieb beherbergt, sofern nicht anders ausgewiesen. „Borussia Dortmund“ steht somit für die „Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA“ für die Jahre 2009 und 2010 beziehungsweise für den Gesamtkonzern im Jahre 2008. „FC Basel“ steht für die „FC Basel 1893 AG“ und „FK Austria Wien“ steht für die „FK Austria Wien AG“. Der Autor möchte an dieser Stelle bereits darauf hinweisen, dass die wirtschaftliche Stärke der ausgewählten Fußballklubs sehr unterschiedlich ist. Wie in einem späteren Kapitel beschrieben, ist der Umsatz von Borussia Dortmund circa zehnmal so hoch, wie jener von Austria Wien. Die Umrechnung des Schweizer Franken in Euro wurde mit dem Wert 0,8 vorgenommen.

3.1 Rechtsform

Haas (Haas, 2006, S. 36-37) führt die wirtschaftliche Größenordnung der Fußballklubs an, die eine Vereinshülle nicht mehr sinnvoll erachten lassen. Weiters erwähnt er das gestiegene Interesse an Eigenkapitalfinanzierungen als Grund für das Überdenken der Rechtsform eines Fußballclubs. Der Autor erkennt, dass die Rechtsform somit entscheidende Auswirkung auf die Finanzierungsmöglichkeiten eines Fußballklubs hat.

Der Profispielbetrieb von Borussia Dortmund nützt die Rechtsform der GmbH & Co. KGaA. Borussia Dortmund war der erste Fußballklub in Deutschland, der mit der Rechtsform der GmbH & Co. KGaA im Jahre 2000 an die Börse ging (Schimpfle, 2006, S. 54). Somit übernahm Borussia Dortmund eine Vorreiterrolle im deutschen

Fußball. Weitere Beispiele von deutschen Fußballklubs, welche die Rechtsform der GmbH & CoKGaA gewählt haben, sind neben anderen: Werder Bremen, Hannover 96 und 1.FC Köln.

Die Unternehmensform der GmbH & Co. KGaA erlang primär mit einer Satzungsänderung und der Zulassung von Kapitalgesellschaften im Lizenzfußball in Deutschland an Bedeutung (Struckmann, 2010, S. 20). Daraus lässt sich ableiten, dass diese Unternehmensform spezielle Vorteile für Fußballklubs bietet.

Bei der Unternehmensform der GmbH & Co. KGaA handelt es sich um eine Mischform von Aktiengesellschaft und Kommanditgesellschaft, bei der zwei Arten von Gesellschaftern unterschieden werden: die haftungsbeschränkten Kommanditaktionäre und mindestens ein vollhaftender Gesellschafter (Lang, 2009, S. 7). Wie sich aus dem Namen dieser Rechtsform ableiten lässt, fungiert eine juristische Person, nämlich eine GmbH, bei dieser Unternehmensform als Komplementär. Dadurch ist die Haftung beschränkt und somit wird das Risiko minimiert. An dieser GmbH ist der Sportverein zu 100% beteiligt.

Ein wesentlicher Vorteil der KGaA ist die Satzungautonomie. Dadurch können die Befugnisse der Komplementäre deutlich erweitert oder völlig eingeschränkt werden. (Schimpfle, 2006, S. 63) Daraus resultierend ist es somit bei der GmbH & Co. KGaA möglich strategische Partner zu beteiligen, jedoch davon autonom die jeweiligen Mitbestimmungsmöglichkeiten festzulegen.

Der Profispielbetrieb von Austria Wien wird mit der Rechtsform einer österreichischen Aktiengesellschaft (AG) geführt. Austria Wien ist der erste und zurzeit der einzige Fußballklub in Österreich, der in der Saison 2011/2012 als Kapitalgesellschaft geführt ist.

Der FC Basel wählte ebenfalls die Rechtsform einer AG für den Profispielbetrieb. Die Rechtsform der AG gilt als die meistverbreiteteste in der Schweiz, wobei diese anonym gegründet werden kann und mit einem Grundkapital von mindestens 100.000 Schweizer Franken auszustatten ist (Wagner, 2007, S. 78).

3.2 Umsatzentwicklung und –zusammensetzung

Ein Blick auf die Ertragslage eines Unternehmens mit Hilfe der Gewinn- und Verlustrechnung ermöglicht es, sich sehr schnell einen Überblick über ein Unternehmen zu verschaffen (Wagenhofer, 2010, S. 200). Es lässt sich ableiten, dass sich die Gewinn- und Verlustrechnung für einen schnellen Überblick über ein Unternehmen eignet und die Ertragslage und deren Zusammensetzung eine entscheidende Rolle für die schnelle Bewertung eines Unternehmens bilden. Korthals (Korthals, 2005, S. 7-13) beschreibt vier Kategorien, die neunzig Prozent der Einnahmen eines Fußballunternehmens spielt. Eine Kategorie sind die Stadioneinnahmen, wobei ein Großteil dieses Einnahmeblocks durch den Ticketverkauf erzielt wird. Weiters nennt er Übertragungsrechte, dominiert durch TV-Einnahmen. Darüber hinaus nennt er die Einnahmekategorien „Sponsoring“ und „Merchandising“. Es ist ersichtlich, dass alle vier genannten Bereiche vom sportlichen Erfolg direkt abhängig sind. Das bestätigt auch Haas (2006, S. 76) wenn er den sportlichen Erfolg eines Clubs als die zentrale Einflussgröße für alle Einnahmequellen beschreibt. Dieser Zusammenhang führt zur Schlussfolgerung, dass die Einnahmen eines Fußballklubs und der sportliche Erfolg beziehungsweise Misserfolg korrelieren. Für den Autor wird die betriebswirtschaftliche Planungsschwierigkeit durch diesen Zusammenhang deutlich.

Besondere Bedeutung werden der Teilnahme an internationalen Wettbewerben zugemessen. So bewertet beispielsweise der FC Basel (FC Basel 1893 AG, 2011) die Einnahmen für eine Qualifikation über die nationale Meisterschaft für die UEFA-Championsleague Gruppenphase (inklusive Play Off Spielen) mit circa dreiundzwanzig Millionen Schweizer Franken (das entspricht im Januar 2012 circa neunzehn Millionen Euro) vor Abzug aller relevanten Kosten, während die Qualifikation UEFA- Europa League Gruppenphase Einnahmen in Höhe von vier Millionen Schweizer Franken vor Abzug der Kosten bringt. Im Geschäftsbericht der FK Austria Wien AG (2010, S. 4/1) wird die Bedeutung der Qualifikation für internationale Wettbewerbe für die Clubfinanzen ebenfalls erwähnt. Dies lässt sich

primär mit den damit verbundenen Startgelder, Leistungsprämien und Spielprämien für die UEFA Bewerbe „Champions League“ und „Europa League“ (früher UEFA Cup) begründen, die zu einem Großteil durch die zentrale Vermarktung (TV-Gelder) durch die UEFA zustande kommen (Die Presse, 2009). Es lässt sich daraus ableiten, dass das Erreichen der Gruppenphase eines internationalen Wettbewerbes für Fußballclubs finanziell besonders lukrativ ist. Korthals (2005, S. 82) führt in diesem Zusammenhang weiters erhöhte Stadioneinnahmen für die teilnehmenden Clubs an. Der Autor erkennt, dass durch die Teilnahme an internationalen Wettbewerben eine erhöhte Medienpräsenz gegeben ist, die sich auf aktuelle sowie zukünftige Sponsoreneinnahmen auswirkt. Dies bestätigt Korthals (2005), da er einerseits erfolgsabhängige Komponenten beiSponsorverträgen anführt und er andererseits Sponsoren die Orientierung am vergangenen sportlichen Erfolg unterstellt.

Abbildung 2: Umsatzentwicklung der ausgewählten Fußballklubs

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Grafik verdeutlicht, dass Borussia Dortmund mit Abstand den höchsten Umsatz der ausgewählten Clubs in den drei Saisonen des Betrachtungszeitraum erzielt hat. Der Umsatz von Austria Wien ist im Vergleich zu den anderen beiden Clubs am geringsten. Weiters ist erkennbar, dass der Umsatz von Borussia Dortmund relativ stabil in den letzten drei Saisonen war, während es bei FC Basel und Austria Wien Schwankungen gab. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass Borussia Dortmund mit Abstand den höchsten Umsatz in allen Saisonen erzielen konnte, trotz fehlender Einnahmen aus internationalen Wettbewerben, während FC Basel in den letzten drei Saisonen durchgehend in unterschiedlichen internationalen Wettbewerben vertreten war. Austria Wien war ebenfalls in den letzten drei Saisonen für internationale Bewerbe qualifiziert.

Abbildung 3: Sportliches Abschneiden der ausgewählten Fußballklubs

Quellen: eigene Darstellung unter Nutzung der Daten der UEFA Webseite (UEFA, 2012), der Webseiten der nationalen Verbände von Österreich (Österreichische Bundesliga, 2012) und Deutschland (DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, 2012) und des FC Basel (FC Basel 1893 AG, 2012)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Während bei FC Basel und Austria Wien Zusammenhänge zwischen der Umsatzentwicklung und dem sportlichen Erfolg deutlich zu erkennen sind, blieb der

Umsatz bei Borussia Dortmund stabil, trotz unterschiedlichem Abschneiden in den sportlichen Wettbewerben und fehlenden Einnahmen aus internationalen Wettbewerben. Daraus lässt sich ableiten, dass es bei Borussia Dortmund Potential gibt, den Umsatz deutlich zu steigern, wenn durch sportliche Erfolge die Qualifikation für internationale Wettbewerbe glückt. Austria Wien und FC Basel haben bereitsEinnahmen aus internationalen Wettbewerben in den letzten Saisonen lukriert und Umsatzeinbußen drohen, wenn diese Erfolge nicht fortgesetzt werden.

Abbildung 4: Einnahmestruktur der FC Basel 1893 AG

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Über vierzig Prozent der Einnahmen pro Saison konnte FC Basel aus Stadioneinnahmen erzielen. Einnahmen aus TV Rechten und aus dem Merchandising spielen eine untergeordnete Rolle. Ungefähr fünfzehn Prozent der Einnahmen pro Saison werden bei FC Basel über Sponsoreneinnahmen erzielt. Auffällig ist der hohe Anteil an „sonstigen Einnahmen“. Diese sind primär auf Einnahmen aus internationalen Wettbewerben (Startgelder, Leistungsbezogene Prämien, usw.) zurückzuführen.

Abbildung 5: Einnahmestruktur FK Austria Wien AG

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei Austria Wien ist auffällig, dass der Fußballklub äußerst abhängig von Sponsoreinnahmen ist, wobei festzuhalten ist, dass die Saison 2008/2009 die erste Saison ohne den Hauptsponsor Magna war (Austria Wien AG, 2009, S. 4/1). Sponsoreinnahmen bilden eindeutig den Großteil der Einnahmen des Clubs. Der Anteil der Stadioneinnahmen und Einnahmen aus TV Rechten am Gesamtumsatz hat sich in den letzten drei Saisonen erhöht. Trotz der explizit, im Geschäftsbericht, geäußerten Bedeutung von internationalen Wettbewerben für den Club (Austria Wien AG, 2010), sind die tatsächlichen Einnahmen dieser Kategorie im Jahresabschluss nicht transparent dargestellt. Austria Wien hat den Umsatz der Europa League Gruppenphase in einem Presseartikel (Die Presse, 2009) mit einskommafünf Millionen Euro beziffert. Merchandising Einnahmen sind im Jahresbericht nicht ausgewiesen. Der Autor nimmt an, dass diese über das Unternehmen „FK Austria Wien Merchandising GmbH“ lukriert werden und diese somit nicht in den Einnahmen der Jahresabschlüsse von Austria Wien zu finden sind.

Abbildung 6: Einnahmestruktur Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Einnahmen von Borussia Dortmund setzen sich zu über fünfzig Prozent aus dem Ticketverkauf und aus Sponsoreinnahmen zusammen. Beide Einnahmearten wurden in den drei Saisonen des Betrachtungszeitraumes noch bedeutender. Einnahmen aus TV Rechten bilden circa zwanzig Prozent der Gesamteinnahmen bei Borussia Dortmund.

Abbildung 7: Durchschnittliche Stadionauslastung Ligaspiele

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse der Fußballklubs und der österreichischen Bundesliga

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus der durchschnittlichen Stadionauslastung bei Ligaspielen ist ersichtlich, dass es bei Austria Wien und Borussia Dortmund einen Anstieg des Zuschauerinteresses in den Saisonen 2006/2007 bis zur Saison 2009/2010 gab. Beim FC Basel hat der Zuschauerschnitt stagniert beziehungsweise sich leicht rückläufig entwickelt. Weiters lässt sich von der durchschnittlichen Auslastung ableiten, dass sich FC Basel und Austria Wien die Chance für Mehreinnahmen aus dem Ticketverkauf bietet, wenn die Clubs es schaffen würden, mehr Zuschauer ins Stadion zu locken, während Borussia Dortmund beinahe an den Kapazitätsgrenzen des Stadions angelangt ist.

Die Stadioneinnahmen bilden zwanzig bis vierzig Prozent der Gesamteinnahmen bei den ausgewählten Fußballklubs. Entscheidend neben dem Zuschauerinteresse ist das Fassungsvermögen der Stadien.

Abbildung 8: Stadionkapazitäten und Dauerkartenverkäufe 2009/2010

Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage der publizierten Jahresabschlüsse und diversen Daten auf den Homepages der Fußballklubs

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

*nur Daten aus der Saison 2010/2011 verfügbar

Das Heimstadion von Borussia Dortmund hat das höchste Fassungsvermögen, gefolgt von FC Basel und Austria Wien. Bei den Dauerkartenverkäufen ist sowohl in Absolutzahlen als auch im Verhältnis zur Stadionkapazität ebenfalls Borussia Dortmund deutlich vor den anderen beiden Fußballklubs.

Abbildung 9: Tagesticket- und Dauerkartenpreise 2011/2012

Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage der veröffentlichten Preise auf den Webseiten der Fußballklubs

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Tabelle zeigt die Preisspanne für Tagestickets und Dauerkarten für nationale Meisterschaftsspiele. Topspielzuschläge wurden ebenso außer Acht gelassen, wie ermäßigte Tickets wie beispielsweise Kindertickets, sowie Preise für VIP Tickets. Die Preise für VIP Tickets liegen bei Austria Wien bei einhundert Euro für die Tageskarte beziehungsweise bei eintausenddreihundert Euro für die Dauerkarte (Jahreskarte) (FK Austria Wien , 2012). Es ist ersichtlich, dass der durchschnittliche Tagesticket- und Dauerkartenpreis bei Austria Wien am günstigsten ist.

3.3 Besonderheiten in der Gewinn- und Verlustrechnung

Personalkosten und Kosten rund um den Spielbetrieb, wie Stadionmiete oder Stadionbetriebskosten, sind die primären Ausgabeblöcke eines Fußballunternehmens (Korthals, 2005, S. 14-15). Dies wird ebenfalls in der Literatur von Escher (2007) bestätigt, der die Personalkosten mit fünfzig Prozent der Gesamtkosten eines Fußballklubs beziffert und ebenfalls den Spielbetriebs als weiteren signifikantenKostenblock erwähnt. Es ist daher abzuleiten, dass in der Literatur Einigkeit über die Kostentreiber bei Fußballclubs herrscht. Es gilt daher zu untersuchen, ob dies auf die ausgewählten Fußballclubs zutrifft und welche Parallelen und Unterschiede zu erkennen sind. Im Jahresbericht von FC Basel(2011) findet sich folgende Aussage: „Es ist deshalb nicht übertrieben festzuhalten, dass der FC Basel 1893 mit den für den sportlichen Erfolg notwendigen Strukturen und der Kosten im St. Jakob Park dazu „verdammt“ ist, in regelmäßigen Abständen außerordentliche Einnahmen, sei es durch Transfers oder durch Teilnahme in der UEFA Champions League, zu generieren.“ Daraus lassen sich mehrere Sachverhalte ableiten. Diese Aussage bestätigt, dass die Stadionmiete beziehungsweise die Stadionbetriebskosten einen wesentlichen Kostenblock bilden. Weiters werden die Planungsschwierigkeiten der Einnahmeseite eines Fußballklubs und die Abhängigkeit dieser vom sportlichen Erfolg bestätigt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 65 Seiten

Details

Titel
Die Unternehmensbilanz im Profifussball: Eine Analyse mit Hilfe von ausgewählten Kennzahlen
Hochschule
FH Krems  (Unternehmensführung)
Note
gut
Autor
Jahr
2012
Seiten
65
Katalognummer
V198744
ISBN (eBook)
9783656251583
ISBN (Buch)
9783656251804
Dateigröße
2935 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bilanzanalyse, Fussball;, Sport;, Fussballclub;, Profifussball;, Kennzahlen;, Bilanz;, Bundesliga;, Jahresabschluss, Kapitalgesellschaft;
Arbeit zitieren
Bernhard Wipfler (Autor:in), 2012, Die Unternehmensbilanz im Profifussball: Eine Analyse mit Hilfe von ausgewählten Kennzahlen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198744

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