Quo vadis European Union? Die aktuelle Staatsschuldenkrise im Euroraum stellt sich als eine Herausforderung für die EU dar. Dabei belasten Haushaltskrisen einzelner Mitgliedsstaaten die gesamte Union und gefährden das europäische Einigungswerk und folglich die Errungenschaften, die sich während eines beispiellosen Integrationsprozesses entwickelt haben – für den die derzeitige Krise weitreichende Folgen nach sich ziehen könnte. Der europäische Integrationsprozess ist von Erfolgen, aber auch Niederlagen wie dem gescheiterten Verfassungsprojekt im Jahre 2005 geprägt. Der Vertrag von Lissabon, der im Jahre 2009 in Kraft getreten ist, stellte entscheidende Weichen für die Dauerhaftigkeit des politischen Systems der Europäischen Union, das jedoch noch immer auf keinem soliden Fundament steht. Es bedarf also weiterer Anstrengung, um dem gemeinsamen Integrationswerk Stabilität zu verleihen. Eine große Bedeutung könnte dabei einem gemeinsamen Wir-Bewusstsein unter den Unionsbürgern zukommen. Um sich dieser Bedeutung zu vergewissern, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der europäischen kollektiven Identität.
Dabei liegen der Analyse folgende zentrale Fragen zugrunde: Erstens, vor welchen politischen Herausforderungen steht das europäische politische System, wenn es längerfristig überdauern will? Zweitens, welche Problemanalysen eröffnen sich vor diesem Hintergrund für eine mögliche europäische Identität? Dies schließt die Frage nach dem Zusammenhang von politischen System und europäischer Identität mit ein. Darüber hinaus wird eine europäische Identität hinsichtlich Dimensionen und Grad des Bestehens untersucht. Drittens, welche Perspektiven für die Herausbildung einer europäischen kollektiven Identität gibt es? Die Grundlage für die Untersuchung bilden vornehmlich die Texte von Kaina (2009), Kraus (2008) und Müller (2010).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der europäische Patient: Legitimität, Demokratie, Demos und Identität
- Europäische kollektive Identität
- Kollektive Identität als komplexe Konstruktion
- Europäische Identität: Bedeutung, Inhalt und Dimensionen
- Europäische Identität: empirische Befunde
- Die europäische Herausforderung: Identitätsbildung
- Vertrauen unter Fremden
- Europäische Diversität
- Verfassungspatriotismus auf europäisch
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der europäischen kollektiven Identität und untersucht die Herausforderungen, die das europäische politische System bewältigen muss, um dauerhaft zu bestehen. Sie analysiert die Problematik des Legitimitäts- und Demokratiedefizits in der EU und beleuchtet den Zusammenhang von politischem System und europäischer Identität. Darüber hinaus werden die Dimensionen und der Grad des Bestehens einer europäischen Identität untersucht, sowie Möglichkeiten und Hindernisse für die Herausbildung einer europäischen kollektiven Identität aufgezeigt.
- Legitimitäts- und Demokratiedefizit in der EU
- Die Bedeutung einer europäischen Identität für die Stabilität des europäischen politischen Systems
- Empirische Befunde zur europäischen Identität
- Möglichkeiten und Hindernisse für die Herausbildung einer europäischen kollektiven Identität
- Perspektiven für die Entwicklung einer europäischen Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas europäische Identität im Kontext der aktuellen Staatsschuldenkrise in der EU dar und skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit. Das zweite Kapitel beleuchtet die wissenschaftliche Debatte über die Herausbildung einer europäischen Identität und fokussiert auf die Problematik des Legitimitäts- und Demokratiedefizits in der EU. Kapitel 3 befasst sich mit dem Konstrukt der kollektiven Identität. Es werden zunächst die Vorstellungen über eine kollektive Identität auf Grundlage der genannten Autoren nachgezeichnet und anschließend eine spezifisch europäische kollektive Identität behandelt. Dabei wird die herausragende Bedeutung einer europäischen kollektiven Identität für das europäische politische System hervorgehoben. Kapitel 4 untersucht Möglichkeiten und Hindernisse für eine europäische Identitätsbildung. Es werden die Rolle des institutionell geförderten Vertrauens zwischen Unionsbürgern, die Bedeutung der europäischen Vielfalt und die Idee eines spezifisch europäischen Verfassungspatriotismus beleuchtet.
Schlüsselwörter
Europäische Identität, Legitimität, Demokratie, Demos, Integrationsprozess, Europäische Union, Systemtheorie, Verfassungspatriotismus, empirische Befunde, Eurobarometer.
- Arbeit zitieren
- Patrick Schröder (Autor:in), 2011, Europäische Identität - in Vielfalt geeint, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198775