Die nachfolgenden Darstellungen sollen einige Fakten aus der Stadtgeschichte im 1.
Weltkrieg beleuchten.
Eine vollständige Geschichte dieser Zeit muss erst noch geschrieben werden.
Wer den 2. Weltkrieg und die Nöte und Mängel bis in die Nachkriegszeit bewusst miterlebt
hat, kann sich auch heute noch in die damalige Zeit versetzen. Viele Erscheinungen haben
sich wiederholt, der Krieg zwang zu vielen, aber er demoralisierte auch.
Der 1. Weltkrieg führte in die Revolution vom 9. November 1918.
Ere führte zum Zusammenbruch des Kaiserreiches. Er führte auch zum Zusammenbruch von
Weltbildern, die zum Teil in Jahrhunderten geformt wurden.. Der Glanz einer feudalen
Gesellschaft oder das, was in Deutschland im Bündnis mit der Großbourgeoisie übrig
geblieben war, verlosch.
In Deutschland und nicht nur da, war der blutige Krieg das bis dahin unerreichte
Völkergemetzel und der Ausgangspunkt für Entwicklungen, mit denen wir es bis heute zu tun
haben.
Der Verfasser stützte sich auf im Stadtarchiv vorhandene zeitgenössische Chroniken, auf
Pressematerialien, Protokolle vom Stadtverordnetenversammlungen und des Magistrats u.a.
Besonders informativ ist die Chronik eines Zeitzeugens, Richard Gätke.
Er schrieb sie aber als bekennender Nationalsozialist 1942 nieder und dementsprechend sind
auch seine Wertungen.
Aber vieles bleibt noch offen.
Vor allem auch die Frage, warum die dem Kaiserreich folgende demokratische Republik nur
12 Jahre Bestand hatte.
Die Darstellung wurde bereits in den 90er Jahren durch den Prignitzer Heimatverein
veröffentlicht. Sie wurde vom Autor erneut überarbeitet.
Vorbemerkungen
Die nachfolgenden Darstellungen sollen einige Fakten aus der Stadtgeschichte im 1. Weltkrieg beleuchten.
Eine vollständige Geschichte dieser Zeit muss erst noch geschrieben werden.
Wer den 2. Weltkrieg und die Nöte und Mängel bis in die Nachkriegszeit bewusst miterlebt hat, kann sich auch heute noch in die damalige Zeit versetzen. Viele Erscheinungen haben sich wiederholt, der Krieg zwang zu vielen, aber er demoralisierte auch.
Der 1. Weltkrieg führte in die Revolution vom 9. November 1918.
Ere führte zum Zusammenbruch des Kaiserreiches. Er führte auch zum Zusammenbruch von Weltbildern, die zum Teil in Jahrhunderten geformt wurden.. Der Glanz einer feudalen Gesellschaft oder das, was in Deutschland im Bündnis mit der Großbourgeoisie übrig geblieben war, verlosch.
In Deutschland und nicht nur da, war der blutige Krieg das bis dahin unerreichte Völkergemetzel und der Ausgangspunkt für Entwicklungen, mit denen wir es bis heute zu tun haben.
Der Verfasser stützte sich auf im Stadtarchiv vorhandene zeitgenössische Chroniken, auf Pressematerialien, Protokolle vom Stadtverordnetenversammlungen und des Magistrats u.a.
Besonders informativ ist die Chronik eines Zeitzeugens, Richard Gätke.
Er schrieb sie aber als bekennender Nationalsozialist 1942 nieder und dementsprechend sind auch seine Wertungen.
Aber vieles bleibt noch offen.
Vor allem auch die Frage, warum die dem Kaiserreich folgende demokratische Republik nur 12 Jahre Bestand hatte.
Die Darstellung wurde bereits in den 90er Jahren durch den Prignitzer Heimatverein veröffentlicht. Sie wurde vom Autor erneut überarbeitet.
Als nach dem Mord von Sarajewo am 28.7.1914 an dem österreichischen Thronfolger Erzherzog Ferdinand Extraausgaben der Ortszeitungen in Wittenberge erschienen, ahnte wohl kaum jemand in der Stadt, welche ernsten Folgen dieses Ereignis für die weitere Geschichte des Ortes, ja des ganzen Landes hatte.
Noch am 28. Juli , also am selben Tage, hatte der örtliche Wahlverein der SPD in die Zentralhalle, in der Turmstraße 23, zu einer Versammlung eingeladen.
Redner war Wilhelm Siering, der 1912 Reichstagsabgeordneter für die Westprignitz wurde und hier bei der Wahl 5068 Stimmen erhielt, bei der Stichwahl sogar 7123.
Wittenberge war zu dieser Zeit eine Hochburg der Sozialdemokraten in einem Landkreis, der von Konservativen und Kaisertreuen beherrscht wurde.
Siering rief in dieser Versammlung noch gegen den Krieg auf, den er als „Todfeind aller wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung bezeichnete“ Die Arbeiterschaft solle ihre Feindschaft gegenüber dem Krieg erklären.
Erste Anzeichen für den bevorstehenden Krieg gab nun schon. Es zogen am 31. Juli zwei Züge der 3. Batterie des Kurmärkischen Feldartillerieregiments Nr. 39 aus Perleberg, die einzige Truppe in der Stadt nach Eikerhöfe, um die Elbbrücke zu bewachen. Sie sollten die Sprengung durch feindliche Agenten verhindern. Die Brücke war noch passierbar wenn man sich einen Schein vom Bahnhofskommandanten besorgt hatte. Er saß im „Damenzimmer“ des Wartesaales.
Im Juli waren viele Soldaten als Erntehelfer in der Prignitzer Landwirtschaft eingesetzt und sie erhielten nun den Befehl, den Ernteurlaub abzubrechen und in ihre Garnisonen zurückzukehren. Mehrere Extrazüge der Armee, so z.B. mit den Neustrelitzer Artillerieregiment, passierten den Wittenberger Bahnhof und ließen so manches ahnen. In Perleberg wurden schon mehrere Leerzüge zusammengestellt für den Truppentransport.
„Der Prignitzer „ schrieb:
Und wahrlich, ganzer Kreise sind schon, und nicht ganz zu Unrecht, von einer großen Kriegsfurcht befallen. Kriegsbegeisterung hat sich geradeso wie anderswo auch unserer Prignitzer Jugend bemächtigt und das ist ihr noch hoch anzurechnen, aber auf der anderen Seite sieht man im Geiste wieder Familienväter, Brüder und Söhne, die zur Fahne gerufen werden können, sowie die Schrecken, die zwischen Krieg und Frieden liegen, und unter all diesen Eindrücken beginnt naturgemäß auch schon das geschäftliche Leben ins Stocken zu geraten.. Die exportierenden Wittenberger Firmen, z.B. die Singer Company, können nicht mehr nach Österreich liefern, weil die Bahnen größtenteils für militärische Zwecke benutzt werden. Auch die Elbeschiffahrt leidet, wie wir gestern schon darlegten. Mögen die nächsten Stunden uns auch eine schwere, entscheidende Wendung bringen. Es ist Pflicht eines jeden, die Schickung mit Würde zu tragen und auf seinem Posten auszuharren. Auch hier gilt zunächst das gute deutsche Wort.
„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.“[1]
Aber noch am 31.7. brachte „Der Prignitzer“ eine Meldung, dass einige Zeitungen, die am 30.7. eine Nachricht über deutsche Mobilmachung gebracht hatten, im Druck wegen „groben Unfugs“ gestoppt wurden. einen Tag später war das schon anders.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Mobilmachung in Deutschland wurde um 17 Uhr durch Anschläge in der ganzen Stadt verkündet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Am 1. August erschien „Der Prignitzer“ mit der Überschrift
Der Krieg ist unvermeidlich
Die Mobilmachung in Deutschland wurde um 17 Uhr durch Anschläge in der ganzen Stadt verkündet.
Sie druckte einen Ausschnitt aus der Rede Kaiser Wilhelms II. ab, die er vom Balkon des Berliner Schlosses gehalten hatte.
Er sagte::
.“ Neider überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, dass ich das Schwert mit Gottes Hilfe so führen kann, dass ich es mit Ehren wieder in dien Scheide stecken kann. Enorme Opfer an gut und Blut wird der Krieg von uns erfordern. Den Gegnern aber werden wir zeigen, was es heißt, Deutschland in so niederträchtiger Weise zu reizen. Und nun empfehle ich euch Gott. Jetzt geht in die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer.“[2]
Am 2. August wurden die ersten 800 Reservisten der Stadt eingezogen, die wie überall in Deutschland von einem großen Teil kriegsbegeisterter Einwohner, mit Blumen geschmückt, zum Bahnhof begleitet werden..
Einige von ihnen haben sich schnell noch kriegstrauen lassen. Das Standesamt nennt für die Zeit vom 1. . 4. August 22 Paare. Dazu gehörten sicherlich auch Kriegsfreiwillige, die bald folgten. Sie setzten sich nach den Worten eines späteren Chronisten, der selbst Kriegsfreiwilliger war,
„besonders aus den Angehörigen der sogenannten gebildeten Stände zusammen, eben aus den Ständen, die von den Einpeitschern der SPD als die herrschenden Stände bezeichnet wurden.“
Kriegsbegeisterung zeigte sich naturgemäß bei der Jugend
So legten, nach einem Bericht des „Der Prignitzer“ Ende August 7 Untersekundaner am Wittenberger Realgymnasium die Notabschlußprüfung ab, um Kriegsfreiwilliger zu werden.
Zwei Wittenberger, nämlich Wilhelm Huck, Sohn des Bäckermeisters Wilhelm Huck aus der Bäckerstraße 5 und Otto Schmidtchen, Sohn des Obertelegraphenassistenten Paul Schmidtchen aus der Burgstraße 20 hatten sich schon vorher zu den Fahnen gemeldet.
Die Mehrzahl der Menschen hegte zu dieser Zeit den Glauben, für eine gerechte Sache in den Krieg zu ziehen. Sie sahen den Urheber des Konfliktes im „Erzfeind“ Frankreich, den man sicherlich, wie 1870/ 71 schnell niederringen würde. Die Zustimmung der Reichstagsfraktion der SPD zu den Kriegskrediten am 4. August 1914 hat das ihre dazu beigetragen, die Abneigung gegen den Krieg unter den Arbeitern zu dämpfen und glauben zu machen, für eine gerechte Sache zu kämpfen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ausmarsch 1914 Gemälde (Quelle: Kirche und Familie Evangeliosches Gemeindblatt für den kirchenkreis Wittenberge 12.8.1934
Begeisterung erfasste auch den Protokollanten des Lehrervereins Abelmann.
Er schrieb:
Mit atemloser Spannung lauschen wir den ersten Telegrammen mit wohltuender Freude und zuversichtlichem Vertrauen verfolgen wir den Siegeszug unserer braven Truppen. Mit selbstverständlichen Opfersinn unterstützen wir unsere in Not geratenen Kollegen in den Grenzprovinzen, bewilligten wir Kriegssteuer und ein Stück unseres Herzens packen wir in jeden Feldpostbrief und in jedes Feldpostpaket.
25 Lehrer wurden eingezogen, 5 wieder entlassen und drei wurden schon verwundet. 5 erhielten 1914 des Eiserne Kreuz..
Eine genauere Darstellung ihrer Erlebnisse und Heldentaten muß jedoch dem ersten Jahresbericht nach dem Friedensschlusse vorbehalten b leiben.[3]
Die Zeitungen sahen den Krieg als eine n Spaß an und brachten lustige Sachen, die zur Kriegsbegeisterung beitragen sollte
„Der Prignitzer“ veröffentlichte dazu ein Gedicht eines Poeten:
Du Fritze ziehst nach Frankreich schnell
Den Franzmann zu vermöbeln!
Red auf gut Deutsch mit dem Gesell
Sollt er Französisch pöbeln
Heut jeder seinen Mann muss stehn
Verwalkt die Völkerrassen
Ihr seid mein Dreibund und auf den
Kann ich mich wohl verlassen.
Druff Jungens! Eure Faust geballt!
Möcht ihr euch nicht verringern
Kommt siegreich wieder! Möglichst bald
Ihr wird det Ding schon fingern.[4]
Am 6. August wandte sich der Kaiser erneut an das deutsche Volk
Er wies darauf hin, dass sich „unsere Feinde “ zu tückischen Überfall rüsten.
„So muss denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf ! Zu den Waffen!
Es geht um „Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens“.
„Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war.
Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war .
An den Militärzügen waren Inschriften angebracht, die „Der Prignitzer“ als Beispiel eines „prächtigen Geistes“ und „unverwüstlichen Humors“ charakterisierte.
Jeder Schuß
Ein Ruß,
Jeder Stoß
Ein Franzos!“
„Aus Serben
machen wir Scherben!:“[5]
Wir werden nicht ruhen und rasten,
Bis die Franzosen fasten.
Franzosen, Russen Serben,
Alle müssen sterben.
Wenn es Russenköpfe regnet
Und Franzosenköpfe schneit
Dann bitten wir den lieben Herrgott,
Dass das Wetter so bleibt.
Ein anderer Poet lieferte unter der Überschrift
Gut Deutsch folgendes Poem:
Unser Heer ist, wie mich deucht,
Zwar französische stark durchseucht:
„Cavallerie“ und „Artillerie“,
„Infanterie“ u nd „Compagnie“,
« Leutnant » und « Bataillon »,
General und «Escadron
Tambour, Biwak, Deserteur.
Einen Chef hat die Armee
Fähnrich trägt ein Portepee
Füselier und Grenadier
In Kasernen nimmt Quartier
Aaber!
Kloppe ,Keile, Wichse, Senge,
Haue,Bimse eine Menge,
Auf den Feind mit kräftgen Hieben
Das ist alles Deutsch geblieben.
Drum, ihr Jungens, drauf und dran,
Zeigt , wie jeder deutsch noch kann!
Jedes Feindesland, bald fall es,
Deutschland , Deutschland über alles![6]
Manche Gaststätten verkauften Russengift, frische Russenschenkel, Poincaresalat, Die Russen sollen noch Mooskauen lernen, Kosakenfett, 10 Stück Engländer für 10 Pfennige
Nächsten Tanzkränzchen in St. Petersburg
Sitzungszimmer für die
Eingemeindung Russlands
Die Presse wurde sofort unter Zensur gestellt. Sodass die Informationen natürlich entsprechend gefiltert waren.
Öffentliche Versammlungen waren kaum mehr erlaubt.
Der Prignitzer überschrieb einen Artikel mit
Die Augen auf: Spione !
Er behauptete, dass wir rings von Spionen umgeben sind. Verdächtige Personen, besonders wenn sie ausländisch sprechen, sollten sofort der Polizei oder einem deutschen Offizier gemeldet werden.
Natürlich wurde darauf hingewiesen, dass alle Spione sofort erschossen würden.
In Seehausen hatte man den Konzertmeister Finchow wegen Spionageversacht verhaftet. Er musste aber wieder freigelassen werden.
In Wittenberge hatte man den Engländer Paar wegen angeblich deutschfeindlicher Äußerungen festgenommen. Es konnte ihm aber nichts nachgewiesen werden und er wurde entlassen, allerdings abends, da man feindliche Kundgebungen gegen ihn fürchtete.[7]
Über die Bestrebungen der Sozialdemokratie wurde wie vor dem Krieg weiter berichtet.
Am 27.8. schreibt der Landrat nach oben:
Äußere Wahrnehmung beschränkt sich auf Verbreitung von Schriften und Abhaltung von Versammlungen.
Als Themen wurden genannt.
Das preußische Wahlrecht,
Frauenstimmrecht,
die Rechtsverhältnisse der Landarbeiter
Im Bericht an die Königliche Regierung vom 31.8.1914 wurde mitgeteilt, das die Beteiligung von Eisenbahnbediensteten an der beruflichen Organisation der Sozialdemokratie nicht wahrgenommen werde. Wahrscheinlich gab es eine diesbezüglich Anfrage.[8]
Schon am 5. August werden die Mitglieder der Wittenberger Schützengilde durch den Magistrat in einem Schreiben aufgefordert, sich für den Schutz der Öffentlichkeit zu Verfügung zu stellen.. Es geht vor allem um den Wachdienst, so z.B. des Wasserwerkes, des Elektrizitätswerkes, der Eingänge zum Hafen und an den Straßeneingängen. 12 Gildemitglieder werden zur Bewachung russischer Zivilgefangener abgestellt, die später den sogenannten „Russenteich“ anlegen. Am 1. Oktober übernimmt die Schützengilde auch den Polizeidienst in Wittenberge, da die Beamten zum Kriegsdienst eingezogen sind.
Der Wachdienst wurde erst am Jahresende aufgehoben
Beruhigend haben sicherlich auch die anfänglichen Erfolge der deutschen Truppen gewirkt.“ Der Prignitzer“ berichtete darüber im August und September.
Dafür einige Beispiele von Schlagzeilen:
2. September 1914 Die österreichisch russische Riesenschlacht, günstige Chance unserer Verbündeten
5. September 1914 Immer weitere Erfolge. Die Franzosen geben „mutig“ alles preis
15. September Noch keine Entscheidung vor Paris
19. September Erfolge im Westen und Osten.
Entscheidender Sieg auf unserem rechten Flügel
23. September 1914 Vorwärts! Neue Erfolge. Reims brennt
Am 5. September berichtete der Prignitzer:
„Bei dem verfolgenden Armeekorps befindet sich auch Generalfeldmarschall Graf Haeseler, der es sich nicht hat nehmen lassen, gewissermaßen als Kriegsfreiwilliger mitzugehen. Von den Höhen aus war deutlich zu sehen, dass die Einschließung von Verdun bereits vollzogen wird.“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1] Der Prignitzert NR 177 31.7.1914
[2] Der Prignitzer Nr. 178 1. August 1914
[3] Protokoll Lehrerverein S. 38/39
[4] Prignitzer 11.8.1914
[5] Der Prignitzer 7.8.1914
[6] Der Prignitzer 15.8.1914
[7] Der Prignitzer 7.8.1914
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Vorbemerkungen dieses Dokuments?
Die Vorbemerkungen weisen darauf hin, dass die Darstellungen Fakten aus der Stadtgeschichte im 1. Weltkrieg beleuchten, aber keine vollständige Geschichte darstellen. Sie betonen die Notwendigkeit, diese Zeit im Kontext des 2. Weltkriegs und der Nachkriegszeit zu verstehen. Der 1. Weltkrieg wird als Auslöser der Revolution von 1918 und des Zusammenbruchs des Kaiserreiches sowie traditioneller Weltbilder dargestellt. Es wird betont, dass der Krieg ein beispielloses Völkergemetzel war und Ausgangspunkt für bis heute relevante Entwicklungen.
Auf welche Quellen stützt sich der Verfasser?
Der Verfasser stützt sich auf zeitgenössische Chroniken aus dem Stadtarchiv, Pressematerialien, Protokolle von Stadtverordnetenversammlungen und des Magistrats. Besonders hervorgehoben wird die Chronik von Richard Gätke, die jedoch als nationalsozialistische Schrift von 1942 entsprechende Wertungen enthält.
Welche Fragen bleiben offen?
Offen bleibt vor allem die Frage, warum die demokratische Republik nach dem Kaiserreich nur 12 Jahre Bestand hatte.
Was geschah am 28. Juli 1914 in Wittenberge?
Nach dem Attentat von Sarajewo erschienen Extraausgaben der Ortszeitungen. Am selben Tag lud der Wahlverein der SPD zu einer Versammlung mit Wilhelm Siering ein, der gegen den Krieg aufrief.
Welche Rolle spielte Wilhelm Siering?
Wilhelm Siering war Reichstagsabgeordneter für die Westprignitz und rief in einer Versammlung am 28. Juli 1914 gegen den Krieg auf, den er als "Todfeind aller wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung" bezeichnete.
Welche militärischen Maßnahmen wurden Ende Juli 1914 ergriffen?
Am 31. Juli zogen Einheiten des Kurmärkischen Feldartillerieregiments Nr. 39 nach Eikerhöfe, um die Elbbrücke zu bewachen. Soldaten, die als Erntehelfer eingesetzt waren, wurden zurück in ihre Garnisonen beordert. Mehrere Extrazüge der Armee passierten Wittenberge.
Wie reagierte "Der Prignitzer" auf die Kriegsangst?
"Der Prignitzer" berichtete von Kriegsfurcht, Kriegsbegeisterung der Jugend und den Auswirkungen auf das Geschäftsleben, z.B. durch Exportbeschränkungen. Er rief zur Ruhe auf und zitierte das Motto: "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht."
Wann wurde die Mobilmachung in Deutschland verkündet?
Die Mobilmachung wurde um 17 Uhr durch Anschläge in der ganzen Stadt verkündet.
Was sagte Kaiser Wilhelm II. in seiner Rede?
Kaiser Wilhelm II. sprach von Neidern, die Deutschland zur Verteidigung zwingen, und forderte das Volk auf, Gott um Hilfe für das Heer zu bitten.
Wie wurden die ersten Reservisten verabschiedet?
Am 2. August wurden die ersten 800 Reservisten der Stadt eingezogen und von kriegsbegeisterten Einwohnern mit Blumen zum Bahnhof begleitet.
Wie reagierte die Jugend auf den Kriegsausbruch?
Jugendliche zeigten Kriegsbegeisterung, z.B. durch das Ablegen von Notabschlussprüfungen, um Kriegsfreiwilliger zu werden.
Welche Rolle spielte die SPD bei der Kriegsvorbereitung?
Die Zustimmung der Reichstagsfraktion der SPD zu den Kriegskrediten trug dazu bei, die Abneigung gegen den Krieg unter den Arbeitern zu dämpfen.
Wie unterstützten die Lehrer den Krieg?
Der Protokollant des Lehrervereins, Abelmann, beschrieb die Unterstützung des Krieges durch die Lehrer, einschließlich der Bewilligung von Kriegssteuern und der Unterstützung von Kollegen in den Grenzprovinzen. Viele Lehrer wurden eingezogen oder verwundet.
Wie versuchte die Presse, die Kriegsbegeisterung zu fördern?
Die Zeitungen veröffentlichten Gedichte und Witze, die die Kriegsbegeisterung anheizen sollten, und stellten den Krieg als spaßig dar.
Welche Parolen und Inschriften wurden auf Militärzügen verwendet?
Auf den Militärzügen waren Parolen angebracht, die den Krieg verherrlichten und gegen die Feinde hetzten, z.B. "Jeder Schuß Ein Ruß, Jeder Stoß Ein Franzos!" oder "Aus Serben machen wir Scherben!".
Wie wurden die Feindbilder in der Öffentlichkeit dargestellt?
Feindbilder wurden durch Namen für Produkte und Gaststätten karikiert ("Russengift", "frische Russenschenkel", "Poincaresalat").
Welche Maßnahmen wurden zur Zensur und Überwachung ergriffen?
Die Presse wurde unter Zensur gestellt, öffentliche Versammlungen wurden eingeschränkt, und es wurde vor Spionen gewarnt. Verdächtige Personen sollten der Polizei gemeldet werden.
Wie wurden die Aktivitäten der Sozialdemokratie während des Krieges überwacht?
Die Aktivitäten der Sozialdemokratie wurden überwacht, und es wurde über die Verbreitung von Schriften und die Abhaltung von Versammlungen berichtet. Themen waren das preußische Wahlrecht, Frauenstimmrecht und die Rechtsverhältnisse der Landarbeiter.
Wie beteiligte sich die Schützengilde an der Aufrechterhaltung der Ordnung?
Die Wittenberger Schützengilde wurde für den Schutz der Öffentlichkeit eingesetzt, z.B. für den Wachdienst an wichtigen Infrastruktureinrichtungen und zur Bewachung russischer Zivilgefangener. Später übernahm sie auch den Polizeidienst.
Wie berichteten die Zeitungen über die anfänglichen Kriegserfolge?
"Der Prignitzer" berichtete im August und September 1914 über vermeintliche Erfolge der deutschen Truppen, z.B. in Russland und Frankreich.
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- Günter Rodegast (Author), 2012, Streiflichter aus Wittenberge im 1. Weltkrieg 1914 - 1918, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198823