Zinsen haben in den volkswirtschaftlichen Wissenschaften eine hohe Bedeutung. Sei es als Gleichgewichtspreis von Kapital in der Mikroökonomie oder als Parameter in Güter-, Geld- und Devisenmarktmodellen der Makroökonomie. Die Zinstheorie kann auf eine lange Geschichte in den Wirtschaftswissenschaften zurückblicken und auch interdisziplinär wurde sich intensiv mit dem Sinn und Zweck von Zinsen auseinandergesetzt. Um nur ein Beispiel zu nennen stellte bereits THOMAS VON AQUIN das nummus not parit nummos heraus, das auf den antiken Vorstellungen des ARISTOTELES „Zins ist aber Geld gezeugt vom Geld. Daher ist auch diese Form von Erwerb am meisten wider die Natur“ beruhte.
Für das Rechnungswesen der Betriebswirtschaft ist der Zins nicht weniger von Bedeutung. Solange Kapital heute mehr (oder auch weniger) Wert besitzt als Kapital morgen, kommt der Unternehmensbilanz als Zeitpunktrechnung eine wesentliche Abgrenzungsfunktion zukünftiger Sachverhalte entgegen.
Diese Arbeit soll die Fragestellung beantworten, welcher Bedeutung Zinsen in der handelsrechtlichen und internationalen Rechnungslegung zukommen, wie sich ein Zinssatz sinnvollerweise zusammensetzt und wie die konkrete Anwendung erfolgt. Daraus soll die Problemstellung erörtert werden, wie Zinssätze durch den Bilanzierenden festgesetzt werden können bzw. sollten und die Regelungswerke hierbei einer kritischen Prüfung unterzogen werden.
In einem ersten Schritt werden die Funktionen des Zinssatzes für die betriebswirtschaftliche Rechnungslegung herausgearbeitet. Hieraus werden die verschiedenen Konzeptionen sowohl für den Diskontierungszinssatz als für den übergeordneten Barwert dargestellt.
Im Anschluss wird der Zinssatz selbst in seine Bestandteile zerlegt. Hieraus werden Anforderungen, die ein Diskontierungszinssatz erfüllen sollte abgeleitet und den allgemeinen Regelungen der Rechnungslegungsnormen gegenübergestellt.
Die spezifische, auf bestimmte Bilanzbereiche ausgerichtete, Anwendung von Barwerten und Diskontierungszinssätzen wird im nächsten Abschnitt erläutert. Wesentliche Bewertungsmethoden bzw. –regeln werden hierbei dargestellt. Dieser Teil der Arbeit betrifft hauptsächlich die internationale Rechnungslegung mit ihrem sachverhaltsbezogenen Regelungswerk.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zinsen als Bestandteil der Rechnungslegung
- 2.1 Funktionen von Zinsen in der Rechnungslegung
- 2.1.1 Grundlagen
- 2.1.2 Entgelt für die Überlassung von Kapital und Parameter der Barwertermittlung
- 2.2 Konzeptionen des Barwerts
- 2.2.1 Barwerte in der internationalen Rechnungslegung
- 2.2.2 Barwerte in der handelsrechtlichen Rechnungslegung
- 2.2.3 Normenunabhängige Barwert-Konzeption
- 2.3 Konzeption des Diskontierungszinssatzes
- 2.3.1 Der Diskontierungszins in der internationalen Rechnungslegung
- 2.3.2 Der Diskontierungszins in der handelsrechtlichen Rechnungslegung
- 3. Komponenten des Zinssatzes
- 3.1 Grundlagen
- 3.2 Risikoloser Zinssatz
- 3.3 Risikokorrektur
- 3.3.1 Grundlagen
- 3.3.2 Risiko eines Unternehmens
- 3.3.3 Risiko von Bilanzpositionen
- 4. Anwendung von Zinssätzen in der internationalen Rechnungslegung
- 4.1 Konzeption
- 4.2 Nicht-finanzielle Verbindlichkeiten
- 4.2.1 Konzeption
- 4.2.2 Barwertermittlung
- 4.2.3 Ermittlung des Diskontierungszinssatzes
- 4.2.4 Spezifische nicht-finanzielle Verbindlichkeiten
- 4.3 Finanzielle Bilanzpositionen
- 4.3.1 Konzeption
- 4.3.2 Der Zinssatz im beizulegenden Zeitwert
- 4.3.3 Der Zinssatz in den fortgeführten Anschaffungskosten
- 4.4 Nicht-finanzielle Vermögenswerte
- 4.4.1 Konzeption
- 4.4.2 Der Zinssatz in der Einzelbewertung
- 4.4.3 Der Zinssatz der Werthaltigkeitsprüfung
- 5. Anwendung von Zinssätzen in der handelsrechtlichen Rechnungslegung
- 6. Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Bedeutung von Zinssätzen in der Rechnungslegung nach HGB und IFRS. Ziel ist es, die verschiedenen Konzeptionen und Anwendungen von Zinssätzen in beiden Rechnungslegungsstandards zu vergleichen und zu analysieren.
- Funktionen von Zinsen in der Rechnungslegung
- Konzeptionen des Barwerts nach HGB und IFRS
- Komponenten des Zinssatzes und deren Bedeutung
- Anwendung von Zinssätzen auf verschiedene Bilanzpositionen
- Vergleich der Anwendung von Zinssätzen nach HGB und IFRS
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Diplomarbeit ein und beschreibt die Relevanz der Untersuchung von Zinssätzen in der Rechnungslegung. Es skizziert den Aufbau der Arbeit und die Forschungsfragen, die im weiteren Verlauf beantwortet werden sollen. Die Einleitung legt den Fokus auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Rechnungslegungsstandards HGB und IFRS im Umgang mit Zinssätzen und deren Auswirkungen auf die Darstellung der Unternehmenslage.
2. Zinsen als Bestandteil der Rechnungslegung: Dieses Kapitel beleuchtet die grundlegenden Funktionen von Zinsen in der Rechnungslegung. Es erörtert die Bedeutung des Zinses als Entgelt für die Überlassung von Kapital und untersucht verschiedene Konzeptionen des Barwerts, sowohl im internationalen als auch im handelsrechtlichen Kontext. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis der zugrundeliegenden Prinzipien und deren Auswirkungen auf die Bewertung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten. Die unterschiedlichen Ansätze der Barwertbestimmung nach HGB und IFRS werden detailliert verglichen und kontrastiert.
3. Komponenten des Zinssatzes: Dieses Kapitel analysiert die einzelnen Komponenten, aus denen sich ein Zinssatz zusammensetzt. Es beschreibt den risikofreien Zinssatz und die verschiedenen Methoden der Risikokorrektur, die notwendig sind, um einen angemessenen Diskontierungszinssatz für die Bewertung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten zu ermitteln. Die Kapitel erläutert detailliert wie unternehmens- und positionspezifische Risiken berücksichtigt werden und welche Auswirkungen diese auf die endgültige Zinshöhe haben.
4. Anwendung von Zinssätzen in der internationalen Rechnungslegung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die praktische Anwendung von Zinssätzen innerhalb des IFRS-Rahmenwerks. Es behandelt die Bewertung von nicht-finanziellen Verbindlichkeiten und finanziellen Bilanzpositionen, einschließlich der Ermittlung des Diskontierungszinssatzes. Besonderes Augenmerk wird auf die verschiedenen Methoden der Barwertermittlung und die Bedeutung des beizulegenden Zeitwerts gelegt. Der Einfluss des Zinssatzes auf die Darstellung der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten wird umfassend beleuchtet.
5. Anwendung von Zinssätzen in der handelsrechtlichen Rechnungslegung: Dieses Kapitel beschreibt die Anwendung von Zinssätzen nach HGB. Im Gegensatz zu Kapitel 4, welches sich mit IFRS befasst, werden hier die spezifischen Regelungen des Handelsgesetzbuches analysiert. Es werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur internationalen Rechnungslegung herausgearbeitet und die praktischen Auswirkungen auf die Bewertung von nicht-finanziellen Verbindlichkeiten sowie finanziellen und nicht-finanziellen Vermögenswerten diskutiert.
Schlüsselwörter
Zinssätze, Rechnungslegung, HGB, IFRS, Barwert, Diskontierungszinssatz, Risikokorrektur, Bewertung, Vermögenswerte, Verbindlichkeiten, beizulegender Zeitwert, fortgeführte Anschaffungskosten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Zinsen in der Rechnungslegung nach HGB und IFRS
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Bedeutung von Zinssätzen in der Rechnungslegung nach HGB (Handelsgesetzbuch) und IFRS (International Financial Reporting Standards). Sie vergleicht und analysiert die verschiedenen Konzeptionen und Anwendungen von Zinssätzen in beiden Rechnungslegungsstandards.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Funktionen von Zinsen in der Rechnungslegung, die Konzeptionen des Barwerts nach HGB und IFRS, die Komponenten des Zinssatzes und deren Bedeutung (inklusive risikofreiem Zinssatz und Risikokorrektur), die Anwendung von Zinssätzen auf verschiedene Bilanzpositionen (nicht-finanzielle Verbindlichkeiten, finanzielle Bilanzpositionen, nicht-finanzielle Vermögenswerte) und einen Vergleich der Anwendung von Zinssätzen nach HGB und IFRS.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Zinsen als Bestandteil der Rechnungslegung (inkl. Barwertkonzeptionen und Diskontierungszinssätzen), ein Kapitel zu den Komponenten des Zinssatzes (inkl. Risikoloser Zinssatz und Risikokorrektur), ein Kapitel zur Anwendung von Zinssätzen in der internationalen Rechnungslegung (IFRS), ein Kapitel zur Anwendung von Zinssätzen in der handelsrechtlichen Rechnungslegung (HGB) und einen Schlussteil. Jedes Kapitel enthält eine detaillierte Zusammenfassung.
Welche Kapitel gibt es und worum geht es in jedem einzelnen?
Kapitel 1 (Einleitung): Einführung in die Thematik, Relevanz der Untersuchung, Forschungsfragen und Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 (Zinsen als Bestandteil der Rechnungslegung): Grundlegende Funktionen von Zinsen, Barwertkonzeptionen (international und handelsrechtlich). Kapitel 3 (Komponenten des Zinssatzes): Risikofreier Zinssatz, Risikokorrektur (Unternehmens- und Positionsrisiken). Kapitel 4 (Anwendung von Zinssätzen in der internationalen Rechnungslegung – IFRS): Bewertung verschiedener Bilanzpositionen, Diskontierungszinssatz, beizulegender Zeitwert. Kapitel 5 (Anwendung von Zinssätzen in der handelsrechtlichen Rechnungslegung – HGB): Anwendung nach HGB, Vergleich mit IFRS. Kapitel 6 (Schlussteil): Zusammenfassung und Schlussfolgerungen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Zinssätze, Rechnungslegung, HGB, IFRS, Barwert, Diskontierungszinssatz, Risikokorrektur, Bewertung, Vermögenswerte, Verbindlichkeiten, beizulegender Zeitwert, fortgeführte Anschaffungskosten.
Welche Zielsetzung verfolgt die Diplomarbeit?
Ziel der Arbeit ist der Vergleich und die Analyse der verschiedenen Konzeptionen und Anwendungen von Zinssätzen in der Rechnungslegung nach HGB und IFRS. Es soll ein umfassendes Verständnis der Bedeutung von Zinssätzen für die Bewertung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten in beiden Rechnungslegungsstandards geschaffen werden.
Welche Unterschiede zwischen HGB und IFRS werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit untersucht detailliert die Unterschiede in der Konzeption des Barwerts, der Ermittlung des Diskontierungszinssatzes und der Anwendung von Zinssätzen auf verschiedene Bilanzpositionen nach HGB und IFRS. Die Unterschiede in den praktischen Auswirkungen auf die Bewertung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten werden hervorgehoben.
- Quote paper
- Timo Rathjens (Author), 2012, Zins- vs. Rechnungslegung: Diskontierung in der Unternehmensbilanz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198982