Ein Vergleich zwischen Wissenschaft und Modewelt mag auf den ersten Blick etwas befremdlich wirken, wohlmöglich würden sich viele – vor allem wohl Wissenschaftler – auch gegen einen solchen wehren und sich in ihrer Berufsehre verletzt fühlen, doch zeigen sich verblüffende Gemeinsamkeiten. Die Modewelt ist geprägt von einer ständigen Jagd nach neuen Trends. Alljährlich versuchen sich Modeschaffende an immer neuen Kreationen oder forcieren mit ihren Werken eine bestimmte Stilrichtung. Mal setzt sich ein Trend von den Laufstegen dieser Welt in Boutiquen und Filialen der großen Modeketten durch, mal wird ein neuer Look auf den Straßen der Metropolen aufgegriffen von den Modedesignern. Die Wissenschaft kennt ähnliche Phänomene. Geraden in den Geisteswissenschaften gibt es Phasen, in denen ein Forschungsschwerpunkt eine ganze Reihe von Wissenschaftlern einer Teildisziplin dazu veranlasst, sich diesem Thema zu widmen. Ein zeitlich begrenzter Wissenschaftstrend ist entstanden. Häufig erreicht die wissenschaftliche Debatte nach einer Weile auch die Feuilletons der Tagezeitungen, entwickelt sich zu einer breiten gesellschaftlichen Diskussion und erreicht mitunter sogar den Boulevard. Die Thematik dieser Arbeit widmet sich einem Gegenstand der Geschichtswissenschaft, der genau den anderen Weg gegangen ist. Nicht die wissenschaftliche Diskussion bildete die Grundlage für eine breite öffentliche Auseinandersetzung, sondern ausgehend von einem breiten Diskurs mit vielen Protagonisten haben Historiker das Thema zu einem wissenschaftlichen Forschungsgegenstand gemacht.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Thema und Fragestellung
- Pierre Noras Lieux de mémoire: Was sind Erinnerungsorte?
- Maurice Halbwachs und die Theorie des kollektiven Gedächtnisses
- Verlust der Identität des kollektiven Gedächtnisses - Idee, Methodik und Vorgehen von Nora
- Deutsche Erinnerungsorte
- Kritische Reflexion
- Resümee
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich dem Konzept der Erinnerungsorte und untersucht dessen theoretische Grundlagen, Methodik und Anwendung in der Geschichtswissenschaft. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung dieses Konzepts im Kontext der Debatte um Erinnerungskultur und stellt die Vor- und Nachteile des Konzeptes in einer kritischen Diskussion dar.
- Theorie des kollektiven Gedächtnisses nach Maurice Halbwachs
- Pierre Noras Konzept der Erinnerungsorte (Lieux de mémoire)
- Anwendung des Konzeptes in der Geschichtswissenschaft
- Kritische Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen des Konzeptes
- Bedeutung des Konzepts für die Geschichtswissenschaft und Erinnerungskultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die Verbindung zwischen Wissenschaft und Modewelt her, um den zeitlichen Wandel von Forschungsschwerpunkten zu verdeutlichen. Die Arbeit konzentriert sich auf das Konzept der Erinnerungsorte, das aus einer breiten öffentlichen Diskussion in die Geschichtswissenschaft gelangte.
- Das zweite Kapitel erläutert die Thematik "Erinnerungskultur" und stellt die Fragestellung der Arbeit vor: die Untersuchung des Konzepts der Erinnerungsorte. Es wird auf die Vielschichtigkeit des Themas hingewiesen und die Fokussierung auf einen Forschungsansatz begründet.
- Das dritte Kapitel widmet sich dem Konzept der Erinnerungsorte (Lieux de mémoire) von Pierre Nora. Es werden zunächst die theoretischen Anknüpfungspunkte, insbesondere die Theorie des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs, erläutert. Anschließend werden die Methodik und die Umsetzung des Konzepts in den Werken Noras betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die zentralen Begriffe Erinnerungskultur, kollektives Gedächtnis, Erinnerungsorte (Lieux de mémoire), Pierre Nora, Maurice Halbwachs, Geschichtswissenschaft, Forschungsparadigma, Nationalstaatsgedanke und zeitgeschichtliche Relevanz.
- Arbeit zitieren
- Dirk Sippmann (Autor:in), 2011, Das Konzept Erinnerungsorte , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199149