Eine wissenschaftliche Arbeit über den Heimatfilm der Fünfziger Jahre. Das klingt für die meisten erst einmal abwegig. Wird dieses Genre wegen seiner Trivialität und Banalität doch immer gerne verspottet und belächelt. Es ist nicht abzustreiten, dass Heimatfilme nicht gerade anspruchsvoll sind, geschweige den hohen filmischen Ansprüchen gerecht werden, aber sie sind ein einmaliges Phänomen in der deutschen Filmgeschichte. Niemals vor und niemals nach den Fünfzigern erlebte dieses Genre einen derartigen Boom. Und genau aus diesem Grund sind die Heimatfilme für Historiker interessant. Denn geht man der Frage nach, warum der Heimatfilm gerade in den Fünfzigern seine größten Erfolge feierte, stellt man fest, dass die Gründe dafür vor allem in der damaligen Lebensrealität zu suchen sind. Die Lebensumstände der Menschen machten die Heimatfilmwelle erst möglich und brachten sie auch zu einem Ende. Viele zeitgenössische oder ältere Forschungsarbeiten sprechen dem Heimatfilm restaurative Tendenzen zu, wohingegen neuerer Arbeiten vom Heimatfilm als „vehicle into the future rather than into the past“ sprechen. Sie vertreten also die genau gegenteilige Meinung. Die Schwierigkeit beim Auffinden von Forschungsliteratur lag weniger darin überhaupt Literatur zu finden, vielmehr lag das Problem darin von Historikern verfasste Texte zu finden. Von Film- und Kulturwissenschaftlern gibt es sehr viele Arbeiten über den Heimatfilm, wohingegen er von Historikern zwar stets erwähnt aber nie genauer behandelt wird. Zu einzelnen Aspekten lassen sich Aufsätze finden, aber eine umfassende geschichtswissenschaftliche Arbeit zum Thema liegt noch nicht vor. Meine These, dass die Versöhnung von Tradition und Moderne im Heimatfilm den Menschen half sich von der Vergangenheit zu lösen, stützt sich vor allem auf neuere Forschungserkenntnisse. Um diese These zu begründen gilt es zuerst die Frage zu klären, ob die Darstellungen im Heimatfilm denn überhaupt als Versöhnung zu deuten sind und wenn ja, inwieweit diese Versöhnung den Menschen den Weg in die Zukunft zeigen konnte. Um darauf eine Antwort zu erhalten, werde ich zuerst einen groben gesellschafts- und kulturgeschichtlichen Überblick über die Fünfziger Jahre geben um dies dann auf den Heimatfilm zu übertagen, wobei ich meine Aussagen an drei typischen Heimatfilmen belegen werde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ära Adenauer-Gesellschaft zwischen Vergangenheit und Zukunft
- Das Handlungsmuster Tradition und Moderne
- Die Tradition im Film
- Die Moderne im Film
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den bundesdeutschen Heimatfilm der 1950er Jahre und seine Bedeutung im Kontext der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen dieser Zeit. Sie hinterfragt die gängige Sichtweise des Heimatfilms als reines Trivialgenre und analysiert seine Rolle als Spiegelbild und Motor gesellschaftlicher Veränderungen. Die Arbeit zielt darauf ab, die These zu belegen, dass die im Heimatfilm dargestellte Versöhnung von Tradition und Moderne den Menschen der Nachkriegszeit half, sich von der Vergangenheit zu lösen und sich einer ungewissen Zukunft zu öffnen.
- Der Heimatfilm als Phänomen der 1950er Jahre
- Die Darstellung von Tradition und Moderne im Heimatfilm
- Die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe des Heimatfilm-Booms
- Der Heimatfilm als Ausdruck von Volkskontinuität und Modernisierung
- Die Rolle des Heimatfilms im Prozess der gesellschaftlichen Versöhnung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor: die Analyse des bundesdeutschen Heimatfilms der 1950er Jahre und seine Rolle im gesellschaftlichen Wandel. Sie betont die bisherige Forschungslücke hinsichtlich einer umfassenden geschichtswissenschaftlichen Betrachtung des Genres und kündigt die These an, dass die Versöhnung von Tradition und Moderne im Heimatfilm den Menschen half, sich von der Vergangenheit zu lösen. Die Einleitung weist auf die Schwierigkeit hin, historisch fundierte Literatur zum Thema zu finden und positioniert die Arbeit im Kontext existierender film- und kulturwissenschaftlicher Arbeiten.
2. Ära Adenauer - Gesellschaft zwischen Vergangenheit und Zukunft: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen der 1950er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. Es beschreibt die widersprüchliche Situation zwischen Modernisierung und Rückbesinnung auf Tradition, die sich sowohl in der Politik als auch im Alltag der Bevölkerung widerspiegelte. Der wirtschaftliche Aufschwung ("Wirtschaftswunder") wird ebenso thematisiert wie das Verdrängen der nationalsozialistischen Vergangenheit und der damit verbundene Wunsch nach einem Neuanfang. Das Kapitel beleuchtet die Veränderungen in den sozialen Strukturen, insbesondere den Aufstieg einer neuen Mittelschicht, und die Rolle der Medien (Radio, Illustrierte) in der Gestaltung der Alltagskultur. Der Fokus liegt auf der komplexen Interaktion zwischen Kontinuität und Wandel in dieser Epoche.
Schlüsselwörter
Heimatfilm, Bundesrepublik Deutschland, 1950er Jahre, Wirtschaftswunder, Tradition, Moderne, Volkskontinuität, Modernisierung, gesellschaftlicher Wandel, Versöhnung, Nachkriegsgesellschaft, Filmgeschichte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des bundesdeutschen Heimatfilms der 1950er Jahre
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den bundesdeutschen Heimatfilm der 1950er Jahre und seine Bedeutung im Kontext der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen dieser Zeit. Sie untersucht die Rolle des Heimatfilms als Spiegelbild und Motor gesellschaftlicher Veränderungen und hinterfragt die gängige Sichtweise des Heimatfilms als reines Trivialgenre.
Welche These wird in dieser Arbeit vertreten?
Die zentrale These lautet, dass die im Heimatfilm dargestellte Versöhnung von Tradition und Moderne den Menschen der Nachkriegszeit half, sich von der Vergangenheit zu lösen und sich einer ungewissen Zukunft zu öffnen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Der Heimatfilm als Phänomen der 1950er Jahre; die Darstellung von Tradition und Moderne im Heimatfilm; die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe des Heimatfilm-Booms; der Heimatfilm als Ausdruck von Volkskontinuität und Modernisierung; und die Rolle des Heimatfilms im Prozess der gesellschaftlichen Versöhnung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel über die gesellschaftlichen Bedingungen der Ära Adenauer (1950er Jahre), eine detaillierte Analyse des Handlungsmusters "Tradition und Moderne" im Heimatfilm (inkl. Unterkapitel zu Tradition und Moderne im Film) und ein Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Arbeit schließt die Forschungslücke hinsichtlich einer umfassenden geschichtswissenschaftlichen Betrachtung des Genres Heimatfilm der 1950er Jahre. Es wird auf die Schwierigkeit hingewiesen, historisch fundierte Literatur zu diesem Thema zu finden.
Welchen Zeitraum behandelt die Arbeit?
Die Arbeit konzentriert sich auf die 1950er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Heimatfilm, Bundesrepublik Deutschland, 1950er Jahre, Wirtschaftswunder, Tradition, Moderne, Volkskontinuität, Modernisierung, gesellschaftlicher Wandel, Versöhnung, Nachkriegsgesellschaft, Filmgeschichte.
Wie wird die Ära Adenauer in der Arbeit behandelt?
Das Kapitel über die Ära Adenauer bietet einen Überblick über die gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen der 1950er Jahre. Es beschreibt den Widerspruch zwischen Modernisierung und Rückbesinnung auf Tradition, den wirtschaftlichen Aufschwung ("Wirtschaftswunder"), das Verdrängen der nationalsozialistischen Vergangenheit und den Wunsch nach Neuanfang. Es beleuchtet auch Veränderungen in den sozialen Strukturen und die Rolle der Medien.
Wie wird Tradition und Moderne im Heimatfilm dargestellt?
Die Arbeit analysiert detailliert, wie Tradition und Moderne im Heimatfilm dargestellt werden, um die These der Versöhnung dieser beiden Aspekte zu belegen.
- Arbeit zitieren
- Laura Moser (Autor:in), 2011, Der bundesdeutsche Heimatfilm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199169