Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Wolfgang Borchert: Das Brot (1946)
2.1 Analyse des Schwierigkeitsgrads
2.1.1 Sprachliche Mittel/Form
2.1.2 Handlungslogik
2.1.3 Figuren
2.1.4 Bildlichkeit
2.1.5 Gattung
2.1.6 Wissensimplikationen
2.1.7. Schwierigkeitsprofil der Kurzgeschichte Das Brot
2.2 Vorschläge für kompetenzorientierte Aufgabenstellungen
3. Elisabeth Langgässer: Saisonbeginn (1947)
3.1 Analyse des Schwierigkeitsgrads
3.1.1 Sprachliche Mittel/Form
3.1.2 Handlungslogik
3.1.3 Figuren
3.1.4 Bildlichkeit
3.1.5 Gattung
3.1.6 Wissensimplikationen
3.1.7. Schwierigkeitsprofil der Kurzgeschichte Saisonbeginn
3.2 Vorschläge für kompetenzorientierte Aufgabenstellungen
4. Schlussbemerkung
Literatur
1. Einführung
Das Umgehen mit literarischen Texten im Unterricht ist nach dem aktuellen didaktischen Diskussionsstand im Vergleich zum Gegenstand der Sachtexte mit besonderen Zielen verbunden. Dazu zählen die Kenntnis literarischer Genres, die Fähigkeit zu kontextueller Lektüre in literaturgeschichtlicher Perspektive und die Partizipation am kulturellen Leben auf der Grundlage literarischer Bildung. Als spezifische Merkmale literarischer Texte werden Unbestimmtheit und Erwartungsbruch, Vorherrschen von Mehrdeutigkeit und Symbolik hervorgehoben. Für die Interpretation eines literarischen Textes sind somit spezielle Kompetenzen erforderlich, die die Spielregeln literarischer Kommunikation beachten. Insbesondere sind Inferenzbildungsprozesse nötig, um mit Unbestimmtheitsstellen, symbolischer Verdichtung und Erwartungsbrüchen adäquat umgehen zu können. Die (Schülerinnen und Schüler (SuS) müssen dafür sensibilisiert sein, dass die Sprachgestaltung in literarischen Texten mit einer bestimmten Wirkungsintention verbunden ist. Sie sollen im Unterricht die Erfahrung machen, dass die Untersuchung der Wortwahl, der Syntax der stilistischen Mittel und der Steuerungsfunktion des Erzählers sich im Sinne des Textverständnisses auszahlen kann.[1] Literarisches Lernen umfasst nach Kaspar Spinner die elf Aspekte Vorstellungen entwickeln, subjektive Involviertheit und genaue Wahrnehmung, sprachliche Gestaltung, Perspektiven literarischer Figuren, Handlungslogik, Fiktionalität, Metaphorik/Symbolik, Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses, Vertrautwerden mit dem literarischen Gespräch, Gattungen/Genres und ein literaturkritisches Bewusstsein.[2]
Um einen bereits erreichten Kompetenzstand bei den SuS beurteilen zu können, ist es allerdings notwendig, den Schwierigkeitsgrad von Interpretationsleistungen einschätzen zu können. Dies zählt zu den Maximen, die kompetenzorientierte Didaktiker unlängst aufgestellt haben. Lehrende sollen auf dem Weg zu einem kompetenzorientiertem Unterricht die Anforderungen von Lern- und Leistungsaufgaben exakter einschätzen können. Dies bezieht sich auf die Beurteilung der Komplexität einer Aufgabe, ihres Umfangs und der Anforderungen an das Vor- und Kontextwissen.[3] Für Kurzgeschichten ist für die Analyse des jeweiligen Schwierigkeitsgrads eine Unterteilung in sechs zentrale Dimensionen erfolgt:
1. Sprachliche Mittel/Form, 2. Handlungslogik, 3. Figuren, 4. Bildlichkeit, 5. Gattung und 6.Wissensimplikationen, die von den übrigen Kategorien nicht abgedeckt sind.[4]
In Bezug auf die Besonderheit literarischen Lernens und literarischer Kompetenzen betont Kaspar Spinner, dass Aufgaben, die zur Leistungsbeurteilung entwickelt wurden (z. B. im Kontext von PISA), nicht grundsätzliche Auswirkung auf die Unterrichtspraxis haben dürfen. Andernfalls drohen nach Spinners Urteil die Reduktion von Komplexität, das Zurückstellen des subjektiven Zugangs und die Verkehrung von selbständigem Lernen in angeleitetes Training.[5] Literaturdidaktiker warnen vor Aufgabenstellungen, die ganz auf die Messbarkeit von Leistungen ausgerichtet sind, da die Textinterpretation dann auf die einzig ‚richtige’ Lesarten beschränkt und der subjektive Faktor der Interpretation im Zweifelsfall negativ sanktioniert wird.[6] Der Begriff des „Literarischen Lernens“ ist somit in bewusster Abgrenzung von dem PISA-Begriff der „Lesekompetenz“ entwickelt worden.[7] Die Entwicklung von Lernaufgaben und nicht von Testaufgaben steht daher auch im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Erwünschte Kompetenzen sollen in Aufgaben konkretisiert werden; Ziel ist demnach die Gestaltung kompetenzorientierter Aufgaben.[8] Aufgabenstellungen, die literarische Kompetenzen fördern sollen, lassen sich grundsätzlich in rezeptive (Verständnis, Interpretationen, Umgang mit Literatur als Kunst) und produktive (Verfassen literarischer Texte) Kompetenzen unterteilen.[9]
In dieser Arbeit wird am Beispiel zweier Kurzgeschichten die Analyse ihres jeweiligen Schwierigkeitsgrads in exemplarischer Weise vorgeführt (Abschnitte 2.1 und 3.1). Ausgehend von diesen Erkenntnissen werden Aufgaben entwickelt, die kompetenzorientiert im Sinne des Literarischen Lernens sind (Abschnitte 2.2 und 3.2).
Die beiden für die vorliegende Arbeit exemplarisch ausgewählten Kurzgeschichten[10] zählen seit den 1960er Jahren zum Kanon des Deutschunterrichts in der Bundesrepublik Deutschland. Schulbücher waren sogar einer der wichtigsten Distributionsorte für diese Geschichten. Beide gehören zu den im schulischen Unterricht vorzugsweise eingesetzten Erzählungen und sind bis heute Gegenstand didaktischer Überlegungen.[11] Eine neuere, didaktisch orientierte Publikation zu den als „klassisch“[12] bezeichneten Kurzgeschichten empfiehlt den Einsatz dieser Erzähltexte gerade auch in der Oberstufe. Während diese Texte lange Zeit dazu dienten, die SuS langsam an die „hohe Literatur“ heranzuführen, stellen sie infolge ihrer inhaltlichen und formalen Verdichtung tatsächlich hohe Anforderungen an die Leseaufmerksamkeit und Interpretationskompetenz der SuS, die auch für höhere Jahrgangsstufen einen Einsatz rechtfertigt. Statt eines affirmativen, identifikatorischen und schnell eingängigen Lesevergnügens bieten diese Geschichten den SuS Anregungen für eine kritische und distanzierte Lektüre.[13] SuS der Sekundarstufe II sind in besonderer Weise sensibel für die strukturellen Aspekte eines Erzähltextes und erkennen, dass Aufbau, Motivik, Stil u. v. m. die Botschaft eines Textes vielfach erst begründen.[14] Wolfgang Borcherts Das Brot und Elisabeth Langgässers Saisonbeginn wurden ausgewählt, weil sie beide als „klassisch“ gelten, dennoch aber markante Unterschiede im Hinblick auf den jeweiligen Schwierigkeitsgrad der Dimensionen Sprache/Form, Handlungslogik, Bildlichkeit, Gattung und Wissensimplikationen aufweisen. Sie stehen deshalb exemplarisch für ein breiteres Spektrum klassischer Kurzgeschichten.
Die Schlussbemerkung dieser Arbeit diskutiert die besonderen Anforderungen, die klassische Kurzgeschichten an SuS stellen und benennt Argumente für ihre Verwendung im Unterricht der Sekundarstufe II (Abschnitt 4).
2. Wolfgang Borchert: Das Brot (1946)
Die Kurzgeschichten Wolfgang Borcherts zählen zu den im Unterricht am häufigsten eingesetzten Texten. Die literaturhistorische Bedeutung zeigt sich auch darin, dass für seine Erzählungen eigene Interpretationsbände vorliegen.[15] Borchert gilt als einer der wichtigsten Vertreter der „lost Generation“ der Nachkriegszeit, desillusioniert durch die Erlebnisse des der NS- und der Nachkriegszeit. Seine Geschichten erzählen von Krieg, Not und seelischem Zusammenbruch. Brechts Plädoyer galt der Hoffnung auf eine neue, bewusste „Weichheit“, deren wichtigster Ausdruck das Mitgefühl sein sollte. In der Erzählung Das Brot wird zudem der Einfluss der amerikanischen Short Story in besonderer Weise spürbar.[16]
2.1 Analyse des Schwierigkeitsgrads
2.1.1 Sprachliche Mittel/Form
Rhetorische Mittel werden in dieser Kurzgeschichte nur relativ zurückhaltend eingesetzt und sie sind zudem nicht leicht zu finden, sondern eher versteckt im Text untergebracht. Mit „Ach so!“ (Z. 2) findet sich zu Beginn eine Interjektion, die die Gedanken einer der Figuren offenbart. Es dauert trotz dieses Ausrufs der Erkenntnis dennoch eine ganze Weile, bis sich eine zunächst etwas unheimliche Situation für die Figur der Frau geklärt hat. Der Klimax bei „Es war still. Es war zu still […]“ (Z. 3) steigert die Spannung, betont aber auch das Adjektiv „still“ als zentrales Schlüsselwort der Anfangssituation: Stille steht für die Einsamkeit, wenn der Partner nicht mehr da ist. Die Anapher mit „Sie“ in den Zeilen „Sie sah etwas Weißes am Küchenschrank stehen. Sie machte Licht. Sie standen sich im Hemd gegenüber“ (Z. 6f.) leitet beinahe unbemerkt von der einzelnen Figur zu dem Paar über. Plötzlich geht es um eine Beziehung zwischen zwei Figuren. Mit ganz einfachen rhetorischen Mitteln wird somit ein abrupter Perspektivenwechsel von einer zu zwei Figuren vollzogen.[17] Die Lüge des Mannes wird durch die Stilfigur der Anadiplose hervorgehoben: Die letzten Worte eines Satzes werden im nächsten Satz wiederholt („[…] weil sie nicht ertragen konnte, dass er log. Dass er log, nachdem sie neununddreißig Jahre verheiratet waren“, Z. 22f.).
Der Text besteht aus kurzen einfachen Sätzen mit vielen Hauptsätzen, wenigen Nebensätzen und einigen elliptischen Sätzen. Der Wortschatz ist ebenfalls sehr einfach, die Sprache unpathetisch und realistisch.[18] Viele Hauptsätze sind gerade im ersten Abschnitt des Texts asyndetisch aneinandergereiht,[19] was den Eindruck erweckt, als würde eine Figur rasch nacheinander möglichst viele Sinneseindrücke aufnehmen wollen, um sich nach einem plötzlichen Erwachen orientieren zu können (auditiv: „horchte“, taktil: „als sie mit der Hand über das Bett neben sich fuhr“, visuell: „Sie sah etwas Weißes am Küchenschrank“, Z. 2, 3 und 6).
Ein umfangreicher Teil des Textes umfasst direkte Rede, die größtenteils in der Umgangssprache gehalten ist.[20] Die Charakterisierung von Figuren beziehungsweise die Beschreibung von Gegenständen fällt ungeheuer karg aus: Adjektive sind ausgesprochen selten. Die Sprache ist schmucklos, die Beschreibung der Situation erfolgt gleichsam additiv, wie eine nüchterne Bestandsaufnahme. Der Leser wird gezwungen, die Leerstellen zwischen den knappen Sätzen und nüchternen Beschreibungen auszufüllen.[21] Die SuS müssen in der Sprachanalyse erkennen, dass ein erster Höhepunkt der Erzählung durch drei Ellipsen angezeigt wird, die eine spannungsreiche und überraschende Situation heraufbeschwören, wenn sich die Eheleute in der Küche gegenüberstehen: „Nachts. Um halb drei. In der Küche.“ (Z. 7f.). Die Menschen sind dieser Situation unentrinnbar ausgesetzt. Das Hungergefühl des Mannes scheint wichtiger geworden zu sein als die Liebe, die diese beiden Menschen einmal miteinander verband.[22] Der Eindruck der Fassungslosigkeit der Frau überträgt sich auf den Leser, indem bei der Entdeckung der Indizien für den Brotdiebstahl viermal das Verb „liegen“ verwendet wird („Das Messer lag“, „auf der Decke lagen Brotkrümel“, „aber nun lagen Krümel auf dem Tuch“, „Und das Messer lag da“, Z. 10 und 12). Durch die Wiederholung der Substantive „Messer“ und „Krümel“ wird der Leser dazu gebracht, den Blick der Frau nachzuvollziehen.[23]
Zentral für die Interpretation ist, dass die SuS herausarbeiten, dass der Dialog zwischen den Eheleuten beinahe inhaltslos ist, da keine bedeutenden Informationen ausgetauscht und die wenigen mehrfach wiederholt werden. Die zahlreichen Wiederholungen unterstreichen die Unsicherheit der Eheleute, die sich gegenseitig etwas vorspielen. Sie spiegeln auch die Peinlichkeit der Situation, dass der eine die andere zu hintergehen versucht und man sich dabei im Nachthemd gegenübersteht.
An dem Punkt, als der Mann sich ertappt fühlt, wird seine Sprache unvermittelt förmlich, was nur auffällt, wenn die umgangssprachliche Ausdrucksweise in den übrigen Gesprächspassagen erkannt wird. Das Präteritum und der Konjunktiv II sind nicht die üblichen Tempi, die in Gesprächen verwendet werden, sondern diese passen eher zum Modus der Schriftlichkeit: „’Ich dachte, hier wäre was […] ich hörte hier was. Da dachte ich, hier wäre was“, Z. 24f.). Mitten in der Nacht wird der Mann förmlich im Gespräch mit seiner Frau, um besonders glaubwürdig und vertrauenswürdig zu erscheinen. Letztendlich wirkt dies aber gekünstelt.
Unter syntaktischen Gesichtspunkten ist in der direkten Rede die Häufung von Abtönungspartikeln auffällig. Die Partikeln „auch“, wohl“, „ja“, „schon“, „ruhig“ stellen Gemeinsamkeit und Übereinkunft zwischen den Gesprächspartnern her, indem sie wechselseitige Zustimmung und geteilte Wahrnehmungen signalisieren („Ich habe auch was gehört“, Z. 15, 26, „es war wohl nichts“, Z. 25, „Ja, das muss wohl draußen gewesen sein“, Z. 31, „Wind ist ja“, Z. 40, „ja, kalt ist es schon ganz schön“, Z. 47, „Du kannst ruhig vier essen“, Z. 53). Insbesondere die Partikel „wohl“, der von beiden Figuren benutzt wird, dient dazu, sich wechselseitig gegen eine Falsifikation abzusichern.[24] Die Antwortpartikel „Ja“ fungiert außerdem als bestätigende Reaktion auf eine Aussage. Diese syntaktische Besonderheit wird durch die Wiederholung ganzer Sätze durch beide Gesprächsteilnehmer noch intensiviert („Wind war schon die ganze Nacht.“, „Ja, Wind war schon die ganze Nacht“, Z. 40f., „Es war wohl die Dachrinne.“, Z. 41f. und wiederholt in Z. 43). Eine kleine Schwierigkeit für SuS mit nicht-deutscher Erstsprache liegt möglicherweise darin zu erkennen, dass „Iss man“ im Sinne von „Iss ruhig“ gemeint ist. Das „man“ fungiert hier ebenfalls als Abtönungspartikel, die einem möglichen Konflikt, einem Einspruch oder einer Sorge entgegenwirken soll.
Wenn die SuS in dieser Kurzgeschichte die sprachlichen Mittel untersuchen, sind sie als Gesprächsanalytiker tätig. Sie können erkennen, dass kleinste Wörtchen interaktiv-gesprächsorganisatorische, kommentierende und somit inhaltlich-modifizierende Wirkung haben.[25] Diese Erkenntnis sollte sich motivationsfördernd auswirken, wenn eine Aufgabenstellung die detaillierte Analyse der Sprache fordert. Grundsätzlich verdeckt die scheinbare Einfachheit der Sprache das System der „formalen Unterkellerung“[26] dieser Kurzgeschichte. Daher ist der Schwierigkeitsgrad der Dimension „Sprachliche Mittel“ relativ hoch einzuschätzen.
Der Erzähler[27] ist in dieser Kurzgeschichte ein neutraler Berichterstatter. Er fällt keinerlei Urteile über die Figuren und enthält sich eines Kommentars.[28] Es findet ein häufiger Wechsel zwischen einem neutralen Erzählbericht und personalem Erzählen mit erlebter Rede statt („Ach so! In der Küche hatte jemand gegen einen Stuhl gestoßen“, Z. 2). Der Anfang der Geschichte ist an der Oberfläche orientierend-situationsbeschreibend, mit der Andeutung der Gefahr der Einsamkeit aber auch atmosphärisch-symbolhaft.[29] Die Komposition ist gekennzeichnet durch die gedrängte Kürze. Die stark verdichtete Zeitstruktur des ersten Absatzes arbeitet mit der Gleichzeitigkeit verschiedener Momente. Der Raum wird verengt und verallgemeinert, die Zeit verkürzt und komprimiert. Es findet sich eine geraffte Folge von „punktierten Augenblicken“, wie es Siegfried Unseld als typisch für Borcherts Kurzgeschichten beschrieben hat.[30]
2.1.2 Handlungslogik
Der Aufbau der Handlung ist linear-chronologisch. Es findet eine einfache Progression statt, durch einen Zeitsprung unterteilt in zwei Phasen.[31] Die Erzählweise läuft geradlinig auf einen Kulminationspunkt am Schluss zu.[32] Es lassen sich relativ einfach drei Abschnitte unterscheiden: Im ersten Teil wird die Protagonistin durch ein Geräusch geweckt und findet in der Küche ihren Mann vor. Es schließt sich ein Dialog an, an dessen Ende beide ins Schlafzimmer zurückkehren und sich ins Bett legen. Am folgenden Abend treffen sich beide wieder in der Küche und es findet ein kurzer Wortwechsel beim Abendessen statt. Die erzählte Zeit ist ähnlich lang wie die Erzählzeit mit Ausnahme eines Zeitsprungs von etwa 17 Stunden (halb 3 nachts bis abends) vor dem letzten Abschnitt der Erzählung. Durch die Inhaltslosigkeit des Dialogs, der zudem keine Emotionen zu transportieren scheint, entsteht aber der Eindruck einer Dehnung. Bis zur Unerträglichkeit verlängern sich der peinliche Moment der Begegnung „im Hemd“, die Entdeckung des heimlichen Brotessens und die Reaktion der Figuren darauf. Der Dialog zwischen den beiden alten Menschen bildet das inhaltliche und strukturale Zentrum der Kurzgeschichte.[33]
[...]
[1] Kämper-van den Boogaart/Pieper, 2008, S. 46-48, 51, 59.
[2] Spinner, 2006.
[3] Abraham/Baurmann/Feilke/Kammler/Müller, 2007, S. 12.
[4] Diese Dimensionsauswahl war Gegenstand des Hauptseminars, aus dem diese Arbeit hervorgeht.
[5] Vgl. die Zusammenstellung der Argumente von Spinner bei: Kammler, 2006, hier besonders S. 11.
[6] Kammler, 2006a, S. 12.
[7] Spinner, 2006, S. 6.
[8] Abraham/Baurmann/Feilke/Kammler/Müller, 2007, S. 8.
[9] Kammler, 2006a, S. 11f.
[10] Die Texte sind im Anhang abgedruckt.
[11] Marx, 32005, S. 178; Bellmann, 2003, S. 330; Durzak, 32002, S. 15.
[12] Ein aktuelles Heft von Praxis Deutsch widmet sich demgegenüber der „neuen“ kurzen Prosa: Vgl. Rosebrock, 2007.
[13] Schwake, 2008, S. 12f.
[14] Spinner, 1986, S. 12.
[15] Vgl. nur: Große, 1995; Gehse, 32007.
[16] Durzak, 32002, S. 115, 117f.; Hoffmann, 2006, S. 75f., 83; Marx, 32005, S. 176.
[17] Könecke, 2004, S. 41.
[18] Marx, 32005, S. 133.
[19] Könecke, 2004, S. 41.
[20] Krischel, 22008, S. 17.
[21] Winter, 2004, S. 25. Borchert beschrieb diese Verfahrensweise selbst mit den Worten: „Alles, was wir tun können, ist: Addieren, die Summe versammeln, aufzählen, notieren. […] Wir wollen unsere Not notieren“. Zitiert nach: Ebenda.
[22] Könecke, 2004, S. 38, 41; Durzak, 32002, S. 118.
[23] Könecke, 2004, S. 41.
[24] Kämper-van den Boogaart/Pieper, 2008, S. 51.
[25] Linke/Nussbaumer/Portmann, 21994, S. 272f.
[26] Durzak, 32002, S. 308.
[27] Ein schöner Überblick über die verschiedenen Formen des Erzählverhaltens in Kurzgeschichten findet sich bei Greese, 2007, S. 45f., in knapperer Form bei Schwake, 2008, S. 165.
[28] Winter, 2004, S. 25.
[29] Vgl. für diese Einordnung der verschiedenen Anfänge in Kurzgeschichten: Marx, 32005, S. 65.
[30] Zitiert nach: Marx, 32005, S. 39f.
[31] Vgl. zu den Bauformen von Kurzgeschichten: Marx, 32005, S. 78.
[32] Das Brot gilt geradezu als Prototyp derartig gebauter Geschichten. Vgl. Marx, 32005, S. 131.
[33] Könecke, 2004, S. 39, 43.