1 Einleitung
„Für Rother gewährleisten seine edle Abstammung sowie die gelungene Einbindung qualitativ hochwertiger Gefolgsleute seine Macht, seine Geltung und seine hohe Position in der Adelshierarchie, wodurch sich wiederum seine Herrschaftsfähigkeit hinreichend bezeugt. Doch obwohl diese Makellosigkeit […] so hervorgehoben [wird], formuliert bereits der nächste Vers ein anscheinend erhebliches Defizit: die fehlende Ehefrau.“
So beschreibt Rita Zimmermann die gegebene Ausgangssituation im König Rother, welche ebenfalls Ursprungssituation für diese Arbeit sein soll. Dass der Herrscher von Bari, König Rother, eine Frau benötigt, um seine Thronfolge zu sichern und diese im Laufe der Handlung auch findet und für sich gewinnt, ist Fakt. Doch stellt sich bei genauerer Betrachtung des Werkes die Frage, ob es im König Rother wirklich nur um die Lösung dieses Ausgangsproblems, der Sicherung der Thronfolge, geht oder ob es noch andere Beweggründe gibt, die genau diese beiden Protagonisten, Rother und die Königstochter, zusammenführen. Die sich daraus ergebende Fragestellung, welche nun im Speziellen an den Gegenstand herangeführt wird, ist, ob zwischen der Tochter von König Konstantin, und dem König aus Bari sich Minne in Form von Liebe entwickelt oder ob die Auserwählte nur Mittel zum Zweck bleibt. Darüber hinaus steht im Fokus der Untersuchung des Gegenstandes, ob es sich bei König Rother um ein mittelalterliches Werk handelt, welches den spezifischeren Begriff der Höfischen Minne thematisiert und deren Merkmale aufweist. Diese Fragestellung ist von Relevanz, da der Rezipient bei erstmaliger Lektüre des Werkes von dem Vorhandensein der Minne zwischen Rother und Königstochter ausgeht, weil dies oberflächlich auch so scheint. Bei genauerer Betrachtung und Analyse des Stoffes muss dieser erste Eindruck jedoch revidiert werden. Aus der bereits genannten Fragestellung leitet sich nun die, für diese Arbeit den roten Faden gebende These ab: Weder Höfische Minne, noch Minne mit der engeren Bedeutung „Liebe“ kommen im König Rother zwischen den beiden Protagonisten, Rother und der Königstochter, vor. Zur Untersuchung dieser These soll als erstes der Terminus der Höfischen Minne und der Minne allgemein geklärt und unterschieden werden. Im Folgenden steht die Anwendung dieses Begriffes auf König Rother im Fokus der Betrachtung. Zu untersuchen sind dabei vor allem Textstellen, in denen Rother mit der Königstochter interagiert als auch Stellen, in denen der eine über [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Terminus Höfische Minne
- Höfische Minne im König Rother
- Hinführung zur Schuhepisode
- Rothers Handlungen bezüglich der Königstochter
- Handlungen der Königstochter bezüglich Rothers
- Ablehnung der ersten Einladung der Königstochter
- Die Schuhepisode als Schlüsselszene für die Beziehung Rother-Königstochter
- Hinführung zur Schuhepisode
- Schluss und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der Höfischen Minne im mittelhochdeutschen Epos „König Rother“. Der Fokus liegt dabei auf der Beziehung zwischen König Rother und der Königstochter, wobei untersucht wird, ob zwischen den beiden Protagonisten tatsächlich Minne im Sinne von Liebe entsteht, oder ob die Königstochter lediglich Mittel zum Zweck für Rother ist. Die Arbeit befasst sich außerdem mit der Frage, ob „König Rother“ die spezifischen Merkmale der Höfischen Minne aufweist und ob die oberflächlich erscheinende Minne zwischen Rother und der Königstochter einer genaueren Analyse standhalten kann.
- Analyse der Beziehung zwischen Rother und der Königstochter
- Untersuchung der Darstellung von Minne in „König Rother“
- Beurteilung der Rolle der Königstochter in der Handlung
- Interpretation der Schuhepisode als Schlüsselszene der Beziehung
- Rekonstruktion des Minne-Begriffs im Kontext des Werks
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation des Epos „König Rother“ dar, die sich durch Rothers fehlende Ehefrau und den damit verbundenen Bedarf an einer Thronfolgerin charakterisiert. Die Arbeit fokussiert auf die Frage, ob die Beziehung zwischen Rother und der Königstochter von Minne geprägt ist oder ob die Königstochter lediglich ein Mittel zum Zweck für Rother darstellt. Die These der Arbeit lautet, dass weder Höfische Minne noch Minne im Sinne von „Liebe“ im Epos zwischen den beiden Protagonisten vorliegen.
Der Terminus Höfische Minne
Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff der Höfischen Minne und unterscheidet ihn vom allgemeinen Minne-Begriff. Es werden verschiedene Bedeutungen des Minne-Begriffs aus dem Mittelhochdeutschen erläutert, die von religiöser Liebe bis zu sinnlicher, erotischer Liebe reichen.
Höfische Minne im König Rother
Dieses Kapitel befasst sich mit der Anwendung des Begriffs der Höfischen Minne auf das Werk „König Rother“. Dabei werden insbesondere die Interaktionen zwischen Rother und der Königstochter sowie die Äußerungen, die die beiden über einander machen, analysiert. Die Schuhepisode wird als Schlüsselszene für die Beziehung Rother-Königstochter betrachtet.
Schlüsselwörter
König Rother, Höfische Minne, Minne, Liebe, Ehe, Königstochter, Schuhepisode, Ritter, Vrouwe, Mittelhochdeutsch, mittelalterliche Literatur, Ritterromane, Adel, Herrschaft, Thronfolge
- Arbeit zitieren
- Juliane Noßack (Autor:in), 2012, Rother und die Königstochter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199539