Betrachtet man heute Fotos und Videos aus der Zeit des Nationalsozialismus, so scheint es, als ob ein ganzes Volk einem einzigen Menschen, dem ,,Führer‘‘ Adolf Hitler verfallen wäre. Zeitdokumente zeigen jubelnde Menschenmassen, deren ,,Heil Hitler‘‘ aus vollstem Herzen zu kommen scheint. Es scheint unvorstellbar, dass ein Volk einem Menschen zujubelte, dessen politische Ziele Mord, Terror und Krieg implizierten. Daraus resultiert folgende Schlussfolgerung: Offensichtlich herrschte eine gravierende Disparität zwischen Hitlers Plänen und den Vorstellungen des Volkes über seinen ,,Führer‘‘.
Doch wie ,,verzauberte‘‘ Hitler Millionen von Menschen derart? Die Antwort scheint einfach: Er hatte Charisma. Nun lässt sich Hitlers Charisma ab 1933 auf die staatlich inszenierte Propaganda zurückführen, doch auch vor 1933 besaß Hitler eine große Anhängerschafft, die ihm vollständig verfallen war. Wie war dies möglich? Hatte Hitler unabhängig der späteren Propaganda wirkliches Charisma? Was war der Ursprung, was die Wirkung dieses Charismas? Um diese Frage angemessen beantworten zu können ist es Aufgabe dieser Arbeit, die Biographie Hitlers und die Entwicklung der NSDAP zur Führerpartei zu betrachten, um zu klären, worin Hitlers Charisma begründet lag.
Anknüpfend an bisherige Analysen der historischen Forschung zur Entwicklung Adolf Hitlers zum ,,Führer‘‘ soll die Herrschaftssoziologie Max Webers als Hauptanalyseinstrumentarium dienen, die einleitend vorgestellt werden wird. Diese eignet sich in besonderen Maße zur Analyse des Nationalsozialismus, da Webers theoretischer Ansatz ,,gleichgültig gegenüber den klassischen Staatsformen […]‘‘ ist. Da er ,,beliebig desaggregierbar‘‘ ist, ist er anwendbar auf verschiedenste Systeme von Herrschaft. Es lassen sich ,,Mikrosysteme wie kleine Gruppen, Sekten […] und Parteien ebenso […] analysieren wie Makrosysteme‘‘ .
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil - Führertum und Charisma
- 2.1. Max Webers Herrschaftssoziologie in „Wirtschaft und Gesellschaft“
- 2.2. 1989 – 1919, Hitlers „unpolitisches“ Leben
- 2.3. 1919-1923, Der „,Trommler“ des kommenden Führers
- 2.4. Exkurs:,,Mein Kampf“ und die Selbststilisierung zum „Führer“
- 2.5. 1924-1933: „Führer“ der Partei und des kommenden Deutschlands
- 2.6. 1933-1945: Ausblick - Der „Führer-Mythos“ im Dritten Reich
- 3. Fazit.,,Synergetisches Charisma“ und Führer-Mythos
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung Adolf Hitlers zum „Führer“ der NSDAP, insbesondere in Bezug auf die Entstehung und Wirkung seines Charismas. Im Zentrum der Analyse steht die Herrschaftssoziologie Max Webers als Instrumentarium, um das Führertum Hitlers im Kontext des Nationalsozialismus zu verstehen. Die Arbeit untersucht, wie Hitlers Charisma sowohl vor als auch nach 1933 wirkte und welche Faktoren zu seinem Aufstieg zum „Führer“ beitrugen.
- Die Entwicklung des Charismas Hitlers vor 1933
- Hitlers politische Aktivitäten und Selbstdarstellung in den 1920er Jahren
- Die Rolle der NSDAP in der Entwicklung des Führer-Mythos
- Die Anwendung der Herrschaftssoziologie Max Webers zur Analyse des Führertums Hitlers
- Der Einfluss des Führer-Mythos auf die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Ursprung und der Wirkung von Hitlers Charisma. Sie stellt zudem die Herrschaftssoziologie Max Webers als theoretisches Fundament der Analyse vor.
Im Hauptteil wird zunächst die Herrschaftssoziologie Webers, insbesondere der Typus der charismatischen Herrschaft, erläutert. Anschließend wird die Biographie Hitlers bis 1919 beleuchtet, um mögliche Vorzeichen seines späteren Charismas zu erkennen. Die Zeit bis zum Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923 und die ersten politischen Schritte Hitlers werden im Anschluss analysiert. Ein Exkurs befasst sich mit Hitlers Selbstdarstellung als „Führer“ in „Mein Kampf“. Die Entwicklung des Führerkultes innerhalb der NSDAP ab 1925 und die Ausbreitung des Führer-Mythos in der „Volksgemeinschaft“ während Hitlers Herrschaft bilden den Abschluss des Hauptteils.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Führertum, Charisma, Herrschaftssoziologie, Max Weber, Adolf Hitler, NSDAP, Führer-Mythos, Nationalsozialismus, Propaganda, „Volksgemeinschaft“.
- Quote paper
- Ulrich Sturm (Author), 2012, Adolf Hitlers Führertum und Charisma in den Jahren 1919 - 1933, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199852