In den Auffassungen vieler Personen, die sich mit dem Wellenreiten auseinandergesetzt haben, geht Surfen weit über das hinaus, was gemeinhin als „Sportart“ bezeichnet wird. Es ist in der Wahrnehmung mancher kein Sport, sondern eine Lebenseinstellung und Diskussionen über dessen Status werden permanent in der Gemeinschaft der Wellenreiter geführt. Für viele Surfer ist der Ritt auf den Wellen ein Ereignis, das auf ihre gesamte Haltung zur Welt Einfluss nimmt und sie auch Fern der eigentlichen Körperpraxis in der Art und Weise, also dem Stil ihrer alltäglichen Lebensführung prägt.
Im Rückblick auf meine eigene Wellenreiterkarriere stelle ich diesbezüglich fest, dass zu verschiedenen Zeitpunkten je unterschiedliche Bündel aus Surfbrettern, Surfmanövern, Profisurfern, Surfmarken, Surfspots, Surfreisezielen oder Kleidungsstücken (bzw. deren gewollte Abwesenheit) in meinen Wünschen und Besitz vertreten gewesen sind, die mir irgendwie interessant, cool und zu meiner Person passend vorgekommen sind und mir gegenüber der Surfergemeinschaft und meiner Alltagswelt in irgendeiner Weise eine treffende Inszenierung meiner selbst versprochen haben.
Die praktische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Wellenreiten scheint zusammengefasst einherzugehen mit der Ausbildung eines spezifischen Lebensstils, eines surferischen Stils und Stilisierens des eigenen Alltagslebens. Dieser persönliche Eindruck aus meiner Teilnehmerperspektive soll im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit eine wissenschaftliche, theoretisch fundierte Aufarbeitung erfahren. Unter Zuhilfenahme einer kultursoziologischen Brille entlang der Bourdieu’schen Konzepte von Habitus und Feld wird untersucht, in welchem Verhältnis Lebensstile in der Gemeinschaft der Wellenreiter zu deren Formierungs- und Vergemeinschaftungsprozessen stehen und welche Bedeutungen und Funktionen Stil in diesem Zusammenhang zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wellenreiten im kulturellen Feld des Sports
- Die relationale Bedeutung von Sportarten
- Veränderungen im Raum des Sports
- Das präsentatorisch-inszenatorische Sportmodell
- Die Gemeinschaft der Wellenreiter
- Der gemeinsam geteilte Glaube
- Der surferische Blick
- Szenespezifische Stilisierungsrahmen
- Surfstile und Gerätschaften
- Kleidung
- Das stilistische Mosaik der Surfszene
- Stilaristokratie
- Symbolische Machtkämpfe
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Bedeutung von Lebensstil für Surfer-Gemeinschaften. Sie beleuchtet, inwieweit Surfen als eine Sportart oder eher als eine Lebenseinstellung betrachtet werden kann und wie Lebensstile die Formierung und Vergemeinschaftung von Wellenreitern beeinflussen.
- Der Einfluss von Lebensstil auf die Gemeinschaft der Wellenreiter
- Die Rolle von Stil und Stilisierung in der Surfszene
- Die Bedeutung von authentischen Stilen für die Gemeinschaft
- Die Analyse von spezifischen Stilisierungsrahmen und Stilfraktionen in der Surfszene
- Die Herausarbeitung von hierarchischen Strukturen und symbolischen Machtkämpfen in der Surfszene
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und skizziert die Forschungsfrage. Das zweite Kapitel verortet das Surfen im kulturellen Feld des Sports und analysiert die relationale Bedeutung von Sportarten im Rahmen des Bourdieu'schen Konzepts von Feld und Habitus.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Gemeinschaft der Wellenreiter. Es beleuchtet den gemeinsam geteilten Glauben, den surferischen Blick sowie szene-spezifische Stilisierungsrahmen.
Schlüsselwörter
Surfen, Lebensstil, Sport, Gemeinschaft, Habitus, Feld, Stil, Stilisierung, Surfszene, symbolische Macht, Wellenreiter.
- Arbeit zitieren
- Oliver Ehlers (Autor:in), 2012, Surfing & Styles: Zur Bedeutung von Lebensstil für die Gemeinschaft der Wellenreiter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200147