Die Systemische Beratung kann verstanden werden als eine ganzheitliche, beziehungsweise auch vernetzende Beratung. Bezogen auf die Wortbedeutung von systemisch lässt sich hierbei feststellen, dass Sie nicht nur für systematische Ordnung, sondern auch für die bessere Vernetzung zuständig ist. Seit Ende 2008 gilt sie auch in Deutschland als wissenschaftlich anerkannt.
Die Systemische Beratung blickt auf eine längere Entwicklungsgeschichte zurück. Sie kann weniger als die
eine Therapie, als vielmehr eine Vielzahl unterschiedlichster Ansätze und Bezüge gesehen werden. Bereits zu Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts begannen erste Pioniere ihren Fokus auf die
Familien auszurichten, anstatt weiter in Einzel-und Kleingruppentherapien zu arbeiten -die Familientherapie entstand. In
der Familientherapie wird nunmehr nicht das Problem einer einzelnen Person gesondert betrachtet, sondern das System Familie aktiv in den Prozess mit einbezogen. Mit fortschreitender Zeit und dem Wandel im Selbstverständnis der Vertreter der Arbeitsrichtung wandelte sich der Begriff der Familientherapie vor dem Hintergrund, dass nicht nur das System Familie als unmittelbares Beziehungsnetz einzelner Personen anzusehen ist, in den heute gebräuchlichen Terminus der
Systemischen Therapie, welcher außerhalb des engeren Psychotherapiefeldes auch als Systemische Beratung bekannt ist. Zugleich sieht sich die Systemische Beratung durch diese Entwicklung mit einer gestiegenen Komplexität einzelner Beziehungsstrukturen konfrontiert).
Neben der in Deutschland von Psychoanalytiker begründeten systemischen Therapie lassen sich eine Vielzahl weiterer Modelle vorfinden, welche sowohl in ihrem Bezug, ihrem Systembegriff als auch in ihrer Methode unterschiedliche Ansätze verfolgen. Hierbei lassen sich die bereits angesprochene Psychoanalyse, wie auch der Strukturalismus, die Kybernetik, der Konstruktivismus als auch philosophische und humanpsychologische Strömungen feststellen.
Ein weiterer und ebenfalls entscheidender Einfluss Systemischer Beratung stellt die Systemtheorie von Luhmann dar, welche im Folgenden noch einmal genauer beleuchtet werden soll. In meinen folgenden Ausführungen zur Theorie Luhmanns werde ich mich, falls nicht anders angegeben, auf die Ausarbeitung von Berghaus 2011 beziehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Zum Begriff der Systemischen Beratung
2. Der Ursprung der Systemischen Beratung
3. Die Systemtheorie nach Luhmann
3.1 Systeme, Umwelten und die System-Umwelt-Differenz
3.2 Beobachten
3.3 Autopoiesis
4. Grundhaltungen in der Systemischen Beratung
5. Interventionsmaßnahmen in der Systemischen Beratung
6. Literaturverzeichnis
1. Zum Begriff der Systemischen Beratung
Die Systemische Beratung kann verstanden werden als eine ganzheitliche, beziehungsweise auch vernetzende Beratung. Bezogen auf die Wortbedeutung von systemisch lässt sich hierbei feststellen, dass Sie nicht nur für systematische Ordnung, sondern auch für die bessere Vernetzung zuständig ist (vgl. Brunner 2004). Seit Ende 2008 gilt sie auch in Deutschland als wissenschaftlich anerkannt (vgl. Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie).
2. Der Ursprung der Systemischen Beratung
Die Systemische Beratung blickt auf eine längere Entwicklungsgeschichte zurück. Sie kann weniger als die eine Therapie, als vielmehr eine Vielzahl unterschiedlichster Ansätze und Bezüge gesehen werden. Bereits zu Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts begannen erste Pioniere ihren Fokus auf die Familien auszurichten, anstatt weiter in Einzel- und Kleingruppentherapien zu arbeiten - die Familientherapie entstand (vgl. Schlippe & Schweitzer 2007, S.17). In der Familientherapie wird nunmehr nicht das Problem einer einzelnen Person gesondert betrachtet, sondern das System Familie aktiv in den Prozess mit einbezogen. Mit fortschreitender Zeit und dem Wandel im Selbstverständnis der Vertreter der Arbeitsrichtung wandelte sich der Begriff der Familientherapie vor dem Hintergrund, dass nicht nur das System Familie als unmittelbares Beziehungsnetz einzelner Personen anzusehen ist, in den heute gebräuchlichen Terminus der Systemischen Therapie, welcher außerhalb des engeren Psychotherapiefeldes auch als Systemische Beratung bekannt ist (vgl. Brunner 2004, S.656). Zugleich sieht sich die Systemische Beratung durch diese Entwicklung mit einer gestiegenen Komplexität einzelner Beziehungsstrukturen konfrontiert (ebd.).
Neben der in Deutschland von Psychoanalytiker begründeten systemischen Therapie lassen sich eine Vielzahl weiterer Modelle vorfinden, welche sowohl in ihrem Bezug, ihrem Systembegriff als auch in ihrer Methode unterschiedliche Ansätze verfolgen (vgl. Schlippe & Schweitzer 2007, S.27). Hierbei lassen sich die bereits angesprochene Psychoanalyse, wie auch der Strukturalismus, die Kybernetik, der Konstruktivismus als auch philosophische und humanpsychologische Strömungen feststellen.
Ein weiterer und ebenfalls entscheidender Einfluss Systemischer Beratung stellt die Systemtheorie von Luhmann dar, welche im Folgenden noch einmal genauer beleuchtet werden soll. In meinen folgenden Ausführungen zur Theorie Luhmanns werde ich mich, falls nicht anders angegeben, auf die Ausarbeitung von Berghaus 2011 (S.32-56) beziehen.
3. Die Systemtheorie nach Luhmann
3.1 Systeme, Umwelten und die System-Umwelt-Differenz
Luhmann unterscheidet zwischen Systemen, welche sich selbst reproduzieren können und der Umwelt als allem anderen im Bezug zum jeweiligen System. Daraus abgeleitet werden kann, dass die Welt aus vielen Systemen und damit auch Umwelten besteht, wobei letztere im Machen des Systems selbst mitgestaltet wird. Durch den relativen Ordnungsprozess, welcher mit der Systembildung einhergeht, kann die Umwelt in Relation zum System als ungeordneter angenommen werden, da nur die Grenze durch das sich bildende System hervorgebracht wird, nicht aber die Mitordnung dessen außerhalb des Systems. Jene Grenzbildung wird auch vor dem Hintergrund des Ausmachens einer Differenz zwischen Umwelt und System unabdingbar.
Das System selbst zeichnet sich nach Luhmann durch die systemeigenen Aktivitäten des Operierens und Beobachtens aus. Das Operieren ist, wie aus oben bereits erörtertem Zusammenhang erschließbar, eine Hauptfunktion des Systems. Der Begriff des Beobachtens wird hierbei nicht passiv, sondern aktiv als Unterscheiden und Bezeichnen verstanden. Bedingt durch das Operieren eines Systems entsteht die System-Umwelt-Differenz. Im Folgenden sieht das System die Grenze zur Umwelt, kopiert diese in sich hinein und kann somit zwischen „Selbst“ als „ich selbst“ oder „wir selbst“ und „Fremd“ als „nicht-ich“ oder „nicht-wir“ unterscheiden.
Anzumerken ist des Weiteren, dass bei Luhmann neben dem Typus „Soziales System“, „Biologisches System“ und „Psychisches System“ der Mensch als System nicht auftaucht. So hält Berghaus 2005 fest, dass „der Mensch [...] in dieser Auflistung nicht enthalten [ist]. Menschen sind keine Systeme. Auch mehrere Menschen bilden keine Systeme.“ (S.33) Menschen sind hiernach ein Konglomerat oben genannter Systemtypen.
[...]
- Arbeit zitieren
- Philipp Hagemeier (Autor:in), 2012, Systemische Beratung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200314