Am 11. März 2011 wurde Japan von einem Erdbebenunglück mit der Stärke
9,0 auf der Richterskala und einer anschließenden Tsunamiwelle erschüttert. Dadurch kam es im Kernkraftwerk (KKW) der Betreiberfirma Tepco in Fukushima zu einer Kernschmelze, weil u. a. infolge dieser Naturkatastrophe die Stromversorgung der Kühler des Kraftwerks beschädigt wurde und somit die Kühlung der Brennstäbe nicht mehr gewährleistet werden konnte. Im weiteren Verlauf entwickelte sich durch eine Explosion eine radioaktive Kontamination der unmittelbaren Umgebung in signifikantem Ausmaß, sodass die japanische Regierung sich gezwungen sah, den Vorfall mit der höchsten INES-Stufe zu bewerten. Durch die Vergegenwärtigung der atomaren Gefahren entfachte zeitgleich insbesondere in Deutschland erneut eine Debatte über die Vor- und Nachteile der Stromerzeugung unter Verwendung von Nuklearenergie. Einige Monate nach der Verlängerung der Laufzeiten der KKW fing in Deutschland die regierungsführende Partei an, die nationale Energiepolitik vollständig umzukehren. Kurzfristig wurde per Gesetzesweg am 15. März 2011 die Abschaltung der sieben ältesten der 16 KKW in Deutschland für drei Monate beschlossen. Darüber hinaus wurde eine Ethik-Kommission einberufen, deren Auftrag darin bestand, das Für und Wider und insbesondere die Gefahren der Kernenergienutzung transparent zu machen. Nach dem Bericht der Ethik-Kommission vom Mai 2011 sei ein Ausstieg in den kommenden zehn Jahren realisierbar. Gemäß der aktuellen Rechtslage ist die Abschaltung des letzten Kernkraftwerks für 2022 vorgesehen. Mit zunehmender Antipathie der Gesellschaft in Deutschland gegenüber der Stromgewinnung mithilfe von Kernkraftwerken und der Befürwortung ihrer frühzeitigen Abschaltung begann eine zentrale Frage an Bedeutung zu gewinnen: Wird es einen Strompreisanstieg geben, der alleine auf den beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergie zurückzuführen ist? Um diese Frage zu beantworten, wurden inzwischen einige Studien erstellt, die von Bund und/oder Ländern aber auch von anderen Interessengruppen in Auftrag gegeben wurden. Wie aber kann es sein, dass alle diese zu derselben Fragestellung entwickelten Studien unterschiedliche Ergebnisse aufweisen, die unterschiedlichen Annahmen zugrunde liegen? Und sind diese Annahmen, etwa was die erwarteten Stromverbräuche, die Kapazität nutzbarer anderer Kraftwerke etc. anbelangt, realistisch oder werden sie zugunsten der Interessenstandpunkte der Auftraggeber getroffen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Beweggründe der Ausarbeitung
- 1.2 Ziele und Aufbau der Bachelorarbeit
- 2. Wertschöpfungsstufen im Strommarkt und grundlegende Zusammenhänge der Strompreisbildung
- 2.1 Allgemeine Einflussgrößen auf die Strompreise
- 2.2 Wertschöpfungsstufen im Strommarkt
- 2.3 Regulierte Netznutzungsentgelte
- 2.4 Strompreisbildung auf dem Großhandelsmarkt
- 2.5 Strompreisbildung für die Endverbraucher
- 2.6 Aufgaben und Bedeutung von Kernkraftwerken und ihre Funktionsweise
- 3. Analyse und Bewertung der ausgewählten Studien
- 3.1 Einführung und Kurzübersicht der ausgewählten Studien
- 3.2 Einstieg in den Ausstieg: Energiepolitische Szenarien für einen Atomausstieg in Deutschland
- 3.2.1 Einführung in die Studie
- 3.2.2 Verwendete Methodik und zugrunde liegende Annahmen
- 3.2.3 Analyse
- 3.2.4 Bewertung
- 3.3 Wirtschaftliche Folgen eines Kernenergieausstiegs in Deutschland
- 3.3.1 Einführung in die Studie
- 3.3.2 Verwendete Methodik und zugrunde liegende Annahmen
- 3.3.3 Analyse
- 3.3.4 Bewertung
- 3.4 Transformation des Stromerzeugungssystems mit forciertem Ausstieg aus der Kernenergie – Ein Beitrag zur Diskussion nachhaltiger Energiesysteme nach dem Reaktorunfall in Fukushima
- 3.4.1 Einführung in die Studie
- 3.4.2 Verwendete Methodik und zugrunde liegende Annahmen
- 3.4.3 Analyse
- 3.4.4 Bewertung
- 3.5 Kosten eines Ausstiegs aus der Kernenergie bis 2022 für Deutschland und Bayern
- 3.5.1 Einführung in die Studie
- 3.5.2 Verwendete Methodik und zugrunde liegende Annahmen
- 3.5.3 Analyse
- 3.5.4 Bewertung
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit den ökonomischen Auswirkungen eines beschleunigten Ausstiegs aus der Kernenergie in Deutschland. Ziel ist es, die Ergebnisse ausgewählter Studien zu analysieren und zu bewerten, um ein umfassendes Bild der Preistrends im Strommarkt zu gewinnen.
- Analyse der Auswirkungen eines forcierten Ausstiegs aus der Kernenergie auf die Strompreise in Deutschland
- Bewertung der verschiedenen ökonomischen Studien zum Thema Kernenergieausstieg
- Untersuchung der Auswirkungen auf die Wertschöpfungsstufen im Strommarkt
- Analyse der Rolle erneuerbarer Energien im Kontext eines forcierten Ausstiegs
- Bewertung der möglichen Folgen für die Endverbraucher
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema ein, erläutert die Beweggründe für die Ausarbeitung und legt die Ziele und den Aufbau der Bachelorarbeit dar. In Kapitel 2 werden die Wertschöpfungsstufen im Strommarkt sowie die grundlegenden Zusammenhänge der Strompreisbildung beleuchtet. Kapitel 3 analysiert und bewertet die ausgewählten Studien zu den Preistrends im Strommarkt im Kontext eines beschleunigten Ausstiegs aus der Kernenergie in Deutschland. Das Kapitel untersucht insbesondere die Methodik und die zugrunde liegenden Annahmen der jeweiligen Studien, analysiert die Ergebnisse und bewertet deren Aussagekraft.
Schlüsselwörter
Kernenergieausstieg, Strompreise, Strommarkt, Wertschöpfungsstufen, erneuerbare Energien, ökonomische Folgen, Preistrends, Studienanalyse, Bewertung.
- Quote paper
- Metin Baran (Author), 2011, Preiseffekte eines forcierten Ausstiegs aus der Kernenergie in der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200345