Unser Leben ändert sich von Jahrhundert zu Jahrhundert. Der technische Fortschritt bewegt uns weiter und bringt neue Arten von Erwerbsarbeit mit sich. Die Tätigkeiten, die früher nur von menschlicher Arbeitskraft geleistet wurden, können heutzutage viel schneller vom Computer und Internet durchgeführt werden. Somit wurde die Arbeitspallette einerseits reduziert und andererseits haben sich ganz neue Perspektiven eröffnet. Das „Normalarbeitsverhältnis“ ist in Vergessenheit geraten und der Prozess der „arbeitskraftorientierten Rationalisierung“ hat begonnen. Nick Kratzer und Dieter Sauer bezeichnen diesen Prozess folgendermaßen:
„Das Ziel arbeitskraftorientierter Rationalisierungsstrategien besteht im Zugriff auf bislang nur begrenzt zugängliche Ressourcen und Potenziale von Arbeitskraft: Das sind vor allem das Flexibilitäts- Steuerungspotenzial der Subjekte sowie deren kommunikative Fähigkeiten und empathische Eigenschaften und die bislang gegen den Betrieb abgegrenzten zeitlichen, räumlichen und sozialen Ressourcen der Lebenswelt der Beschäftigten.“ (Nick Kratzer, Dieter Sauer1 2003: 93)
Ein moderner Arbeitnehmer muss nicht nur über das nötige Fachwissen verfügen, sondern auch diszipliniert, kommunikativ, empathisch, motiviert, stress- und reisebelastbar, flexibel, selbstorganisiert und zielstrebig sein - ein Multitalent. Der Arbeitnehmer wandelt sich allmählich zum Arbeitskraftunternehmer Hans J Pongratz und G Günter Voß nennen einige Merkmale, die für den Arbeitskraftunternehmer typisch sind:
• „ Individualisierte Qualifikationen,
• systematische Selbst-Kontrolle der Arbeit,
• Selbstausbeutung, unklarer sozialer Schutz.“ (Hans J. Pongratz, G. Günter Voß2 2004: 26)
Im Weiteren versuche ich auf die neuen Anforderungen und Arbeitsbedingungen, mit welchen der heutige Erwerbstätige konfrontiert ist, näher einzugehen und die Einflüssen dieser Veränderungen auf den „Neuen Selbstständigen“ zu beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
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- Wandel der Erwerbsarbeit
- Neue Arbeitsbedingungen und Anforderungen
- Die „Neuen Selbstständigen"
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die neuen Arbeitsbedingungen und Anforderungen, mit denen Erwerbstätige heute konfrontiert sind, und analysiert, wie diese Veränderungen sich auf die „Neuen Selbstständigen" auswirken.
- Wandel der Erwerbsarbeit und ihre Auswirkungen auf das „Normalarbeitsverhältnis"
- Merkmale des modernen Arbeitnehmers: Flexibilität, Selbstkontrolle, Selbstökonomisierung und Selbstrationalisierung
- Die Entstehung neuer Arbeitsformen und -verhältnisse: Selbstständige, freie Mitarbeiter, befristete Beschäftigte, Teilzeitkräfte, Leiharbeitnehmer etc.
- Die Auswirkungen der neuen Arbeitsbedingungen auf die psychische Gesundheit der Erwerbstätigen: Stress, Leistungsdruck, Überforderung und Burnout
- Die Unterscheidung zwischen unabhängiger und abhängiger Selbstständigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
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Der Essay beginnt mit einer Beschreibung des Wandels der Erwerbsarbeit im Zuge des technischen Fortschritts. Die Arbeitspalette hat sich reduziert, gleichzeitig haben sich neue Perspektiven eröffnet. Das „Normalarbeitsverhältnis" gerät in Vergessenheit und der Prozess der „arbeitskraftorientierten Rationalisierung" setzt sich durch.
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Der moderne Arbeitnehmer muss über Fachwissen, Disziplin, Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Motivation, Stress- und Reisebelastbarkeit, Flexibilität, Selbstorganisation und Zielstrebigkeit verfügen. Er wandelt sich zum Arbeitskraftunternehmer, der sich durch individualisierte Qualifikationen, systematische Selbstkontrolle der Arbeit, Selbstausbeutung und unklaren sozialen Schutz auszeichnet.
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Der Essay analysiert die neuen Anforderungen und Arbeitsbedingungen, mit denen der heutige Erwerbstätige konfrontiert ist. Die Grenzen zwischen Arbeit und Lebenswelt verschwimmen, flexible Arbeitszeiten und neue Formen der Heim- und Mobilarbeit gewinnen an Bedeutung. Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten kann als positiv betrachtet werden, gleichzeitig dringt sie in die Privatsphäre ein und raubt Freizeit.
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Die Selbstkontrolle steht im Mittelpunkt der Eigenschaften, die für den modernen Erwerbstätigen von großer Bedeutung sind. Der Arbeitsprozess wird weniger detailliert von oben gesteuert, die Verantwortung für die Selbstkontrolle liegt beim Arbeitnehmer. Die Selbstökonomisierung beinhaltet die Fähigkeit, eigene Leistung zweckmäßig einzusetzen, sich als qualifizierte Arbeitskraft am Arbeitsmarkt zu „verkaufen" und im Interesse des Unternehmens zu agieren.
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Die Selbst-Rationalisierung verbindet die private Lebensführung mit der beruflichen Tätigkeit. Die Effektivität der Arbeit hängt oft mit der Lebensgestaltung zusammen. Die steigende Erwerbsarbeit der Frauen verändert die Familienführung, erwerbstätige Männer werden in die Haushaltsarbeit miteinbezogen. Die Fähigkeit zur Selbstdisziplinierung und Selbstintegration in den Betrieb ist unabdingbar.
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Das Normalarbeitsverhältnis und standardisierte Arbeitszeiten verlieren an Bedeutung. Das Beschäftigungskonzept wird heterogener, neue Formen des Arbeitsverhältnisses wie Selbstständige, freie Mitarbeiter, befristete Beschäftigte, Teilzeitkräfte, Leiharbeitnehmer etc. gewinnen an Bedeutung. Die Arbeitsbedingungen werden jedoch unsicherer, langfristige Stellen sind seltener geworden.
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Neue Arbeitsbedingungen und Anforderungen bringen Stress, Leistungsdruck, Arbeitsdruck, Überforderung und gesundheitliche Schäden mit sich. Befristete Arbeitsverträge führen zu Unsicherheit und Zweifel an der eigenen Fachkompetenz. Die Einarbeitungsphasen in Unternehmen sind oft unzureichend, der moderne Erwerbstätige wird ins kalte Wasser geworfen.
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Aus den neuen Anforderungen und Arbeitsbedingungen ergeben sich zwei Typen der Selbstständigkeit: unabhängige Selbstständigkeit und abhängige Selbstständigkeit. Die unabhängige Selbstständigkeit entspricht dem klassischen Bild des Selbstständigen, die abhängige Selbstständigkeit ist ein Produkt des gesellschaftlichen Umbruchprozesses.
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Der Mensch und seine Persönlichkeit stehen im Vordergrund, gleichzeitig unterliegt diese Persönlichkeit großer Ausbeutung am Arbeitsmarkt. Hohe Anforderungen und Arbeitsbedingungen treiben den Erwerbstätigen an die Grenzen seiner Kraft. Psychische Unterstützung ist oft notwendig, um mit den Anforderungen und Arbeitsbedingungen umgehen zu können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Wandel der Erwerbsarbeit, die neuen Arbeitsbedingungen und Anforderungen an moderne Erwerbstätige, die „Neuen Selbstständigen", die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die Selbstkontrolle, die Selbstökonomisierung und die Selbstrationalisierung. Der Essay beleuchtet die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die psychische Gesundheit der Erwerbstätigen, insbesondere die Entstehung von Stress, Leistungsdruck, Überforderung und Burnout. Die Unterscheidung zwischen unabhängiger und abhängiger Selbstständigkeit wird ebenfalls thematisiert.
- Quote paper
- Olga Ugolnikova (Author), 2010, Wandel der Erwerbsarbeit , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200358