In der Politikwissenschaft wurde des öfteren die einleuchtende Frage gestellt, ob sich Parteien eigentlich voneinander unterscheiden – ‚do parties matter’ ? Diese Hinterfragung erscheint vor dem Hintergrund dauernder Umbruchsprozesse, einer globalisierten Welt und vielfachen Einflussfaktoren verständlich und auch berechtigt. Es stellt sich dementsprechend die Frage, ob die parteipolitische Färbung einer Regierung im Hinblick auf outputs und outcomes in den Bereichen Wirtschafts- und Sozialpolitik oder Arbeitsmarktpolitik etc. einen Unterschied macht oder nicht.
Selbstverständlich gibt es die Vertreter der sogenannten Parteiendifferenzthese, die diese so gestellte Frage eindeutig bejahen, andererseits auch die Anhänger der entgegengesetzten Parteienkonvergenzthese oder parteipolitischen Nullhypothese, die die These einer Parteiendifferenz nur eingeschränkt als gültig anerkennen bzw. völlig ablehnen.
Die Parteiendifferenzthese wurde zuerst durch Douglas A. Hibbs geprägt. In seinem Aufsatz „Political Parties and Macroeconomic Policy“ 1 aus dem Jahre 1977 untersuchte er den Zusammenhang zwischen den Zielkonflikten Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität, zwischen demokratisch-linken und republikanisch/konservativen Parteien und der Präferenzentscheidungen der Senkung der Arbeitslosenrate oder Verminderung der Inflationsrate. In dieser ‚partisan theory’ durchleuchtete Hibbs die Arbeitslosenquoten und Inflationsraten in 12 verschiedenen westlichen Industrieländern ( USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Deutschland, Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden ) von 1948-1972 und versuchte nun in seinen Analysen einen Zusammenhang zwischen makroökonomischer Politik und einer politischen Unterscheidung nach dem Rechts-Links-Schema herauszuarbeiten.
Da aus seiner Sicht die beiden angestrebten Ziele der Phillips-Kurve, also die Faktoren Preisstabilität und Vollbeschäftigung inkompatibel waren und niemals gleichzeitig erreicht werden konnten, stellte sich eine jede Regierung stets die Frage nach der jeweiligen Priorität.
Inhaltsverzeichnis
- Die Parteiendifferenz- und die Parteienkonvergenzthese
- Der Wohlfahrtsstaat und die parteipolitische Dominanz
- Der Dritte Weg und seine Auswirkungen auf die Parteiendifferenzthese
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob sich Parteien in der Politik tatsächlich unterscheiden - „do parties matter?“. Sie analysiert die Parteiendifferenz- und die Parteienkonvergenzthese im Kontext des Wohlfahrtsstaates und untersucht, inwieweit der "Dritte Weg" die Parteiendifferenzthese beeinflusst.
- Die Parteiendifferenzthese: Unterscheiden sich Parteien in ihrer Politik?
- Die Parteienkonvergenzthese: Konvergieren Parteien in ihren Programmen und Zielen?
- Der Wohlfahrtsstaat: Welche Rolle spielt er in der Parteiendifferenz?
- Der "Dritte Weg": Wie beeinflusst er die Parteiendifferenzthese?
- Die Rolle von Wählern und Interessenvertretungen in der Parteiendifferenz.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 befasst sich mit der Parteiendifferenz- und der Parteienkonvergenzthese. Es werden die beiden Theorien detailliert vorgestellt und ihre theoretischen Grundlagen beleuchtet. Die Arbeit analysiert die Argumentationslinien der jeweiligen Theorie und stellt wichtige Vertreter der beiden Denkrichtungen vor.
Kapitel 2 widmet sich der Rolle des Wohlfahrtsstaates im Kontext der Parteiendifferenz. Es werden die Auswirkungen der verschiedenen Wohlfahrtsstaatmodelle auf die parteipolitische Landschaft und die Gestaltung der Sozialpolitik untersucht. Die Arbeit betrachtet, wie Parteien im Spannungsfeld zwischen Sozialstaatlichkeit und Wirtschaftswachstum agieren.
Kapitel 3 analysiert den "Dritten Weg" und seine Auswirkungen auf die Parteiendifferenzthese. Es werden die Kernpunkte des "Dritten Weges" vorgestellt und die politischen Strategien im Hinblick auf die Parteiendifferenz untersucht. Die Arbeit beleuchtet, inwieweit der "Dritte Weg" zu einer Annäherung der Parteien führt oder zu neuen Differenzlinien führt.
Schlüsselwörter
Parteiendifferenzthese, Parteienkonvergenzthese, Wohlfahrtsstaat, "Dritter Weg", Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Politisches System, Parteienlandschaft, Wählerverhalten, Interessenvertretungen, Regierungshandeln.
- Quote paper
- Alexander Stock (Author), 2003, Der dritte Weg und die Parteiendifferenzthese in Wohlfahrtsstaaten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20041