Zeitarbeit wird in Unternehmen mittlerweile nicht nur zur Erzielung kurzfristiger Flexibilisie-rungsvorteile genutzt, sondern dient darüber hinaus als Instrument der Personalrekrutierung. Neueste Untersuchungen zeigen, dass knapp 25% aller Leiharbeitnehmer im letzten Entleih-betrieb verbleiben. Dieser Klebeeffekt der Zeitarbeit wird im Rahmen dieses Beitrags unter Einbeziehung der Turnier-Theorie diskutiert. Dabei werden Turniere zwischen zwei Leihar-beitnehmern in einem Entleihbetrieb dazu genutzt, denjenigen Arbeitnehmer zu ermitteln, der das beste Arbeitsplatz-Matching garantiert. Der Einsatz solcher Turniere stellt für das Entlei-hunternehmen demnach ein Instrument zur Realisierung des Allokations- und Anreizziels bei der Besetzung einer vakanten Stelle dar. Die Turnierteilnehmer messen dabei einer Festanstel-lung einen höheren Nutzen zu als der Beschäftigung als Zeitarbeitskraft.
Die Anwendung der Turnier-Theorie zeigt, dass durch den Einsatz von Leiharbeitnehmertur-nieren sowohl Vorteile für den Entleihbetrieb als auch für Leiharbeitnehmer, Verleihunter-nehmen und Stammarbeitskräfte generiert werden können. So profitiert das Entleihunterneh-men besonders von der doppelten Selektionsfunktion des Leiharbeitnehmerturniers und der Homogenität der entsandten Arbeitnehmer. Die Zeitarbeiter wiederum versprechen sich von einer Übernahme in die Stammbelegschaft neben einem Einkommenszuwachs, Beschäfti-gungssicherheit und Aufstiegschancen. Für die Verleihbetriebe zählt in erster Linie der Repu-tationsgewinn, den sie durch eine Vielzahl abgegebener Leiharbeitnehmer erzielen können.
Negativen Effekten, die durch Beeinflussungs- und Sabotageaktivitäten sowie Kollusionen verursacht werden können, kann durch die Einbeziehung der Stammarbeitskräfte als subjekti-ve Beurteiler entgegnet werden. Dadurch verbessert sich das Kooperationsverhalten der fest angestellten Belegschaft und damit zugleich Produktivität und Leistungsbereitschaft der Leih-arbeitnehmer. Außerdem wird durch die Beteiligung an der Auswahl eines zukünftigen Kolle-gen eine Art Erfolgsbeteiligung induziert.
Insgesamt kommt diese Arbeit zu dem Ergebnis, dass sich der Einsatz von Leiharbeitnehmer-turnieren aus ökonomischer und personalpolitischer Sicht lohnt. Wenn die verschiedenen kontraproduktiven Effekte bei der Gestaltung und Durchführung eines solchen Turniers be-achtet werden, führt dies zu einem positiven Nutzen für alle beteiligten Akteure.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Arbeitnehmerüberlassung im Überblick
- Leiharbeitnehmerübernahme in Stammbelegschaften
- Die Turniertheorie in Leiharbeitnehmerturnieren
- Der Einsatz von Leiharbeitnehmerturnieren als Selektionsinstrument
- Der Einsatz von Leiharbeitnehmerturnieren als Anreizinstrument
- Subjektive Leistungsbeurteilungen in Leiharbeitnehmerturnieren
- Resultierende Effekte aus Leiharbeitnehmerturnieren
- Perspektive der Leiharbeitnehmer
- Perspektive des Entleihbetriebes
- Perspektive des Verleihbetriebes
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einsatz von Leiharbeitnehmerturnieren als Instrument der Personalrekrutierung in Unternehmen. Die Arbeit analysiert die Funktionsweise solcher Turniere im Rahmen der Turnier-Theorie und untersucht deren Auswirkungen auf die beteiligten Akteure, insbesondere Leiharbeitnehmer, Entleih- und Verleihbetriebe sowie Stammarbeitskräfte.
- Der Klebeeffekt der Zeitarbeit und die Übernahme von Leiharbeitnehmern in die Stammbelegschaft
- Die Anwendung der Turnier-Theorie im Kontext von Leiharbeitnehmerturnieren
- Die Vorteile und Nachteile von Leiharbeitnehmerturnieren für alle beteiligten Akteure
- Die Bedeutung von subjektiven Leistungsbeurteilungen in Leiharbeitnehmerturnieren
- Die Rolle der Stammarbeitskräfte bei der Auswahl von Leiharbeitnehmern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland ein und beleuchtet die Bedeutung der Zeitarbeit als Instrument der Personalanpassung. Es wird ein Überblick über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Zeitarbeit in Deutschland gegeben.
- Arbeitnehmerüberlassung im Überblick: Dieses Kapitel beleuchtet die rechtlichen und sozioökonomischen Aspekte der Arbeitnehmerüberlassung. Es werden die verschiedenen Arten der Arbeitnehmerüberlassung, die relevanten Gesetze und die Auswirkungen der Zeitarbeit auf andere Personalinstrumente diskutiert.
- Leiharbeitnehmerübernahme in Stammbelegschaften: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Phänomen der Übernahme von Leiharbeitnehmern in die Stammbelegschaft von Entleihbetrieben. Es untersucht die Gründe für diesen "Klebeeffekt" der Zeitarbeit und die verschiedenen Faktoren, die diesen Prozess beeinflussen.
- Die Turniertheorie in Leiharbeitnehmerturnieren: Dieses Kapitel präsentiert die Turnier-Theorie als theoretisches Framework für die Analyse von Leiharbeitnehmerturnieren. Es wird erläutert, wie solche Turniere als Selektions- und Anreizmechanismus im Kontext der Personalrekrutierung eingesetzt werden können.
- Resultierende Effekte aus Leiharbeitnehmerturnieren: Dieses Kapitel beleuchtet die Folgen von Leiharbeitnehmerturnieren aus der Perspektive der Leiharbeitnehmer, des Entleihbetriebes und des Verleihbetriebes. Es werden die Vorteile und Nachteile für jede beteiligte Partei diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen der Personalwirtschaft und der Arbeitsmarktforschung, darunter die Arbeitnehmerüberlassung, Leiharbeit, Zeitarbeit, Turnier-Theorie, Personalrekrutierung, Selektion, Anreizsysteme, subjektive Leistungsbeurteilung, Stammarbeitskräfte, Leiharbeitnehmer, Entleihbetrieb, Verleihbetrieb, Kooperationsverhalten, Produktivität, Leistungsbereitschaft, Erfolgsbeteiligung, und ökonomische und personalpolitische Auswirkungen.
- Arbeit zitieren
- Andre Kolle (Autor:in), 2008, Leiharbeit als Sprungbrett zur Festanstellung: Eine ökonomische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200412