Wallfahrten und Pilgerreisen sind Phänomene, deren herausragendste Merkmale in der Erfahrung von Heimatferne, Gruppenerleben und dem angenommenen unmittelbaren Erleben sakraler Präsenz liegen.
Victor W. Turner, einer der prägenden ethnologisch arbeitenden Pilgerforscher, stellt in seiner Einleitung zu “Image and Pilgrimage in Christian Culture” fest, daß die charakteristische Art und Weise des Vollzugs und der Bewertung von Pilgerbewegungen in Kulturen, die er als “ideologically dominated by the ‘historical’ (…) religions” bezeichnet, einer detaillierten Betrachtung bedürfe (1978: 3). Während Pilgerbewegungen in vielen Glaubensgemeinschaften bekannt und etabliert sind, hält er die im christlichen Kontext zu beobachtende spezielle Art von Grenzerfahrung für eine besonders plausible Illustration seines Communitaskonzepts, die alle herausragenden Elemente seiner Theorie über strukturelle und astrukturelle Gemeinschaftsanteile aufweise.
Im Folgenden soll ein Schlaglicht auf die Verflechtungen jener Eigenschaften, die sein Communitaskonzept auszeichnen, mit jenen, die er den Pilgerbewegungen – insbesondere den christlichen – zuschreibt, geworfen werden. Wegen Platzmangels kann leider nicht, wie eigentlich vorgesehen, auf konkrete empirische Studien eingegangen werden; aus diesem Grund wird sich die Arbeit auf eine Analyse der Turner’schen Sichtweise in ihren einzelnen Facetten sowie eine Erläuterung der markantesten Kritikpunkte zu seinen diesbezüglichen Arbeiten konzentrieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Communitas
- Begriffsklärung
- Formen von Communitas
- Entwicklung des Begriffs
- Konkretisierungen von Communitas
- Pilgern
- Definition nach Turner
- Obligates und frei gewähltes Pilgern
- Eigenschaften
- Formen
- Communitas und Pilgern in Turners Liminalitätskonzept
- Liminalität
- Antistruktur
- Pilgern und Liminalität
- Antithetische Elemente
- Eine besondere Gemeinschaft: christliche Pilgerreisen
- Pilgern in institutionalisierten Glaubensgemeinschaften
- Communitaselemente
- Communitas und Institution
- Der Pilgerweg
- Ankunft und maximale Liminalität
- Wiedereingliederung
- Communitas als Konfliktlösung
- Ahierarchische Elemente und Freiwilligkeit
- Communitas - normativ oder spontan?
- Kritik
- Zur Pionierrolle und Modellbezogenheit Turners
- Philosophisch-theologische Exkurse
- ,,Ritual elders“ und „,historical individuals”
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Verbindung von Turners Communitaskonzept und dem Phänomen der Pilgerreisen, insbesondere im christlichen Kontext. Sie analysiert die Gemeinsamkeiten und Überschneidungen zwischen den beiden, indem sie Turners Theorie auf die spezifischen Eigenschaften von Pilgerbewegungen anwendet.
- Das Konzept der Communitas bei Victor W. Turner
- Die Merkmale und Formen des Pilgerns
- Die Rolle der Liminalität und Antistruktur im Pilgererlebnis
- Die Bedeutung von Communitas in christlichen Pilgerreisen
- Kritik an Turners Theorien und deren Anwendung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Pilgerreisen und die Bedeutung von Turners Communitaskonzept in diesem Kontext dar. Kapitel 2 erläutert den Begriff der Communitas und seine verschiedenen Formen, während Kapitel 3 auf die Definition und Eigenschaften des Pilgerns im Sinne Turners eingeht. Kapitel 4 untersucht die Verbindung zwischen Communitas und Pilgern im Rahmen von Turners Liminalitätskonzept. Kapitel 5 beleuchtet die Besonderheiten christlicher Pilgerreisen und ihre Gemeinsamkeiten mit dem Communitaskonzept. Kapitel 6 widmet sich der Kritik an Turners Theorien, während das Fazit die wichtigsten Punkte der Arbeit zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Communitas, Liminalität, Antistruktur, Pilgern, christliche Pilgerreisen, Victor W. Turner, Grenzerfahrung, strukturelle und astrukturelle Gemeinschaftsanteile, Gemeinschaft, Identität, Religion, Kultur.
- Arbeit zitieren
- Mira Menzfeld (Autor:in), 2011, Pilgerreisen und Communitas nach V. W. Turner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200528