Der Begriff kann nicht eindeutig gefasst werden, da die Kategorien, nach denen die
Zugehörigkeit zu ihm definiert wird, unterschiedlich sind. Seine Bedeutung ist abhängig von
den Einstellungen und Wertungen, die Menschen gegenüber ihm entwickeln. Seine aktuellen
Bedeutungen sind vor dem Hintergrund seiner historischen Ausweitung und Verwendung in
sozialen, wirtscha ftlichen und kulturellen Gesellschaftsbereichen zu verstehen. Sozialer
Aufstieg, Prestige und die Chancen zum individuellen Erwerb von Qualifikationen waren in
der ständischen Gesellschaft an die Herkunft gebunden. Indem im 19. und 20. Jahrhundert das
Bürgertum und die Arbeiterschaft diese Privilegien auf sich ausdehnten, wurde die Leistung
zum gesellschaftlichen Selektionskriterium, ohne damit in allen Teilen der Gesellschaft
gleichermaßen eine Ausweitung zu erfahren. In einigen Bereichen erscheint das
Leistungsprinzip daher als Begründungskriterium zur Legitimation unverdienter,
statuszuschreibender und historisch älterer Kriterien zur Ausschaltung gleichberechtigter
Chancenzuweisungen. 1 Mit dem Prozess der tendenziellen Erschließung wirtschaftlicher,
kultureller und sozialer Bereiche hängt das selektive Moment der Leistung zusammen.
Aufgrund des begrenzten gesellschaftlichen Bedarfs an „Führungskräften“ diente das
Leistungsprinzip lange als wenig hinterfragtes Selektionskriterium. Das Ausleseverfahren
erfuhr eine Ausweitung auf die planmäßige Schule, welches in der Folge
identifikationsstiftenden Funktion für Pädagogisierungstendenzen in der Schule besaß und
wesentlichen Inhaltsstoff für gesamtgesellschaftliche Diskussionen bot. Deren Ergebnisse
weisen auf die Notwendigkeit zur Hinterfragung des Leistungsprinzips in seiner schulischselektiven
Funktion hin, da es scheinbar die Ungleichheit anstelle der Chancengleichheit
fördert. Schichtenspezifische Sozialisations- und Erziehungsbedingungen stellen
beispielsweise größere Unterschiede in der Voraussetzungen zum Erreichen historisch
erschlossener Handlungsspielräume dar, als lange Zeit angenommen. [...]
1 Kleber, Eduard W.: Diagnostik in pädagogischen Handlungsfeldern, Weinheim und München 1992, S. 85
Inhaltsverzeichnis
- 1. Der multivalente Begriff Leistung
- 2. Die Anforderungen an die schulische Leistungsbeurteilung
- 3. Die Arten der schulischen Leistungsbeurteilung
- 4. Die Arten der Leistungsermittlung im Sportunterricht
- 5. Die schulsportlichen Leistungserfassung und Bewertung in der sportwissenschaftlichen Diskussion
- 6. Probleme der Leistungsermittlung im Sportunterricht
- 7. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Ermittlung und Bewertung von Leistungen im Sportunterricht. Ziel ist es, die verschiedenen Aspekte des Leistungsbegriffs im schulischen Kontext zu beleuchten und die Anforderungen an eine objektive und valide Leistungsbeurteilung im Sport zu analysieren.
- Der multivalente Begriff "Leistung" und seine unterschiedlichen Bedeutungen in verschiedenen Disziplinen
- Die Anforderungen an eine faire und gerechte schulische Leistungsbewertung
- Die verschiedenen Arten der Leistungsermittlung und -bewertung im Sportunterricht
- Die wissenschaftliche Diskussion über die Erfassung und Bewertung von schulsportlichen Leistungen
- Probleme und Herausforderungen bei der Leistungsermittlung im Sportunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Der multivalente Begriff Leistung
Dieses Kapitel erörtert den komplexen und vielschichtigen Begriff "Leistung" und seine unterschiedlichen Bedeutungen in verschiedenen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontexten. Es wird die historische Entwicklung des Leistungsbegriffs beleuchtet und die Auswirkungen auf die gesellschaftliche Selektion und den sozialen Aufstieg thematisiert. Der Beitrag beleuchtet die Bedeutung des Leistungsprinzips in der Bildung und stellt die Bedeutung von individuellen Voraussetzungen und Sozialisationsbedingungen für die Leistungserbringung heraus.
2. Die Anforderungen an die schulische Leistungsbeurteilung
In diesem Kapitel werden die Anforderungen an eine faire und valide schulische Leistungsbeurteilung behandelt. Es wird zwischen Leistungsfeststellung und -bewertung unterschieden und die funktionalen Bedeutungen der Leistungsbewertung in den Bereichen Pädagogik und Selektion erläutert. Außerdem werden die wichtigsten Fehlerquellen bei der subjektiven Beurteilung von Leistungen identifiziert und ihre Auswirkungen auf den Beurteilungsprozess diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Dirk Wanitschek (Autor:in), 2002, Ermittlung und Bewertung schulsportlicher Leistungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20068