Wir wollen, […], Bürger unserer Zeit seyn und bleiben, weil es nicht anders seyn kann; sonst aber und dem Geiste nach ist es das Vorrecht und die Pflicht des Philosophen wie des Dichters, zu keinem Volk und zu keiner Zeit zu gehören, sondern im eigentlichen Sinne des Worts der Zeitgenoße aller Zeiten zu seyn.1
Mit diesen Worten Friedrich Schillers an Friedrich Heinrich Jacobi hätte auch Christoph Martin Wieland (1733-1813) argumentieren können. Ein umstrittener und vielleicht in der heutigen Zeit unterschätzter Autor, dessen Werke die jugendlichen Schwärmer des Göttinger Hainbundes feierlich verbrannten, der von Napoleon einen Orden nach einem persönlichen Gespräch erhielt und der sein Leben als Hauslehrer, Kanzleiverwalter, Philosophieprofessor, Prinzenerzieher, Zeitschriftenherausgeber, Landwirt und Dichter bestritt.2 Er gilt als der erste deutsche Nationalautor und verkörpert mit seinen Bemühungen um die Zeitschrift Teutscher Merkur und anderen Schriften in der Forschung einen Weltbürger, der das eigene im Fremden zu erkennen vermochte und es in seiner Nationalliteratur beheimatete.3
Wieland entwarf in seinen Schriften ein völlig anderes Bild als das der vorherrschenden nationalen Schwärmereien und fand eine patriotische Verehrung des eigenen Staates unabhängig von Oberhaupt und gesellschaftlicher Ordnung.
Exemplarisch für die Auseinandersetzung und Beurteilung mit dem deutschen Nationalstolz ist die Schrift „Ueber teutschen Patriotismus. Betrachtungen, Fragen und Zweifel“ aus dem Jahr 1793. Sie soll im Zentrum dieser Arbeit stehen und mit den voranstehenden Artikeln Wielands und mit zwei seiner Mitarbeiter, Johann Georg Jacobi und Joachim Christian Friedrich Schulz, beim Teutschen Merkur verknüpft werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Wielands Verhältnis zum Patriotismus
- Das Verhältnis Wielands zum Patriotismus vor der französischen Revolution
- ,,Ueber teutschen Patriotismus. Betrachtungen, Fragen und Zweifel“ (1793)
- Fazit.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Christoph Martin Wielands Verhältnis zum deutschen Patriotismus, insbesondere im Kontext seiner Schrift „Ueber teutschen Patriotismus. Betrachtungen, Fragen und Zweifel“ aus dem Jahr 1793. Sie untersucht die Entwicklung seiner Denkweise und positioniert sie im Spannungsfeld zwischen Nationalismus und Kosmopolitismus.
- Wielands Verständnis von Patriotismus und seine Kritik an übertriebenem Nationalismus.
- Die Rolle des Teutschen Merkur und Wielands Beitrag zur deutschen Nationalliteratur.
- Wielands Position im Kontext der deutschen Aufklärungsdebatte.
- Die Bedeutung von kosmopolitischem Denken in Wielands Werk.
- Die Rezeption von Wielands Schriften in der Forschung.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Christoph Martin Wieland als umstrittenen und unterschätzten Autor vor, der mit seinen Schriften einen eigenen Weg zwischen Nationalismus und kosmopolitischem Geist beschritt. Der Fokus der Arbeit liegt auf Wielands Schrift „Ueber teutschen Patriotismus“ (1793) und deren Einordnung in den Kontext seiner anderen Schriften sowie seiner Tätigkeit beim Teutschen Merkur.
Wielands Verhältnis zum Patriotismus
Das Verhältnis Wielands zum Patriotismus vor der französischen Revolution
Dieser Abschnitt untersucht Wielands frühe Ansichten zum Patriotismus, die stark von der allgemeinen Aufklärungsbewegung geprägt waren. Es wird dargestellt, wie der Begriff „Patriotismus“ in dieser Zeit eher sekundär zu anderen aufgeklärten Idealen wie Toleranz und Wahrheit stand. Wielands frühe Werke zeigen noch keine eindeutige nationale Identitätsbildung.
,,Ueber teutschen Patriotismus. Betrachtungen, Fragen und Zweifel“ (1793)
Dieser Teil beschäftigt sich mit Wielands Schrift „Ueber teutschen Patriotismus“, die als zentrales Argument der Arbeit gilt. Es wird die Kritik Wielands an übertriebenem Nationalismus herausgearbeitet und die Rolle dieser Schrift in der damaligen Debatte um den deutschen Nationalgeist untersucht. Der Abschnitt bezieht sich auch auf die Zusammenarbeit Wielands mit Johann Georg Jacobi und Joachim Christian Friedrich Schulz beim Teutschen Merkur.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Patriotismus, Nationalismus, Kosmopolitismus, deutsche Nationalliteratur, Teutscher Merkur, Christoph Martin Wieland, Friedrich Schiller, Aufklärung, Vernunft, Toleranz, und die Schriften „Ueber teutschen Patriotismus“, „Der Teutsche Merkur“.
- Quote paper
- Christina Gierschick (Author), 2011, Christoph Martin Wieland und der deutsche Patriotismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200865